An Hand einer aktuellen Analyse der Weltgeschichte (von Ägypten bis zu den Vereinten Nationen) wird der Nachweis erbracht, dass sich die biblischen Weissagungen Daniels sowie die Apokalypse des Johannes in unserem Jahrhundert erfüllt haben und der «vollendete Antichrist» offen hervorgetreten ist, so dass die
«Zeiten der Nationen» nunmehr zu Ende gehen, und wir uns bereits seit geraumer Zeit mitten im Strudel einer zum Untergang verurteilten Welt befinden.
Ferner wird in einer umfangreichen Studie die Zuverlässigkeit der Genesis nachgewiesen und unter Zugrundelegung der biblischen Angaben die wahre Struktur unseres Universums nachgezeichnet.
E I N F Ü H R U N G
Von jenem Tage aber und von jener Stunde hat niemand Kenntnis, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern ganz allein der Vater.
Aber gleichwie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes - sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging; und sie achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin -,also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes. (Matth. 24; 35-39)
«Der endzeitliche Charakter des Evangeliums ist erst um die Jahrhundertwende entdeckt worden, wobei das bürgerliche Sicherheitsgefühl sich der akuten Bedeutung dieser Endzeitlichkeit verschloss. Daher werden uns erst durch die einen Untergang enthüllenden unheimlichen Ereignisse die Augen geöffnet für die Gleichzeitigkeit mit diesem endzeitlichen Evangelium. Dieser Untergang vollzieht sich an der modernen Welt und stellt der Verkündigung eine ganz bestimmte Aufgabe. Dieser Aufgabe dürfen wir nicht ausweichen (…); denn der Untergang soll uns zum Eingang in das endzeitliche Evangelium werden, welches damit gleichzeitig wird…
Theologen und Christen (…) befinden sich nicht unter denen, welche die furchtbare Katastrophe vorausgesehen haben, in der wir stehen… Allein das Absterben kirchlichen Lebens wäre für sie Anlass genug gewesen, den drohenden Untergang ins Auge zu fassen. Der Grund dafür liegt einmal in dem unklaren und zwiespältigen Verhältnis des Protestantismus zur modernen Welt, vor allem aber in dem unausrottbaren Trieb der Geistlichkeit, in solchen Zeiten sich dem Untergang zu entziehen. Selbst das Evangelium wird für diese Rettungsversuche missbraucht…
Die Welt, welche vor unseren Augen untergeht, ist die Welt der europäischen Zivilisation… Mit dem Siege des Papsttums über das Kaisertum hat auch die kirchliche Entwicklung ihren Höhepunkt überschritten. Erstarrung und Auflösung setzten schon hier ein. Die Reformation hat diesen Niedergang nicht überwinden können, so dass die Einheit der Kirche zerbrach… Unter der Führung der Naturwissenschaft entwickelte sich eine rein innerweltliche Atmosphäre und eine nie da gewesene Entfaltung seelenloser Energien, welche eine blendende Scheinwelt der Großstädte und Industrien schufen und der Macht des Kapitals unterwarfen. Diese moderne Welt geht unter in einem Vorgang, der zunächst als Selbstvernichtung erscheint und aufgefasst werden kann. Der tiefere Grund aber dieser Katastrophe der modernen Welt liegt in einem Abfall, durch den sie ihren innerweltlichen Charakter erhielt. Sie ist nicht von der christlichen Religion her geformt und geordnet worden. Diese europäische Zivilisation hat ihren beherrschenden und zugleich zerstörenden Einfluss auf die ganze Erde ausgedehnt. - Lic. Georg Noth (Theol. Lit.-Ztg. Nr. 1/48)»
Die Geschichte der Auslegung des Danielbuches ist spannender als jede andere Auslegungsgeschichte irgendeines biblischen Buches - ausgenommen die der Offenbarung. Zugleich macht die Auslegung ungewöhnliche Schwierigkeiten. Denn Daniel zählt «zu den schwierigsten Büchern» der Bibel, die Literatur darüber ist immens, und die Ausleger bieten die verschiedensten und widersprüchlichsten Erklärungen an…
Die ersten sicheren Spuren einer Danielbenutzung und -auslegung finden wir in der Qumran-Gemeinschaft, die von ca. 150 v.Chr. bis 68 n.Chr. die Siedlung Qumran, nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres, bewohnte. Aus den Verstecken, den benachbarten Höhlen kamen insgesamt 7 Fragmente des Danielbuches ans Licht. … Eines der Fragmente wird noch ins 2. Jh. v.Chr. datiert…
Jesus selber hat das Danielbuch nach dem Zeugnis der Evangelien studiert und benutzt und die danielische Prophetie weitergeführt. Paulus im 1. Korinther- und 2. Thessalonicherbrief und Judas machen vom Danielbuch gebrauch. Für das NT liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der Prophetie Daniels, die sich erst in Zukunft ganz erfüllen wird. Ebenso eindeutig wird der Menschensohn von Dan. 7 auf Jesus als Messias bezogen…
Der Verfasser des Buches ist (also) Daniel selbst. Weil das Buch so alt ist, konnte man es im Jahre 332 v.Chr. Alexander dem Großen zeigen, als dieser bei seiner Eroberung auch durch Palästina kam. Alexander habe sich selber als der „König von Griechenland" nach Dan 8,21 erkannt.» (Quelle: Gerhard Maier "Der Prophet Daniel" Wuppertaler Studienbibel, R. Brockhaus Verlag Wuppertal, Seite 22ff)
„Die Offenbarung des Johannes ist das am meisten misshandelte Buch der Bibel, von den Schwärmern vergewaltigt, von den Intellektuellen verachtet. Aber das sollte hellhörig machen, denn dieses Buch teilt offenbar in besonderer Weise das Schicksal der Botschaft vom gekreuzigten Christus, die ‚den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit’ ist." (Wort und Tat, Kassel).
Schlussbemerkung: Warum alle bisherigen geschichtlichen Auslegungen nur Stückwerk und meist schon im Ansatz falsch waren, liegt vor allem darin begründet, dass die biblische Weissagung auf Gottes Geheiß «bis auf die letzte Zeit verschlossen und versiegelt war», und sie deshalb vor Beginn der Endzeit auch nicht recht verstanden werden konnte:
«Du aber, Daniel, halte das Gesagte unter Verschluss und versiegle das Buch bis zur Endzeit; viele werden es dann durchforschen, und so wird die Erkenntnis zunehmen. (Dan.12,4).
Viele werden ausgesondert, gereinigt und geläutet werden, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; und kein Gottloser wird Verständnis dafür haben, während die Verständigen es verstehen werden.» (Dan. 12,10)
«Es wird aber DES HERRN TAG kommen wie ein Dieb in der Nacht, an welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen.»
2.Petr.3.Und der Apostel Johannes, der den von Petrus erwähnten
«TAG DES HERRN» - die Zeit des Endes - in einer geistigen Vorausschau gesehen hat, berichtet:«Ich war im Geist an des Herrn Tag und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch...»
- Offb.1 10-11.«Und ich sah einen großen, weißen Stuhl und den, der darauf saß, vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte gefunden...» - Offb.20;
11Offenbar müssen wir, wenn wir der biblischen Weissagung folgen wollen, zum Weltende mit einer völligen Zerstörung von Himmel und Erde rechnen, also mit einer kosmischen Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.
Doch diese Katastrophe wird nicht - wie allgemein befürchtet - durch einen dritten Weltkrieg ausgelöst werden, sondern ihre ungeheure Dimension weist vielmehr darauf hin, dass dieses Ereignis wohl eher von außen her - also aus dem Kosmos selbst - über uns hereinbrechen wird.
Unsere Sonne beispielsweise könnte sich zu einem Roten Riesen aufblähen und «die Erde und die Werke, die darauf sind, verbrennen»; aber auch Kometen und Geschosse aus dem All können diese Katastrophe auslösen.
Der Physiker und Astronom Hermann-Michael Hahn schreibt: Das kann jederzeit passieren: Ein kilometergroßer Asteroid schlägt auf der Erde ein. Die freigesetzte Energie ist so groß, dass eine Atombombe dagegen wie ein Silvesterknaller wirkt. Fast alles Leben wird dabei vernichtet. Für Sekunden wird der Himmel von einem gleißenden Leuchten erfüllt, heller noch als tausend Sonnen. Die Erde erbebt, und ein fürchterliches Dröhnen lässt die Luft erzittern. Eine gewaltige glutheiße Druckwelle fegt über die Landschaft, knickt Bäume wie Streichhölzer und setzt alle Pflanzen im weiten Umkreis in Brand. Das aber ist erst der Anfang der Apokalypse. (bild der wissenschaft 4/1993).
Angesichts dieses grauenvollen Szenarios stehen wir vor der Frage, ob der Apostel Johannes eine Katastrophe solch riesigen Ausmaßes vorausgesehen hat, als er in der Apokalypse folgendes niederschrieb:
Beim Ausgießen der siebten Zornesschale erfolgten Blitze, Getöse und Donnerschläge; und ein gewaltiges Erdbeben entstand, wie noch nie eins gewesen war, seit es Menschen auf der Erde gegeben hat.
Und ein gewaltiger Hagelschlag mit pfundschweren (o: zentnerschweren) Stücken fiel vom Himmel auf die Menschen herab, aber die Menschen lästerten Gott trotzdem wegen der Plage des Hagels; denn dessen Plage ist ganz entsetzlich.
(Offb.16; 17-21).Mit welch verheerenden Auswirkungen wir nach dem Ausgießen der
"siebten Zornesschale, mit der Gottes Zorn zum Abschluss kommt", rechnen müssen, und wie sich die Menschen angesichts der unausweichlichen Katastrophe verhalten und vor Angst verzehren werden, dass schildert in sehr realistischer Weise der international renommierte Physiker Paul Davies in seinem Buch "Die letzten drei Minuten" (© 1996 by C. Bertelsmann Verlag GmbH, München):«…Überall auf dem Planeten halten verzweifelte Menschen Ausschau nach einem Versteck. Für Milliarden gibt es keine Zuflucht. Manche fliehen tief unter die Erde, suchen in Panik nach Höhlen und aufgegebenen Bergwerkschächten oder begeben sich in U-Boote aufs offene Meer. Andere ziehen randalierend und mordlustig durch die Lande, als ob das Ganze sie nichts anginge. Die meisten sitzen einfach mit düsteren Mienen da und warten verstört auf das Ende.
Hoch am Himmel ist ein riesiger Lichtpfeil eingebrannt. Was als bleistiftschmaler, sanft strahlender Nebelfleck begann, ist von Tag zu Tag mehr angeschwollen, bis es in der Leere des Raumes einen kochenden Strudel aus Gas bildete. Am oberen Ende eines Dampfstreifens dräut ein missgestalteter dunkler Klumpen. Der winzig wirkende Kopf des Kometen täuscht über seine ungeheure Zerstörungskraft hinweg. Er nähert sich unserer Erde mit der atemberaubende Geschwindigkeit von knapp 65000 Stundenkilometern und kommt ihr mit jeder Sekunde um achtzehn Kilometer näher - eine Masse von einer Billion Tonnen Eis und Gestein, die mit siebzigfacher Schallgeschwindigkeit aufprallen wird. Die Menschen haben keine andere Möglichkeit, als tatenlos zuzusehen und abzuwarten. Wortlos schalten die Wissenschaftler, die im Angesicht des Unausweichlichen längst ihre Teleskope verlassen haben, die Rechner ab. Die endlosen Simulationen der Katastrophe sind noch zu ungenau, und was sich aus ihnen folgern lässt, ist ohnehin viel zu beunruhigend, als dass man es der Öffentlichkeit mitteilen könnte. Einige Wissenschaftler habe ausgeklügelte Überlebensstrategien entwickelt und sich dabei mit Hilfe ihres technischen Wissens Vorteile gegenüber ihren Mitmenschen zu verschaffen gesucht. Andere beabsichtigen, die Katastrophe so aufmerksam wie möglich zu beobachten. Ihre Rolle als Diener der Wissenschaft bis zum Ende treu, wollen sie die gewonnene Daten zum Nutzen der Nachwelt auf tief in der Erde vergrabene Zeitkapseln übertragen.
Der Augenblick des Aufpralls rückt näher. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt blicken unruhig auf die Uhr. Die letzten drei Minuten.
In geringer Höhe birst der Himmel. Mehrere tausend Kubikkilometer Luft werden beiseite geschoben. Ein sengender Flammenfinger, größer als eine Stadt, biegt sich nach unten und erreicht die Erde fünfzehn Sekunden später. Der Planet wird durch die Kraft von zehntausend Erdbeben erschüttert. Die verdrängte Luft fegt als Druckwelle über die Erdoberfläche, walzt nieder, was sich über den Boden erhebt, und lässt alles auf ihrem Wege zu Staub zerfallen. Das ebene Gelände um die Aufschlagstelle herum türmt sich zu einem mehrere Kilometer hohen Ring aus flüssigen Bergen auf und legt in einem Krater von hundertfünfzig Kilometer Durchmesser die Eingeweide der Erde bloß. In Wellenbewegungen frisst sich der Wall aus geschmolzenem Gestein immer weiter und wirft die Landschaft auf wie eine langsam geschüttelte Wolldecke.
Im Inneren des Kraters verdampfen Billionen von Tonnen Gestein. Noch weit mehr wird in die Luft geschleudert; einiges fliegt bis in den Weltraum. Ein noch größerer Teil saust über einen halben Kontinent hinweg, prasselt Hunderte oder gar Tausende von Kilometern entfernt herab und zerstört alles unter sich. Manches von dem herausgeschleuderten verflüssigten Gestein geht auch über den Weltmeeren nieder und erzeugt dort gigantische Flutwellen, die ihrerseits zu der um sich greifenden Katastrophe beitragen. Eine gewaltige Säule aus staubigem Schutt erhebt sich in die Atmosphäre und verdunkelt die Sonne über dem gesamten Planeten. Nunmehr erscheint anstelle des Lichts das düstere Flackern von einer Milliarde Meteore, die den Boden unter sich mit ihrer sengenden Hitze verbrennen, während das empor geschleuderte Material aus dem Weltraum in die Atmosphäre zurückfällt.»
(Diese Beschreibung gründet sich auf die Voraussage, der Swift-Tuttle-Komet werde am 21. August 2126 auf die Erde aufschlagen.
Natürlich trifft die obige Voraussage nicht nur auf den Swift-Tuttle-Kometen zu, sondern auch auf jeden vergleichbaren anderen Kometen- bzw. Asteroidenaufschlag, der jederzeit erfolgen kann.)
Wie realistisch wir inzwischen die in der Apokalypse geschilderten Endzeitereignisse heute einschätzen müssen, wie bitter ernst die Bedrohung aus dem All indes geworden ist, und wie nahe wir bereits dem Weltende gewesen sind, das belegen sehr eindrucksvoll die nachfolgenden Meldungen, die über die Medien verbreitet wurden:
«Der große Einschlag in Sibirien. Am 30. Juni 1908, morgens um sieben, erschütterte eine gewaltige Explosion die Wälder an der Steinigen Tunguska, einem Nebenfluss des Jenissei in Mittel-Sibirien. Erst Jahre später wurde das Ausmaß der Schäden entdeckt: In einem Gebiet von der Größe des Saarlandes waren alle Bäume verbrannt oder umgestürzt. Heute steht fest, dass ein Meteorit mit ungefähr 100 Meter Durchmesser mit der Energie mehrerer Atombomben in geringer Höhe zerplatzt ist.»
1937 verfehlte der erdnahe Asteroid Hermes die Erde um weniger als sieben Stunden.
Am 23. März 1989 verfehlte ein Asteroid mit einem Kilometer Durchmesser die Erde um sechs Stunden, das sind im Weltraum 640000 Kilometer.
Am 17. Januar 1991 schrammte der Asteroid 1991BA (Durchmesser: neun Meter) in nur 170 000 Kilometer Entfernung an uns vorbei - weniger als die Hälfte des Abstandes zum Mond." (P.M. Magazin August 1998)
«Es hat nicht viel gefehlt, und am 19. Mai 1996 wäre die Welt untergegangen: An diesem Sonntag ist in nur 450629 Kilometer Entfernung (Mond: durchschnittlich 384 000 Kilometer) ein 500 Meter dicker Asteroid an der Erde vorbeigeschossen. Nie zuvor haben Astronomen ein so großes Objekt so erdnah beobachtet. Nach ihren Maßstäben war es gerade mal eine Haaresbreite.
Hätte der Brocken aus dem All (Bezeichnung: 1996JA1), der mit knapp 100 000 Kilometer pro Stunde in Richtung Erde raste, unseren Planeten getroffen, wäre es zu einer Explosion unvorstellbaren Ausmaßes gekommen. „Der Einschlag wäre so gewaltig gewesen", sagte der US-Astronom Eugene Shoemaker, „als hätte man alle amerikanischen und russischen Atomwaffen auf einen Haufen gelegt und gleichzeitig gezündet."… Hätte der Asteroid am 19. Mai nur vier Stunden früher die Erdbahn gekreuzt, wäre unsere Welt tatsächlich untergegangen.»
Ferner ist nach Angaben russischer Wissenschaftler «Der Asteroid Toutatis», der die Menschheit auf einen Schlag auslöschen könnte, am 30.11.96 nur
"KNAPP" an der Erde vorbeigerast! «Die Entfernung zwischen Toutatis und Erde habe nur 5,3 Millionen Kilometer betragen. Das sei nach astronomischen Maßstäben wenig, wurde vom Institut für theoretische Astronomie mitgeteilt. Die Entfernung zwischen Sonne und Erde beträgt zum Vergleich 150 Millionen Kilometer.
Toutatis passiert die Erde alle vier Jahre. Zuletzt war er 1992 in nur 3,5 Millionen Kilometer an der Erde vorbeigerast.» (ARD/ZDF v.1.12.96)
Im September 2004 soll der sechs Kilometer große Asteroid "Toutatis" nach Berechnungen von Astronomen zwar in einer Entfernung von 1,6 Millionen Kilometer an der Erde vorbeizischen - aber es könnte auch ganz anders kommen. Wenn der Brocken nämlich auf seinem Weg zur Erde auch nur geringfügig von der Schwerkraft anderer Planeten (beispielsweise Jupiter) abgelenkt würde. Das aber können die Experten bisher nicht berechnen.
Und vor wenigen Tagen entdeckten der britische Wissenschaftler Mark Bailey und der Russe Watscheslaw Emel-Janenko rund 50, bis zu 9.5 Kilometer große, sogenannte „tote Kometen" (ihnen fehlen Stoffe, die in Sonnennähe einen leuchtenden Schweif bilden), die in Richtung Erde rasen.
Ging man bis vor wenigen Jahren noch davon aus, dass „Weltuntergangs-Brocken" äußerst selten seien und die Erde höchstens alle paar Dutzend Millionen Jahre treffen könnten, so wissen die Forscher spätestens jetzt, dass mindestens 100 000 solcher Riesen-Klumpen auf Kollisionskurs mit uns durchs All rasen.
Noch kann niemand mit Gewissheit voraussagen, wann einer dieser «Riesen-Klumpen» das Schicksal der Erde besiegeln wird. Deshalb ist es auch so schwierig, den genauen Zeitpunkt für das Weltende zu ermitteln. Selbst Jesus konnte seinen Jüngern kein konkretes Datum nennen. Er erklärte ihnen: «Himmel und Erde werden vergehen...; von dem Tag aber und von der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, sondern allein mein Vater.» - Matth. 24;
35Allerdings gab er ihnen auf ihre Frage nach «dem Zeichen seiner Wiederkunft und des Endes der Welt» einen ganz entscheidenden Hinweis und betonte, dass zunächst das Evangelium vom Reiche Gottes in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker gepredigt werden müsse. Und erst wenn das geschehen sei, dann werde auch das Ende dieser Welt gekommen sein. (Matth.24;14).
Diese endzeitliche Voraussage, die neben den Weissagungen Daniels und der Offenbarung des Johannes zu der wichtigsten und aufschlussreichsten biblischen Prophezeiung zählt, und die uns den Ablauf der Weltgeschichte deutlich vor Augen führt, öffnet uns nicht nur den Zugang zu der bislang recht problematisch erscheinenden und bis auf «die letzte Zeit» verborgenen und versiegelten Endzeitprophetie (Daniel 124), vor allem zeigt sie uns, dass das Weltende keineswegs dem blinden Zufall überlassen bleibt, sondern an die Erfüllung ganz bestimmter geschichtlicher Ereignisse gebunden ist (Daniel 8; 19).
Kriege, Hungersnöte, Erdbeben, Seuchen, Teuerungen und Verfolgungen bedeuten jedoch, wie wir den Worten Jesu entnehmen können, noch nicht das Weltende; «das muß», sagt er, «zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da». Doch wenn die «Zeiten der Nationen» erfüllt sind (Daniel 2 u.7), die Ausbreitung des Christentums ihren Höhepunkt überschritten, die christliche Weltmission ihren biblischen Auftrag: «Gehet hin und lehret alle Völker» erfüllt, und «das Absterben kirchlichen Lebens» (G.Noth) dramatische Ausmaße angenommen hat, dann ist die Zeit gekommen, dass diese Welt zugrunde geht.
Das Christentum im Wandel der Zeiten.
Die weltweite Ausbreitung des Christentums begann mit den Missionsreisen des Apostels Paulus, die ihn über Kleinasien und Griechenland nach Rom führten:
Bis zum Ende des 2. Jahrhunderts hatte es sich vor allem in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches, aber auch im Westen: in Rom, einigen Städten Italiens und Galliens ausgebreitet. Und um das Jahr 300 reichte es von Spanien bis nach Persien und Indien.
Auch geistig und politisch wird es eine bestimmende Macht. Konstantin d.Gr. erkannte das politische Gewicht der christlichen Kirche und versuchte, sie zur Klammer der bedrohten Einheit des Römischen Reiches zu machen (Toleranzedikt von Mailand, 313).
Die Ausbreitung des Christentums wurde durch das Eingreifen der Staatsgewalt beschleunigt. Immer schärfer ging sie gegen die heidnischen Kulte vor, durch äußeren Zwang, in blutigen Kämpfen wurde die christliche Religion durch den Staat zum Siege gebracht und im Jahre 380 Staatsreligion.
«Die Missionierung der außereuropäischen Völker setzte, nach vereinzelten Versuchen des MA.s (China, Mongolei), mit dem Zeitalter der Entdeckungen ein. Sie wurde zunächst von der kath. Kirche im Bunde mit den span. und portugies. Kolonialregierungen getragen und durch die Errichtung der Propaganda-Kongregation (1622) straff zentralisiert. So kam es zu bedeutenden Missionserfolgen in Asien, Afrika und Südamerika, die aber zum großen Teil äußerlich und nur vorübergehend waren.
Seit dem 19. Jahrhundert setzte ein neuer Aufstieg ein, der erst durch den Zweiten Weltkrieg nachhaltig unterbrochen wurde.
Die evangelische Mission ging im 17. Jahrhundert von England aus und nahm unter dem Einfluss der Erweckungsbewegung (Pietismus, A. H. Francke, Brüdergemeinde) einen starken Aufschwung, der im 19. Jahrhundert auch eine evangelische Weltmission entstehen ließ. Ihre Führung verlagerte sich nach den Verein. Staaten, die seitdem den Hauptteil der Missionsarbeit tragen.
Auch hier brachten die beiden Weltkriege eine solche Erschütterung, dass heute, besonders nach den Vorgängen in China, vom Ende einer 150jähr. Epoche der evangelischen Mission gesprochen werden muß.» (Der Neue Brockhaus, 3. Aufl.).
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gehörte es zum christlichen Selbstverständnis, am kirchlichen Leben teilzunehmen - wer nicht zur Messe kam, beging nicht nur eine schwere Sünde, der war auch zum Außenseiter gestempelt.
Heute dagegen, in unserem Jahrhundert, in dem Theologie und Metaphysik durch experimentelles, nach der naturwissenschaftlichen Methode gewonnenes Wissen ersetzt werden, und atheistische Ideologien auf dem Vormarsch sind, beklagen die Kirchen einen sich immer stärker abzeichnenden Abfall vom christlichen Glauben und eine zunehmende Flucht aus den Kirchen. An normalen Sonntagen - so Bischof Eduard Lohse - sind es nur 2,5 bis 6 Prozent der evangelischen Christen, die den sonntäglichen Gottesdienst besuchen. Das bedeutet, dass im Lande Martin Luthers für mehr als 90 Prozent der ‹Kirchensteuerzahler› kaum noch Interesse an der Kirche besteht. Als sogenannte ‹Namenschristen› nehmen sie lediglich die Taufe, die Trauung und das kirchliche Begräbnis in Anspruch. Sonst aber lassen sie den lieben Gott einen guten Mann sein.
«Christliche Theologen werden sich der Krise, die durch den Triumph der Moderne verursacht wird, immer mehr bewusst. Einer von ihnen, der deutsche Jesuit Karl Rahner, hat das neue Christentum, das von großer kultureller Verantwortung befreit oder entlastet ist, einmal als die Kirche der Diaspora beschrieben, und er folgt darin einem Gedankengang, der von einigen seiner protestantischen Zeitgenossen entwickelt worden ist. Rahner meint, die Vorstellung von einer christlichen Welt sei für immer vorüber. Überzeugte Christen sind selbst im Westen eine Minderheit geworden, und in absehbarer Zukunft werden sie nur noch ein „Überbleibsel" sein. Aber, so hat er hinzugefügt, diese Tatsache sollte kein Grund zur Bestürzung sein. Sie ist für den Glaubenden (…) etwas, womit er rechnen muß.» (Religion ohne Zukunft? - Toynbee / Cogley, S.148).
Offenbar hat, wie die Geschichte der Weltmission deutlich zu erkennen gibt, der biblische Auftrag: «Gehet hin und lehret alle Völker!» (Matth.28;
19) im 20.Jahrhundert seine Erfüllung gefunden; denn die beharrlichen Anstrengungen der etablierten Kirchen nach den beiden Weltkriegen, ihre Weltmission neu zu beleben, scheiterten schließlich an den gänzlich veränderten Umständen des 20.Jahrhunderts, in dem nicht nur der christliche Glaube, sondern die Religion als solche in ihrer Bedeutung für die Gestaltung der Welt fraglich geworden ist.Der Antichrist freilich und die vielen falschen Propheten, deren Wirksamkeit Christus für die Endzeit vorausgesagt hat, werden mit ihrer pseudo-christlichen Religion und den atheistischen Irrlehren auch weiterhin großen Erfolg haben; denn die Welt hört auf sie.
Aber nicht nur der unaufhaltsame Niedergang der Weltmission und das rasche Absterben kirchlichen Lebens sind deutliche Anzeichen für ein baldiges Weltende, sondern auch die globalen Umweltkatastrophen, die zum Ende des vorigen Jahrhunderts wie ein böses Omen über das «geistliche Sodom und Ägypten» (Offb.11;
8) hereingebrochen sind und unermesslichen Schaden angerichtet haben. Johannes berichtet:«Und ich sah einen anderen Engel heraufkommen vom Aufgang der Sonne, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes. Und er rief den vier Engeln, denen der Auftrag erteilt worden war, Unheil auf der Erde und auf dem Meer anzurichten, mit lauter Stimme die Worte zu: Beschädigt nicht die ERDE, noch das MEER, noch die BÄUME, bis wir mit einem Siegel gekennzeichnet haben die Knechte unseres Gottes auf ihren Stirnen!» - Offb.7;
2-3 (Hes.9; 2.Mos.12; 12-13).Noch vor wenigen Jahren war es kaum möglich, die Worte des Apostels richtig zu deuten; denn niemand wußte so recht, ob diese Voraussage wörtlich oder bildlich gemeint sei, und was man sich unter einer «Beschädigung der ERDE, des MEERES und der BÄUME» vorzustellen habe.
Heute hingegen bergen diese Worte kein Geheimnis mehr; denn inzwischen überstürzen sich die Hiobsbotschaften vom «Waldsterben», von der «Vergiftung des Erdbodens» durch Industrie und Landwirtschaft und von der «Verseuchung der Meere» durch die mit Schadstoffen belasteten Flüsse. Kaum eine andere politische Aufgabe ist in ihrer Bedeutung in den letzten Jahren so stetig gestiegen, wie der Schutz der Umwelt.
Die Erwartungen an die Zukunft sind nicht optimistisch: Für 66% wird die Zerstörung der Umwelt immer schlimmer, für 12% geht die Menschheit ihrem Untergang entgegen, 15% meinen dagegen, das Leben werde sich anpassen, für 7% ist das alles nicht so schlimm. Die Mehrheit der Befragten denkt jedoch anders (FS-Report v.12.7.88).
Die drohende Klimakatastrophe durch Überhitzung der Erde setzt sich dagegen erst langsam im Bewusstsein der Bevölkerung durch. Nach Auffassung der Enquete-Kommission «Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre» wird bei ungebremster Entwicklung des Kohlendioxyd-Ausstoßes ein Temperaturanstieg von 1,5 bis 4,5 Grad Celsius vorhergesagt, bei zusätzlicher Wirkung anderer Spurengase wird sogar eine Erhöhung der mittleren Temperatur um drei bis neun Grad Celsius für möglich gehalten. Durch die Aufheizung der Erdatmosphäre und dem gleichzeitigen Abbau der schützenden Ozonschicht seien «verheerende Auswirkungen für die Menschheit» zu befürchten. «Die bisherigen Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, um die dramatische Entwicklung aufzuhalten.» (FS-Globus v.13.11.88).
Nach Meldungen in den Medien waren beispielsweise die Jahre 1998/1999 Katastrophen-Rekordjahre: Selten haben so viele Naturkatastrophen die Erde heimgesucht wie in diesen Jahren. Weltweit starben 1998 mehr als 50.000 Menschen bei Erdbeben, Überschwemmungen und Hurrikans.
Im Jahr davor waren es "nur" 13.000. Die Schäden belaufen sich nach Berechnung der Münchener Rück auf 150 Mrd Mark. Insgesamt zählten die Versicherer über 700 Katastrophen. (Sat.1 TEXT 30.12.98). Zudem waren die Jahre 1998/1999 die wärmsten Jahre seit 600 Jahren.
Naturgewalten.
Zudem erwartet der Direktor der UN Umweltschutzorganisation UNEP, Klaus Töpfer, einen dramatischen Anstieg der von Menschen mitverursachten Umweltkatastrophen. (SAT. 1)Vor 22 Jahren sagte der damalige UN-Generalsekretär U Thant:
«Ich will die Zustände nicht dramatisieren, aber nach den Informationen, die mir vorliegen, haben die Mitglieder der Vereinten Nationen noch etwa ein Jahrzehnt zur Verfügung, ihre alten Streitigkeiten zu vergessen und eine weltweite Zusammenarbeit zu beginnen. Wenn eine solche Partnerschaft innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht zustande kommt, so werden, fürchte ich, die Probleme derartige Ausmaße erreicht haben, dass ihre Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt.»
Die zehn Jahre sind längst vorbei, und die Lage hat sich weiter verschlechtert. «Die Zeit läuft ab», so der Club of Rome im Jahre 1991: «Wir leben im Anfangsstadium der ersten globalen Revolution, auf einem kleinen Planeten, den zu zerstören wir offenbar wild entschlossen sind.» (stern 2/92).
Eine "Newsweek"-Umfrage ergab, dass 40% der Amerikaner an einen Weltuntergang glauben, wie er in der biblischen Apokalypse beschrieben wurde.
Außerdem ist die Mehrheit der Protestanten davon überzeugt, dass die jüngsten Naturkatastrophen und Krankheiten wie AIDS oder Ebola-Virus Vorzeichen für ein bevorstehendes Ende sind (Sat.1 Text v. 26.10.99)
Der Prophet Daniel und die Apokalypse des Johannes.
Einen umfassenden Überblick über den Ablauf der Weltgeschichte von Ägypten bis in unser von Krisen geschütteltes Jahrhundert mit eindeutigen Hinweisen auf ein baldiges katastrophales Weltende finden wir im übrigen sowohl in den Weissagungen Daniels, als auch in der Apokalypse. Johannes schreibt:
«Ich sah ein Tier aus dem Meere steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie eines Löwen Rachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht.» - Offb.13.
In den vergangenen zweitausend Jahren hat dieses siebenköpfige Ungeheuer, das gemäß der Apokalypse zum Weltende aus dem ‹Völkermeer› heraufsteigt, immer wieder die Phantasie der Menschen angeregt und sie zu den wildesten Spekulationen verführt. Doch da die Zeit noch nicht reif war, konnte niemand sein Geheimnis ergründen.
Heute dagegen, in der «Zeit des Endes», in der die biblische Weissagung nicht mehr «verschlossen und versiegelt ist» (Dan.12;
4), und «die Zeiten der Nationen» erfüllt sind, dürfte es nicht allzu schwierig sein, den Schleier des Geheimnisses zu lüften.Zunächst fällt auf, dass das siebenköpfige Tier aus vier großen Tieren zusammengesetzt ist, die im Nachtgesicht Daniels eine weltgeschichtliche Rolle spielen und dort vier Weltreiche verkörpern, die gleichfalls aus dem «Völkermeer» heraufgestiegen sind. Der Prophet berichtet:
«Ich sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter dem Himmel stürmten widereinander auf dem Meer. Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders denn das andere.
Das erste war wie ein Löwe, und hatte Flügel wie ein Adler. Ich schaute zu, bis dass ihm die Flügel ausgerissen wurden; und es ward von der Erde aufgehoben, und es stand auf zwei Füßen, wie ein Mensch, und ihm ward ein menschlich Herz gegeben.
Und siehe, ein anderes her nach war gleich einem Bären, der stand auf der einen Seite, und hatte in seinem Maul unter seinen Zähnen drei große, lange Zähne . Und man sprach zu ihm: Stehe auf und friß viel Fleisch!
x)Nach diesem sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Parder, der hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken, und das Tier hatte vier Köpfe; und ihm ward Gewalt gegeben.
Nach diesem sah ich in diesem Gesicht in der Nacht und siehe, das vierte Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark, und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und, was übrigblieb, zertrat´s mit seinen Füßen; es war auch viel anders denn die vorigen, und hatte zehn Hörner... Und (ein Engel) redete mit mir, und zeigte mir, was es bedeutete: Diese vier großen Tiere sind vier Reiche, so auf Erden kommen werden. Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen und werden´s immer und ewiglich besitzen.» (Daniel 7).
x) Hier wurde ganz bewusst die durchaus sinnvolle Übersetzung von Martin Luther (BIBLIA GERMANIA 1545,C VII) gewählt, und nicht die neuerdings in den letzten Jahren vielfach verwendete, aber wenig sinnvolle Übersetzung: es würde sich bei den drei grossen, langen Zähnen im Maul des Bären um "Rippen" handeln.
Beim Vergleich der Offenbarung mit der Danielweissagung wird deutlich: das «siebenköpfige Tier» hat vom 4. Tier die «zehn Hörner» (Dan.7;
vom 3. Tier die «Pardergestalt» (Dan.7; 6),
vom 2. Tier die «Bärenfüße» (Dan.7; 5),
vom 1. Tier den «Löwenmund» (Dan.7; 4).
Auch die Anzahl der Köpfe stimmt mit den Köpfen der «vier großen Tiere» aus dem Nachtgesicht Daniels überein: der Parder hat vier Köpfe, und die drei übrigen Tiere haben je einen Kopf - insgesamt also «sieben Köpfe».
Interessant ist zudem, dass die «vier großen Tiere» aus dem Nachtgesicht Daniels in der Offenbarung in rückwärtiger Reihenfolge benannt werden, was gewiß nicht ohne Absicht geschieht und zweifellos im Rückblick auf die geschichtliche Abstammung des siebenköpfigen Tieres hinweisen soll. Deshalb erscheint es auch geboten, zunächst mit der Danielweissagung zu beginnen.
Diese «vier großen Tiere», die Daniel nacheinander aus dem «Völkermeer» heraufsteigen sah, veranschaulichen nach der Deutung des Engels «vier Reiche, so auf Erden kommen werden».
In Anlehnung an ein Traumgesicht Nebukadnezars ist man bisher fälschlich davon ausgegangen, dass die Reihe der vier (Welt)reiche, gleichwie im Traum Nebukadnezars, auch im Nachtgesicht Daniels mit Babylon beginnen würde; eine Auslegung, die den geschichtlichen Tatsachen jedoch in keiner Weise gerecht wird.
Im zweiten Kapitel des Buches Daniel wird berichtet: Nebukadnezar habe eines nachts im Traum das Standbild eines Menschen gesehen, das aus Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Ton zusammengesetzt war.
Ein Stein, der sich ohne Zutun von Menschenhand vom Berge loslöste, traf die Bildsäule an ihren eisernen und tönernen Füßen und zertrümmerte sie. Da wurden auf einen Schlag das Eisen und der Ton, das Kupfer, das Silber und das Gold zertrümmert und zerstoben wie die Spreu im Sommer auf den Tennen, und der Wind verwehte sie, so dass keine Spur mehr von ihnen zu finden war. Der Stein aber, der die gewaltige Bildsäule zerschmettert hat, wurde zu einem großen Berg, der die ganze Erde erfüllte.
Nach der Deutung Daniels veranschaulicht diese «gewaltige Bildsäule eines Menschen» die Weltgeschichte von Babylon bis zum Hereinbrechen des Gottesreiches; wobei Babylon durch «das goldene Haupt» dargestellt wird, und «das Reich Gottes» durch den Stein, der die Bildsäule zerschlug und zu einem großen Berg wurde.
Während Nebukadnezar seinen Traum gleich zu Beginn seiner Regierung hatte, fällt das Nachtgesicht Daniels in die Regierungszeit Belsazars, des letzten Königs der babylonischen Dynastie. Aus diesem Grunde wäre es völlig verfehlt, annehmen zu wollen, Daniel habe am Ende der babylonischen Zeit eine Zukunftsweissagung empfangen, die dieses Babylon erst noch ankündige.
Deshalb kann es sich bei den «vier großen Tieren, so auf Erden kommen werden», auch nur um jene Weltreiche handeln, die nacheinander auf Babylon gefolgt sind.
Die gleiche Auffassung vertritt im übrigen auch Dr. Gerhard Maier in seinem Buch «Der Prophet Daniel»:
«Wer ist dieses erste Tier? Die meisten Forscher sagen: Babylonien... Für die Deutung auf Babylonien spricht die Beobachtung, dass Nebukadnezar bzw. die Babylonier in der Bibel öfters mit dem Löwen oder Adler verglichen werden. Dagegen spricht die andere Beobachtung, dass der Löwe ebensogut ein Bild für Assyrien, Ägypten oder die Medoperser sein kann. Hinzu tritt die Erwägung, dass Daniel am Ende der babylonischen Zeit (wir sind im Jahre 548 v.Chr., also nur neun Jahre vor dem Untergang des babylonischen Reiches!) wohl kaum eine Zukunftsweissagung empfangen hätte, die dieses Babylon erst noch ankündigt. Insofern ist die Situation ganz anders als in Kap. 2, das sich auf 603/602 v.Chr. datieren läßt und damit auf den Beginn der Glanzzeit unter Nebukadnezar fällt. Deshalb ist es besser, das erste Tier aus Dan 7 auf Medopersien zu deuten. Dass letzteres in Kap. 8 unter dem Bild eines Widders dargestellt wird, stört nicht. Denn auch das griechische Reich wird in Kap. 8 unter einem anderen Bild dargestellt als in Kap. 7.» (© 1982 R.Brockhaus Verlag Wuppertal).
Die Geschichte Babylons:
Die Babylonier vertrieben unter Nabopolassar die Assyrer aus Babylon und eroberten gemeinsam mit den Medern 614 v.Chr. Assur. Im Juli/August 612 v.Chr. erlag Ninive, wie von Nahum und Zefanja vorausgesagt, deren Übermacht. Assyrien hörte auf zu bestehen, und sein Gebiet fiel an die Babylonier.Durch kluge Diplomatie war es dem Sohn und Thronfolger Nabopolassars, Nebukadnezar II. (605-562 v.Chr.), während seiner 42jährigen Regierungszeit stets gelungen, die mächtiger werdenden Meder fernzuhalten.
Als Nabonid König von Babel war (555-539 v.Chr.), vertraute dieser nach der Chronik seinem Sohn Belsazar - offenbar ein Enkelsohn Nebukadnezar II. (Daniel 5) - ‹das Heer und die Regierung an›. Und während Nabonid einen Zug nach Innerarabien unternahm, wo er sich zehn Jahre lang aufhielt, übte Belsazar in Babylon die Regierungsgeschäfte aus.
2Einige Jahre später, so berichtet die Bibel, «wurde Belsazar, der Chaldäerkönig, getötet. Und Darius aus Medien
3nahm das Reich ein, als er zweiundsechzig Jahre alt war» (Daniel 5 u. 6).Die Ankündigung vom Untergang Babylons erhielt Belsazar während eines Festmahles durch eine Schrift an der Wand. Sie lautete: «Mene, mene, tekel upharsim». Und die Deutung Daniels ist folgende:
«Mene = gezählt hat Gott die Tage deines Königtums und ihm ein Ende bereitet;
Tekel = gewogen bist du auf der Waage und zu leicht befunden;
Peres = geteilt wird dein Reich und wird den MEDERN und PERSERN gegeben.»
«In der Folgezeit sind MEDER und PERSER miteinander verschmolzen und haben die gleichen Schicksale geteilt.» 4
Im Buche Daniels (8;
3) wird der Machtwechsel innerhalb des gewaltigen Mederreiches, der zur Gründung der medo-persischen Doppelmonarchie führte, wie folgt geschildert:«Ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluß, der hatte zwei hohe Hörner, doch eines höher als das andere, und das höhere war später hervorgewachsen.»
Nach der Deutung des Engels veranschaulicht «der Widder mit seinen beiden unterschiedlich hohen Hörnern die Könige von Medien und Persien». Das kleinere Horn des Widders versinnbildlicht die zunächst allein herrschenden medischen Könige. Nachdem jedoch ihre Macht gebrochen war und die Perser die Vorherrschaft im Reich errungen hatten, wuchs dem Widder das zweite höhere Horn, so dass der Widder von nun an mit seinen beiden unterschiedlich hohen Hörnern sowohl die medischen, als auch die persischen Könige verkörperte (Dan. 8;
20).«Und ihm ward ein menschlich Herz gegeben.»
«Die persischen Großkönige, die sich in ihren Residenzen mit orientalischem Prunk umgaben und eine fast göttliche Verehrung genossen, waren maßvolle Herrscher. Sie ließen den unterworfenen Völkern ihre Religion, ihre Sprache und Sitten, ja sogar ihre eigene innere Verwaltung und forderten nur je nach Vermögen abgestufte Tributzahlungen und die Aufstellung von Truppen im Kriegsfall.»
5
So durften beispielsweise die Juden, nachdem Kyros im ‹Buch der Weissagungen› die zweihundertzehn Jahre früher geschriebene Prophezeiung Jesajas (44;
28; 45; 1-8) gelesen hatte, nach 70 Jahren babylonischer Gefangenschaft (Jer.25; 11-12) in ihre Heimat zurückkehren und ihren Tempel wieder aufbauen (2.Chr.36; 22-23). Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (geb. 37 n.Chr.) berichtet:«Also spricht der König Cyrus: Da mich der allmächtige Gott zum König des Erdkreises gemacht hat, glaube ich, dass er es ist, den das Volk der Israeliten anbetet. Er hat durch die Propheten meinen Namen vorhersagen und verkündigen lassen, dass ich seinen Tempel zu Jerusalem im Lande Judäa wieder aufbauen würde...»
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Dies ist wohl auch der eigentliche Grund gewesen, weshalb dem medo-persischen Löwen
damit er «menschlich» handeln konnte und die jüdischen Gefangenen nach siebzig Jahren aus der babylonischen Sklaverei entließ.
«Um 500 v.Chr. empörten sich, unterstützt vom Mutterland, die griechischen Städte in Kleinasien gegen die persische Vorherrschaft. Der Aufstand wurde unterdrückt. Als aber die Perser 490 v.Chr. in einem Rachefeldzug auch Griechenland unterwerfen wollten, gebot der erbitterte Widerstand der Griechen ihrem weiteren Vordringen nach Westen und damit nach Europa Halt (Niederlagen bei Marathon, Salamis und Platää). Eine Wende war damit in der Geschichte des persischen Reiches eingetreten.»
7
Der griechische Bär hatte sich in seinem Zorn auf der einen Seite aufgerichtet - zweifellos mit dem Gesicht nach Osten, von wo aus die persischen Angriffe erfolgten - und bewahrte durch seinen erbitterten Widerstand Europa vor dem Zugriff Persiens.
«Im weiteren Verlauf des Krieges wurde Persien in die Verteidigung gedrängt und mußte die Küste Kleinasiens aufgeben. Thronstreitigkeiten begünstigten zudem Erhebungen in den westlichen Reichsteilen, die nur mit Mühe niedergehalten werden konnten. Den Todesstoß erhielt das alte Persien, als Alexander 334 v.Chr. den Hellespont überschritt. In 7 Jahren wurde das Perserreich unterworfen; der letzte Großkönig, Dareios III., wurde durch einen seiner Satrapen ermordet.»
8«Im Jahre 323 v.Chr. starb Alexander nach einem kurzen, aber unvorstellbar erfolgreichen Leben. Seine Feldherren teilten das gewaltige Reich, und um 275 v.Chr. waren drei große Diadochenstaaten, alle unter hellenistischer Führung, entstanden.»
9
«Alexander, der sich in sieben Jahren ganz Persien ‹einverleibt hatte›, wird durch den griechischen «Bären» verkörpert. Die «Zähne» im Maul des Bären veranschaulichen das griechische Heer, mit dessen Hilfe er den großen ‹persischen Brocken› verschlingen konnte, bzw. das «viele Fleisch gefressen hat».
Und bei den «drei großen, langen Zähnen» im Maul des Bären handelt es sich zweifellos um die Feldherren Alexanders, die sich nach seinem Tode das gewaltige Reich teilten:
«Nach dem Tode Alexanders zerfiel das Reich. Seine Feldherren, die Diadochen, kämpften jahrzehntelang um das Erbe. Schließlich entstanden in den Gebieten des Alexanderreiches vor allem drei größere Staatsbildungen, das Seleukidenreich in Syrien, das Ptolemäerreich in Ägypten und das antigonische Reich des Antigonos in Makedonien und Griechenland.»
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Das aufstrebende Rom hatte in zahlreichen Kriegen im 4. und 3. Jahrh. v.Chr. die Herrschaft über seine Nachbarn in Mittel- und Süditalien und durch den Sieg über das mächtige Handelsvolk der Karthager die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer errungen. Im 2. Jahrhundert v.Chr. eroberten die RÖMER auch Griechenland, Mazedonien und Syrien. Ihr Reich war zu einem Weltreich geworden. Ständig waren sie bemüht, ihren Machtbereich zu erweitern. Um 100 v.Chr. umfasste er in seiner größten Ausdehnung Europa westlich des Rheins und südlich der Donau, England, südwestdeutsches Gebiet, den größten Teil Rumäniens, Kleinasien, Syrien, Palästina, Ägypten und Nordafrika. Mittelpunkt dieses Reiches war die Stadt ROM.
Mit seinen «vier Flügeln» hatte der Parder seinen Machtbereich gewaltig nach den vier Himmelsrichtungen ausgedehnt, und ROM war zur alleinherrschenden Weltmacht aufgestiegen.
Aus der römischen Geschichte wissen wir, dass die einigende Kraft, die sich Konstantin vom Christentum erhofft hatte, zu schwach war. Unter den Söhnen des Kaisers Theodosius kam es zur Reichsteilung: Arcadius (395-408) erhielt den Osten (Ostrom; Byzantinisches Reich), und Honorius (395-423) den Westen (Westrom; Hauptstadt Ravenna).
Während das Oströmische Reich als Byzantinisches Reich bis 1453 weiterbestand, wurde das Weströmische Reich im Jahre 476 von den Germanen erobert. Bald errichteten sie auf römischem Boden selbständige Königreiche. Die meisten von diesen zerfielen schnell wieder, oder wurden von den oströmischen Kaisern zerstört. Andere wiederum bestehen noch heute, wie das Reich der Angeln und Sachsen in England.
Auch die römische Provinz Gallien wurde von den germanischen Stämmen überflutet. Um 450 behauptete sich nur noch der Kern der Provinz, das Land um die Seine mit der Hauptstadt Paris als selbständiger Außenposten des Weströmischen Reiches.
Der Osten und der Westen des Römischen Reiches, die sich nach der Reichsteilung zu selbständigen und miteinander konkurrierenden römischen Reichen entwickelt hatten, werden in der Danielweissagung treffend durch zwei der vier Parderköpfe veranschaulicht.
Mit dem Ende des antiken Roms war das Schicksal des Parders jedoch noch keineswegs besiegelt. Noch verfügte er über zwei weitere Köpfe.
Auf dem Gebiet des 476 untergegangenen Weströmischen Reiches entstand im Jahre 962 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das durch den dritten Kopf des Parders veranschaulicht wird: Der germanische Stamm der Franken, der ursprünglich am Niederrhein ansässig war, schob sich allmählich nach Südwesten in die römische Provinz Gallien vor. Der größte König der Franken war Karl. Er vereinigte unter seinem Zepter einen großen Teil des ehemaligen Weströmischen Reiches. Deshalb nahm er zu Weihnachten 800 den Titel Römischer Kaiser an. Und das weströmische Kaisertum ging auf die Franken über.
«Der erste deutsche König, der die römische Kaiserkrone trug, war Otto I., dem die Geschichte den Beinamen der Große gab.
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Unter seiner Regierung trat Deutschland das Erbe Karls des Großen an und übernahm für Jahrhunderte die Führung im mittelalterlichen Abendland.»«Otto I. ließ sich am 2.2.962 in Rom zum Kaiser krönen. ...971 erreichte er die Anerkennung seines Kaisertums durch Byzanz.»
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Durch die Kaiserkrönung Otto I. und die Anerkennung seines Kaisertums durch Byzanz wurde das untergegangene römische Kaisertum mit der deutschen Königswürde verbunden. Und in Konkurrenz zum oströmischen Byzanz folgte auf das Weströmische Reich das Heilige Römische Reich, das im 15. Jahrhundert noch den Zusatz Deutscher Nation erhielt:
«Heiliges römisches Reich deutscher Nation
(Sacrum Imperium Romanum Nationis Germanicae) ist die offizielle Bezeichnung des Deutschen Reiches seit der Kaiserkrönung Ottos I. (Febr. 962).Schon seit Übertragung der römischen Kaiserwürde auf Karl d.Gr. (25. Dez. 800) machte sich die Idee einer Nachfolge in das 476 zerstörte weströmische Kaisertum geltend. Infolge der ständigen Vereinigung der römischen Kaiserkrone mit der deutschen Königswürde unter Otto I. fand dieser Gedanke der Fortsetzung des römischen Reiches durch die deutschen Könige in der Bezeichnung: Heiliges römisches Reich deutscher Nation Ausdruck.» 13
«Heiliges Römisches Reich, amtl. Bez. für den Herrschaftsbereich des abendländischen Römischen Kaisers und der in ihm verbundenen Reichsterritorien vom MA bis 1806. Entstanden in Nachfolge des antiken Römischen Reiches und in Konkurrenz zum oström. Byzantinischen Reich, im Neuansatz einer Wiedererrichtung des Weströmischen Reiches unter Karl dem Großen.»
14«Im Jahre 1806, als Napoleon den Rheinbund aus den deutschen Staaten am Rhein bildete und damit das Heilige Römische Reich auflöste, legte Franz II. die Römische Kaiserkrone mit den Worten nieder: „Wir, Franz II., sehen das Band, welches uns bis jetzt an den Staatskörper des dt. Reiches gebunden hat, als gelöst an und betrachten das reichsoberhauptliche Amt durch die Vereinigung der rheinischen Stände als erloschen."
15Damit und mit der Erklärung (in Verbindung mit der Niederlegung der Römischen Kaiserkrone) 1806, das Heilige Römische Reich sei erloschen, verletzte er das Reichsrecht, konnte aber Napoleons Streben nach der Röm. Kaiserkrone zunichte machen.»
16Es wurde am 18. Januar 1871 «mit der Übernahme und Erneuerung der seit mehr als 60 Jahren ruhenden deutschen Kaiserwürde neu errichtet» und wird durch den vierten und letzten Kopf des Parders symbolisiert:
Von Preußen gingen die Befreiungskriege gegen Napoleon aus, an denen Österreich und schließlich auch die Truppen des sich auflösenden Rheinbundes teilnahmen.
Auf dem Wiener Kongress erfolgte die Neuordnung Europas und Deutschlands. Kaiser und Reich wurden nicht erneuert, wie es sich viele Patrioten erträumt hatten, sondern es wurde der ohnmächtige Deutsche Bund geschaffen, der die 38 deutschen Staaten nur lose zusammenfasste. Erst als Bismarck 1862 preußischer Ministerpräsident wurde, erhielt er die Macht, fast allein und zeitweise gegen den Willen der Deutschen das Einigungswerk zu vollbringen.
Das einer Einheit widerstrebende Frankreich wurde 1870/71 besiegt. Die gemeinsamen Siege aller deutschen Völker hatten das Gefühl der Zusammengehörigkeit geweckt und die Fürsten, allen voran König Ludwig II. von Bayern, sowie die Völker richteten daher an König Wilhelm die Bitte, den deutschen Kaisertitel anzunehmen. Der König erfüllte den Wunsch, und am 18. Januar 1871 wurde das 1806 zusammengesunkene Deutsche Reich neu errichtet.
Nachstehend ein Auszug aus der Kaiserproklamation vom 17. Januar 1871 zur Vorlesung in den Häusern des Landtages:
«an das deutsche volk. - wir wilhelm, von gottes gnaden koenig von preuszen, nachdem die deutschen fuersten und freien staedte den einmuetigen ruf an uns gerichtet haben mit herstellung des deutschen reiches die seit mehr denn 60 jahren ruhende deutsche kaiserwuerde zu erneuern und zu uebernehmen, und nachdem in der verfaszung des deutschen bundes die entsprechenden bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, dasz wir es als eine pflicht gegen das gemeinsame vaterland betrachtet haben, diesem rufe der verbuendeten deutschen fuersten und staedte folge zu leisten, und die deutsche kaiserwuerde anzunehmen... bismarck.»,
17Hubertus Prinz zu Löwenstein erklärt in seinem Buch zur Deutschen Geschichte ergänzend hierzu folgendes:
«In der Proklamation vom 18. Januar 1871 wird vom einmütigen Rufe gesprochen, „mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn sechzig Jahren ruhende Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen". Damit wurde nicht nur die Rechtsnachfolge des Heiligen Römischen Reiches aufgegriffen, sondern die ungebrochene Kontinuität des Reiches selber betont»
17a
Als das wiedererstarkte Deutsche Kaiserreich, das unter der Führung Bismarcks zur stärksten Festlandnation herangewachsen war, sich auf die Bahn der imperialistischen Politik begab und an der Aufteilung der Welt seinen Anteil holte (Kolonien in Afrika und im Stillen Ozean) und die Führung nicht nur in Europa, sondern auch in der Welt anstrebte, zog es sich die Feindschaft Englands zu. Die Deutsche Flotte, die in wenigen Jahren zur zweitstärksten Handels- und Kriegsflotte der Welt angewachsen war, beunruhigte England.
Als Kaiser Wilhelm II. das Angebot Englands ablehnte, den Bau der Flotten aufeinander abzustimmen und zwar im Stärkeverhältnis 16:10, wandte sich England gegen Deutschland und verbündete sich mit Frankreich und Russland.
Der bald folgende Erste Weltkrieg brachte den verbündeten Mittelmächten nicht nur eine schwere Niederlage und den Untergang des «Zweiten Deutschen Kaiserreiches», sondern besiegelte auch das Ende der «römisch-deutschen Geschichte».
«Nach diesem sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, das vierte Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und das übrige zertrat´s mit seinen Füßen; es war auch viel anders denn die vorigen und hatte zehn Hörner.»
Nach dem Untergange des «Zweiten Deutschen Kaiserreiches» übernahm zunächst England die Führung in der Welt, um sie dann, nach dem Zweiten Weltkrieg, an die USA abzutreten.
England
gehörte bis um 410 n.Chr. zum Römischen Reich. Im 5. und 6. Jahrhundert wurde es von den Angeln und Sachsen erobert. Im 9. Jahrhundert wurde es unter dem König von Wessex ein geeintes Königreich. Begünstigt durch seine geographische Lage stieg es im Laufe der Jahrhunderte zu einer starken See- und Kolonialmacht auf.In den Kriegen gegen die französische Revolution und Napoleon gelang es England endlich, zusammen mit seinen festländischen Verbündeten, Frankreich so entscheidend zu schlagen, dass Britannien damit selbst zur alleinigen Welt-, See- und Kolonialmacht aufstieg.
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Sieg gegen die Mittelmächte erreicht England den Höhepunkt seiner politischen Macht.
Die Vereinigten Staaten von Amerika
, die seit 1783 durch den Frieden von Versailles aus 13 angloamerikanischen Kolonien gegründet und nach dem Sezessionskrieg (1861-65) durch ihre wirtschaftliche Blütezeit zu einer Weltmacht geworden waren, hielten sich bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges anfänglich neutral, obwohl der Präsident Wilson ebenso wie die große Mehrheit des amerikanischen Volkes zu dem ehemaligen Mutterland neigten. 1917 traten sie dann doch auf die Seite Englands in den Kampf ein und verhalfen dadurch den Alliierten zum Sieg. Obgleich der Sieg den USA die Stellung einer Weltmacht neben England gebracht hatte, gewann der Isolationismus unter den Nachfolgern wieder an Kraft. Dennoch konnten sich die USA nicht ganz der Weltpolitik entziehen, sondern nahmen teil an internationalen Konferenzen und Abkommen zur Abrüstung und zu Wirtschaftsfragen.Das Eingreifen der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg hatte sich jedoch auf die Welt- und Seemachtstellung Englands ungünstig ausgewirkt. Die Seeabrüstungskonferenz von Washington setzte die Ebenbürtigkeit der amerikanischen mit der englischen Schlachtflotte fest (1921/1922) und England begann seit dieser Zeit als Weltmacht hinter den Vereinigten Staaten zurückzutreten.
Im Zweiten Weltkrieg, der durch die Machtbestrebungen Hitlers ausgelöst worden war, ging die militärische und politische Initiative immer mehr in die Hände Amerikas und der Sowjetunion über, und am Ende des Krieges war England als Weltmacht auf den 3. Platz zurückgefallen.
Der wirtschaftliche Niedergang zwang England, Anleihen von den USA aufzunehmen, und das Gefüge der Brit. Völkergemeinschaft lockerte sich beträchtlich; Irland schied 1948 aus dem Empire aus, Indien wurde selbständig, Kanada, Neuseeland und Australien lehnten sich an die USA an. Auch in dem britischen Einflussgebiet, wie z.B. in Griechenland und der Türkei, traten die USA an die Stelle Englands.
«Im 19. Jh. erkannten Friedensgesellschaften ebenso wie Vertreter des Liberalismus die Notwendigkeit einer übernationalen Organisation oder eines Universalstaates zur Verhütung kriegerischer Auseinandersetzungen. Aber erst die von dem amerikanischen Präsidenten Thomas W. Wilson Ende des ersten Weltkrieges aufgestellten Forderungen nach einem Bund freier Nationen führten zu einem konkreten Erfolg: Eine allgemeine Vereinigung der Nationen muß gebildet werden durch besondere Vereinbarungen, welche eine gegenseitige Sicherheit bilden werden für die politische Unabhängigkeit und territoriale Unverletzlichkeit der kleinen wie der großen Nationen, lautete der letzte Artikel seines Vierzehn-Punkte-Programmes.
Den intensiven Bemühungen des amerikanischen Präsidenten gelang es dann, auf der Pariser Friedenskonferenz die Zustimmung der übrigen Mächte zur Bildung dieser Organisation zu erhalten. Am 28. April 1919 wurde die Satzung des Völkerbundes angenommen; als sein Ziel galt die Erhaltung von Frieden und Sicherheit und die Förderung der Zusammenarbeit unter den Völkern. Sitz des Generalsekretariats des Völkerbundes war Genf, wo der Völkerbundsrat jährlich viermal zusammentrat.»
18«Ursprüngliche Mitglieder waren 32 alliierte Kriegsgegner der Mittelmächte sowie 13 neutrale Staaten; ihre Zahl verringerte sich um drei: Die USA, Ecuador und Hedschas ratifizierten die Pariser Vorortverträge und damit die Völkerbundsatzung nicht. Zwischen 1920 und 1937 erwarben 21 weitere Staaten die Mitgliedschaft... Bis 1942 schieden 20 Staaten aus dem Völkerbund aus, darunter die UdSSR, die als einziger Staat ausgeschlossen wurde (1940 im Zusammenhang mit dem Finn.-Sowjet. Winterkrieg).»
19«Seine Aufgabe, die Wahrung des Friedens, vermochte der Völkerbund nur in wenigen unbedeutenden Fällen zu erfüllen, und sein Eintreten für eine allgemeine Abrüstung blieb ohne Erfolg.
1933 trat Deutschland aus dem Völkerbund aus. 1937 folgte Italien. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Wirksamkeit der Organisation völlig lahmgelegt; am 11. Dez. 1939 trat sie zum letzten Mal zusammen... Zum Erben des Völkerbundes wurden 1945 die UN...
Ende 1944 arbeitete man - gestützt auf die Erfahrungen des Völkerbundes - in Dumbarton Oaks (USA) die Grundzüge der Charta der Vereinten Nationen aus.» 20
«Im Sommer 1945, noch ehe der Krieg gegen Japan zu Ende war, wurde die «Organisation der Vereinten Nationen» (UNO) in San Francisco aus der Taufe gehoben. Schon dass sie in Amerika geboren und dort angesiedelt wurde, gab ihr ein größeres Prestige als dem alten Völkerbund. Zudem war die UNO mit einem starken Direktorium, dem Sicherheitsrat, ausgestattet, der als eine Art Weltregierung gedacht war - ein absolutes Novum in der politischen Geschichte.» (P.M. Magazin 4/1996).
Vor diesem geschichtlichen Hintergrund
wird deutlich, dass mit den «zehn Königen» fraglos diejenigen Völker bzw. Nationen angesprochen werden, die sich nach dem Ersten Weltkrieg zunächst unter der Führung Englands zum «Völkerbund» und später dann, nach dem Zweiten Weltkrieg, unter Führung der USA zu den «Vereinten Nationen» zusammengeschlossen haben.Warum Daniel nur von «zehn Königen» spricht, obwohl dem Völkerbund insgesamt 66 Staaten angehört haben, und den Vereinten Nationen bereits 185 Staaten beigetreten sind, läßt sich leicht erklären. In der Parabel vom Himmelreich vergleicht Jesus die Christengemeinde mit «fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen». Und so, wie diese zehn Jungfrauen symbolisch die gesamte Christenheit darstellen, ebenso veranschaulichen auch die zehn Könige aus der Danielweissagung die Gesamtmitgliederzahl des Völkerbundes und der Vereinten Nationen.
Eine eindrucksvolle Ergänzung und Bestätigung erfährt die vorstehende Danielauslegung durch den bereits erwähnten Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar.
Im Buche Daniel wird berichtet, der König habe eines nachts, als er auf seinem Bette lag und über die Zukunft seines Reiches nachdachte, einen bedeutungsvollen Traum gehabt, der ihn innerlich so beunruhigte, dass es um seinen Schlaf geschehen war.
Am andern Morgen forderte er die Weisen seines Landes auf, ihm sowohl den Traum, als auch die Deutung kundzutun. Doch da er ihnen den Traum nicht mitteilen wollte, sahen sie sich außerstande, dem Verlangen des Königs nachzukommen.
Enttäuscht und zornig über die Unfähigkeit seiner Berater beschloß Nebukadnezar daraufhin, alle Weisen, Wahrsager und Zauberer seines Landes töten zu lassen.
Der Prophet Daniel, der als vornehmer jüdischer Gefangener in des Königs Diensten stand und somit auch unter das Todesurteil gefallen wäre, ließ sich vor den König führen und erklärte ihm:
«Das Geheimnis, nach dem der König fragt, vermögen die Weisen, Gelehrten, Zeichendeuter und Wahrsager dem König nicht zu sagen. Aber es ist ein Gott im Himmel, der kann Geheimnisse offenbaren. Der hat dem König Nebukadnezar kund getan, was in künftigen Zeiten geschehen soll.
Mit deinem Traum und deinen Gesichtern, als du schliefst, verhielt es sich so: Du, König, dachtest auf deinem Bett, was dereinst geschehen würde; und der, der Geheimnisse offenbart, hat dir kundgetan was geschehen wird.
Mir aber ist dies Geheimnis offenbart worden, nicht als wäre meine Weisheit größer als die Weisheit aller, die da leben, sondern damit dem König die Deutung kund würde und du deines Herzens Gedanken erführest:
Du, König, hattest einen Traum, und siehe, ein großes, hohes und hellglänzendes Bild stand vor dir, das war schrecklich anzusehen.
Des Bildes Haupt war von feinem Gold, seine Brust und Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden waren von Kupfer, seine Schenkel waren von Eisen, seine Füße teils von Eisen und teils von Ton.
Das sahst du, bis ein Stein herunterkam, ohne Zutun von Menschenhänden; der traf das Bild an seinen Füßen, die von Eisen und Ton waren, und zermalmte sie... Der Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg, so dass er die ganze Welt füllte. Das ist der Traum.
Und nun wollen wir die Deutung vor dem König sagen:
Du, König, bist ein König aller Könige, dem der Gott des Himmels Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat... Du bist das goldene Haupt.
Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer als deines, danach das dritte Königreich, das aus Kupfer ist und über alle Lande herrschen wird.
Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen.
Dass du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: das wird ein geteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du denn gesehen hast Eisen mit Ton vermengt.
Und dass die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: zum Teil wird es ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein.
Und dass du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen (Bündnisse eingehen), aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt.
Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben…» - Dan. 2.
Auch im Traumgesicht Nebukadnezars werden - wie schon im Nachtgesicht Daniels - mehrere aufeinanderfolgende Weltreiche bildlich dargestellt. Nur sind es hier keine Fabeltiere, sondern stofflich besonders gekennzeichnete Körperteile und Gliedmaßen eines Menschenbildes, das aus Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Ton zusammengesetzt ist.
Beide Gesichter stammen aus der Zeit des Neubabylonischen (Chaldäischen) Weltreiches: Der Traum Nebukadnezars aus der Anfangszeit, das Nachtgesicht Daniels aus der letzten Zeit. Und beide Gesichter enden mit dem Hereinbrechen des Gottesreiches. Demnach erstrecken sie sich über denselben geschichtlichen Zeitraum, allerdings mit dem Unterschied, dass in Nebukadnezars Traumgesicht Babylon in die Deutung einbezogen wird: «Du, König, bist das goldene Haupt». Während im Nachtgesicht Daniels, wie bereits im einzelnen dargelegt, die Reihe der aufeinanderfolgenden Weltreiche mit «Medo-Persien» beginnt.
Bei einer entsprechenden Gegenüberstellung der beiden Weissagungen wird diese Auffassung noch unterstrichen; denn bei einem Vergleich treten zwischen ihnen ganz bestimmte Parallelen auf, die anschaulich darauf hinweisen, welche der beiderseitigen bildhaften Darstellungen jeweils geschichtlich zusammengehören und ein und dasselbe Weltreich verkörpern:
Nachtgesicht Daniels: Das erste (Tier) war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. |
|
Traum Nebukadnezars: seine Brust und seine Arme waren von Silber, |
Parallelen und übereinstimmende Merkmale:
Zunächst fällt auf, dass die Anzahl der Gliedmaßen in beiden Darstellungen völlig übereinstimmt:
Der LÖWE steht auf z w e i Füßen wie ein Mensch.
An der silbernen Brust befinden sich z w e i Arme.Und wie schon in der Weissagung vom «Widder und Ziegenbock» der Widder mit seinen beiden unterschiedlich hohen Hörnern «die Könige von Medien und Persien» veranschaulicht, ebenso verkörpern sowohl die beiden Füße des Löwen, als auch die beiden Arme an der silbernen Brust des Standbildes die medo-persische Doppelmonarchie.
Noch frappierender aber ist die Parallele zum «menschlichen Herzen»; denn dieses menschliche Herz, das dem medo-persischen Löwen gegeben wurde, ist nämlich - selbst wenn es nicht ausdrücklich erwähnt wird - vom anatomischen Standpunkt aus betrachtet auch in der silbernen Brust des Standbildes vorhanden.
Nachtgesicht Daniels: Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul unter seinen Zähnen drei große, lange Zähne. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friß viel Fleisch! |
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Traum Nebukadnezars: sein Bauch und seine Lenden waren von Erz, |
Parallelen und übereinstimmende Merkmale:
Der Bauch des Standbildes ist wohl am besten dazu geeignet, das viele Fleisch aufzunehmen, das der ‹griechische Bär› bei der Eroberung Persiens gefressen hat.
Nachtgesicht Daniels: Danach sah ich und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Parder, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken, und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben. |
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Traum Nebukadnezars: seine Schenkel waren von Eisen, |
Parallelen und übereinstimmende Merkmale:
Auf den ersten Blick scheint es zwischen dem Parder und den Schenkeln des Standbildes keine Parallelen zu geben. Doch bei näherem Hinsehen werden wir feststellen, dass die Schenkel des Standbildes, die aus zwei Ober- und zwei Unterschenkeln bestehen, sehr wohl eine eindeutige und aufschlussreiche Parallele zu den «vier Köpfen des Parders» bilden. Denn so, wie der Parder mit seinen vier Köpfen die ‹römisch-deutsche Geschichte› veranschaulicht, ebenso verkörpern auch die vier Schenkelteile, die an den Beinen teils nebeneinander und teils nacheinander angeordnet sind, die vier Reiche der ‹römisch-deutschen Geschichte›, welche teils nebeneinander bestanden haben, wie «Byzanz» und das «Weströmische Reich», und teils nacheinander aufgekommen sind, wie das «Heilige Römische Reich Deutscher Nation» und das «Zweite Deutsche Kaiserreich»
Nachtgesicht Daniels:
Darauf erschien mir in meinem Nachtgesicht plötzlich ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und außerordentlich stark; es hatte gewaltige Zähne von Eisen; es fraß und zermalmte, und zertrat das, was übriggeblieben war, mit seinen Füßen; es sah ganz anders aus als alle die vorigen Tiere und hatte auch noch zehn Hörner. |
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Traum Nebukadnezars:
seine Füße waren teils Eisen und teils Ton. Deutung Daniels: Dass du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: das wird ein geteiltes Reich sein; doch wird von des Eisens Art darin bleiben,… |
Parallelen und übereinstimmende Merkmale
Auch hier weisen die beiderseitigen bildhaften Darstellungen deutliche Parallelen auf:
Das vierte Tier hat « z e h n Hörner ».
Die Füße des Standbildes haben « z e h n Zehen ».
Im Nachtgesicht Daniels werden England und die USA durch das vierte Tier und im Traumgesicht Nebukadnezars als «geteiltes Reich» durch die beiden Füße des Standbildes veranschaulicht - zwei Weltmächte, die geschichtlich eng miteinander verbunden sind und vormals vereint waren, ehe sich im Jahre 1783 die anglo-amerikanischen Kolonien vom Mutterland gelöst und die Vereinigten Staaten von Amerika gegründet haben.
England, das bis zum Jahre 476 Teil des eisernen Weströmischen Reiches war, ist der «eiserne Fuß» des Standbildes. Während die USA durch den «tönernen Fuß» veranschaulicht werden.
Und gleichwie das vierte Tier Träger der «zehn Hörner» ist, und die beiden Füße des Standbildes Träger der «zweimal fünf Zehen» sind, ebenso hat auch zunächst das eiserne England die Führung im «Völkerbund» übernommen und sie dann, nach der Gründung der «Vereinten Nationen», an die Supermacht USA abgetreten.
Nachdem wir nun die geschichtliche Bedeutung der «vier großen Tiere» aus dem Nachtgesicht Daniels kennen, sollte es möglich sein, jetzt auch dem Geheimnis des siebenköpfigen Tieres auf die Spur zu kommen.
Johannes sah das Tier zum ersten Male, als es aus dem ‹Völkermeer› heraufgestiegen war. Danach erschien es ihm noch einmal in der Wüste, wo es im «Abgrund» verschwand. Als Johannes sich darüber wunderte, fragte ihn der Engel, der ihn im Geist in die Wüste geführt hatte:
«Warum bist du so erstaunt? Ich will dir Aufschluss geben über das Geheimnis (...) des Tieres, das sieben Köpfe und zehn Hörner hat.
Das Tier, das du gesehen hast, ist (schon früher) da gewesen und ist (jetzt) nicht mehr (da); doch wird es aus dem Abgrund wieder heraufsteigen und ins Verderben fahren; da werden dann die Bewohner der Erde sich verwundern, die, deren Name nicht eingeschrieben steht im Buch des Lebens seit Grundlegung der Welt, wenn sie sehen, dass das Tier, das da gewesen war und nicht mehr da ist, und wieder da sein wird.
Hier ist Verstand erforderlich, der mit Weisheit gepaart ist:
Die sieben Köpfe sind sieben Berge... und bedeuten (zugleich) sieben Könige: fünf von ihnen sind (bereits) zu Fall gekommen, der eine (sechste) ist (jetzt) da, der andere (siebte) ist noch nicht gekommen, und wenn er gekommen ist, darf er nur eine kurze Zeit bleiben.
Ferner das Tier, das gewesen ist und (jetzt) nicht mehr da ist, ist selbst der achte und gehört trotzdem zu den sieben und fährt dahin ins Verderben.
Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, welche die Herrschaft noch nicht empfangen (angetreten) haben, sondern ihre königliche Gewalt zu derselben Stunde zugleich mit dem Tier erhalten.
Diese (zehn) haben einmütigen Sinn und stellen ihre Macht und Gewalt dem Tier zur Verfügung. Diese werden mit dem Lamm kämpfen, aber das Lamm wird sie besiegen - denn er ist der Herr der Herren und der König der Könige - mit seinen Kampfgenossen, den Berufenen und Auserwählten und Getreuen.»
- Offb. 17 (Menge).Zunächst scheint die Erklärung des Engels recht geheimnisvoll und verwirrend zu sein. Doch wenn wir uns näher mit ihr befassen, werden wir - gestützt auf die aktuelle geschichtliche Danielauslegung - den tieferen Sinn dieser dunklen Worte bald erkennen.
Nach der Erklärung des Engels bedeuten die sieben Köpfe des Tieres sieben Berge und (zugleich) sieben Könige. In der Bildersprache der Bibel ist der «Berg» das Sinnbild für ein König- bzw. Weltreich. So wird beispielsweise im Traumgesicht Nebukadnezars das Reich Gottes mit einem Stein verglichen, der zu einem «großen Berg» wurde (Dan.2
; 35; 2; 44-45).Auf Grund der Deutung Daniels können wir getrost davon ausgehen, dass es sich bei den «sieben Köpfen des Tieres, die sieben Berge bedeuten», gleichfalls um Weltreiche handelt und zwar um sieben Weltreiche, die nacheinander aus dem ‹Völkermeer› gekommen sind.
Fünf von ihnen sind uns aus der Danielweissagung bekannt: Babylon, Medo-Persien, Griechenland, Rom (mit den vier nachfolgenden Reichen der römisch-deutschen Geschichte) und Anglo-Amerika.
Die beiden übrigen Weltreiche haben schon vor Babylon bestanden: Ägypten, das im Jahre 663 v.Chr. unter assyrische Herrschaft geriet. Und Assyrien, das 612 v.Chr. gemeinsam von den Babyloniern und Medern erobert wurde.
Johannes empfing die Apokalypse im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Fünf Weltreiche waren bereits untergegangen: Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien und Griechenland.
Bei dem sechsten Weltreich, von dem der Engel sagt: «der eine ist da», handelt es sich zweifellos um das auf Griechenland folgende römische Imperium, das im ersten christlichen Jahrhundert auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt war und mit seinen vier Reichen (Ostrom, Westrom, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation und Zweites Deutsches Kaiserreich) auf 2000 Jahre ‹römisch-deutsche Geschichte› zurückblicken kann.
Auf das «Zweite Deutsche Kaiserreich» folgten England und die USA als «geteilte» siebente Weltmacht. England, das nach dem Ersten Weltkrieg zunächst die Führung in der Welt übernommen hatte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA auf den zweiten Platz verdrängt.
Und als 1949 die UdSSR zu den Atommächten aufrückte, war das Kräfteverhältnis zwischen Ost und West durch das Gleichgewicht des Schreckens nahezu ausgeglichen; auf der einen Seite die NATO-Staaten mit der Supermacht USA, und auf der anderen Seite die Warschauer-Pakt-Staaten mit der Supermacht UdSSR.
«Ferner das Tier, das (schon früher) gewesen war und (jetzt) nicht mehr da ist, ist selbst der achte und gehört trotzdem zu den sieben und fährt dahin ins Verderben. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, welche die Herrschaft noch nicht empfangen haben; sondern ihre königliche Gewalt zu derselben Stunde zugleich mit dem Tier erhalten. Diese (zehn) haben einmütigen Sinn und stellen ihre Macht und Gewalt dem Tier zur Verfügung.»
Wie schon der «Völkerbund» und die «Vereinten Nationen» im Nachtgesicht Daniels durch die zehn Hörner des vierten Tieres und im Traumgesicht Nebukadnezars durch die zweimal fünf Zehen des Standbildes verkörpert werden, ebenso werden diese beiden Weltorganisationen auch in der Offenbarung symbolisch durch die zehn Hörner des siebenköpfigen Tieres dargestellt. (Offb.17;
12-13).Aus der Geschichte wissen wir, dass am Ende des Ersten Weltkrieges auf Initiative der USA und unter der Führung Englands der Völkerbund gegründet worden war. Nachdem er aber die in ihn gesetzten Erwartungen, «den Weltfrieden zu bewahren», nicht erfüllen konnte, und 20 Staaten aus der Organisation ausgeschieden waren, versank er bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im «Abgrund», um am Ende des Krieges als die «Vereinten Nationen» wie der Vogel Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen.
Nachtgesicht Daniels: Ich sah zu, bis das (vierte) Tier getötet ward und sein Leib umkam und ins Feuer geworfen ward und der andern Tiere Gewalt auch aus ward; denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lange ein jegliches währen sollte. |
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Traum Nebukadnezars: Das sahst du, bis ein Stein herunterkam, ohne Zutun von Menschenhänden; der traf das Bild an seinen Füßen, die von Eisen und Ton waren, und zermalmte sie... |
«Und Johannes sah das siebenköpfige Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heer. Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten; lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.» - Offb.19; 19-20. |
Offensichtlich bilden die USA zusammen mit den Vereinten Nationen, die beide im Nachtgesicht Daniels durch das vierte Tier mit den zehn Hörnern und im Traum Nebukadnezars durch die Füße und Zehen des Standbildes verkörpert werden, die letzte weltpolitische Führungsmacht auf Erden; denn Daniel sah, wie das Standbild von einem Stein an seinen Füßen und Zehen getroffen und völlig zerstört wurde.
Und so, wie das vierte Tier samt seinen zehn Hörnern und dem kleinen Horn, das zwischen den zehn Hörnern des vierten Tieres hervorgewachsen war, ins Feuer geworfen wird, denn «es ist ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lange ein jedes leben soll», ebenso sah auch der Apostel Johannes in der Apokalypse, wie das siebenköpfige Tier, das zunächst als "Tier aus dem Völkermeer" den Völkerbund verkörperte und später dann als "Tier aus dem Abgrund" die Vereinten Nationen symbolisiert, zusammen mit dem falschen Propheten in den Feuersee geworfen wird.
Die Aufrichtung des Gottesreiches!
Nachtgesicht Daniels: Ich sah in diesem Gesicht des Nachts, und siehe, es kam einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten, und ward vor ihn gebracht. Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und sein Königreich hat kein Ende. |
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Traum Nebukadnezars: Der Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg, so dass er die ganze Welt füllte. |
Im weiteren Verlauf der Offenbarung sah Johannes ein Weib auf einem scharlachroten Tier sitzen, das mit gotteslästerlichen Namen übersät war und sieben Köpfe und Zehn Hörner hatte: «Das Weib war in Purpur und Scharlach gekleidet und mit Gold, Edelsteinen und Perlen reich geschmückt; in ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher, der mit Greueln und mit dem Schmutz ihrer Buhlerei gefüllt war und auf ihrer Stirn stand ein Name geschrieben, ein Geheimnis: „Groß-Babylon, die Mutter der Buhlerinnen und der Greuel der Erde". Johannes sah das Weib trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu; bei ihrem Anblick geriet er in großes Staunen. Da sagte der Engel, der ihn im Geist in die Wüste geführt hatte, zu ihm: «Warum bist du so erstaunt? Ich will dir Aufschluss geben über das Geheimnis des Weibes… Die Wasser, die du gesehen hast, wo die Buhlerin thront, sind Völker und Scharen, Völkerschaften und Sprachen… Das Weib endlich, das du gesehen hast, ist die große Stadt, welche die Herrschaft über die Könige der Erde hat.
Später, so berichtet Johannes weiter: «hörte ich eine Stimme vom Himmel, die sprach: Gehet aus von ihr, mein Volk (aus Babylon), dass ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel.» - Offb.18; 4-5.
Die mahnende Aufforderung an Gottes Volk zur Flucht aus Babel ist offensichtlich an die «Endzeitgemeinde» gerichtet, welche - wie es den Anschein hat - sich zu diesem Zeitpunkt noch in der geistlichen Gefangenschaft Babylons befindet und nun aufgerufen ist: «Groß-Babylon» zu verlassen, dessen Sünden bis in den Himmel reichen.
Begreiflicherweise löste der Aufruf «zur Flucht aus Babylon» schon damals bei den jungen christlichen Gemeinden Unsicherheit und Verwirrung aus. Denn zunächst deutete man «die große Stadt, welche die Herrschaft über die Könige der Erde hat und trunken war vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu», auf das heidnische Rom, welches die Christen besonders unter Nero grausam verfolgte. Später dann aber, als die christliche Kirche zur römischen Staatskirche erhoben worden war und nun ihrerseits Andersgläubige verfolgte und Abweichler von der «römisch-katholichen Einheitslehre» mit dem Tode bestrafte, deutete man «Groß-Babylon» auf das päpstliche Rom. Zuerst war es Joachim von Fiore, gest. 1202, danach die Franziskaner und Dante. Und nach der Reformation waren es Luther, Calvin, Bengel und andere, die im verweltlichten Papsttum die Hure Babylon erkannten.
Wie berechtigt es war, das Papsttum als «Hure Babylon» anzuprangern, wird sich erweisen, sobald wir uns mit der Geschichte des Papsttums näher befasst und unsere Ermittlungen auf die ersten Jahrhunderte des Christentums ausgedehnt haben; eines Christentums, das sich seit seiner Entstehung in einer Vielzahl von Glaubensrichtungen gespalten hat und nach der Parabel vom Himmelreich (Matth.25) am Weltende symbolisch in «fünf kluge und fünf törichte Jungfrauen» aufteilen wird.
Die Geschichte des Christentums: Nachdem sich das Christentum trotz Verfolgung durch Juden, Griechen und Römer innerhalb des römischen Imperiums immer stärker auszubreiten begann, warteten die jungen christlichen Gemeinden voller Zuversicht auf die baldige Wiederkunft Christi. Wussten sie doch, dass mit der Erfüllung ihres Missionsauftrages: «Gehet hin und lehret alle Völker», die Aufrichtung seines Friedensreiches in greifbare Nähe rücken würde. Doch der Apostel Paulus - einer der treibenden Kräfte in der Verbreitung des Evangeliums - ahnte wohl damals schon, dass mit der Wiederkunft Christi nicht sobald zu rechnen sein würde. Deshalb zügelte er ihre Ungeduld und ermahnte sie eindringlich: «Laßt euch nicht leichthin aus der ruhigen Überlegung in Aufregung versetzen und euch durch nichts erschrecken, weder durch eine Geistesoffenbarung noch durch (Berufung auf) eine Äußerung oder einen Brief, die angeblich von uns herrühren, als ob der Tag des Herrn schon da wäre. Laßt euch von niemand auf irgend eine Weise täuschen; denn zunächst muß ja doch der Abfall eintreten und der Mensch der Gesetzlosigkeit (oder: des Frevels) erschienen sein, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles erhöht, was Gott oder anbetungswürdig heißt, so dass er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt.»
Hätten die christlichen Gemeinden damals geahnt, dass die Verkündigung des Evangeliums erst nach zweitausend Jahren zum Abschluss kommen würde, sicherlich wäre ihr Eifer gedämpft worden. So aber breitete sich das Christentum zügig aus; und bald war es innerhalb des gewaltigen Römischen Reiches zu einem politischen Machtfaktor geworden. Dem römischen Kaiser Konstantin blieb das politische Gewicht der christlichen Kirche nicht verborgen. Darum versuchte er, sie zur Klammer der bedrohten Einheit seines Reiches zu machen (Toleranzedikt, 313).
Welch schädigenden Einfluss aber die neue Religionspolitik Konstantins auf das Christentum ausübte, das erläutert Wolfgang Göller in seinem Kommentar "Die Konstantinische Wende":
«Sicher kann man Konstantin eine persönliche Religiosität nicht absprechen. Aber sein übergeordnetes Interesse war doch die Politik. Für die von ihm angestrebte Universalherrschaft brauchte er eine Universallehre - eine Lehre, die einigen konnte. Und aus der Religionspolitik seiner Vorgänger hatte er gelernt, wie man es nicht machen soll…
Gehörte vorher Mut dazu, Christ zu sein, so kamen jetzt viele zur Kirche, die einfach im Strom mitschwammen. Ein Verlust an geistiger Substanz und moralischer Glaubwürdigkeit war die Folge. Dass die nun entstehende Reichskirche keine andere Kirche neben sich dulden konnte oder durfte, ist klar - im Gegensatz zu den heidnischen Religionen, die immer schon von vielen Göttern sprachen. Nun trat im Christentum ein geistiger Absolutheitsanspruch hervor. Aber dieser geistige Anspruch wurde sehr bald mit zweifelhaften Mitteln durchgesetzt. Zuerst nur vereinzelt, dann immer häufiger erhob sich der christliche Pöbel und zerstörte heidnische Tempel. Wer gestern noch Heide war, stürmte heute seinen einstigen Tempel als Beweis der Rechtgläubigkeit.
Mit der Anerkennung durch den Staat gewann die Kirche jedoch nicht nur zweifelhafte Mitglieder. Sie gewann nicht nur eine Machtfülle, die der Kirche, gemessen an der Anspruchslosigkeit Jesu, ihres Herrn, schlecht anstand. Sie gewann auch Zugang zur Kultur, Zugang zu Schule und Wissenschaft…» ("2000 Jahre Christentum", S.741).
Ein weiterer Kommentar von Wolfgang Göller "Staat und Kirche ab Konstantin dem Großen" zeigt uns, welch einschneidende Veränderung sich durch die "Konstantinische Wende" innerhalb der verstaatlichten jungen "Kirche Christi" ergeben hat:
«Als Kaiser Konstantin sich zu Beginn des 4. Jahrhunderts dem Christentum zuwandte, kam der Wechsel in der kaiserlichen Religionspolitik für die Christen nach der langen Zeit der Verfolgung oder zumindest Bedrohung fast zu rasch. Die Kirche konnte nicht lange jedes Wenn und Aber bedenken. Wer vorher nur auf eine Duldung der Kirche gehofft hatte, wurde einfach von den Ereignissen überrollt. Ein Kaiser, der - aus welchen Motiven auch immer - das Christentum förderte, das war mehr, als die kühnsten Träume zu hoffen wagten… Und über allem solle die Kirche der Integrationsfaktor im Reich sein.
Im Religionsedikt von 380 schließlich wurde das Ende der Religionsfreiheit zementiert. Die katholische Kirche wurde zur Staatskirche erklärt. Gleichzeitig wurde genau angegeben, welche dogmatische Richtung des Christentums man meinte: die des Bischofs von Rom, Damasus (366 bis 384). Man mußte also nicht nur Christ sein, sondern rechtgläubiger Christ. Abweichungen oder gar eine andere Religion wurden als Staatsverbrechen geahndet. Der Staat stellte sich mit den ihm eigenen Mitteln zur Verfügung, Lehrsätze durchzusetzen und zu missionieren. 389 wurde der römische Senat - trotz heftiger Opposition - gezwungen, den alten Glauben zu verdammen und den neuen anzunehmen… In der Folge des Religionsediktes von 380 verschwand das Heidentum rasch von der Bildfläche.» ("2000 Jahre Christentum", S. 742 ff).
Für den Zusammenhalt des gewaltigen Römischen Reiches mag die Anerkennung des Christentums ein geschickter politischer Schachzug gewesen sein, doch der Kirche Christi hat sie unermeßlichen Schaden zugefügt. Weitaus bedrückender aber erscheint die Tatsache, dass sich mit der Verweltlichung der christlichen Religion die irrige Auffassung durchzusetzen begann, mit dem Christentum selbst sei schon das Reich Gottes und die Erfüllung aller Weissagungen einer besseren Zukunft gekommen. In Meyers Konversationslexikon lesen wir dazu folgenden Kommentar:
«Chiliásmus (griech.), der Glaube an ein künftiges tausendjähriges, mit Christi sichtbarer Wiederkunft anhebendes Gottesreich auf Erden…
Durch die seit Konstantin politisch veränderte Stellung der Kirche wurde die Niederlage des Chiliásmus besiegelt. Sobald die siegreiche Kirche es sich auf dem Boden dieser Erde wohnlich gemacht hatte, machte sie sich mit dem Gedanken vertraut, das Tausendjährig Reich sei schon mit dem Christentum selbst gekommen, und Augustin erhob diese Auffassung zur herrschenden. Seitdem galt schlechtweg die Kirche als Reich Gottes und Erfüllung aller Weissagungen einer bessern Zukunft.» (Bd.4, S.31).
Ist es nicht geradezu grotesk, dass die frühchristlichen Gemeinden mehr als dreieinhalb Jahrhunderte lang geduldig auf die Wiederkunft Christi und die Aufrichtung seines Friedensreiches gewartet haben, um dann von Augustinus (354-430) schließlich zu erfahren, das Reich Gottes sei längst schon mit dem Christentum selbst gekommen? Ein fataler Irrtum, der für die politisch ohnehin schon schändlich mißbrauchte Kirche Christi eine folgenschwere Entwicklung heraufbeschwor.
Jakob Kroeker schreibt in seinem Buch "Daniel Staatsmann und Prophet":
«Zwar gab Rom dem damaligen sterbenden Weltstaat den Namen des Gottesreiches, schuf aber im Schoße der Kirche Christi dem heidnischen Geiste und seinem mystischen Kultus eine christliche Herberge. Der Weltstaat wurde Reich Gottes genannt, seine Verfassung wurde die Organisation der Kirche, sein Kultus die Form der Gottesverehrung, seine Priesterordnung der äußerliche Pomp für Christi Stellvertreter und Reichsverweser auf Erden. Hinfort war aber die Kirche nicht mehr Zeugin vom Heil, sie gab sich als Verwalterin des Heils; sie war nicht mehr Prophetin der Offenbarung, sie amtierte als Hüterin der Offenbarung, sie war nicht mehr Geistesschöpfung, sie glänzte als Weltorganisation.» (S.41).
Wäre Augustinus nicht der fanatische Eiferer gewesen, von dem das berühmt gewordene Wort stammt „cogite intrare!" - das heißt „zwingt sie zum Eintritt in die Kirche!", Zwingt sie mit Gewalt! -, dann hätte er bei einem gewissenhaften Studium der Heiligen Schrift erkennen müssen, dass seine Vorstellung vom Reiche Gottes im Widerspruch zur biblischen Aussage steht. Zumal Paulus schon seinerzeit ausdrücklich vor solchen Fehlinterpretationen warnte, als er die Thessalonicher ermahnte, sich nicht von der immer wieder aufflackernden trügerischen Hoffnung, «als ob der Tag Christi schon vorhanden sei», täuschen oder gar verführen zu lassen. Somit bleibt als mögliche Erklärung: Augustinus hat dem allgemein herrschenden Druck nachgegeben und aus rein politischer Erwägung es für opportun gehalten, die «römische Staatskirche» mit ihren größtenteils «zwangsrekrutierten» Gläubigen zum «Gottesreich» zu erheben. Seine Beweggründe liegen klar auf der Hand: In einem «politischen Gottesstaat» hatte der römische Klerus viel eher die Möglichkeit zur Machtentfaltung, als in einer dienenden Kirche.
Wie weit die Verkettung von Staat und Kirche gediehen war und wie schändlich die Kirche für politische Zwecke missbraucht wurde, das entnehmen wir zwei Erlassen des römischen Kaisers Theodosius:
«Im Jahre 380 verkündet er ein Gesetz, das die katholische Kirche zur alleinigen Staatskirche macht. Jeder römische Bürger muß von jetzt an Christ sein. Heidentum oder Ketzerei wird zum Staatsverbrechen… Gültigkeit hat ausschließlich die Orthodoxie. In den folgenden Jahren geht Theodosius noch einen Schritt weiter: Er verbietet den Übertritt zum Heidentum. Alles, was unter römischer Herrschaft lebt, hat von nun an Christ zu sein. Wer kein Christ ist, hat sich damit bereits strafbar gemacht. An die Stelle von Missionierung ist staatlicher Zwang getreten. Die Staatskirche ist geboren. Die Auswirkungen eines solchen Gesetzes sind teilweise grotesk: Die Priester werden Staatsbeamte, jede Meinungs- und Glaubensfreiheit ist erstickt, die Dogmen der Kirche werden Staatsgesetze, deren Übertretung aufs schärfste, meistens mit dem Tode, bestraft wird. Zugleich hebt ein Tempelsturm an, der sich nur noch mit den Greueln früherer Christenverfolgungen vergleichen läßt. Man stürmt die heidnischen Opferstätten, ein roher Pöbel, der sich den Namen Christi anmaßt, raubt und mordet, plündert und brennt nieder, was ihm heidnisch erscheint. «Allein zur Ehre Gottes.» ("Die Kirche lebt - Der Weg der Christen durch zwei Jahrtausende", S.71).
Im Osten des ehemaligen Römischen Reiches war die Frage: «Wer regiert Gottes heilige Kirche?» entschieden: Christus, der Herr der Kirche, hatte keinen Stellvertreter auf Erden; statt dessen besaß der Kaiser die höchste Gewalt in Kirche und Staat.
Es lag nahe, dem im Westen erneuerten Kaisertum, das durch die Kaiserkrönung Otto des Großen von den Karolingern auf die ostfränkischen (deutschen) Könige überging, gleichfalls die Regierungsgewalt über die Kirche zuzusprechen. Allerdings stand hier dem lmperium (Kaisertum) das mit eigener Macht ausgestattete päpstliche Sacerdotium (Papsttum) gegenüber - im Idealfall zur Seite. Im Sachsenspiegel (das älteste und einflussreichste Rechtsbuch des dt. MA) heißt es über das Verhältnis der beiden Gewalten:
«Zwei Schwerter ließ Gott auf Erden, zu beschirmen die Christenheit, dem Papst das geistliche, dem Kaiser das weltliche. Dem Papst ist auch gesetzt, zu reiten zu bestimmter Zeit auf einem weißen Pferd. Und der Kaiser soll ihm den Steigbügel halten, auf dass sich der Sattel nicht verschiebe. Damit wird angedeutet, dass der Kaiser mit dem weltlichen Recht zwinge, dem Papst gehorsam zu sein, wenn dieser Widerstand findet, den er mit geistlichem Recht nicht bezwingen mag. Also soll auch die geistliche Gewalt dem weltlichen Gericht helfen, wenn man ihrer dazu bedarf.»
«Nach kaiserlicher Ansicht empfangen Papst und Kaiser die geistliche und weltliche Gewalt jeweils unmittelbar von Gott. Demnach ist der Kaiser dem Papst gleichgestellt; beide handeln völlig selbständig…
Nach der Interpretation der römischen Kurie (Gregor IX., lnnozenz IV., Bonifaz VIII.) sind dem Papst zwei Schwerter, nämlich geistliche und weltliche Gewalt, verliehen; der Kaiser empfängt die weltliche Gewalt aus der Hand des Papstes, übt sie für ihn aus und ist ihm unterstellt (dieses Verständnis wurde präzisiert durch den Vergleich mit dem Verhältnis zwischen Sonne und Mond).» ("2000 Jahre Christentum", S. 307 u. 981).
Fortan buhlte ein machtbesessenes Papsttum mit den Römischen Kaisern des «Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation» um die «Universalmonarchie». Und als Antwort auf die sich anbahnende Auseinandersetzung zwischen Papsttum und Königs- bzw. Kaisertum (Investiturstreit) verfaßte Gregor VII., vermutlich im Jahre 1075, in 27 Leitsätzen ein Verzeichnis kirchenrechtlicher Texte ("Dictatus papae") über die Privilegien des päpstlichen Stuhles. In Meyers Konversationslexikon (Bd. 15, S.406 f) lesen wir dazu folgende Anmerkung:
«Die Idee, die sich Gregor VII. vom Papsttum gebildet hatte und die in vieler Beziehung schon von Pseudo-Isidor ausgesprochen worden war, hat eine doppelte Seite, eine politische und kirchliche. Alle früheren Verherrlicher des Papsttums wollten den römischen Bischof nur zum Primas der Kirche erheben; nach Gregors Willen aber sollte er als Repräsentant Gottes auf der Erde erscheinen, von dem nicht bloß die kirchlichen, sondern auch die weltlichen Gewalten abhängen, dem nicht bloß die bischöfliche Autorität, sondern auch die Majestät der Könige untergeben sei. Es ist die Idee einer alles umfassenden Theokratie, an deren Spitze der Papst steht, gleichsam eines großen Lehnsverbandes, der allen kirchlichen und weltlichen Besitz umschließt, und dieser Idee gemäß handelten Gregor VII. und seine Nachfolger, wenn sie Fürsten bannten und absetzten, über Kronen verfügten und Länder verschenkten…
Die Kaiser hatten sich beugen müssen; England, Polen, Ungarn, Bulgarien, Aragonien, Sizilien waren als dem päpstlichen Stuhl zinspflichtige Königreiche in Anspruch genommen; hätten die Kreuzzüge, an sich schon ein Erweis päpstlicher Macht über die Gemüter, Erfolg gehabt, so wäre auch der Orient tributpflichtig geworden. Die Könige der Erde nannten sich Söhne des Papstes und waren bei den schlechten Verfassungsverhältnissen ihrer Länder, bei der Furcht der Völker vor dem lnterdikt, bei der Empörungslust der Vasallen gegen Könige, deren Recht und Macht fraglich zu werden anfing, in vielen Beziehungen von Gunst und Wohlwollen der Päpste abhängig.»
In der Folgezeit residierte ein überhebliches und selbstherrliches Papsttum, das zeitweilig völlig verludert und verkommen war, mit einer ungeheuren Prachtentfaltung nach der Art ägyptischer Pharaonen auf prunkvollen Papstthronen, in Weihrauch gehüllt, von einem Hofstaat und Militär umringt, gleich weltentrückten Götzen, die juwelenglitzernden Tiaren und die Prunkparamente von Straußenfedern umfächelt (Hans Kühner). Diese verweltlichte und sich auf weltliche Macht stützende Kirche war nun nicht mehr eine dienende, sondern eine mit Härte regierende Kirche. Zwischen dem mit Pomp überladenen Klerus, der sich hochtrabende Titel zulegte wie: Eure Heiligkeit, Heiliger Vater, Eure Eminenz, Hochwürden u.a.m., und dem einfachen, schlichten Kirchenvolk war deshalb eine Trennung unausbleiblich. «Die zunehmende Trennung von Klerus und Volk», so kommentiert Günter Stemberger in seinem Buch "2000 Jahre Christentum", «wird auch in der Art der Bischofswahl deutlich. Wird ursprünglich der Bischof von der ganzen christlichen Gemeinde gewählt, so ist diese Wahl ab dem dritten Jahrhundert immer mehr den Presbytern der Ortsgemeinde und den Nachbarbischöfen vorbehalten; das Volk darf bei der Wahl lediglich dabei sein und Beifall spenden. Das „auserwählte Geschlecht" und die „königliche Priesterschaft" (vgl. Ex.19;
6; 1.Petr.2; 9 und Offb.1; 6) wurden immer mehr getrennt: auf der einen Seite das Volk, auf der anderen das Priestertum». Von Brüderlichkeit war innerhalb der ehemals christlichen Kirche kaum mehr die Rede. Papst Innozenz III. erklärte sogar, er sei zwar weniger als ein Engel, aber viel mehr als ein Mensch. Hans Kühner bezieht in seinem Buch "Das Imperium der Päpste" zu diesem Thema wie folgt Stellung und fragt:«Wie weitgehend war Jesus den Papstmonarchen nur Mittel zum Zweck? ...Welche Beziehung bestand zwischen den Papst-Monarchen und dem Manne, der gekreuzigt worden ist und dessen Stellvertreter auf Erden sie sich nannten und nennen, Stellvertreter des Gottes, der Frieden bringen wollte…? Niemals kann Jesus, der Machtlose, eine Machtkirche gewollt haben. Wie fern war dieser das „Mein Reich ist nicht von dieser Welt" gerückt. Das Reich der Papst-Monarchen war, systematisch aufgebaut auf durchaus diesseitigen Interessen, sehr wohl von dieser Welt…» (S.12).
Mit der großen Stadt, die das Reich hat über die Könige auf Erden, kann nach allem, was wir aus der Geschichte des Christentums erfahren haben, folglich nur das Papsttum gemeint sein; denn in einem jahrhundertelangen erbitterten Machtkampf hat es mit den Kaisern und Königen des Mittelalters um die absolute Weltherrschaft gerungen und diesen Anspruch bis in die Zeit der Reformation immer wieder behaupten können.
«Der Abfall der germanischen Nationen in der Reformation erschütterte das Papsttum in seinen Grundfesten; es entstanden protestantische Mächte, die den Päpsten ganz frei gegenüberstanden und ihnen keinerlei Vorrang, am wenigsten das Privileg eines mit besonderen Gaben und Vorrechten ausgestatteten Priestertums und einer sichtbaren Repräsentation Christi, zugestanden» ("2000 Jahre Christentum", S. 286 ff).
Aber auch heute noch, in einer ideologisch veränderten Welt, in der Missglaube und Materialismus über das Christentum triumphieren, hält das Papsttum seinen Weltherrschaftsanspruch aufrecht. Das jedenfalls wird in der Krönungsformel zum Ausdruck gebracht, mit der die neu gewählten Päpste in Rom gekrönt werden: „Empfange die mit den drei Kronen geschmückte Tiara und wisse, dass du bist der Vater der Fürsten und Könige, der Lenker der Welt, der Statthalter unseres Heilandes Jesus Christus auf Erden, dem Ehre und Ruhm sei in Ewigkeit, Amen."
Bezeichnend für die verkommene Reichskirche ist es, dass sie, die als junge christliche Kirche jahrhundertelang selbst unter schwerster Verfolgung gelitten hatte, nun zur ärgsten Verfolgerin Andersgläubiger wurde und jeden mit Folter und Tod bedrohte, der nicht bereit war, den vom heidnisch-römischen Kaiser Konstantin und vom römischen Bischof verordneten «katholischen Einheitsglauben» anzunehmen:
«Die Christen zeigten sich in der Verfolgung Andersgläubiger kaum weniger grausam als die Heiden. Kaum waren die Christenverfolgungen zu Ende, kam es zu harten Verfolgungen der Christen untereinander und der Christen gegen die Heiden. Zum einen bekämpften sich die verschiedenen christlichen Gruppierungen mit unnachgiebiger Härte, die Toleranz, die man bislang für sich selbst gefordert hatte, war nun vergessen. Die verschiedenen Sekten schreckten dabei auch vor Blutvergießen nicht zurück. Während der Kämpfe zwischen den Anhängern der rivalisierenden Päpste Damasus und Ursinus wurden 366 an einem einzigen Tag 137 Menschen getötet. Zum zweiten wurde auch gegen die Heiden von christlicher Seite vorgegangen, ihre Tempel und Statuen wurden zerstört, das Heidentum wurde verfolgt. Die Verfolgung der Heiden war jedoch weniger erbarmungslos als die von Abweichlern innerhalb des Christentums. Die Lehren der Vergangenheit, als die Christen noch selbst unter der Verfolgung litten, waren allzu schnell vergessen.» ("2000 Jahre Christentum", S.713).
Die blutige Spur von Verfolgung, Intoleranz und Tod zieht sich seit der Aufrichtung des sogenannten «Gottesstaates» durch die gesamte römisch-katholische Geschichte. Zudem fielen ungezählte Millionen Menschen den Kreuzzügen, der Inquisition, den Hexenprozessen, der Verfolgung reformierter Christen - Lutheraner, Hugenotten, Calvinisten etc. - und dem dreißigjährigen Glaubenskrieg (1618-1648) zwischen katholischen und protestantischen Fürsten zum Opfer.
Um das Maß ihrer geistlichen Hurerei aber voll zu machen, schuf sich die römische Kirche gleich zu Anfang einen eigenen Gott, der unter dem Namen «Dreifaltigkeit», «Dreieinigkeit» oder auch «Trinität» in die Kirchengeschichte eingegangen ist. In "Reader's Digest Universallexikon" lesen wir folgende Kurzfassung:
«Dreieinigkeit (Dreifaltigkeit, Trinität), christl. Dogma v. der Einheit der göttl. Substanzen Vater, Sohn u. Heiliger Geist; nicht im Urchristentum, sondern erst zwischen dem 2. und 4. Jahrh., bes. im Kampf gegen den Arianismus, entwickelt.»
Weitere Angaben über die «Dreieinigkeitslehre» finden wir im Buch "2000 Jahre Christentum - Kirchengeschichtliches Lexikon":
«Arianismus: Die von der Gesamtkirche als Häresie verurteilte Lehre des Arius, mit der die Wesenseinheit von Vater und Sohn geleugnet wird. Auch nach der theologischen Bewegung des Arianischen Streits innerhalb der Kirche lebt diese Lehre weiter in den germanischen Stämmen, vor allem Westgoten, Vandalen und Langobarden. Nach der Eroberung Westroms verteidigten sie gegenüber der römisch-katholischen Kirche das Arianische Bekenntnis, das vom zeitweilig arianisch bestimmten oströmischen Reich über die Westgoten auf die Germanenstämme gekommen war, als eine Art nationales Gut. Einzelne Stämme hielten an ihm bis ins 7. Jahrhundert fest.
Athanasius von Alexandrien. Der griechische Kirchenlehrer und Patriarch von Alexandrien (295 bis 373) vertrat im Arianischen Streit die Wesensgleichheit zwischen Gott Vater und Gott Sohn und gehörte damit zu den Wegbereitern des trinitarischen Dogmas, das durch die Konzilien von 325 und 381 Gültigkeit in der Römischen Reichskirche erhielt…» (S.911).
Die römisch-katholische «Dreieinigkeitslehre» ist nicht etwa wegen ihres Wahrheitsgehaltes zum Dogma erhoben worden, sondern erst nach erbittertem Widerstande und anhaltenden heftigem Streite mit den verabscheuungswürdigsten Mitteln: „Verleumdung, falschem Zeugnis, ungerechter Anklage, Intrige, Absetzung, Verbannung und Mord" (Wegener) zustande gekommen; und das auch nur, weil heidnisch-römische Kaiser, die sich zwar "christlich" nannten, aber das Christentum lediglich für ihre politischen Zwecke missbrauchten, wieder Ruhe und Frieden innerhalb der zerstrittenen Kirche herstellen wollten (siehe Anhang 1) .
Damit stehen wir nun vor der grundsätzlichen Frage, ob das Dogma von der Trinität Gottes der Realität entspricht, oder reine Blasphemie ist? Die Wahrheitsfindung ist schon deshalb so wichtig, weil es von ihr abhängt, ob sich die vehementen Verfechter dieses Dogmas wider besseren Wissens oder aus kritikloser Kirchentreue der Anstiftung zum Götzendienst schuldig gemacht haben, oder nicht!
Doch zunächst sollten wir erst einmal der Frage nachgehen, wieso Jesus und die Apostel eigentlich niemals von einer «Dreieinigkeit» gesprochen haben? Kannten sie am Ende eine solche Gottheit gar nicht? In der Bibel jedenfalls wird sie nirgends erwähnt, außer an einer unechten Stelle im Johannesbrief (1.Joh.5;
7-8), die aber als Fälschung wieder herausgenommen wurde:«Die in früheren Bibelausgaben V. 7 und 8 stehenden weiteren Worte: „Drei sind, die da zeugen im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist; und diese drei sind eins", finden sich weder in den Handschriften des griechischen Textes noch in Luthers eigener Übersetzung.» (Jubiläumsbibel von 1964).
Auch die Taufformel im Matthäusevangelium:
«Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im (oder: in den; auf den) Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes...»,
die immer wieder vordergründig als Beweis für die «Dreieinigkeitslehre» angeführt wird, sagt absolut nichts über einen «dreieinigen Gott» aus. Deshalb heißt es auch in der «Wuppertaler Studienbibel»:
«Die erstmalig hier beginnende dreigliedrige Taufformel ist noch kein ausgeführtes trinitarisches Glaubensbekenntnis, sondern eine dem dreifachen Untertauchen des Täuflings entsprechende liturgische Formel».
Bemerkenswert an dieser Taufformel ist die Tatsache, dass die anderen Evangelisten: Markus, Lukas («der alles von Anbeginn mit Fleiß erkundet hat!») und Johannes sie überhaupt nicht erwähnen. War sie ihnen unbekannt? Oder maßen sie ihr keine sonderliche Bedeutung bei?
Auch die häufig als Argument angeführten Worte Jesu: «Ich und der Vater sind eins» (Joh.10;
30) können keineswegs überzeugen. Andernfalls erhebt sich doch sofort die Frage, wie es sich mit den Jüngern verhält, die nach biblischer Aussage (Joh. 17; 11-23) gleichfalls mit Gott und Jesus « e i n s » seien:«Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir … Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater in mir, dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen seien in eins und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebst.»
Die konkrete biblische Aussage: «die Jünger seien eins mit Gott und Christus» würde im Sinne der Dreieinigkeitslehre paradoxerweise doch letztlich bedeuten, dass Gott, Jesus und die Jünger zusammengenommen «wesenseins» seien und somit eine «vieleinige Gottheit» bilden.
Ganz sicher ist das eine absurde Vorstellung! Aber entspricht sie nicht genau der gleichen trügerischen Denkweise, mit der christliche Theologen auch heute noch krampfhaft bemüht sind, die unbiblische «Dreieinigkeit» zu stützen; eine Lehre, die den frühchristlichen Gemeinden völlig fremd war, und deren Wahrheitsgehalt die Religionswissenschaft bis heute schuldig geblieben ist? Fragen wir doch einmal den Theologen von heute, was wir uns unter einem «dreieinigen Gott» vorzustellen haben? Erstaunt werden wir feststellen, dass der gesamte Klerus nicht in der Lage ist, auf diese Frage eine verbindliche und zufriedenstellende Antwort zu geben. Angeblich ist die «göttliche Dreieinigkeit», deren Wurzeln nachweislich im hellenistischen Denken zu suchen sind, ein großes Geheimnis, ein Mysterium, das mit dem menschlichen Verstand nicht fassbar sei und deshalb auch von niemandem erklärt werden könne. Aber ist das nicht geradezu ein Eingeständnis ihrer Hilflosigkeit einem Dogma gegenüber, das aus dem Heidentum übernommen und in ein christliches Mäntelchen gezwängt wurde, um es verbindlich erscheinen zu lassen? Im "Lexikon zur Bibel" finden wir dazu folgende hilflos anmutende, nichtssagende Erklärung:
«...Wir bleiben hier immer vor einem letzten, dem menschlichen Verstande nicht fassbaren Geheimnis, das kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz je gekommen ist… Weil dieses Bekenntnis, sobald es in Worte gekleidet werden soll, sich der Ausdrucksmittel menschlicher Sprache bedienen muß, hinter denen immer schon bestimmte Vorstellungen stehen, wird es verständlich, dass gerade an diesem Punkte christlicher Lehre die Auslegungen beträchtliche Unterschiede aufweisen. Dies um so mehr, als sich in der Bibel kein einzelner Satz findet, in dem gleichzeitig von der vollen Gottheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes die Rede ist…» (S.510).
In der Neuen Scofield Bibel (S.1022) lesen wir dazu folgenden Kommentar:
«Die drei göttlichen Personen sind ein Gott, nicht drei Götter… Die Dreieinheit Gottes ist gewiss ein großes Geheimnis, etwas das völlig außerhalb der Möglichkeit einer vollständigen Erklärung liegt.»
Angesichts so vieler Widersprüche, Ungereimtheiten und Mystifikationen, die diese ominöse und von falschen Aposteln erdichtete «Dreieinigkeitslehre» wie ein wirres Netz umgeben, sollten wir wachsam und kritisch sein, und uns vom Satan und seinen irdischen Helfershelfern, «die sich für Apostel ausgeben, ohne es zu sein» (Offb. 2), nicht dazu missbrauchen lassen, Jesus Christus in die Nähe der Verfehlungen Satans zu rücken, indem wir ihn «dem Allerhöchsten gleich» und «wesenseins» machen, ohne auch nur den geringsten biblischen Beweis für diese unselige Behauptung in Händen zu halten. Vergessen wir doch nicht, dass es gerade Satan war - der Widersacher Christi und der Menschenmörder von Anfang an -, der sich in seinem Herzen erhob und «dem Allerhöchsten gleich sein wollte» (Hesek.28;
12-18; Jes.14; 12-15), aber für seinen Hochmut von Gott verurteilt wurde und am Ende der Zeiten den endgültigen «Zweiten Tod» erleiden wird (Offb.20; 10).Nachdem es nun weder in der Bibel eine Grundlage für die Dreieinigkeitslehre gibt, noch Jesus selbst oder seine Jünger jemals einen «dreieinigen» Gott verkündet haben, stehen wir vor der Frage, welche zwingenden Gründe es gab, die «Dreieinigkeitslehre» gegen den Mehrheitswillen der frühchristlichen Gemeinden mit Gewalt und gemeinem Mord durchzusetzen? Da biblische Gründe ausscheiden, können es nur politische Interessen gewesen sein, die im Vordergrund gestanden haben, und zwar klerikale Interessen, die ausschließlich der Machtentfaltung des römischen Papsttums dienen sollten; so jedenfalls erklärt es Rudolf Pörtner in seinem Buch "Die Erben Roms":
«…Christus war nach der Lehre des Presbyters Arius von Alexandrien nicht wesensgleich mit dem Schöpfer, sondern nur das höchste aller erschaffenen Wesen. Demgegenüber behauptete (und behauptet) die orthodoxe Lehre die Wesensgleichheit von Vater und Sohn. Konstantin der Große, der erste christliche Kaiser der Welt, hielt den Streit um diese Frage für eine Angelegenheit spitzfindiger Theologen. In der Praxis des Zusammenlebens von Staat und Kirche ergaben sich aus den unterschiedlichen Auffassungen jedoch weitreichende Konsequenzen. Denn wenn Christus nur ein Geschöpf Gottes ist, so wird auch seine Kirche sich bescheiden und den weltlichen Gewalten unterordnen müssen, deren mythische Herkunft ja zumindest von den germanischen Völkern dieser Zeit nicht bezweifelt wurde. Es war deshalb kein Zufall, dass diese durchweg den arianischen Glaubenssätzen huldigten. Folgerichtig ließen sie die Kirchen nicht über eine Art landeskirchlicher Organisation hinauswachsen - eine Rolle, mit der sich die universale römisch-katholische Lehre nie begnügt hat und, kraft ihres Dogmas, nie begnügen konnte.» (S. 23 f).
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die so heftig umstrittene Dreieinigkeitslehre nur Mittel zum Zweck war und lediglich dazu diente, dem machtlüsternen Papsttum den Weg zur Universalmonarchie zu ebnen.
Ob es jemals der römisch-katholischen Kirche gelingen wird, sich von dem Dogma der blasphemischen Dreieinigkeitslehre zu befreien, ist sehr unwahrscheinlich; denn die römischen Päpste, die für sich in Anspruch nehmen, in Glaubensfragen «unfehlbar» zu sein, können Dogmen nicht einfach widerrufen. Diese weitreichende und mit erheblichen Konsequenzen verbundene Entscheidung, das «Trinitarische Dogma» abzulehnen, kann und muß deshalb letztlich jeder Katholik ganz allein für sich selber treffen.
Evangelische Christen hingegen, die durch Luther weitgehendst vom Joch der römisch-katholischen Irrlehren befreit wurden (Mariendogma, Heiligen- und Bilderverehrung, Fegefeuer, Primat des Papsttums etc.), können den Schritt, die unselige Dreieinigkeitslehre aufzugeben, leichter vollziehen, weil für sie in Glaubensfragen die Heilige Schrift zuständig ist; die aber, wie wir nun wissen, einen «dreieinigen Gott» gar nicht kennt.
Zum Schluß bleibt noch die Frage offen, wie der eingeborene Sohn selbst das Verhältnis zu seinem himmlischen Vater beurteilt. Im Gegensatz zur Dreieinigkeitslehre des Athanasius: alle drei Personen seien gleich ewig, gleich groß und in Wirklichkeit seien die drei Götter ein und derselbe Gott, der sich in den drei verschiedenen Seinsweisen oder Personen immer nur als der eine gleiche Gott offenbare, erklärt Christus ausdrücklich: Er sei der Anfang der Schöpfung. Und sein Gott und Vater sei größer als er.
Diese klaren und eindeutigen Aussagen können - im Gegensatz zur Dreieinigkeitslehre - biblisch belegt werden, beispielsweise in der Botschaft Jesu an die Gemeinde zu Laodizea:
«Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes; o: der Anfang der Schöpfung Gottes.»
- Offb. 3; 14.Oder im Evangelium des Johannes:
«Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, dass ich gesagt habe: Ich gehe zum Vater; denn der Vater ist größer als ich.»
- Joh.14; 28.«Denn meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Der Vater der mir sie gegeben hat, ist größer denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.» Joh.10;
27.Und im Hebräerbrief lesen wir:
«Darum, heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, richtet euer Augenmerk auf den Gottesboten und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, auf Jesus, der da "treu" war dem, der ihn geschaffen hat, wie auch Mose „in Gottes ganzem Hause". Denn einer größeren Herrlichkeit (oder: Ehre) als Mose ist dieser würdig erachtet worden»
- Hebr.3; 1-3.Diese konkreten biblischen Aussagen, in denen Jesus freimütig bekennt: «der Vater ist größer als ich», weisen eindeutig darauf hin, dass es zwischen dem allmächtigen Gott und seinem erstgeborenen Sohn - dem Erstling seiner Schöpfertätigkeit und dem Anfang der Schöpfung - offensichtlich eine hierarchische Ordnung gibt, vergleichbar mit der Rangordnung, wie sie nach den Worten des Apostels Paulus auch zwischen Christus und der Gemeinde bzw. zwischen Mann und Frau besteht:
«Der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.»
- Eph.5; 23-24.Im Korintherbrief bezieht sich Paulus auf diese Rangfolge und erklärt der Gemeinde:
«Ich lasse euch aber wissen, dass Christus ist eines jeglichen Mannes Haupt; der Mann aber ist des Weibes Haupt; Gott aber ist Christi Haupt.»
- 1.Kor.11; 3.Im weiteren Wortlaut seines Briefes geht Paulus noch näher auf diese hierarchische Ordnung ein und äußert sich wie folgt:
«Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn «alles hat er ihm unter die Füße gelegt»
(Ps.8; 7). Wenn er dann aber aussprechen wird: «Alles ist unterworfen!», so ist doch selbstverständlich der ausgenommen, der ihm alles unterworfen hat. Sobald ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott (alsdann) alles sei in allen (oder: in allem).» - 1.Kor.15; 26-28 (Menge).Auch im Alten Testament wird auf diese Rangordnung hingewiesen. Der Psalmist schreibt:
«Er wird mich nennen also: Du bist mein Vater, mein Gott und Hort , der mir hilft. Und ich will ihn zum ersten Sohn machen, allerhöchst unter den Königen auf Erden.»
- Psalm 89; 27-28.Und Psalm 45, in dem die «Göttlichkeit Christi» hervorgehoben wird, bestätigt ausdrücklich, dass der Sohn Gottes dem Vater unterstellt ist; Christus ist folglich also nicht ein Gott n e b e n Gott, was ja auch gegen das Erste Gebot verstoßen würde: «Du sollst keine anderen Götter neben mir haben», - sondern ein Gott "unter" Gott:
«Gott, dein Stuhl bleibt immer und ewig; das Zepter deines Reiches ist ein gerades Zepter. Du liebest Gerechtigkeit und hassest gottlos Wesen; Darum hat dich Gott dein Gott mit Freudenöl mehr gesalbt denn deine Gesellen.»
- Psalm 45; 7-8.Jesus, der sich seiner nachgeordneten Stellung durchaus bewußt war, und deshalb auch immer wieder betont hat: sein Vater sei sein Gott, sagte nach seiner Auferstehung von den Toten unaufgefordert zu Maria Magdalena:
«Rühre mich nicht an; denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.»
- Joh.20; 17.Und selbst vom Himmel her, im vollen Bewusstsein seiner machtvollen Stellung, weist er noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass sein Vater sein Gott sei:
«Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen; und will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel hernieder kommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.»
- Offb.3; 12.Nach der biblischen Aussage sind demzufolge Gott Vater und Gott Sohn nicht, wie Athanasius fälschlich behauptet, wesenseins, sondern sie sind zwei verschiedene Götter, von denen allerdings Gott Vater größer ist als der Sohn, und der Sohn nach der göttlichen Rangfolge dem Vater unterstellt ist.
«Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist, und der da war, und der da kommt, der Allmächtige.»
- Offb.1; 8 (Offb.4; 8; 11; 17; 15; 3; 16; 7;16; 14; 19; 6; 19; 15; 21; 6).«Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden» - Offb.2;
8.Und von beiden, also vom Vater, dem allmächtigen Gott, und vom Sohn, der der Erste und der Letzte ist, sagt Johannes:
«Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott ist ihr Tempel und (außerdem) das Lamm (Jesus).
- Offb.21; 22.Wenn wir nun einmal unterstellen würden, die Dreieinigkeitslehre entspräche tatsächlich der Wahrheit, dann hätte das ernsthafte Konsequenzen für die Glaubwürdigkeit Jesu. Denn dann taucht doch sofort die Frage auf: Warum hat Jesus auf Erden wiederholt wörtlich erklärt: «Mein Vater ist größer als ich»? Und warum hat er noch nach seiner Auferstehung von den Toten völlig frei und ungezwungen Maria Magdalena beauftragt, seinen Brüdern zu sagen: «Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott»? Wollte uns der «treue und wahrhaftige Zeuge» über seine wahre Identität im Unklaren lassen, oder gar täuschen? Das werden sicherlich selbst wohl auch nicht diejenigen Ignoranten im Ernst annehmen wollen, die auch heute noch vehement ihre blasphemische Trinitätslehre mit dubiosen Sprüchen und trügerischen Scheinargumenten verteidigen! Aber wäre das nicht die logische Folgerung, wenn die Verfechter der Trinitätslehre recht hätten, und es wirklich eine dreieinige Gottheit gäbe? Über diesen offensichtlichen Widerspruch kann auch das dümmliche Geschwätz dogmatischer Fanatiker nicht hinwegtäuschen: Jesus sei ja schließlich als Mensch auf Erden gewesen und habe dem gemäß auch seine Aussagen als «Mensch» gemacht. Dabei übersehen sie geflissentlich, dass Jesus nach seiner Himmelfahrt, also vom Himmel her, in der «Offenbarung, die Gott ihm gab» (Offb.1) seine auf Erden gemachte Aussage, dass «sein Vater sein Gott sei» (Offb.3), wiederholt erneut bekräftigt hat, und ebenfalls vom Himmel her in seiner Botschaft an die Gemeinde zu Laodizea ausdrücklich betont, dass er,
In der Jubiläumsbibel (1964) finden wir über die bereits im ersten christlichen Jahrhundert herrschenden widerchristlichen Zustände, die letztlich den Boden für die blasphemischen Dreieinigkeitslehre bereitet haben, folgenden Kommentar:
«Aus den drei Briefen des Johannes sehen wir, wie sich schon am Ende des ersten christlichen Jahrhunderts allerlei Erscheinungen zeigten, die dem greisen Apostel wohl bange machen konnten beim Blick in die Zukunft der Kirche Christi: auf der einen Seite herrschsüchtige Gemeindevorsteher, die sich um apostolische Weisungen nicht kümmerten, auf der anderen Seite widerchristliche Irrlehrer.» (S.378).
Auch der Apostel Paulus hat vor solchen widerchristlichen Machenschaften gewarnt:
«Denn solche falsche Apostel und trügliche Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln. Und das ist auch kein Wunder denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes. Darum ist es nicht ein Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Prediger der Gerechtigkeit; welcher Ende sein wird nach ihren Werken.»
(2.Kor.11; 13-15)
Ein weiteres untrügliches Zeichen für das baldige Weltende und der damit verbundenen Wiederkunft Christi ist das offene Hervortreten des «vollendeten Antichristen», der sich nach den Worten des Paulus zur Endzeit in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich trügerisch für den wiederkehrenden Christus ausgibt:
Während der Abfall vom christlichen Glauben, den die großen christlichen Kirchen vor allem seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu beklagen haben, und das Absterben kirchlichen Lebens deutlich für jedermann erkennbar sind, scheint die Identifizierung des vollendeten Antichristen indes mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden zu sein, zumal er dem wahren Christus so täuschend ähnlich sieht, «dass verführt werden in den Irrtum, wenn es möglich wäre, sogar die Auserwählten». Deshalb werden wir ihn auch nur entlarven können, wenn wir gezielt vorgehen und vor allem auf diejenigen Anzeichen achten, die uns in der Bibel vorgegeben sind.
Prof. D. Lütgert, Eisenacher Bund, hat sich seinerzeit ausführlich mit den «Anzeichen des Antichristen» beschäftigt und beschrieb sie im Jahre 1921 auf einer Konferenz in Kassel wie folgt:
«Zur biblischen Weissagung gehört auch die Erwartung des Antichrists... Mit dem Kommen des Reiches Gottes verstärkt und vertieft sich die Feindschaft gegen das Christentum. Auf diese Steigerung des Widerstandes gegen Christus und sein Reich macht die prophetische Weissagung die Christenheit gefasst. Dieser Kampf gegen die Christenheit fasst sich im Antichristen zusammen.
Das Antichristentum ist nicht ein irreligiöser, sondern ein religiöser Gegensatz gegen das Christentum. Es ist eine religiöse Bewegung, die sich in einer persönlichen Spitze zusammenfasst, eine Religion, die sich an die Stelle des Christentums setzen will. Als Antichrist wird ein solcher Gegner Christi erwartet, der ihn nicht nur verdrängen, sondern ersetzen will. Das vollendete Antichristentum geht deshalb nicht aus der Welt, sondern aus der Christenheit selbst hervor. Es ist eine Verkehrung des Christentums. Es ist zugleich eine Vollendung des Heidentums. Aber einfaches Heidentum ist noch nicht Antichristentum. Sondern Antichristentum ist ein solches Heidentum, welches die Verwerfung des Christentums hinter sich hat. Erst durch die klare und bewusste Verneinung und Bekämpfung des Christentums wird das naive Heidentum zum Antichristentum. Es ist nicht einfache Gottlosigkeit, sondern es ist eine Religion, die sich aus dem Gegensatz gegen das Christentum entwickelt. Es ist nicht Fleisch, sondern Geist, nicht Torheit, sondern Weisheit, nicht Schwachheit, sondern Kraft, nicht Trägheit, sondern Wirksamkeit, nicht menschlich, sondern dämonisch, nicht natürlich, sondern übernatürlich, nicht vernünftig, sondern geheimnisvoll, nicht Finsternis, sondern ein blendender Glanz.
Der Antichrist wird in der biblischen Weissagung am Ende der Geschichte erwartet, aber er kommt nicht unvorbereitet. Schon jetzt, sagt der Apostel, sind viele Antichristen gekommen. Er ist die letzte Spitze der Bewegung, welche die ganze christliche Kirche durchzieht. Mit dem Christentum stellt sich alsbald der Gegensatz gegen Christus ein. Er erweckt Zustimmung, aber auch Widerspruch, Liebe, aber auch Hass, Anbetung, aber auch Verachtung; neben dem Ja begegnet ihm ein gleichgültiges Schweigen, aber auch ein entschlossenes Nein; und das ist, wie jedes Nein, ein Ja zu einem Andern. Aus dem Christentum entwickelt sich als ein notwendiges Gegenstück das Antichristentum, dem Geist Gottes tritt der Geist der Welt gegenüber, der Herrlichkeit des Herrn der düstere Glanz des Fürsten der Welt. So war es schon zur Zeit der Apostel. Antichristliche Tendenzen stellten sich mit dem Evangelium zugleich ein. Neben der Wahrheit stand der Irrtum, aber auch die Lüge, neben der Bekehrung die Verführung und Verstockung.
Auf den Antichristen warten wir, und er wird ein Täter sein. Er sieht dem Christus ähnlich und wird in der Bibel als Wundertäter beschrieben, „so dass verführt werden, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten". Ein treffendes Motto hat Selma Lagerlöf ihrem Roman „Die Wunder des Antichrist" vorausgestellt: „Wenn der Antichrist kommt, wird er ganz gleich Christus zu sein scheinen, dann wird große Not herrschen, und der Antichrist wird gehen von Land zu Land und den Armen Brot geben und er wird viele Anhänger gewinnen". Die vielen Antichristen im apostolischen Zeitalter haben großen Erfolg. Die Welt hört auf sie. Die Ähnlichkeit mit Christus gibt dem Antichristen eine verführerische Kraft. Auch die antichristliche Religion sieht dem Christentum sehr ähnlich. Sie ist nicht Unglaube, sondern Missglaube, eine übernatürliche Religion mit einem mystischen Zug. Wo es auch auftritt, erscheint das Antichristentum als eine höhere, tiefere, mächtigere Religion. Es ist nicht nüchtern, sondern enthusiastisch und berauschend. Es macht den Menschen groß, indem es ihn Gott gleich macht. Das alte verführerische Wort: „Ihr werdet sein wie Gott" wiederholt sich immer wieder. Der Mensch bekommt einen unendlichen Wert, und dieser spiegelt sich in einem überstiegenen Selbstbewusstsein. Immer vollendet sich das Antichristentum in der Vergötterung des Menschen.»
21Die umfassenden und bis ins Detail gehenden Ausführungen von Prof. Lütgert zeigen deutlich, dass als «vollendeter Antichrist» nur ein solcher Gegner Christi in Frage kommt, der:
• Jesus als Christus leugnet!
«Wer ist der Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, dass Jesus der Christus sei? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet! Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater.» - 1.Joh.2;
• sich selbst für Christus ausgibt!
- Matth.24; 4-5;«Sehet euch vor, dass niemand euch irreführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: «Ich bin der (wiederkehrende) Christus», und werden viele irreführen.»
• dem wahren Christus täuschend ähnlich sieht!
- Matth. 24; 24;«Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder verrichten, um womöglich auch die Auserwählten irrezuführen.»
• sich zur Endzeit in den Tempel Gottes setzt und für Gott ausgibt!
«Laßt euch von niemand auf irgend eine Weise täuschen, als ob der Tag des Herrn schon da wäre, denn zunächst muß ja doch der Abfall eintreten und der Mensch des Frevels erschienen sein, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles erhöht, was Gott oder anbetungswürdig heißt, so dass er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und für Gott ausgibt. Und was die Gegenwart betrifft, so wisst ihr doch, was ihn noch zurückhält, damit er erst zu der für ihn bestimmten Zeit geoffenbart werde» (2.Thess.2;
1-6).
Das klassische Vorbild des «vollendeten Antichristen» ist Antiochus Epiphanes, «ein frecher und tückischer König», aus dem griechisch-syrischen Seleukidengeschlecht (1.Makk.).
In der Weissagung vom «Widder und Ziegenbock» wird er durch ein «kleines Horn» versinnbildlicht, das aus einem der vier Hörner des griechischen Ziegenbocks hervorgewachsen war (Dan.8). Diesem «kleinen Horn» begegnen wir auch noch in einem weiteren Gesicht Daniels, das er zwei Jahre zuvor gehabt hatte. In diesem Nachtgesicht sah er «vier große Tiere» nacheinander aus dem ‹Völkermeer› heraufsteigen, die nach der Deutung des Engels (Dan.7;
8) vier aufeinander folgende Weltreiche verkörpern. Daniel berichtet:«Während ich nun genau auf die zehn Hörner (des vierten Tieres) achtgab, sah ich, wie ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervorschoss, worauf drei von den ersten Hörnern vor ihm ausgerissen wurden: und jetzt sah ich, dass an diesem Horn Augen wie Menschenaugen saßen und ein Mund, der vermessene Reden führte.»
Hier ist es nun nicht mehr Antiochus Epiphanes, der durch das kleine Horn versinnbildlicht wird, sondern der vollendete Antichrist selbst, dessen Auftreten sich als Wirksamkeit des Satans kundtut, und der sich unter Entfaltung aller trügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder der Lüge als wiederkehrender Christus ausgibt.
Doch der Betrug wird ihm nicht gelingen; denn an Hand präziser biblischer Angaben besitzen wir die Möglichkeit, den Zeitpunkt seiner Geburt, die durch das «Hervorbrechen des kleinen Hornes» angezeigt wird, näher zu bestimmen. Daniel sah das kleine Horn nämlich erst zwischen den «zehn Hörnern des vierten Tieres» hervorbrechen, nachdem das Tier bereits aus dem ‹Völkermeer› heraufgestiegen war - zu einem Zeitpunkt also, als England längst führende Weltmacht war, und auch der von ihm geführte Völkerbund, der durch die zehn Hörner des vierten Tieres veranschaulicht wird, seine Arbeit in Genf aufgenommen hatte. Da aber das «kleine Horn» zwischen den zehn Hörnern des vierten Tieres hervorbrach, b e v o r drei von den zehn Hörnern ausgerissen wurden, können wir davon ausgehen, dass die Geburt des «vollendeten Antichristen» zwischen dem Jahre 1919 (Gründung des Völkerbundes) und dem «Ausreißen» der drei Hörner erfolgen wird.
Wenn es uns gelingt, nun auch das Ausreißen der drei Hörner richtig zu deuten, so sollte es möglich sein, das ‹Geburtsdatum des vollendeten Antichristen› noch weiter einzukreisen.
Den ersten Hinweis erhalten wir durch die Zahl «Zehn», die in der biblischen Weissagung symbolisch auch als Vollzahl verwendet wird. Denn gleichwie die zehn Hörner des vierten Tieres sämtliche Mitglieder der beiden Weltorganisationen symbolisieren, ebenso kann es sich bei den «drei ausgerissenen Hörnern» auch nur um Mitglieder dieser Organisationen handeln, und zwar um solche Mitglieder, die im Laufe der Jahre aus der Organisation ausgeschieden sind.
In Frage kommen allerdings n u r Mitglieder des «Völkerbundes»; denn nach deren Satzung war es nur ihnen freigestellt, die Organisation wieder zu verlassen. Während in der Charta der Vereinten Nationen eine derartige Klausel erst gar nicht vorgesehen ist.
Die Rechnung ist einfach: Dem Völkerbund gehörten während der Dauer seines Bestehens insgesamt 66 Staaten an. Folglich müssen bei einem Verhältnis von 3:10 Hörnern (30%) 20 Staaten ausgeschieden sein.
Und tatsächlich haben, wie wir der nachfolgenden Aufstellung entnehmen können, bis 1942 insgesamt 20 Staaten ihre Mitgliedschaft im Völkerbund aufgekündigt oder aufgeben müssen:
17 Staaten sind ausgetreten «abgefallen» (Dan.7; 20):
1925 Costa Rica, 1926 Brasilien, 1927 El Salvador, 1933 Japan und Deutschland,
1935 Paraguay, 1936 Guatemala, Nicaragua und Honduras, 1937 Italien,
1938 Chile und Venezuela, 1939 Ungarn, Peru und Spanien, 1940 Rumänien,
1942 Haiti;
2 Staaten mußten ihre Mitgliedschaft im Völkerbund aufgeben «wurden ausgerissen»(Dan.7;
8)1938 Österreich - annektiert von Deutschland;
1939 Albanien - annektiert von Italien;
1 Staat wurde ausgeschlossen «gedemütigt» (Dan.7; 24) wegen Verstoßes gegen die Satzung der Liga:
1939 UdSSR (nach dessen Angriff auf Finnland).
22
Dank des frühen Austritts Costa Ricas aus dem Völkerbund sind wir in der Lage, das «Geburtsjahr» des vollendeten Antichristen auf den Zeitraum zu begrenzen, der zwischen der Gründung des Völkerbundes (1919) und dem Austritt Costa Ricas (1925) liegt.
Wenn wir uns daraufhin einmal umschauen, wer unter diesen Voraussetzungen als «vollendeter Antichrist» in Frage kommt, so werden wir sehr bald herausfinden, dass die Auswahl sehr gering ist und schließlich nur einer übrig bleibt, auf den a l l e biblischen Anzeichen zutreffen. Es sind «Jehovas Zeugen», eine weltumspannende Organisation, die aus den Bibelforschern hervorgegangen ist und im Jahre 1919 klein begonnen hat (Wt. 1.5.92).
Der Aufbau ihrer Organisation dauerte etwas mehr als drei Jahre. „Im Jahre 1922 war sie für den Dienst gerüstet". Und im September des gleichen Jahres wurde auf dem Kongreß in Cedar Point (Ohio, USA) mit dem Kriegsruf: „Verkündiget den König und sein Königreich!" eine große Woge der Verkündigung des angeblich im Jahre 1914 im Himmel aufgerichteten Königreiches in Gang gesetzt. „Mit diesem Tag", so erklärte der Präsident der Wachtturmgesellschaft, J.F. Rutherford, „begann das organisierte Zeugniswerk" (Wt. 1.4.1989).
Und während die großen christlichen Kirchen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen bemerkenswerten Mitgliederschwund zu beklagen haben, und die sonntäglichen Kirchenbesucherzahlen auf unter zehn Prozent gesunken sind, verzeichnen Jehovas Zeugen beispielsweise für das Jahr 1999 einen Zuwachs von 2%, was bedeutet, dass im Jahre 1999 rund 114.000 Prediger hinzugekommen sind.
Für die Ausbildung ihrer Prediger wendet die Watch Tower Society jährlich viele Millionen Dollar auf. Im «Dienstjahr» 1999 waren es rund 64,5 Millionen US-Dollar, um ihre Sonderpioniere, Missionare und reisenden Aufseher in ihren Predigtdienstzuteilungen zu unterstützen.
Ihr Erfolg beruht vor allem darauf, dass jeder «Zeuge Jehovas» ein eigens ausgebildeter Prediger ist, der vom gesteigerten Sendungsbewusstsein getragen, ständig auf der Suche nach treu gebliebenen Christen und Menschen guten Willens ist, um sie dann mit einem Wortschwall von Bibelsprüchen und Scheinargumenten von ihrer angeblich allein «wahren Religion» und der Verderblichkeit aller übrigen Religionen zu überzeugen.
Als sie 1931 unter dem Namen «Jehovas Zeugen» auftraten, war die Zahl ihrer Prediger auf 39 372 angewachsen. Im Jahre 1947 waren es rund 200 000. Und heute verfügen sie mit steigender Tendenz über rund 5,6 Millionen Prediger, die weltweit in 89 985 Versammlungen straff organisiert sind (Wt. 1.1.2000).
Im Jahre 1935 hat sich die Organisation offiziell in zwei Gruppen aufgeteilt: dem «gesalbten Überrest», der zum himmlischen Leben berufen sei; und der «irdischen Klasse der anderen Schafe», die nach der "Schlacht von Harmagedon" auf dieser zum Paradies umgewandelten Erde für immer leben würde.
Die leitende Körperschaft in der New-Yorker-Weltzentrale sorgt für ein einheitliches Programm "biblischer" Unterweisung. So hat jede Versammlung wöchentlich 5 Zusammenkünfte: Die Theokratische Predigtdienstschule, die Dienstzusammenkunft, die Zusammenkunft für die Öffentlichkeit, das Wachtturm-Studium und das Versammlungsbuchstudium. Die Theokratische Predigtdienstschule soll ihren Teilnehmern helfen, ihre Lehre «wirkungsvoll» an den Mann zu bringen.
In ihrem «Dienstjahr-Bericht 1999» veröffentlichte die Wachtturmgesellschaft über ihre weltumspannenden Aktivitäten u.a. folgende Daten: Die Anzahl ihrer Prediger, die mit fanatischem Eifer ihre Lehre vom angeblich im Jahre 1914 aufgerichteten «Königreich Jehovas» verkündigen, ist in Deutschland inzwischen auf 164'263 gestiegen. In Japan schwärmen 222'663 japanische Zeugen Jehovas durch das Land und führen über 152'198 Bibelstudien in den Wohnungen der Menschen durch. In Italien bilden 225'104 Zeugen Jehovas die zweitgrößte Religionsgemeinschaft nach den Katholiken. In Argentinien beträgt die Anzahl ihrer Prediger 117'809; in Brasilien sind es 483'113; in Frankreich 114'918; in Großbritannien 121'723; in Kanada 108'437; in Korea 86'256; in Mexiko 515'785, in Spanien 96'239; in den USA 940'650; und in Russland ist die Anzahl ihrer Prediger inzwischen auf 102'513 angewachsen (Wt. 1.1.00).
Ihre Zeitschrift «Der Wachtturm» erscheint zweimal im Monat in 128 Sprachen und wird z.Zt. in 234 Ländern und Inselgebieten mit einer Auflage von 22,4 Millionen Exemplaren verteilt (Wt. 1.1.00). Ihre Bücher werden teils in zweistelligen Millionenauflagen vertrieben. Das 1982 veröffentlichte Buch, «Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben», erreichte 1982 eine Auflage von 80,9 Millionen Exemplaren in 130 Sprachen. Und von dem 1968 veröffentlichten Buch «Die Wahrheit, die zum ewigen Leben führt» wurden bis Mai 1987 sogar rund 106,5 Millionen Exemplare in 116 Sprachen gedruckt («Erwachet!» vom 8.10.90).
Jehovas Zeugen behaupten, der «gesalbte Überrest» ihrer Organisation würde aus «christusähnlichen Menschen» bestehen, die, im Gegensatz zu allen übrigen Geschöpfen, «nicht nur zu ewigen Leben auferweckt würden, sondern zu Unsterblichkeit und Unverweslichkeit». In ihrem Wachtturm vom 1.5.1990, Seite 27, erklären sie:
«Der künftige Lohn der Unsterblichkeit wurde einigen treuen, christusähnlichen Menschen in Aussicht gestellt und sollte erst dann Wirklichkeit werden, wenn Christus Königsmacht im Himmel übertragen würde - nicht sogleich nach seiner Himmelfahrt im ersten Jahrhundert...
Übrigens wurde diese Hoffnung nur verhältnismäßig wenigen Menschen in Aussicht gestellt. Jesus bezeichnete sie als eine „kleine Herde" (Luk. 12:32). Die zu dieser Gruppe gehören - 144 000 an der Zahl - werden zu himmlischen Leben als unsterbliche Geistgeschöpfe auferweckt, um mit Christus in seinem himmlischen Königreich über die Erde zu herrschen.»
Was man sich unter dem Begriff «144 000 christusähnlichen Menschen» vorzustellen habe, das erfahren wir aus ihrem Buch "Die Neue Welt", Seite 95, das 1949 in Deutschland veröffentlicht wurde:
«Diese 144 000 bilden zusammen die „Braut" Christi Jesu oder „das Weib des Lammes"... Diese müssen alle mit Gottes Geist gesalbt, das heißt als geistgezeugte Zeugen Jehovas amtlich beauftragt sein.»
Und die Quintessenz, die sie aus dieser trügerischen Formulierung ziehen, ist folgende:
«Folglich ist Der Christus oder Der Gesalbte eine kollektive oder zusammengesetzte Körperschaft mit Christus Jesus als „Haupt" und den 144 000 Gliedern seiner Versammlung als „Leib".»
Der Urheber dieser antichristlichen Lehre ist der zweite Präsident der Wachtturmgesellschaft, Richter J.F. Rutherford. Zunächst war er Rechtsberater, wurde dann aber, nach dem Tode des ersten Präsidenten, Charles Taze Russel (1916), Leiter der späteren "Zeugen Jehovas". Aufbauend auf dessen Lehre vom «Neuen Bund» (1880 und 1907), nach der „auch die 144 000 keinen Mittler benötigten, sondern der Mittler für die übrige Menschheit, der Christus, sollte aus Jesus und der Kirche zusammen bestehen - dem Haupt und dem Leib" (Prof. James Penton), deutete Rutherford die Lehre Russels in der Weise um, dass er die Wachtturmgesellschaft als endzeitliche Gemeinde interpretierte und einen stark theokratischen Führungsstil einführte.
Während seiner Amtszeit von 1916 - 1942 hat er nach den im Jahre 1914 nicht eingetroffenen Erwartungen Russels und der damit verbundenen allgemeinen Enttäuschung unter den "ernsten Bibelforschern" - wie sie sich damals noch nannten - die Lehre der Zeugen Jehovas den veränderten Verhältnissen nach 1914 angepasst, neu konzipiert und in vielen Schriften und Büchern mit millionenfachen Auflagen weltweit verbreitet. In seinem 1922 veröffentlichten Buch "Schöpfung" verkündete er als «neue Schöpfung» folgende eigenwillige Christusversion:
«Die neue Schöpfung ist der „Christus". Der Christus ist eine aus vielen Gliedern zusammengesetzte Körperschaft. Das Haupt des Christus ist Jesus Christus, Gottes geliebter Sohn. Solche, die aus der Menschheit herausgenommen, gerechtfertigt, durch den Geist Jehovas gezeugt und gesalbt werden und alsdann treu bis in den Tod ausharren, werden die Glieder des vollendeten Christus bilden.» (S.200)
In der Broschüre "Der Schlusskampf" heißt es dann weiter:
«Gott hat bestimmt, dass der Christus oder seine gesalbte Organisation aus Christus Jesus, dem Haupt, und 144 000 andern bestehen soll, die alle Christus Jesus gleichgemacht werden müssen.» (S.13)
Um ihren aus «144 000 christusähnlichen Menschen» zusammengesetzten «Körperschafts-Christus» den Schein von Echtheit zu verleihen, «so dass verführt werden in den Irrtum - wenn es möglich wäre - auch die Auserwählten», schreckte Rutherford nicht einmal davor zurück, unter heuchlerischer Benutzung des Namens «Jesus», ihn zum Haupt und damit zum Aushängeschild seines «Pseudo-Christus» zu missbrauchen.
Dadurch aber, dass er Jesus in seine Christusversion mit einbezieht, leugnet er auf raffinierte Weise, dass Jesus der Christus ist; denn als Teil - wenn auch als großes und mächtiges Haupt - ihrer «Christus-Körperschaft» könnte Jesus selbst wohl kaum «DER CHRISTUS» sein.
Das Kernstück ihrer Lehre besteht somit aus der frechen Lüge: Nicht Jesus sei der Christus, sondern der Christus sei eine aus «144 000 christusähnlichen Menschen zuammengesetzte kollektive Körperschaft», bzw. «gesalbte Organisation»: die sie zudem als den «vollendeten Christus» ausgeben.
Angeblich hat der größte Teil der «144 000 christusähnlichen Menschen» bereits seit 1918 an der «ersten Auferstehung» teilgenommen und herrsche nun vom Himmel her über die Erde. In ihren zahlreichen Publikationen versuchen Rutherford und seine Nachfolger im Amt diese plumpe Unterstellung wie folgt biblisch zu untermauern:
«Die Heilige Schrift beweist die feststehende Tatsache, dass der Herr 1918 zu seinem Tempel zum Gericht gekommen ist, und dass er dieses Gericht beim Volke Gottes begonnen hat; ferner dass Gott die ihm Wohlgefälligen im Jahre 1922 durch Christus gesalbt, in den Tempel gebracht und ihnen die Kleider des Heils und den Mantel der Gerechtigkeit gegeben hat.» (Licht Bd.2, S.269).
«Um schließlich mit Christus in der himmlischen Versammlung vereint zu werden, mußten die Apostel und andere, die nach ihnen auserwählt wurden, gleichwie Jesus ihren irdischen Lauf in Treue bis zum Tode vollenden. Obwohl sie alle in den Bund für das Königreich oder in die himmlische Versammlung aufgenommen wurden, kamen sie beim Tode doch nicht sogleich in den Himmel, um mit dem Haupt der Versammlung vereint zu werden. Sie schliefen im Grabe bis zur Zeit der ersten Auferstehung, die gekommen war, als Christus Jesus im Jahre 1918 zum Tempel Jehovas kam, worauf sie auferweckt wurden, um an der Herrlichkeit mit ihm, ihrem Haupte, teilzuhaben.» (Gott bleibt wahrhaftig, S.139).
«Seit über 1900 Jahren wird die „kleine Herde" der 144 000 Christen, die mit Christus herrschen werden, eingesammelt. Von ihnen leben nur noch wenige auf der Erde, die meisten herrschen bereits mit Christus im Himmel...» (Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, S.163/164).
Zu den 144 000 christusähnlichen Menschen, gehören sowohl die leitende Körperschaft in der New Yorker Weltzentrale, als auch die übrigen «gesalbten Überrestglieder» ihrer Organisation. Zur Zeit leben noch 8798 Personen, die sich zu dieser «Himmelsklasse» zählen, auf Erden (Wt. 1.1.98). Rutherford bezeichnet sie als «Füße» bzw. «Fußglieder» seines Pseudo-Christus. Während die überwiegende Mehrzahl der imaginären Glieder ihrer aus "144 000 Menschen" zusammengesetzen «Christus-Körperschaft» lediglich als Staffage dient, verkörpern die auf Erden lebenden aktiven «Fußglieder» den «sprechenden» Teil ihres im Jahre 1922 im himmlischen Tempel aufgerichteten Götzenbildes (Offb.13;
14-15; Matth.24; 15):«GOTTES SICHTBARE ORGANISATION
...in New York befindet sich eine leitende Körperschaft christlicher älterer Männer aus verschiedenen Teilen der Erde, die die weltweite Tätigkeit des Volkes Gottes beaufsichtigt. Diese leitende Körperschaft setzt sich aus Gliedern des „treuen und verständigen Sklaven" zusammen. Sie dient als das Sprachrohr dieses treuen „Sklaven".» (Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, S.195).
Für ihren Antichristus beanspruchen Jehovas Zeugen den höchsten Platz im Weltall, den Platz gleich neben Gott dem Allmächtigen
und begründen ihre Forderung wie folgt:«Der vollkommene Körper des Menschen ist eine wunderbare, von Gott geschaffene Organisation. So ist auch die königliche Familie des „Reichs der Himmel", die aus Jesus dem Haupt und den Gliedern des „Leibes Christi" besteht, Gottes besondere Organisation. Da Gott der Höchste Christus Jesus den höchsten Platz im Weltall, den Platz gleich nach ihm, zugewiesen hat, und der „Leib Christi" dort mit Christus Jesus vereint ist, macht Jehova Gott die königliche Familie zur Hauptorganisation seines Universums. Natürlich ist sie ein Teil der göttlichen Universalorganisation, die aus heiligen Geschöpfen besteht, doch nimmt sie wegen ihrer Stellung und ihres Sonderamtes einen besonderen Platz der Auszeichnung ein und ist der Hauptteil der Universalorganisation Jehovas.» (Das Königreich ist herbeigekommen, S.272).
In ihrer Vermessenheit übersehen sie dabei, dass sie ihren «vollendeten Christus» gleichsam als «vollendeten Antichristus» auf den Platz gesetzt haben, den Satan einnehmen wollte, als er sich in seinem Herzen erhob und gedachte:
«Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen; ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht; ich will über die hohen Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten.»
- Jes. 14.Ferner behauptet Rutherford in seiner maßlosen Überheblichkeit, der «gesalbte Überrest» ihrer Organisation würde bereits in den «Himmeln zelten», obwohl sich dieser noch im Fleisch auf Erden befände. Und er begründet den Aufstieg des «gesalbten Überrestes» in den Himmel wie folgt:
«Satan war aus dem Himmel geworfen, wo es kein Bleiben mehr gab, und der Herr sammelte nun seine Zeugen zu sich, um einen Teil der neuen Himmel zu werden und sein Königreich-Zeugniswerk zu tun.» (Licht Bd.1, S.218).
«Der Überrest oder die treue Knechtsklasse auf Erden zeltet jetzt in der Tat in den Himmeln oder in himmlischen Örtern, weil sie ein bedingtes Recht auf ewiges Leben besitzt.» (Licht Bd.1, S.249).
In dem Buch "Die Harfe Gottes" betitelt Rutherford «Christus» als «göttlichen Herrn». Da er jedoch Jesus als «Christus» leugnet, und der «gesalbte Überrest» sich selbst für Christus ausgibt, kann er mit dem «göttlichen Herrn» auch nur ihren aus «144 000 christusähnlichen Menschen» zusammengesetzten «Pseudo-Christus» gemeint haben:
«Christus der göttliche Herr.
Jesus wurde getötet nach dem Fleische und auferweckt als ein göttliches Wesen... Gott hatte verheißen, ihm die göttliche Natur zu schenken, indem er ihm die Macht und das Recht gab, Leben in sich selbst zu haben. Nur göttliche Wesen haben Leben in sich selbst und bedürfen nichts, um das Leben zu erhalten.» (S.165).
Den paradoxen Anspruch auf «Göttlichkeit» für seinen Pseudo-Christus, den Rutherford aus dieser Formulierung herleitet, begründet er wie folgt:
«Die Auferstehung des Herrn Jesus Christus zur göttlichen Natur ist eine Bürgschaft dafür, dass alle Glieder seines Leibes zur gleichen Natur und zur Unsterblichkeit auferweckt werden müssen.»
«Die Kirche Christi besteht aus Christo Jesu, dem Haupte, und den 144 000 Gliedern seines Leibes... Diese Neue Schöpfung wird, sobald sie vollendet ist, die göttliche Natur besitzen... Die Natur der Kirche wird also gleich derjenigen Jehovas Gottes sein.» (Schöpfung, S.251; Die Harfe Gottes, S.277).
Und diese absurde Schlussfolgerung wird von der leitenden Körperschaft in Brooklyn wie folgt interpretiert:
«...In dem Artikel UNSTERBLICHKEIT wurde gezeigt, dass Christus Jesus bei seiner Auferstehung von den Toten Unsterblichkeit erlangte und danach „unzerstörbares Leben" besaß (1. Tim. 6:15,16; Hebr. 7:15-17). Als „der genaue Abdruck" des Wesens seines Vaters, des unvergänglichen Gottes (Hebr. 1:3; 1. Tim. 1:17), ist der auferstandene Jesus ebenfalls unvergänglich.
Da Jesu Miterben mit ihm in der Gleichheit seiner Auferstehung vereint sein werden, werden sie wie er als Geistgeschöpfe nicht nur zu ewigem Leben auferweckt, sondern zu Unsterblichkeit und Unverweslichkeit...
Unter dem Begriff Unsterblichkeit ist daher offensichtlich die Beschaffenheit ihres Lebens, dessen Endlosigkeit und Unzerstörbarkeit zu verstehen, während der Begriff Unverweslichkeit anscheinend auf den Organismus oder Leib angewandt wird, den Gott ihnen gibt und der an sich weder verweslich noch zerstörbar ist. Wie es scheint, verleiht Gott ihnen die Fähigkeit, sich selbst zu erhalten, unabhängig von einer äußeren Kraftquelle, im Unterschied zu seinen anderen Geschöpfen, den irdischen und den himmlischen...» ("Hilfe zum Verständnis der Bibel" Bd.8, S.1506/07).
Da nach ihrer Lehre die «144 000 christusähnlichen Menschen» angeblich mit Unsterblichkeit belohnt und zur göttlichen Natur gezeugt würden, worunter Endlosigkeit und Unzerstörbarkeit des Lebens zu verstehen sei, sie außerdem die Fähigkeit hätten, sich selbst zu erhalten, unabhängig von einer äußeren Kraftquelle, und somit «Leben in sich selbst besäßen», erheben sie gleichsam ihren Pseudo-Christus zum «göttlichen Herrn».
Wie schrieb doch Paulus an die Thessalonicher: «Der Mensch des Frevels, der Sohn des Verderbens, der Widersacher wird sich in den Tempel Gottes setzen als ein Gott und sagen, er sei Gott!»
Das Urteil über den «vollendeten Antichristen» wurde bereits gesprochen, als Hesekiel im Namen Gottes folgenden Richterspruch verkündete:
«Weil sich dein Herz überhebt und spricht: „Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Göttersitz mitten im Meer", während du doch ein Mensch und nicht Gott bist; dennoch überhebt sich dein Herz, als wäre es eines Gottes Herz, - siehe, du hältst dich für klüger als Daniel, dass dir nichts verborgen sei… Du sollst den Tod von Unbeschnittenen sterben durch die Hand von Fremden; denn ich habe es geredet, spricht Gott der Herr.» - Hesekiel 28; 2-10.
In ihren Schriften erheben Jehovas Zeugen den Anspruch, eine Organisation zu sein, «die theokratisch ist und auf theokratische Weise wirkt, das heißt von Gott geleitet wird» (Wt.1.5.93). Doch wie wenig sie diesem hohen Anspruch gerecht werden, und wie leichtfertig sie mit der Wahrheit umgehen, das zeigen ganz deutlich ihre fatalen Irrtümer und Lügen, an denen sie wider besseren Wissens beharrlich festhalten: «Aus diesem Grunde sendet Gott ihnen einen starken Irrwahn, damit sie der Lüge glauben schenken; denn alle sollen dem Gericht verfallen, die nicht der Wahrheit Glauben geschenkt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben.» (2.Thess.2
; 11).Die «Zwei-Zeugen»-Lüge
Johannes berichtet in der Offenbarung von einem siebenköpfigen Tier, das aus dem Meer heraufgestiegen und ihm später noch einmal im Geist in der Wüste erschien war, wo es für kurze Zeit im «Abgrund» verschwand.
Rutherford identifizierte «das Tier aus dem Völkermeer» (Offb.13;
1) fälschlich mit dem «Haager Weltgerichtshof», und «das Tier, das aus dem Abgrund kam» (Offb.17; 3-8) mit dem «Völkerbund». Im Jahre 1930 veröffentlichte er in dem Buch «Licht» folgende geschichtliche Auslegung:«Dieses ‘Tier’... kam 1899 ins Dasein und war bis zum Weltkriege tätig. Dann ging es in den Abgrund und hörte auf zu wirken. Nach dem Weltkriege kam es wieder aus dem Abgrund herauf und erneute seine Wirksamkeit in der Form des Völkerbundes. Der Haager Weltgerichtshof und der Völkerbund sind ein und dieselbe Organisation. Der folgende historische Nachweis bestätigt dies.»
23Als sich jedoch der historische Nachweis Rutherfords als reine Spekulation erwies, und auf den Völkerbund nicht wie erwartet, das Weltende eintraf, sondern die Vereinten Nationen folgten, da glichen sie kurzerhand ihre biblische Auslegung den aktuellen Gegebenheiten an und verkündeten - ohne auf Rutherfords fatalen Irrtum einzugehen - in ihrem 1948 herausgegebenen Buch «Gott bleibt wahrhaftig» folgende Version:
«...während des zweiten Weltkrieges trat der Völkerbund unter Bücklingen von der Szene ab... Das Tier, welches du sahest (der alte Völkerbund), war und ist nicht (er war während des zweiten Weltkrieges ohne Leben) und wird aus dem Abgrund heraufsteigen (als die Organisation der Vereinigten Nationen) ...»
24Doch mit ihrer neuen Version, dass nicht der Völkerbund, sondern die Vereinten Nationen es seien, die «aus dem Abgrund kämen», entstand für sie ein schier unlösbares Zeitproblem. Rutherford hatte nämlich großspurig verkündet, die Prophezeiung über die «zwei Zeugen Gottes», die nach der Offenbarung des Johannes von dem Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, im Streit überwunden und getötet werden, hätte sich an ihnen im Jahre 1918 erfüllt, als er und sechs weitere Russelliten im Prozeß wegen Anstiftung zum Aufruhr zu je zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt worden waren. Unter Bezugnahme auf Offenbarung 11;
7 erklärte er:«...am Ende der zweiundvierzig Monate ließ Gott es zu, dass ‘das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führte und sie überwand’...
Dies geschah auch den Tatsachen gemäß am 7. Mai 1918, als die tätigen Knechte der Organisation Jehovas verhaftet und alle Verbindungen zwischen dem Hauptquartier und den Zweigbüros in andren Ländern unterbrochen wurden.»
25
Mit ihrer abgeänderten Auslegung aber standen sie unversehens vor der heiklen Frage: Wie konnten Rutherford und seine sechs Mitangeklagten bereits im Jahre 1918 von dem «Tier aus dem Abgrund» überwunden und getötet werden, obwohl es nach ihren eigenen Angaben erst 27 Jahre später als die «Organisation der Vereinigten Nationen» den Boden der Weltgeschichte betreten hat?
Und da sie auch keine «Ersatzzeugen» vorweisen können, die, statt vom Völkerbund, nunmehr von den Vereinten Nationen im Streit überwunden und getötet worden wären, befinden sie sich in einem Teufelskreis, den sie nur durchbrechen können, wenn sie sich ihren Irrtum freimütig eingestehen. Doch dazu fehlt es ihnen offenbar an Mut und Aufrichtigkeit.
Krampfhaft bemüht, ihr Lehrgebäude vor dem drohenden Einsturz zu bewahren und zu retten, was noch zu retten ist, verfielen sie der absurden Idee, «das Tier aus dem Abgrund» weder mit dem Völkerbund noch mit den Vereinten Nationen in Verbindung zu bringen, sondern dessen Existenz ganz einfach ins «Jahrhundert nach der Sintflut» zu verlegen. In ihrem Buch «Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet» behaupten sie bar jeder Logik:
«Das sinnbildliche ‘wilde Tier’ stieg nicht erst nach jenem Zeitpunkt aus dem Abgrund herauf. Dieses ‘wilde Tier’ ist dasselbe Tier, das gemäß der Beschreibung in Offenbarung 13; 1,2 aus dem Abgrund des Meeres heraufsteigt. Es stieg in Wirklichkeit in dem Jahrhundert nach der großen Flut der Tage Noahs herauf, und es wurde das weltweite politische System des Teufels. Dieses einem Tier gleichende System der Politik, das damals aus dem sinnbildlichen Abgrund heraufgestiegen war, ging nach dem 26./27. März 1918 gegen Gottes ‘zwei Zeugen’ vor...
Am 7. Mai 1918 bewirkte es die Verhaftung des Präsidenten und des Sekretär-Kassierers der Wach Tower Bible & Tract Society..., und am...21. Juni...verkündete der Bundesrichter das Urteil über diese Männer, die die Klasse der „zwei Zeugen" Gottes vertraten...»
26Allem Anschein nach aber fand die absurde «Sintflut-Version» selbst in ihren eigenen Reihen keinen ungeteilten Beifall; denn 18 Jahre später rückten sie sang- und klanglos von ihr ab und kehrten zu der alten Version von 1948 zurück. In ihrem 1988 herausgegebenen Buch «Die Offenbarung - Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!» (S.246-248), erklären sie nun wieder, dass es sich bei dem «Tier aus dem Abgrund» um die Vereinten Nationen handeln würde.
Wer erwartet hätte, Jehovas Zeugen würden auch von ihrem «Zwei-Zeugen-Irrtum» abrücken, der wäre enttäuscht. Eine Religionsgemeinschaft, die vorgibt, eine von Gott geführte «theokratische Organisation» zu sein und sich damit brüstet, Gottes heiliger Geist würde sie als Christi Nachfolger vor falschen Lehren schützen («Hilfe zum Verständnis der Bibel», Seite 1553, die konnte doch unmöglich zugeben, sich so gewaltig geirrt zu haben, zumal ihre Auslegung von den «zwei Zeugen» zu den tragenden Säulen ihres Lehrgebäudes gehört. Deshalb zogen sie es vor, auch weiterhin an Rutherfords fatalem Irrtum festzuhalten und ihn nach altbewährter Methode mit dubiosen Methoden zu kaschieren.
Unter diesem trügerischen Vorzeichen veröffentlichten sie in dem bereits erwähnten Buch «Die Offenbarung - Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!» folgende groteske Erklärung:
«Die zwei Zeugen werden getötet ... Johannes schreibt: ‘Wenn sie ihr Zeugnisgeben beendet haben, wird das wilde Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen und sie besiegen und sie töten...’ (Offb. 11; 7-10).
Das ist die erste von 37 Stellen in der Offenbarung, wo ein wildes Tier erwähnt wird. Zur gegebenen Zeit werden wir dieses und andere Tiere eingehender betrachten. Im Moment mag es genügen zu sagen, dass ‘das wilde Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt’, ein von Satan ins Leben gerufenes politisches System der Dinge ist. ...Die zwei Zeugen blieben nicht tot... Diese beiden Prophezeiungen, aus Hesekiel und aus der Offenbarung, erfüllten sich auffallend im Jahre 1919, als Jehova seine ‘verstorbenen’ Zeugen wieder zu tätigem Leben erweckte.» 27
Natürlich hätten sie auch auf die Seite 248 ihres o.a. Buches verweisen und erklären können, dass es sich bei dem «Tier aus dem Abgrund» um die Vereinten Nationen handele, die als Nachfolgeorganisation des Völkerbundes im Jahre 1945 aus dem Abgrund heraufgestiegen sind. Doch dann hätten sie auch auf die Zeitdifferenz von 27 Jahren eingehen müssen, die zwischen dem Tod der zwei Zeugen (1918) und der Gründung der Vereinten Nationen (1945) besteht. Das aber konnten und wollten sie wohl nicht, weil sie nämlich gar nicht wissen, wer sich in Wahrheit hinter den zwei Zeugen verbirgt. Doch mit der lapidaren Erklärung, das wilde Tier würde an insgesamt 37 Stellen erwähnt, und zur gegebenen Zeit würde man dieses und andere Tiere eingehender betrachten, weichen sie der Offenlegung ihres inzwischen zur Lüge gewordenen «Zwei-Zeugen-Irrtum» aus und vermeiden das peinliche Eingeständnis, dass ihre Lehre von vorn bis hinten ein aufgelegter Schwindel ist, und sie 70 Jahre lang am Christentum vorbei lauter Irrtümer und Lügen verbreitet haben.
Jehovas Zeugen schrecken auch vor Geschichtsklitterung nicht zurück. Um ihre fatalen Irrtümer und Lügen zu verbergen, verkünden sie wider besseres Wissen, Gottes Königreich sei im Jahre 1914 im Himmel aufgerichtet worden, und die «erste Auferstehung» habe bereits im Jahre 1918 stattgefunden.Wie sie ausgerechnet auf das Jahr «1914« als Datum für die Aufrichtung des Gottesreiches verfallen sind, das erfahren wir von Raymond Franz, einem ehemaligen Mitglied der leitenden Körperschaft in Brooklyn und Neffe des vierten Präsidenten der Wachtturmgesellschaft Frederick W. Franz. In seinem Buch «Der Gewissenskonflikt» schreibt Raymond Franz:
«Kurz zusammengefasst, kommt man auf das Jahr 1914 folgendermaßen: Im Buch des Propheten Daniel taucht im vierten Kapitel der Ausdruck ‘sieben Zeiten’ auf,... Die ‘sieben Zeiten’ werden als sieben Jahre zu je 360 Tagen gedeutet. Sieben mal 360 ergibt 2520 Tage. Man bezieht aber noch andere Prophezeiungen mit ein, in denen der Ausdruck ‘ein Tag für ein Jahr’ vorkommt ³. Wendet man diese Rechenvorschrift an, so werden die 2520 Tage zu 2520 Jahren, die von 607 v.u.Z bis 1914 u.Z dauerten. Wie bereits erwähnt, hängen von dieser Berechnung die derzeitigen Lehren der Gesellschaft über den Beginn der Herrschaft Christi, über die ‘letzten Tage’, den Beginn der Auferstehung und damit verwandte Dinge zusammen.» (Claudius Verlag München, 2. Auflage 1991, S.138/139).
Die Berechnung des Jahres 1918 als angebliches Datum für die «erste Auferstehung» erklären sie in ihrem 1985 veröffentlichten Buch «Babylon die Große ist gefallen!» (S.454/55) wie folgt:
«Wir wollen hier einige Berechnungen anstellen, indem wir parallel liegende Ereignisse, die 1900 Jahre zurückliegen, in Betracht ziehen. Im Frühjahr 33 wurde Christus von den Toten auferweckt. Das war dreieinhalb Jahre nachdem er durch seine Salbung mit heiligem Geist zum Messias, dem Fürsten, geworden war. Rechnen wir von Anfang Herbst 1914 dreieinhalb Jahre in Richtung Gegenwart, so kommen wir in das Frühjahr 1918, in die Zeit kurz nach dem Passah,... Parallel dazu wären etwa um diese Zeit jene treuen Nachfolger, die ihren irdischen Lauf durch einen Opfertod beendet hatten, auferweckt worden...
Da das jüdische Pfingstfest genau auf den fünfzigsten Tag nach der Auferstehung Jesu Christi von den Toten fiel, sollte sich nach den Regeln der Zeitparallelen 1918 etwas Bestimmtes ereignen. Was? Jene Glieder der 144.000, die treu waren bis zu ihrem Tod, sollten unsichtbar auferweckt werden, nicht als Menschen aus Fleisch und Blut, sondern als Geistwesen, und das im Frühjahr 1918.»
28So einfach ist das also. Man beruft sich auf irgendwelche «Regeln der Zeitparallele» und zieht gewisse Parallelen zu Ereignissen, die sich vor 1900 Jahren abgespielt haben. Dann legt man die von Ihnen auf dubiose Weise errechnete Jahreszahl «1914» zugrunde, und schon ist man im Bilde, dass die «erste Auferstehung» natürlich «im Frühjahr 1918» stattgefunden haben muß.
Der Ausgangspunkt ihrer obskuren Rechenkunststückchen ist das Jahr 607 v.Chr.; eine Jahreszahl, die Jehovas Zeugen als das Jahr der Zerstörung Jerusalems angeben, obwohl alle historischen Daten eindeutig auf das Jahre 586 v.Chr. hinweisen.
Im Anhang ihres Buches «Dein Königreich komme» (S.188/189) versuchen sie, diese plumpe Geschichtsklitterung mit folgender abenteuerlichen Rechenkonstruktion zu rechtfertigen:
«Historiker erkennen an, dass Cyrus Babylon im Oktober 539 v.u.Z. erobert und dass sein erstes Regierungsjahr im Frühling 538 v.u.Z begann. Wenn der Erlaß des Cyrus gegen Ende seines ersten Regierungsjahres herausgegeben wurde, konnten die Juden leicht im siebenten Monat (Tischri) in ihrem Heimatland sein, wie es in Esra 3; 1 heißt: das wäre im Oktober 537 v.u.Z. gewesen...
Wenn wir daher vom Jahre 537 v.u.Z., als die Juden in ihre Heimat zurückkehrten, 70 Jahre zurückzählen, kommen wir zum Jahr 607 v.u.Z. In diesem Jahr muß Nebukadnezar (in seinem 18. Regierungsjahr) Jerusalem zerstört,... haben.»
29Wahrlich ein Meisterwerk unlauterer Verdrehungskunst. Doch ihre Rechnung geht nicht auf; denn sie ignorieren geflissentlich die Tatsache, dass es im neunten Kapitel des Buches Daniel wörtlich heißt: «dass nämlich über den Trümmern Jerusalems eine Zeit von siebzig Jahren hingehen sollte» - eine Prophezeiung, die, wie wir dem biblischen Bericht im Buche Esra entnehmen können, nicht sogleich nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft in Erfüllung ging. In Esra 38 lesen wir, dass die Juden im zweiten Jahr nach ihrer Rückkehr aus Babylon mit dem Bau anfingen, indem sie den Grund zum Tempel legten.
«Da suchte die Bevölkerung des Landes dem jüdischen Volke Schwierigkeiten für sein Unternehmen zu schaffen und sie vom Bauen abzuschrecken.» (Esra 4; 4).
Sie erwirkten beim persischen König Arthasastha einen Erlaß der besagte, «dass jenen Männern der Wiederaufbau ihrer Stadt untersagt werde,... und zwangen die Juden unter rücksichtsloser Anwendung von Gewalt zur Einstellung des Baues. Damals hörte die Arbeit am Hause Gottes in Jerusalem auf und blieb eingestellt bis zum zweiten Regierungsjahr des Königs Darius von Persien.» (Esra 4; 23-24; Sach.1; 1-17).
Auf Grund einer Verfügung des Darius konnte dann aber der Tempel in Jerusalem in den Jahren von 520-516 v.Chr. wieder hergestellt werden (Esra 6), so dass sich das Wort Gottes an den Propheten Jeremia, «dass über den Trümmern Jerusalems eine Zeit von siebzig Jahren hingehen sollte», im Jahre 516 v.Chr. erfüllt hat. Im übrigen ein Datum, das die Wachtturmgesellschaft in ihrer «Hilfe zum Verständnis der Bibel» (S.1452) ausdrücklich bestätigt.
Wenn nun, wie wir dem biblischen Bericht entnehmen können, der «Wiederaufbau des Tempels und der Stadt» auf Grund politischer Intrigen erst in der Zeit von 520 bis 516 v.Chr. erfolgen konnte - also 21 Jahre nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft - dann wird deutlich, dass die Behauptung der Zeugen Jehovas entgegen allen bekannten historischen Tatsachen, Jerusalem wäre bereits im Jahre 607 v.Chr. zerstört worden, völlig falsch ist. Wenn sie nämlich den Tatsachen entsprechend von 516 v.Chr. ausgehend 70 Jahre zurückzählen, so kommen sie zwangsläufig auf das Jahr 586 v.Chr., ein geschichtliches Datum, das von den Historikern als das Jahr der Zerstörung Jerusalems bestätigt wird.
Damit entfällt auch die Grundlage für ihre dubiose «Sieben-Zeiten-Berechnung» die keinesfalls - wie von ihnen angenommen - auf das geschichtsträchtige Jahr 1914 hinweisen würde, sondern auf das Jahr 1935; eine Jahreszahl, für die Jehovas Zeugen bislang jedoch kein sonderliches Interesse bekundet haben.
Inzwischen sind auch in den eigenen Reihen der leitenden Körperschaft Zweifel an der Richtigkeit ihrer Lehre laut geworden. Raymond Franz schreibt:
«...Wie bereits in einem vorhergehenden Kapitel beschrieben, ergab die Nachforschungsarbeit in Verbindung mit dem Buch Hilfe zum Verständnis der Bibel, dass das von der Gesellschaft angegebene Jahr für die Zerstörung Jerusalems durch Babylon, 607 v.u.Z., allen bekannten historischen Tatsachen widersprach. Trotz der fehlenden Beweise vertraute ich weiter auf die Richtigkeit dieser Jahreszahl, weil ich annahm, sie sei durch die Bibel abgesichert. Ohne das Jahr 607 v.u.Z. wäre das entscheidende Jahr 1914 in Frage gestellt. Ich nahm an, die historischen Beweise seien unzulänglich und diese Linie vertrat ich auch in dem Buch». ("Der Gewissenskonflikt", Seite 138).
Obwohl Jehovas Zeugen - wie wir zweifelsfrei feststellen konnten - sich durchaus der Tatsache bewußt sind, dass ihre Lehre auf fatalen Irrtümern beruht, halten sie stur an ihr fest und verstricken sich immer weiter in Lügen, so dass sie nach den Worten des Apostels dem Gericht verfallen sind, weil sie der Wahrheit nicht Glauben geschenkt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben (2.Thess. 2;
11).Angesichts der massiven Anschuldigung, Jehovas Zeugen hätten sich einen eigenen Christus geschaffen, dürfte es sicherlich sehr aufschlussreich sein zu erfahren, wie sich die nach vielen Millionen zählenden Prediger der Zeugen Jehovas, die nicht zur «Himmelsklasse» zählen und erst nach der «Ära Rutherfords» hinzugekommen sind, zu diesem Vorwurf stellen.
Auf die Frage: «Wer ist Christus?» antworten sie meist nach einigem Zögern, dass Jesus der Christus sei. Doch erklärt man ihnen, dass diese Auffassung nicht mit der veröffentlichten Lehre ihrer Organisation übereinstimme, wollen sie es nicht glauben und halten das Ganze für einen Scherz. Beweist man ihnen dann aber an Hand ihrer eigenen Schriften, dass die Wachtturmgesellschaft unter der Federführung ihres zweiten Präsidenten, Richter J.F. Rutherford, und der Assistenz seines damaligen engsten Mitarbeiters und späteren vierten Präsidenten, Fred Franz, einen Christus verkündet hat, der als kollektive Körperschaft aus «144 000 christusähnlichen Menschen» zusammengesetzt sei, und den sie als «vollendeten Christus» ausgeben, dann wissen sie vor Verlegenheit nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollen.
Sobald ihnen jedoch die Tragweite der schweren Anschuldigung bewusst wird, und sie befürchten müssen, sich womöglich in den Zeugen Jehovas getäuscht zu haben, suchen sie in ihrer Verwirrung nach einer plausiblen Erklärung. Und weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf, dass ihr Traum vom ewigen Leben auf einer zum Paradies umgewandelten Erde wie eine schillernde Seifenblase zerplatzt, berufen sie sich in ihrer religiösen Einfalt halsstarrig und rechthaberisch auf «ein höher steigendes Licht», das der leitenden Körperschaft in Brooklyn angeblich neue Erkenntnisse vermittelt habe.
Altgediente Prediger faseln meist noch etwas von , die doch kein Mensch mehr lesen würde. Gemeint sind ältere Studienbücher der Wachtturmgesellschaft, die durch neue ersetzt wurden, weil in den vorangegangenen Büchern fatale Irrtümer enthalten sind, die sie durch trügerische Umformulierungen zu kaschieren suchen.
Ihre fadenscheinigen Begründungen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen dem, was sie glauben, und dem, was die Wachtturmgesellschaft als offizielle Lehre verbreitet hat, ein eklatanter Widerspruch besteht, den sie auch nicht mit noch so wortreichen Erklärungen ausräumen können, der aber deutlich zeigt, wie leichtfertig Jehovas Zeugen mit der Wahrheit umzugehen pflegen. Denn es ficht sie anscheinend nicht im geringsten an, dass Rutherford 25 Jahre lang ungehindert seine Lüge vom «vollendeten Christus als kollektive Körperschaft» weltweit verbreiten konnte, ohne deswegen von der Wachtturmgesellschaft als Irrlehrer angeklagt und verurteilt zu werden, statt dessen aber postum zum hervorragenden Zeugen Jehovas erhoben und wie zum Hohn 30 Jahre nach seinem Tode auch noch zum Propheten Gottes erkoren wurde (Gott bleibt wahrhaftig 1958, S.237; Wt. vom 1.7.72, S.390/391). Und es macht sie auch keineswegs misstrauisch, dass die leitende Körperschaft in ihrer Wachtturmausgabe Nr. 9 vom 1.5.1990 (S.27) an der trügerischen Behauptung festhält, bei den gesalbten Überrestgliedern ihrer Organisation handele es sich um «christusähnliche Menschen», die vor allen irdischen und himmlischen Geschöpfen allein mit «Unsterblichkeit» belohnt und zur «göttlichen Natur gezeugt» würden.
Bei einer kritischen Prüfung ihrer Studienschriften würden sie sehr schnell herausfinden, dass sich an der antichristlichen Lehre ihrer Organisation überhaupt nichts geändert hat. Selbst, wenn es stimmen würde - was sie offenbar annehmen, dass die leitende Körperschaft «älterer Männer», die als getreue Paladine Rutherfords dessen Lehre mit fanatischem Eifer über Jahrzehnte hinaus weltweit verbreitet haben, nun, dank besserer Einsicht, von der Rutherfordschen Irrlehre abgerückt seien, dann bliebe immer noch die Frage zu klären, warum sie nicht wenigstens jetzt dem Wortlaut der Bibel folgen und freimütig bekennen, dass «Christus das Haupt der Gemeinde» ist, und nicht, wie sie fälschlich lehren, Jesus und die Gemeinde würden zusammen als ominöse «Christuskörperschaft» einen «vollendeten Christus» bilden.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wie schon zu Rutherfords Zeiten, so unterscheiden sie auch weiterhin zwischen Jesus und Christus und akzeptieren aus rein optischen Gründen «Jesus als Haupt ihrer Christenversammlung». Im Wachtturm vom 1.8.1991 schreiben sie wörtlich: «Die Gesalbten, die die Christenversammlung bilden, akzeptieren Jesus als ‘das Haupt des Leibes, der Versammlung’ (Kol.1; 18; Eph. 5; 23)».
Bei ihrer Anmaßung berufen sie sich auf Paulus, obwohl ihnen beim Studium seiner Briefe nicht entgangen sein dürfte, dass sie sich mit ihrer Christuslehre im Widerspruch zur Bibel befinden; denn im Epheserbrief, auf den sie sich ausdrücklich beziehen, betont Paulus unmissverständlich, dass «CHRISTUS das Haupt der Gemeinde ist», und schließt damit jede Spekulation aus, Jesus und die Gemeinde würden zusammen eine «Christuskörperschaft», bzw. den von Rutherford als «neue Schöpfung» propagierten «vollendeten Christus» bilden.
Offenbar in der betrügerischen Absicht, hinter einer christlichen Maske ihre wahre antichristliche Identität zu verbergen, verwenden sie für ihren Antichrismus in den Schriften nach dem Zweiten Weltkrieg eine Reihe weiterer Bezeichnungen, die für den unbefangenen Leser eher unverfänglich erscheinen mögen. Wenn sie beispielsweise in ihren Schriften vom Christus, von der «Braut Christi Jesu», vom «Weib des Lammes», vom «Königreich Gottes», das aus Jesus und 144 000 Priestern und Königen bestehen soll, die Rede ist, dann beziehen sie sich stets auf ihren «vollendeten Christus», den Rutherford 1922 zur Rechten Gottes in den himmlischen Tempel gesetzt und damit «die heilige Stätte greulich verwüstet» hat (Matth.24;
15; 2.Thess.2; 4; Hebr.8).
Auf die Frage seiner Jünger nach dem « Z e i c h e n seiner Wiederkunft und des Endes der Welt» wies Jesus vor allem auf die große Bedeutung des «Greuels der Verwüstung» hin und betonte, dass dieses «Endzeitzeichen» kurz vor seiner Wiederkunft auftreten und die schlimmste Drangsal aller Zeiten einleiten werde - eine Drangsal, wie es sie seit Anfang der Welt bisher noch keine gegeben habe, und wie es danach auch keine wieder geben werde. Wörtlich erklärte er:
«Wenn ihr n u n » (d.h. nachdem das Evangelium vom Reiche Gottes in der ganzen Welt zu einem Zeugnis allen Völkern gepredigt worden und die Zeit des Endes gekommen ist) «sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel - Dan. 9; 27; 11; 31; 12; 11), dass er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!), alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist; und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen.
Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit! Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat. Denn es wird alsdann eine schlimme Drangsalszeit eintreten, wie noch keine seit Anfang der Welt bis jetzt gewesen ist und wie auch keine wieder kommen wird (Dan. 12; 1); und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch gerettet werden aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.… Sogleich nach jener Drangsalszeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Kräfte des Himmels werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern.» - Matth. 24; 15-31.
Die eindringliche Mahnung zur Flucht auf die Berge in Verbindung mit dem Hinweis auf den Propheten Daniel und der Anmerkung: «wenn jene Drangsalszeit nicht verkürzt würde, so würde kein Mensch gerettet werden», weist unmissverständlich daraufhin, dass nach dem Ende der weltweiten Missionstätigkeit und «der Aufrichtung des Greuels der Verwüstung» die «Zeiten der Nationen» (Dan.7;
12; Lukas 21; 24) erfüllt sind, und die Welt nunmehr mit Riesenschritten ihrem Untergang entgegeneilt. Deshalb erscheint es dringend geboten, sich vor der nahenden Weltkatastrophe in Sicherheit zu bringen, und sich vor allem nicht von trügerischen Heilslehren falscher Propheten und atheistischen Irrlehren naturwissenschaftlicher Materialisten, sowie von kurzsichtigen, unbelehrbaren Geistlichen, die die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben, irritieren und verführen zu lassen.Zu Jesu Zeiten versprach eine «Flucht auf die Berge», sofern sie nicht gerade im Winter oder am Sabbat erfolgen mußte, freilich noch Rettung und Sicherheit vor angreifenden Feinden. Heute dagegen, im Zeitalter globaler Vernichtungswaffen, wäre es wenig sinnvoll, bei Kriegsgefahr Zuflucht in den Bergen, auf dem Felde oder gar auf dem Dache seines Hauses suchen zu wollen. Deshalb kann die Aufforderung zur Flucht auf die Berge in der Endzeit auch nicht wortwörtlich verstanden werden, sondern nur gleichnishaft gemeint sein, zumal Paulus noch ausdrücklich betont,
Dieser geistige Kampf aber, der sich vor allem gegen die pseudo-christliche Religion des Antichristen und gegen die Irrlehren falscher Propheten richtet, wird nicht mit Panzern und Kanonen ausgetragen, sondern «mit dem Schild des Glaubens und dem Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist» (Eph. 6;
16-17).Was aber ist nun dieser geheimnisvolle «Greuel der Verwüstung», von dem Daniel sagt, dass er «bei den Flügeln (Luther: nämlich der Cherubim im Tempel) stehen werde»? Wie sieht er aus? Und wer wird ihn an der «heiligen Stätte» aufrichten?
Im Vorbild war nach der jüdischen Geschichtsschreibung der «Greuel der Verwüstung» ein kleiner heidnischer Altar, den der griechische König Antiochus Epiphanes auf den großen Brandopferaltar des jüdischen Tempels zu Jerusalem hatte setzen lassen, um darauf nach heidnischem Brauch Götzenopfer darzubringen.
Im Ersten Buch der Makkabäer lesen wir dazu folgenden Bericht:
«Als Alexander dann nach zwölfjähriger Regierung gestorben war, übernahmen seine Diener die Herrschaft, ein jeder an dem ihm zugewiesenen Platze; sie setzten sich alle nach seinem Tode das Diadem (= die Krone) auf und ebenso ihre Söhne nach ihnen, lange Jahre hindurch, und richteten viel Unheil auf der Erde an.
Aus ihnen ging nun ein gottloser Sproß hervor, nämlich Antiochus Epiphanes (d.h. der Erlauchte), der Sohn des Königs Antiochus; er war als Geisel in Rom gewesen und im 137. Jahre der griechischen Herrschaft (176/175 v.Chr.) zur Regierung gelangt…
Nunmehr ließ der König Antiochus in sein ganzes Reich eine Verfügung ausgehen, dass alle seine Untertanen ein einziges Volk bilden sollten und jeder seine besonderen Gebräuche und Gesetze aufzugeben habe; und alle anderen Völker fügten sich dem Gebot des Königs. Auch in Israel fanden viele Gefallen an der von ihm gebotenen Verehrung der Götter und opferten den Götzen und entweihten den Sabbat.
Nun schickte der König durch Boten den schriftlichen Befehl nach Jerusalem und in die Städte Juda's, man solle fortan die ausländischen Satzungen und Bräuche beobachten; die Brand-, Schlacht- und Trankopfer sollten im Heiligtum in Wegfall kommen, Sabbate und Feste ungefeiert bleiben; das Heiligtum und die Heiligen solle man verunreinigen, Altäre, heilige Haine und Götzentempel errichten dürfen, Schweine und andere unreine Tiere schlachten (= opfern); ihre Söhne sollten sie unbeschnitten lassen und ihr Gewissen mit jeder Art von unreinen und greuelhaften Dingen beflecken, so dass sie das (mosaische) Gesetz vergäßen und alle heilige Ordnung abschafften; und wer dem Gebot des Königs nicht Folge leiste, der solle den Tod erleiden…
Am 15. Tage des Monats Kislev (= Dezember) im Jahre 145 (168 v.Chr.) stellten sie einen «Greuel der Verwüstung» auf den Brandopferaltar und erbauten Altäre in Ortschaften Juda's ringsumher…
Am 25. Tage des Monats (KisIev) aber opferten sie auf dem AItar, der auf dem Brandopferaltar stand, und ließen die Frauen, die ihre Kinder hatten beschneiden lassen, der königlichen Verordnung gemäß hinrichten, wobei sie ihnen die Kinder um den Hals hängten; und ihre Familien und die, welche die Beschneidung vollzogen hatten, töteten sie.
Indessen zeigten sich viele Israeliten standhaft und faßten den festen Entschluß, unreine Speisen nicht zu genießen; sie wollten lieber sterben, um sich durch Speisen nicht zu verunreinigen und den heiligen Bund nicht zu brechen; daher erlitten sie den Tod. So lag ein schlimmes Zorngericht Gottes überaus schwer auf Israel.»
- 1.Mak.1; 1-10; 41--64.Aber nicht nur Antiochus ließ einen «Greuel der Verwüstung» aufrichten. Bereits 420 Jahre zuvor hatte schon Nebukadnezar II. ein greuliches Götzenbild anfertigen und unter Androhung der Todesstrafe zur Anbetung in der Provinz Babylon aufstellen lassen:
«Der König Nebukadnezar ließ eine goldene Bildsäule von sechzig Ellen Höhe und sechs Ellen Breite anfertigen und sie in der Ebene Dura in der Provinz Babylon aufstellen…
Dann machte der Herold mit lauter Stimme bekannt: «Ihr Völker, Stämme und Zungen! euch wird hiermit befohlen: sobald ihr den Klang der Hörner, Flöten, Leiern, Harfen, Zithern, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten vernehmt, sollt ihr euch niederwerfen und das goldene Bild anbeten, das der König Nebukadnezar hat aufstellen lassen! Wer sich aber nicht niederwirft und anbetet, soll auf der Stelle in den brennende Feuerofen geworfen werden!»
«In dieser Perspektive» - so erklärt Gerhard Maier in seinem Buch "Der Prophet Daniel" - «stellt Nebukadnezars Handeln in Daniel 3 schon so etwas wie ein Modell des Antichrist dar». Und so gesehen ist die «goldene Bildsäule», die Nebukadnezar zur Anbetung hatte aufstellen lassen, durchaus mit dem von Antiochus aufgestellten «Greuel der Verwüstung» vergleichbar, zumal auch in der Apokalypse von einem «greulichen Götzenbild» die Rede ist, das der «vollendete Antichrist» zur Endzeit anfertigen und unter Androhung der Todesstrafe anbeten lässt. Johannes berichtet:
«Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde, das hatte zwei Hörner, gleich einem Lamm, und redete wie ein Drache (…) und verführt, die auf Erden wohnen um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war. Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des Tieres den Geist gab, dass des Tieres Bild redete und machte, dass alle, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet (ertötet) würden. Und es macht, dass die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, dass niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.
Hier ist Weisheit. Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.» - Offb. 13.
Obwohl es sich bei dem «Bild des Tieres», das der falsche Prophet von dem Tier mit der tödlich scheinenden Schwertwunde hatte anfertigen lassen, um ein «mit Geist erfülltes, sprechendes Götzenbild» handelt, besteht dennoch eine deutliche Parallele zu dem «stummen Bild eines Menschen» aus Nebukadnezars Traum. Denn der Hinweis auf die «Zahl eines Menschen» mit dem «Zahlenwert 666» deutet zweifellos auf die goldene Bildsäule hin, die nach der Beschreibung Daniels «60» Ellen hoch mißt, «6» Ellen breit ist, und - wie wir aus der aktuellen Geschichtsauslegung der Danielweissagung wissen - in dem «glänzenden Standbild eines Menschen» aus Nebukadnezars Traum sowohl fünf aufeinanderfolgende Weltreiche als auch als «sechstes» die Weltorganisationen Völkerbund und Vereinte Nationen in sich verkörpert:
1. BABYLON als «goldenes Haupt»,
2. MEDO-PERSIEN als «Brust und Arme aus Silber»,
3. GRIECHENLAND als «Bauch aus Erz (Kupfer)»,
4. ROM (mit seinen vier Reichen) als «Schenkel aus Eisen»,
5. ANGLO-AMERIKA als «Füße aus Eisen und Ton»,
6. Völkerbund und Vereinte Nationen als die «Zehen an den Füßen».
An Hand solch konkreter Zahlenangaben dürfte es sicherlich nicht schwierig sein, die drei «Sechsen» zu erkennen, «zu dessen Auflösung Weisheit und Verstand erforderlich sind», und die zusammen die bislang so geheimnisvolle «Zahl eines Menschen mit dem Zahlenwert 666» ergeben.
Schließlich bleibt noch die Frage zu klären, wer sich in Wahrheit hinter «dem Tier mit der tödlich scheinenden Schwertwunde» verbirgt? Des Rätsels Lösung liegt klar auf der Hand; denn dieses Tier, das «die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war», ist nach der Beschreibung des Johannes mit dem «siebenköpfigen Tier aus dem Meer» identisch:
«Ich sah aus dem Meere ein Tier heraufkommen, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe und auf seinen Hörnern zehn Königskronen und auf seinen Köpfen gotteslästerliche Namen (…) und ich sah einen seiner Köpfe wie zu Tode verwundet, und seine tödliche Schwertwunde (V.14) ward heil.»
Wie schon Nebukadnezar «das goldene Bild eines Menschen» als Abbild von dem «schrecklichen Standbild» aus seinem Traumgesicht anfertigen ließ, welches nach der aktuellen Danielauslegung die Weltgeschichte von Babylon bis zu den Vereinten Nationen verkörpert, ebenso ist auch das «Bild des Tieres», das der vollendete Antichrist zur Endzeit von «dem Tier mit der Schwertwunde» anfertigen läßt, eine Nachahmung des «siebenköpfigen Tieres aus dem Meere», das als «Völkerbund» aus dem ‹Völkermeer› heraufstiegen war und parallel zu dem schrecklichen Standbild aus Nebukadnezars Traum hier nun mit seinen «sieben Köpfen» den Ablauf der Weltgeschichte von Ägyptern bis zur Gründung des Völkerbundes symbolisiert.
Nach den leidvollen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges versprach man sich von der «Gründung des Völkerbundes» das Ende aller Kriege und glaubte voller Zuversicht, nunmehr würde das Morden ein Ende haben. Denn jetzt, so war man überzeugt, breche «das Zeitalter des ewigen Friedens» an. Alle Streitigkeiten zwischen den Völkern würden von nun an nur noch am Verhandlungstische ausgetragen werden: «Denn wer ist dem Tier gleich, und wer könnte jetzt wohl noch mit dem Völkerbund Krieg führen»waren doch alle streitbaren Vouml;lker in der Weltorganisation vereinigt.
Das Schwert, das dem siebenköpfigen Tier «die tödlich scheinende Schwertwunde» beigebracht hatte, ist ein Synonym für Kampf und Krieg und deutet in diesem Zusammenhange unverkennbar auf den Ersten Weltkrieg hin; denn am Ende des bis dahin grauenvollsten aller Kriege lag das «Zweite deutsche Kaiserreich», das als letztes Reich der römisch-deutschen Geschichte zugleich durch den «sechsten Kopf» des siebenköpfigen Tieres verkörpert wird, «wie zu Tode verwundet» am Boden.
Unter der geschickten politischen Führung Stresemanns begann «die tödlich scheinende Schwertwunde jedoch wieder zu heilen». Und als schließlich die Völkerbundsversammlung einstimmig die Aufnahme Deutschlands in die Völkergemeinschaft beschloss, war Deutschland von dem Prestigegewinn und der damit zugleich dokumentierten moralischen Anerkennung nun nicht mehr der in Versailles verfemte und «zu Tode getroffene» Paria unter den Völkern, sondern wieder ein gleichwertiges Mitglied in der Völkergemeinschaft.
Der Einzug der deutschen Delegation in die Völkerbundsversammlung gestaltete sich triumphal. Chefdolmetscher Dr. Paul Schmidt schilderte ihn höchst anschaulich:
«Ich sah, wie Stresemann sich plötzlich aufrichtete und dann als erster Deutscher im wahrsten Sinne des Wortes über die Schwelle der kleinen Tür hinweg in den Völkerbund eintrat. Bei seinem Erscheinen setzte im ganzen Saal ein wahrer Beifallssturm nach der vorher herrschenden erwartungsvollen Stille ein… Der Beifallssturm hatte eine wahre Orkanstärke erreicht. Von allen Seiten wurde geklatscht und bravo gerufen. Nur mit Mühe konnten sich die drei deutschen Delegierten durch die herandrängende Masse der ausländischen Völkerbundsvertreter den Weg zu ihren Plätzen bahnen. Alle wollten ihnen die Hände schütteln und ihnen persönlich zu diesem großen Ereignis Glück wünschen. Inzwischen tobte das Publikum auf den Tribünen, Tücherwinken, Hüteschwenken, «bravo Stresemann» Zurufe mit fremdländischen Akzentuierungen. Eine Szene, wie sie sich im Völkerbund noch nie abgespielt hatte und wie ich selbst sie in einem so internationalen Kreise auch nie wieder erleben sollte. Dieser Empfang Deutschlands durch die Völker der Welt war wirklich etwas Einmaliges, um ein später so oft missbrauchtes Wort hier zu verwenden.» (Die Weimarer Republik, F.A. Krummacher/A.Wucher, S. 238)
Nach Stresemanns Rede vor der Völkerbundsversammlung trat der französische Außenminister Briand ans Rednerpult, ein vollendeter Meister der Rede; auch er stand ganz unter dem Eindruck dieser großen Stunde und äußerte sich wie folgt:
«Es ist ein ergreifendes Schauspiel, dass einige Jahre nach dem grauenvollsten Kriege, der jemals die Welt durchrast hat, während die Schlachtfelder noch feucht sind vom Blut der Völker, die gleichen Völker in dieser friedlichen Versammlung die Beteuerung ihres gemeinsamen Willens austauschen, miteinander am Werk des Weltfriedens zu arbeiten. …Es gibt keinen Krieg mehr, keine brutalen, gewaltsamen, blutigen Lösungen. Meinungsverschiedenheiten werden auch weiter auftreten, aber von heute an gibt es einen Richter zwischen uns, der Recht spricht. Gerade so, wie die Menschen, die ihre Streitigkeiten vor den Richter bringen, werden auch wir die unsern in friedlicher Weise regeln. Fort mit den Kanonen! Platz für die Versöhnung, für das Schiedsgericht und für den Frieden!» (Die Weimarer Republik, F.A. Krummacher/A.Wucher, S. 239).
Nun bleibt noch die Frage zu klären, wer sich hinter dem zweihörnigen Tier verbirgt, welches von dem «siebenköpfigen Tier mit der Schwertwunde» - also vom Völkerbund - ein sprechendes Götzenbild anfertigen und unter Androhung der Todesstrafe zur Anbetung an der «heiligen Stätte» aufrichten läßt? Allem Anschein nach handelt es sich hierbei um ein heimtückisches Tier, das zwar Hörner gleich einem Lamm besitzt - sich also christusähnlich gebärdet -, aber redet wie ein Drache und von Johannes als «falscher Prophet» identifiziert worden ist? (Offb.16;
13).Im Gegensatz zu dem «weltpolitischen» siebenköpfigen Tier mit der tödlich scheinenden Schwertwunde, das als Völkerbund aus dem ‘Völkermeer’ heraufgestiegen war, kommt das zweihörnige Tier aus der Erde und charakterisiert hier zweifellos die Ausgeburt einer «antichristlich-religiösen Macht». Hinzu kommt noch die Übereinstimmung mit dem «kleinen Horn» aus dem Nachtgesicht Daniels, dass wir bereits als «vollendeten Antichristen» entlarvt haben; denn gleichwie das kleine Horn zwischen den zehn Hörnern des vierten Tieres erst hervorbrach, nachdem das Tier aus dem ‹Völkermeer› heraufgestiegen war, ebenso ist auch das «zweihörnige Tier» erst aus der Erde gekommen, nachdem das siebenköpfige Tier mit seinen zehn Hörnern bereits aus dem 'Völkermeer' gekommen war. Diese auffallende Parallele kann aber nur bedeuten, dass das «kleine Horn des vierten Tieres» mit dem «zweihörnigen Tier aus der Erde» identisch ist und folglich beide in gleicher Weise die «Christus-Körperschaft» der Zeugen Jehovas verkörpern.
Und wie schon seinerzeit Nebukadnezar als Vorbild des vollendeten Antichristen von dem schrecklichen Standbild aus seinem Traumgesicht eine goldene Bildsäule anfertigen und zur Anbetung aufstellen ließ, ebenso hat auch der «falsche Prophet» unter der Federführung des zweiten Präsidenten der Wachtturmgesellschaft, J.F. Rutherford, von dem «siebenköpfigen Tier, das die Wunde vom Schwert hatte» - also vom Völkerbund - ein «sprechendes Bild» ins Leben gerufen und als vollendeten Antichrist und «greuliches Götzenbild» im himmlischen Tempel zur Anbetung aufrichten lassen.
Natürlich war nicht zu erwarten, dass Jehovas Zeugen zugeben würden, ihr aus «144 000 christusähnlichen Menschen zusammengesetzer Körperschafts-Christus» sei mit dem «Bild des Tieres» identisch und als solches eine Nachahmung des Völkerbundes. In ihrem Buch "Babylon die Große ist gefallen!" verdrehen sie vielmehr die geschichtlichen Tatsachen und warten scheinheilig mit folgender absonderlichen Begründung auf:
«Der Völkerbund und sein Nachfolger, die Vereinten Nationen, stellen eine internationale Verschwörung gegen Gottes Königreich dar, das am Ende der Zeiten der Heiden im Jahre 1914 im Himmel geboren worden ist. Diese internationale Organisation, die mit menschlichen Mitteln Frieden und Sicherheit zu schaffen sucht, ist eine verführerische Nachahmung des Königreiches Gottes, das unter dem Lamm steht und das Jehovas Zeugen seit dem Ende des Ersten Weltkrieges unter allen Nationen bekannt machen.» (S.598).
Es ist schon bezeichnend für die antichristliche Haltung der Zeugen Jehovas, dass sie nach dem Motto: «Haltet den Dieb!» in heuchlerischer Manier den Versuch unternehmen, den Völkerbund als eine "verführerische Nachahmung" des Königreiches Gottes hinzustellen. Und das, obwohl in den Satzungen beider Weltorganisationen weder auf Gottes Königreich Bezug genommen wird, noch irgendwie der Eindruck erweckt werden soll, der Völkerbund oder die Vereinten Nationen, die beide in ihrer überstaatlichen und religiösen Vielfalt eher unchristlich und teilweise sogar christusfeindlich eingestellt sind, seien das von Christus für die Endzeit angekündigte Gottesreich. Ihre plumpe Unterstellung trifft auch dann nicht zu, selbst wenn in Erwartung des Gottesreiches in einigen kirchlichen Kreisen der USA zu Anfang wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens war, es könne sich beim Völkerbund womöglich um den «politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden» handeln. Zutreffend ist vielmehr, dass ihr «Körperschafts-Christus», den sie im Jahre 1922 zur Rechten Gottes in den himmlischen Tempel gesetzt haben, und der angeblich schon seit 1914 rechtmäßig die Herrschaft über diese Erde ausübe, in Wirklichkeit nach der biblischen Weissagung ein «religiöses Gegenbild» des «politischen Völkerbundes» darstellt.
Wenn Jehovas Zeugen jedoch auch weiterhin in ihren Publikationen an der absurden Behauptung festhalten, der Völkerbund sei eine «verführerische Nachahmung» des von ihnen am 31.10.1922 proklamierten Königreiches, dann ergibt sich daraus für sie ein kaum lösbares Zeitproblem; denn ihren eigenen Angaben zufolge war es der 8. September 1922 - also ca. 3½ Jahre nach der Gründung des Völkerbundes - an dem während einer Versammlung der Kriegsruf angekündigt wurde «Verkündiget den König und sein Königreich!»:
«Nun ließ der Herr sein Volk wiederum zu einer Hauptversammlung im September 1922 in Cedar Point, Ohio, zusammenkommen. Die Geweihten fanden sich ein von Kanada, von den Vereinigten Staaten und von Europa. Einige Zeit vorher, und ohne irgendwelchen Gedanken, prophetische Daten zu erfüllen, hatte man den 8. September auf dem Programm als «Der Tag» bezeichnet. (Psalm 118:24) An diesem Tage geschah es nun, dass während der Versammlung und unter großer Begeisterung und mit brennendem Eifer für den Herrn der Kriegsruf «Verkündiget den König und sein Königreich!» angekündigt wurde. Mit diesem Tag begann das organisierte Zeugniswerk.» (Licht Bd. 1, S.113).
Zudem gaben sie auf ihrer Hauptversammlung noch folgende Erklärung ab:
«Der 31.10.1922 bezeichnet den Anfang einer weltweiten Verbreitung der Resolution samt der dazugehörigen Beweisführung in vielen Sprachen. Mehr als fünfundvierzig Millionen Exemplare gelangten in die Hände des Volkes und seiner Führer. Der sichtbare Teil der satanischen Organisation auf Erden erhielt die Resolution.» (Licht Bd. l, S.113).
«Die kurze Zeit des «Schweigens im Himmel» endete zweifellos 1919. Von diesem Zeitpunkt an und bis 1922 traf Gottes ergebenes Volk auf Erden Vorbereitungen und machte große Anstrengungen, die Organisation stark zu machen. …Obgleich der Herr in seinem Tempel war und die Geweihten erprobte, wussten sie es nicht.» (Licht Bd. 1, S.105/I06).
Angesichts dieser Datenangabe stellt sich die Frage, wie könnte der Völkerbund, der im Jahre 1919 gegründet worden war, eine «verführerische Nachahmung» des von ihnen propagierten Königreiches sein, wenn von dessen vermeintlichen Existenz - wie sie selbst zugeben - bis September 1922 nicht einmal der «gesalbte Überrest» einen blassen Schimmer hatte.
Wenn wir nun einmal untersuchen, was es mit den «144 000 christusähnlichen Menschen ihrer Christus-Körperschaft» auf sich hat, so werden wir feststellen, dass nicht alle Prediger der «Zeugen Jehovas» zu der bevorzugten "Himmelsklasse" der «144 000 Auserwählten» zählen. Sie erklären nämlich:
«Die Mitgliederzahl derer, welche die königliche Familie ausmachen, ist beschränkt, und daher werden von den hier auf Erden lebenden Geschöpfen nur wenige in den Himmel kommen. Der vollkommene menschliche Leib, wie der „Mensch Christus Jesus" ihn besaß, hat eine vollkommene, jedoch begrenzte Zahl Glieder. Die königliche Familie des Himmels wird mit einem vollkommenen menschlichen Leib verglichen, des Haupt Jesus ist und dessen Leibesglieder seine Nachfolger sind.» (Das Königreich ist herbeigekommen, S. 271).
Nach der Lehre der Wachtturmgesellschaft besteht - wie von ihrem 2. Präsidenten, Richter J.F. Rutherford verkündet - die «Christus-Körperschaft» der Zeugen Jehovas bzw. die «königliche Familie des Reiches der Himmel» aus buchstäblich 144 000 Personen. Da die Anzahl ihrer Prediger inzwischen auf über 5 Millionen angewachsen ist, können natürlich nicht alle ihre Prediger der bevorzugten "Himmelsklasse" der «Christus Körperschaft» angehören. Und weil zudem dessen Herauswahl bereits bei den Aposteln 33 n.Chr. begonnen habe, könne schließlich nur noch ein kleiner «Überrest» hier auf Erden weilen. Sie berufen sich auf Jesus und versteigen sich in ihrer Arroganz zu folgender Begründung:
«Aus einer Grundbedingung, die Christus Jesus festlegte, geht an sich schon mit Gewißheit hervor, dass Johannes der Täufer und alle andern treuen Männer vor ihm, bis zurück auf Abel, die alle vor Pfingsten starben, weder im himmlischen Königreich sein können noch sein werden.» (Das Königreich ist herbeigekommen, S. 274).
«Um schließlich mit Christus in der himmlischen Kirche vereint zu werden, mußten die Apostel und andere, die danach auserwählt wurden, gleichwie Jesus in ihrem irdischen Laufe bis zu ihrem Tode treu bleiben. Obwohl die Apostel und andere Auserwählte in den Bund für das Königreich oder in die himmlische Kirche aufgenommen wurden, kamen sie beim Tode doch nicht sogleich in den Himmel und wurden mit dem Haupt der «Kirche» vereint. Sie schliefen im Grabe bis zur ersten Auferstehung beim Kommen Christi Jesu. Im Jahre 1918 kam er zum Tempel Jehovas, und dann wurden sie auferweckt, um an der Herrlichkeit mit dem Haupt der «Kirche» teilzuhaben.» (Gott bleibt wahrhaftig, Seite 120).
«Die "Versammlung Gottes" besteht … aus all den Christen auf der Erde, die Hoffnung auf himmlisches Leben haben. Insgesamt werden schließlich nur 144 000 Personen die «Versammlung Gottes» bilden. Heute leben nur noch wenige davon, ein Überrest, auf der Erde. Christen, die hoffen, für immer auf der Erde zu leben, folgen der geistigen Führung der Glieder der «Versammlung des lebendigen Gottes»…
«Jesus Christus, der Hauptherrscher dieser Regierung, und 144 000 Personen werden aus der Menschheit genommen, um mit ihm im Himmel zu herrschen.» (Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, S.126).
Die Wahrheit sieht freilich ganz anders aus; denn als sich vor dem Zweiten Weltkrieg abzuzeichnen begann, dass die Anzahl der «Überrestglieder» hier auf Erden durch eine ständige wachsende Anhängerschaft unverhältnismäßig hoch ansteigen und damit die Gesamtzahl der aus 144 000 Gliedern bestehenden «Christus-Körperschaft» ad absurdum führen würde, erfand man 1935 als Ausweg aus dem Dilemma die sogenannte «irdische Klasse der anderen Schafe». In ihrem Buch "Babylon die Große ist gefallen" äußern sie sich wie folgt:
«Im Jahre 1931 nahm der gesalbte Überrest den biblischen Namen «Jehovas Zeugen» an… Im Jahre 1935 erhielt dieses Werk vermehrt Triebkraft. Damals wurde dem gesalbten Überrest Jehovas geoffenbart, dass die von dem Apostel Johannes in Offenbarung 7:9-17 beschriebene «große Volksmenge» eine irdische Klasse gottesfürchtiger Menschen sei, die aus der neuzeitlichen Babylon der Großen befreit würde. Diese Menschen wurden durch den gesalbten Überrest der Königreichserben bildlich gesprochen an ihrer Stirn mit einem Zeichen versehen, um sie als Anbeter Jehovas und Untertanen seines regierenden Königs, Jesus Christus, zu kennzeichnen…
Diese «anderen Schafe» erfreuen sich der Hoffnung, von ihrem Hirtenkönig sicher durch das vernichtende Ende dieses Systems der Dinge in eine neue Ordnung der Dinge mit «neuen Himmeln und einer neuen Erde» geführt zu werden… Dort werden sie ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde erlangen.» (S.513-515).
Im Jahre 1948 waren es 25 000 Personen, die sich als «Überrest- bzw. Fußglieder des Körperschafts-Christus» ausgaben. Da seit 1935 keine neuen «Fußglieder» mehr hinzukommen können, verringert sich jährlich durch Sterbefälle ihre Zahl. 1997 waren es nur noch «8795 Überrestglieder». Die genaue Anzahl wird jeweils am 14. Nisan (vergleichbar dem Karfreitag) ermittelt; denn nur der «gesalbte Überrest» nimmt am jährlichen Abendmahl teil, während die «anderen Schafe» zusehen dürfen, wie die «Fußglieder des Antichristus» in einer «feierlichen» Zeremonie, die eher einer Posse gleicht, knabbernd Brot und Wein zu sich nehmen. 1997 zählte man weltweit 14,3 Millionen "Gedächtnismahl-Anwesende", die teils ‹neugierig und teils erwartungsvoll› dieser fragwürdigen Schau zusahen (Wt. 1.1.968.
Bei der antichristlichen Lehre der Zeugen Jehovas dreht sich augenscheinlich alles um den «gesalbten Überrest», dem sie eine überragende Bedeutung beimessen. Und genau dieser «gesalbte Überrest» ist es auch, dem unser besonderes Augenmerk gilt. Die sogenannten «Söhne des Königreiches» haben nämlich das einmalige Kunststück fertiggebracht, ein Götzenbild anzufertigen, von dem sie selbst einen Teil ‹verkörpern›. Sie sind die «Füße» des aus 144 000 christusähnlichen Menschen zusammengesetzten «Körperschafts-Christus» und stellen das «Sprachrohr» dar, mit dem sie als «falscher Prophet und vollendeter Antichrist» nunmehr seit dem Jahre 1922 weltweit ihre fatalen Irrtümer und Lügen verbreiten.
So unglaublich die Lehre der Zeugen Jehovas auch klingen mag, aber alle diese Anschuldigungen kann man, wie es die nachstehenden Auszüge deutlich belegen, wortwörtlich in ihren Büchern nachlesen:
«Die Heilige Schrift ist hauptsächlich zum Nutzen, zur Ermutigung und zum Trost der Treuen auf Erden am Ende der Welt aufgezeichnet worden, darum war es auch zu erwarten, dass den Fußgliedern des Christus, während sie noch im Fleische sind, eine Erkenntnis der Offenbarung gegeben werden würde.
Auf Grund der Schrift und gemäß bestätigender Umstandsbeweise ist es jetzt seinem Volke klar, dass Christus Jesus 1918 zu seinem Tempel gekommen ist und begonnen hat, mit seinen Knechten abzurechnen, dass er die als treu Erfundenen guthieß und sie zu einem Teil des «Knechtes» gemacht hat. Diese Glieder des Knechtes werden als der Überrest bezeichnet, und diesem ist das Zeugnis Jesu Christi anvertraut worden.» (Licht Bd. 1, S. 516).
«Jene Getreuen sind in den Tempel gebracht, der Organisation Gottes einverleibt und zu einem Teil des auserwählten Knechtes gemacht worden, weil sie in dem Christus sind und einen Teil des Christus bilden. Sie werden vom Herrn als «Füße», das ist des Christus, bezeichnet» (Rechtfertigung, S. 97).
«Die Vision enthüllt vierundzwanzig Stühle oder Throne rings um den Gottesthron herum. Auf diesen vierundzwanzig niedrigeren Thronen saßen ebenso viele Älteste, bekleidet mit weißen Gewändern, und mit goldenen Kronen auf ihren Häuptern. Der Umstand, dass ihrer doppelt so viele sind als «Apostel des Lammes», deutet an, dass sie nicht nur die zwölf Apostel darstellen, sondern alle Treuen, die zu Gliedern des Leibes des Christus gemacht worden sind. Sie sind himmlische Älteste, und obschon nicht an Jahren die Ältesten, sind sie doch Älteste aller himmlischen Geschöpfe, weil sie Glieder des Leibes des Christus sind. Die erwähnte Anzahl muß die darstellen, die als Treue gestorben waren und zur Herrlichkeit auferweckt worden sind, und auch die auf der Erde, die in ihrer Treue verharren, unter dem Mantel der Gerechtigkeit und im Verborgenen des Höchsten sind, von denen geschrieben steht, dass sie «jubeln in Herrlichkeit», wenn der Herr in seinem Tempel ist. (Psalm 149:5) Das sind die Treuen, die beim Erscheinen des Erzhirten «die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen…» Niemand kann dem treuen Überrest die Krone fortnehmen. Nur der Herr kann es tun. (Offenbarung 3; 11) Sie sind beschrieben als „bekleidet mit weißen Kleidern", was sie als Glieder der herrlichen Organisation Jehovas kennzeichnet. Der treue Gott ‹hat sie zusammen auferweckt und läßt sie zusammen sitzen in himmlischen Örtern in Christo Jesu›.» (Licht Bd.1, S.55).
«Die Leibesglieder des Christus sind zu einem himmlischen, unverderblichen oder unsterblichen Erbteil gezeugt worden… Durch Treue bis in den Tod empfangen sie Unsterblichkeit, das ist die Krone des Lebens. Nachdem sie aus der Hölle hervorgebracht sind, sind sie Teilhaber der göttlichen Natur und der Auferstehung, die mit Bezug auf ihre Wichtigkeit und die Zeit ihres Geschehens die erste ist, und sie sind die einzigen, die Unverweslichkeit oder Unsterblichkeit erlangen, so dass der zweite Tod über sie keine Macht hat.» (Versöhnung, S. 294/295).
«Solche, die das Vorrecht haben, Glieder des Leibes des Christus zu sein, müssen selbstverständlich die gleiche Natur besitzen. Alle Glieder der neuen Schöpfung müssen göttlicher Natur sein.» (Schöpfung, S.248).
Welch ungeheuerliche Anmaßung spricht aus dem Satz: «Alle Glieder der neuen Schöpfung» - also auch die noch im Fleisch auf Erden lebenden «Füße» ihres Götzenbildes - «müssen selbstverständlich die gleiche göttliche Natur besitzen. Alle GIieder der neuen Schöpfung müssen göttlicher Natur sein.»
«…und (das Tier mit den zwei Hörnern) machte, dass alle, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet (ertötet) würden. Und es macht, dass die Kleinen und die Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, dass niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.» - Offb. 13;
15-17.
Doch das Problem war bald gelöst; denn für die Anbetung ihres aus 144 000 christusähnlichen Menschen zusammengesetzten Götzenbildes missbrauchen sie die sogenannte irdische Klasse «der anderen Schafe» - willfährige Menschen, die sie als die «große Volksmenge» bezeichnen und denen sie heuchlerisch versprechen, sie würden für immer auf einer zum Paradies umgewandelten Erde leben. Diese „schafsähnlichen Menschen", so verkünden sie anmaßend, «würden durch den gesalbten Überrest der Königreichserben bildlich gesprochen an ihrer Stirn mit einem Zeichen versehen, um sie als Anbeter Jehovas und Untertanen seines regierenden Königs, Jesus Christus, zu kennzeichnen.» (Babylon die Große ist gefallen, S.514).
Viele Millionen Menschen sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf diese verführerische Lehre der Zeugen Jehovas hereingefallen. Vor allem wohl deshalb, weil sie in ihrer Mehrheit fest davon überzeugt sind, bei den «Zeugen Jehovas» würde es sich um echte Christen handeln. Deshalb glauben sie sich fälschlich auch in guten Händen. Dabei übersehen sie in ihrem blinden Eifer für eine vermeintlich gute Sache aber völlig, dass sie in ihrer Naivität und religiösen Einfalt unversehens in die geistliche Gefangenschaft des raffiniert getarnten endzeitlichen Antichristen geraten sind.
Natürlich hat man sie gleich zu Anfang vor der «Schlacht von Harmagedon» gewarnt und ihnen gesagt, dass sie nur errettet werden, wenn sie auf die Botschaft von Gottes Königreich hören und dem «gesalbten Überrest Gutes tun». Andernfalls würden sie mit allen übrigen Menschen, die die Königreichsbotschaft verwerfen und den «Überrestgliedern» weder Beistand noch Freundlichkeit erweisen, in «Harmagedon» vernichtet werden:
«Im Gericht der Nationen, das beginnt, nachdem der Bote und Richter Gottes des Herrn zum Tempel gekommen ist, werden die Einzelpersonen der Nationen wie Schafe von den Böcken voneinander geschieden. Die Personen, die gleich Böcken sind und für Gottes Königreich keine Wertschätzung bekunden, sondern die Königreichsbotschaft verwerfen und ihren Überbringern weder Beistand noch Freundlichkeiten erweisen, werden in der kommenden Schlacht von Harmagedon vernichtet werden. Personen aber, die den Schafen gleichen, auf die Botschaft hören und sich über das Kommen des Königreiches freuen und dem Überrest der letzten Glieder des Leibes Christi auf Erden Gutes tun, werden zur Seite der Gunst des Richters versammelt.» (Gott bleibt wahrhaftig, S. 309/310).
Doch nur "Gutes tun", so erklären sie weiter, reicht nicht aus. Man muß schon, wenn man errettet werden will,
«dem Überrest so Gutes tun, als ob sie es Christus Jesus selbst täten, ihm, der als König auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzt.»
(Die Neue Welt, S. 108).Ist es nicht merkwürdig, dass «Gutes tun» von den sogenannten «anderen Schafen» erwartet und zu einer zentralen Verpflichtung für die Errettung vor der ewigen Vernichtung erhoben wird, während doch die Einhaltung des Gebots: «du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst», als selbstverständliche Christenpflicht angesehen wird? Warum also, so fragt man sich, diese herausgestellte Forderung?
Was tatsächlich dahinter steckt, das können wir erst ermessen, wenn wir den darin verborgen liegenden Anspruch auf «göttliche Verehrung» erkennen. Denn mit dem gezielten Hinweis auf Jesus und den «Thron der Herrlichkeit» beanspruchen die «Fußglieder des Pseudo-Christus», den Rutherford trügerisch als «vollendeten Christus» zum «göttlichen Herrn» erhoben und zur Rechten Gottes auf dem «Thron der Herrlichkeit» in den himmlischen Tempel gesetzt hat, zwangsläufig die gleiche göttliche Verehrung, wie sie nach der Schrift allein nur Jesus Christus (Hebr. 1) und dem allmächtigen Gott gebührt. Die Begründung für diese latente Forderung ist folgende:
«Unser Herr Jesus wird «der Abglanz von Gottes Herrlichkeit» genannt. Auch wird von ihm gesprochen als dem «Abdruck des Wesens des Vaters», und es wird uns gesagt, dass er zur Rechten des Vaters sitzt. (Hebr. 1:3) Die 144 000 Glieder seines Leibes sollen mit ihm auf seinem Thron vereint sein in Gegenwart des Vaters, also in Herrlichkeit.» (Die Harfe Gottes, S. 291).
Wie himmelweit im wahrsten Sinne des Wortes der Unterschied ist, der zwischen dem «gesalbten Überrest» und den «anderen Schafen» besteht, bringen sie schon allein dadurch zum Ausdruck, dass sie behaupten, die Glaubenshelden der vorchristlichen Zeit von Abel an bis zu Johannes dem Täufer würden nicht in das himmlische Reich Gottes kommen, obwohl Jesus unmißverständlich erklärt hat, dass viele von Osten und Westen kommen und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zum Mahl niederlassen werden (Matth.8;
11, Luk.13; 28-29). Im Gegensatz zur biblischen Aussage lehren sie, die alttestamentlichen Glaubenshelden (Hebr. 11) würden als Lohn für ihre Glaubenstreue zwar eine «bessere Auferstehung» erlangen als alle übrigen Menschen, aber eben doch nur als «Fürsten» unter der Herrschaft der «144 000 auserwählten Glieder ihres Körperschafts-Christus» auf dieser Erde regieren. In ihren Büchern äußern sie sich dazu wie folgt:«Aus einer Grundbedingung, die Christus Jesus festlegte, geht an sich schon mit Gewissheit hervor, dass Johannes der Täufer und alle andern treuen Männer vor ihm, bis zurück auf Abel, die alle vor Pfingsten starben, weder im himmlischen Königreich sein können noch sein werden.» (Das Königreich ist herbeigekommen, S. 274).
«Der Herr Jesus ist nun als Richter zum Tempel gekommen, und die Überrestglieder seines «Leibes», die noch auf Erden weilen, sind in den Tempelzustand der vollkommenen Einheit mit ihm versammelt worden (Maleachi 3; 1-3). Demzufolge können jene treuen Menschen der alten Zeit jetzt irgendwann zurück erwartet werden. Die Heilige Schrift gibt guten Grund zu dem Glauben, dass dies kurz vor dem Ausbruch Harmagedons geschehen werde.
In dieser Erwartung ist im Jahre 1930 in San Diego, Kalifornien, ein Haus gebaut worden, über welches die religiösen Feinde in der breiten Öffentlichkeit böswillig vieles geredet haben. Es trägt den Namen «Beth-Sarim», was «Haus der Fürsten» bedeutet. Zur Zeit wird es als Wohnstätte für die zurückkehrenden Fürsten verwaltet. Die jüngsten Geschehnisse zeigen, dass die Religionisten der gegenwärtigen, dem Untergang geweihten Welt wegen des Zeugnisses, das durch dieses «Haus der Fürsten» für die neue Welt gegeben wird, mit den ‚Zähnen knirschen’. » (Die Neue Welt, S. 103/104).
Wie wir klar erkennen können, hat die alte Lüge Satans: «Ihr werdet sein wie Gott» in der Lehre der Zeugen Jehovas ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Menschen haben sich selbstherrlich zum Gott erhoben und verlangen - wie schon Nebukadnezar und Antiochus - unter Androhung der Todesstrafe von ihren Mitmenschen göttliche Verehrung. So war es zu allen Zeiten, angefangen in Ägypten über Assyrien, Babylon, Persien, Rom, bis hin in unser Jahrhundert, in dem Jehovas Zeugen den unrühmlichen Abschluss bilden. Deshalb mahnt Petrus auch die Gemeinden:
Eine Religionsgemeinschaft, die vorgibt, unter der Leitung des «heiligen Geistes» zu stehen, sich aber nicht an die biblische Wahrheit hält, sondern fatalen Irrtümern Raum gibt und schamlose Lügen verbreitet, kann nicht für sich in Anspruch nehmen, eine auf theokratische Weise - «also von Gott» - geführte Organisation zu sein, es sei denn, sie hat sich dem Gott dieser Welt verschrieben, Satan, dem «Vater der Lüge».
Wie schon Jehovas Zeugen den sogenannten «anderen Schafen» das Paradies hier auf Erden versprechen, ebenso geht man offenbar auch in Kirchenkreisen davon aus, dass das in der Bibel verheißene Paradies auf einer erneuerten Erde wieder hergestellt werde. Doch dass diese Auslegung auf einer Fehlinterpretation der biblischen Weissagung, insbesondere des biblischen Schöpfungsberichtes beruht, läßt sich leicht nachweisen. Schon allein in der Apokalypse des Johannes wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der jetzige Himmel und die jetzige Erde für immer verschwinden werden. Johannes schreibt:
«Weiter sah ich einen großen, weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor dessen Angesicht flohen (oder: schwanden) die Erde und der Himmel, und es fand sich keine Stätte mehr für sie... Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden, und auch das Meer ist nicht mehr da...
Und der auf dem Thron saß, sprach: „Siehe, ich mache alles neu!" Und er spricht zu mir: „Schreibe! denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!»
- Offb.20; 11; 21; 1 u.5.Es scheint fast unbegreiflich, dass am «Ende der Zeiten» unser Himmel, unsere Erde und auch das Meer (!?) nicht mehr sein werden; besonders wenn man in diese Überlegungen die «Auferstehung von den Toten» mit einbezieht.
Fragen drängen sich einem auf, auf die wir eine Antwort suchen. Doch ist es wenig hilfreich, wenn in Ermangelung einer besseren Einsicht in Bibelkommentaren erklärt wird: Himmel und Erde würden nur deshalb entschwinden, damit sie erneuert werden (Stuttgarter Jubiläums-Taschenbibel von 1964).
Wenn es wirklich zuträfe, was man hier als Verlegenheitslösung anbietet, dann muß man sich doch fragen, warum Johannes, der in seinen Aussagen sehr präzise ist, diese Version nicht auch niedergeschrieben hat? Statt dessen aber ausdrücklich betont:
Die Frage, wo der neue Himmel, die neue Erde und das Paradies zu suchen seien? ist eigentlich gar nicht so schwer zu beantworten; denn die Erklärung liegt bereits im biblischen Schöpfungsbericht verborgen - ein göttlicher Bericht, der uns in der Genesis überliefert wird, und mit dem wir uns nun näher befassen werden. Bis zu den kosmologischen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts war es allerdings, wie es die nachfolgenden Ausführungen anschaulich belegen, noch ein langer und dornenreicher Weg, voller Irren und Wirren.
«Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde»
. Fast zweitausend Jahre lang war diese biblische Aussage die Grundlage der christlichen Kosmologie. Und wie schon die Völker der alten Kulturen geglaubt haben, die Erde sei eine Scheibe, so haben auch die Christen noch bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts diese Anschauung geteilt, und das, obwohl Aristoteles schon im 4. Jahrhundert v.Chr. in einem seiner Bücher darauf hingewiesen hat, dass die Erde eine Kugel sein muß, weil der Rand des Erdschattens, der während einer Mondfinsternis sichtbar wird, immer einen genauen Kreisbogen beschreibt. Offenbar aber war damals die Zeit noch nicht reif für derartig tiefgreifende und der Logik scheinbar widersprechende Erkenntnisse. Sie gingen daher auch während des späten Altertums wieder verloren und blieben verloren durch das ganze Mittelalter hindurch. Jedenfalls lehrte man diese Tatsache nicht in der Schule. Und das Wissen um die Kugelgestalt der Erde war sicherlich nur für Philosophen, Astronomen und Mathematiker von Interesse.Im 15. Jahrhundert endlich wurde die Idee von der Kugelgestalt der Erde zu einer höchst interessanten Spekulation. Als nämlich Kolumbus auf dem westlichen Seewege Indien erreichen wollte, befürchtete man, dass er, wenn er immer weiter nach Westen segele, am Rande der Erdscheibe mit seinen Schiffen ins Nichts stürzen werde.
Den ersten greifbaren und praktischen Beweis für die Kugelgestalt der Erde erbrachte der portugiesische Seefahrer Fernando Magellan (1480-1521), als er die Welt umsegelte.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Erde aber immer noch als Mittelpunkt des Universums angesehen, um die Mond, Sonne, Sterne und Planeten kreisten. Doch die Erkenntnis wuchs. Und 1543, im Jahre seines Todes, veröffentlichte Nikolaus Kopernikus sein berühmtes Buch, in dem er der Sonne die zentrale Stellung im Weltall zuwies.
Das Buch des Kopernikus behandelte nur die Planeten und ihre Bahnen. Die Sterne selbst sah man noch als leuchtende, an eine gewaltige Kugel geheftete Punkte an; und die Fixsternkugel umhüllte das ganze Universum mit der Sonne in der Mitte.
Giordano Bruno (1548-1600) lehrte später dann, dass die Fixsterne in Wahrheit Sonnen sind, Sonnen, die unserer eigenen an Größe, Gewalt und Glanz gleichkommen. Er erkannte auch, dass das Universum unendlich größer ist als das beschränkte System, den das Sonnensystem einnimmt. 1592 fiel er durch Verrat in die Hände der Inquisition, die ihm vor allem wegen seiner (gegen die aristotelische Naturlehre und christliche Kosmologie gerichtete) Lehren von der Unendlichkeit der Welt und der Vielheit der Weltsysteme den Prozess machte. Bruno wurde 1593 nach Rom ausgeliefert und dort nach sieben Jahren Haft auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Als Galileo Galilei (1564-1642) mit dem in Holland erfundenen und von ihm nachgebauten Fernrohr 1609 erkannte, dass die Sternhaufen und die Milchstraße aus Einzelsternen bestehen, entwickelte er in seinem Brief an den Benedektiner B. Castelli seine Vorstellung über das Verhältnis der Bibel zur Naturerkenntnis und vor allem zum heliozentrischen System (kopernikanisches System, bei dem die Sonne das Zentrum des Planetensystems bildet), die eine Neuinterpretation der Heiligen Schrift erfordere. Dies führte zu einer ersten Auseinandersetzung mit der römischen Kirche, an deren Ende die Ermahnung des Kardinals R. Bellarmino (1616) stand, alles «Irrtümliche» seiner Auffassung aufzugeben. Als Kardinal Barberini 1623 als Urban VIII. den päpstlichen Stuhl bestieg, hoffte Galilei in diesem aufgeklärten Kirchenfürsten einen Fürsprecher für die kopernikanische Lehre gefunden zu haben. 1625 veröffentlichte er Argumente für diese Lehre, ohne sie jedoch ausdrücklich für wahr zu erklären. 1630 reiste er nach Rom, um die Druckerlaubnis für seinen «Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, das ptolemäische und kopernikanische» zu erhalten. Wegen Verzögerung durch die Zensurbehörden erschien das Werk jedoch erst 1632 und wurde schon im selben Jahr auf kirchlichen Befehl wieder eingezogen. Galilei wurde am 1. Oktober 1632 vor die Inquisition zitiert und auf Grund der Übertretung eines angeblich im Jahre 1616 ausgesprochenen Verbots verurteilt. Am 22. Juni 1633 schwor er «seinen Irrtum» als treuer Katholik ab.
Spätesten jetzt wäre es für die römische Kirche an der Zeit gewesen, sich den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen Galileis zu öffnen und ihre bislang völlig falsche Interpretation des biblischen Schöpfungsberichtes zu überdenken. Statt dessen aber hat sie die Wahrheit mit Füßen getreten und aufrechten Männern, die die kosmischen Zusammenhänge viel besser verstanden als sie, den Prozeß gemacht.
Doch auf Dauer konnte die römische Kirche die Wahrheit nicht unterdrücken. Die kosmologischen Vorstellungen der Naturwissenschaft wurden immer präziser. Und im 18. Jahrhundert stellte man sich das Universum als eine gewaltige Linsenförmige Sternwolke vor, die dem bloßen Auge als silbernes Band der Milchstraße erscheint.
Immanuel Kant war dann der Erste, der die schwachen Nebelflecken zwischen den Sternen als fremde Milchstraßensysteme deutete.
Und als man im Jahre 1917 das damals größte Fernrohr der Welt, den Hundertzöller auf dem Mount-Wilson-Observatorium in Südkalifornien, auf die Nebelflecken richtete, gelang es, Teile der hellsten dieser Nebelflecken in einzelne Sterne aufzulösen. Damit war der endgültige Beweis erbracht, dass es noch weitere Milchstraßensysteme gibt.
Durch ihre bornierte Haltung war die Kirche in arge Bedrängnis geraten. Man nahm sie nicht mehr ernst. Und was noch schlimmer war, sie hatte erheblich an Glaubwürdigkeit verloren. Deshalb fiel es den Zweiflern in der Zeit der Aufklärung, als die Welt im Umbruch war, und man nach neuen Werten suchte, auch nicht schwer, sich vom kirchlichen Joch zu lösen und dem naturwissenschaftlichen Materialismus zuzuwenden.
Als aber im 20. Jahrhundert die Kirchenaustritte beängstigend zunahmen und das Interesse am kirchlichen Leben im sogenannten christlichen Abendland zu erlahmen drohte, suchte die Kirche in ihrer Not nach einem Ausweg aus der Krise. Statt nun einen Glauben wie Abraham zu beweisen und im Vertrauen auf Gottes Wort endlich - wie schon von Galilei gefordert - der längst fälligen Neuinterpretation des biblischen Schöpfungsberichtes Raum zu geben, fällt sie in ihrer Hilflosigkeit von einem Extrem ins andere. Sie beeilt sich, offensichtlich mit Blick auf die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, nunmehr zu versichern, die Genesis entspräche lediglich der antiken Weltvorstellung des biblischen Verfassers und sei deshalb auch nicht länger auf die naturwissenschaftliche Forschung anwendbar. Oder, wie der Theologe Hans Küng es in seinem Buch "Christ sein" ausdrückt: die biblischen Erzählungen vom Schöpfungsbericht Gottes seien der damaligen Umwelt entnommen worden.
In einer fünfbändigen Bibelausgabe, empfohlen von katholischen und evangelischen Bischöfen und begutachtet vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk, lesen wir zur Genesis folgenden Kommentar:
«Solange das Weltbild des Menschen ziemlich unkritisch war, konnte man die ersten Kapitel der Genesis auf ihre wesentliche theologische Aussage hin lesen und das dort vorausgesetzte Weltbild als das natürliche Kleid der Erzählung unbekümmert übernehmen. Anders wurde es, als man sich wissenschaftlich für die Anfänge der Welt und der Menschheit zu interessieren begann und glaubte, in der biblischen Erzählung die entsprechenden Information zu finden. Da konnte der Bruch nicht ausbleiben, mußten naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit dem naiven altorientalischen Weltbild zusammenprallen. Schöpfungs- und Paradiesmythen, Sintfluterzählungen und anderes mehr gehörten zum Grundbestand der religiösen Literatur des Alten Orients. Israel wusste davon und mußte die Aussagen der Mythen mit seiner eigenen Erfahrung in Übereinstimmung zu bringen suchen: Die Fragen, auf die diese Mythen Antwort geben mochten, gingen ja auch Israel an, waren allgemeine Menschheitsfragen: Woher kommt die Welt? Woher der Mensch? Woher das Böse in der Welt, wenn sie von einem guten Gott erschaffen wurde? Woher kommt die Zwietracht der Menschen, die in der Sprachverwirrung ihren sichtbaren Ausdruck erhält? Diese und ähnliche Fragen mußte auch Israel beantworten.
Die Antworten haben die Theologen Israels gegeben, indem sie die alten Mythen ihrer Gotteserfahrung gegenübergestellt und an ihrer eigenen Lebenserfahrung überprüft haben... Von ihrer Gegenwartserfahrung und vom eigenen Gotteserlebnis her kamen so die biblischen Theologen im Gegenüber mit den Mythen der Umwelt zu ihrer eignen Schau der Anfänge. ...Diese Aussage kleidete man in die erzählerische Form der Zeit, ohne damit schildern zu wollen, „wie es wirklich war"».
30
Wenn es wirklich wahr wäre, was in dem Kommentar der katholischen und evangelischen Bischöfe zum Ausdruck gebracht wird, die Genesis sei lediglich das «Machwerk israelitischer Theologen», zusammengefügt aus altorientalischer Mystik und israelitischem Erfahrungsgut, und nicht, wie Juden und Christen es eh und je geglaubt haben, das geschriebene Wort Gottes (2.Petrus 1
; 21), dann würden damit nicht nur die Grundfesten des christlichen Glaubens erschüttert, sondern auch die Glaubwürdigkeit Jesu selbst in Frage gestellt werden. Hat doch kein Geringerer als er, der treue und wahrhaftige Zeuge, gefordert, auf die historische Genauigkeit des Alten Testamentes im allgemeinen (Mt.5; 18; Joh.10; 35) und der Genesis im besonderen (Mt.19; 4; 23; 35; 24; 37) zu achten.Aber nicht alle Theologen haben sich dem unseligen Zeitgeist verschrieben und sind den kräftigen Irrtümern der Moderne erlegen. Sie sind ihrem Glauben treu geblieben und halten unverbrüchlich an der Zuverlässigkeit der biblischen Aussage fest (2.Thess.2;
9-12). So auch der evangelische Religionswissenschaftler Jakob Kroeker. Nach einer umfassenden Untersuchung über die Herkunft und Echtheit des biblischen Schöpfungsberichtes kommt er zu folgendem Schluß: «Israels höchste Offenbarungsgüter waren nicht heidnischer Wein in israelitischen Schläuchen, sondern göttliches Leben in menschlicher Erkenntnis.
Das gilt auch im Blick auf den biblischen Schöpfungsbericht. Dieser steht doch unter all den anderen Kosmogonien der Völker einzig da, und zwar in seiner großartigen Einfachheit, inneren Wahrhaftigkeit und sachlichen Nüchternheit. Wie frei ist im Vergleich zu den anderen Schöpfungsmythen die Erzählung der Genesis von jeglicher nationalen Beschränktheit und von allen mythologischen Spekulationen und Einkleidungen!
Fast schwerer wird uns jedoch die Frage bleiben, durch wen uns die Offenbarung über die göttliche Genesis der Urschöpfung geworden ist. Es kann sich da kaum um eine Offenbarung handeln, die erst einem späteren Seher in Israel geworden wäre: Sie muß vom Verfasser des Schöpfungsberichtes bereits als ein heiliges Erbe aus der großen Vergangenheit seines Volkes übernommen worden sein. Denn der Inhalt des Berichtes ist weit älter als das Hebräervolk, das in seinen besten Söhnen vielfach als ein Gottesprophet in der alten Geschichte dastand. Das zeigen uns deutlich die Kosmogonien der anderen Völker mit ihren vielfach entstellten und mythologischen Schöpfungssagen. In diesen Sagen ist zwar die Reinheit und Erhabenheit der ursprünglichen Offenbarung über die Entstehung der Urschöpfung verlorengegangen und zu einem Mythos mit phantastischen Abenteuerlichkeiten geworden, aber in mancher dieser Schöpfungssagen leben doch einzelne Klänge und Vorstellungen fort, die mit dem biblischen Schöpfungsbericht verwandt sind... Diese und andere Anklänge der entstellten Schöpfungssagen der alten Völker an den biblischen Schöpfungsbericht lassen die Annahme zu, dass alle einmal aus einer gemeinsamen Urüberlieferung geflossen sind. Diese Urüberlieferung glauben wir in dem Umgang der ersten Menschen mit Gott als Schöpfer und Vater finden zu sollen.»
31Es wird sicherlich nicht leicht sein, dem Ursprung des biblischen Schöpfungsberichtes auf die Spur zu kommen, zumal wir bei unseren Nachforschungen hauptsächlich auf Vermutungen angewiesen sind.
In der jüdischen Mystik gibt es über die Herkunft des biblischen Schöpfungsberichtes einen sehr interessanten Aspekt. Er läßt unser Problem in einem völlig neuen Licht erscheinen. Vor allem aber bestärkt er uns in unserer Vermutung, dass - wie es Jakob Kreoker ausgedrückt hat - die Genesis vom Verfasser des biblischen Berichtes bereits als heiliges Erbe aus der großen Vergangenheit seines Volkes übernommen wurde. Nach jüdischer Überlieferung hat nämlich Adam nach seiner Ausweisung aus dem Paradies von Gott ein Buch erhalten, das ihm auf seine quälenden Zukunftsfragen Antwort geben sollte.
Dieses göttliche Buch, auch «das Buch des ersten Menschen» genannt, wurde Adam von einem Engel überbracht und mit folgenden Worten ausgehändigt:
«Adam, stehe auf und stärke dich mit Mut, nicht sollst du Angst und Furcht haben, sondern nimm das Buch aus meiner Hand und behüte es wohl, denn daraus wirst du Weisheit und Wissen schöpfen, und du magst es jedem kundtun, der dessen würdig ist, dass es sein Teil werde.
Und zur Stunde, da Adam das Buch empfing, ging ein Feuer auf am Ufer des Flusses, und der Engel fuhr in der Lohe zum Himmel empor. Da wußte Adam, dass der Bote ein Engel Gottes war und das Buch ihm von dem heiligen König gesandt war. Und er hielt es in Heiligkeit und Reinheit.
Vier Geschlechter nach Adam stand Hennoch auf. Ihm wurde im Traum der Ort offenbart, an dem Adams Buch verborgen lag. Und das Buch machte ihn weise und klug. Er kannte sich nunmehr aus in den Jahreszeiten, in den Planeten und in den Lichtern, die jeden Monat ihren Dienst verrichten. Auch wusste er die Namen jedes Kreislaufs zu nennen; er wusste die Namen der Erden, die Namen der Himmel, die Namen der Sonne und des Mondes. Und Hennoch fuhr fort, das Buch mit seiner ganzen Kraft zu ehren, und begriff alle Weisheit mehr als Adam, der erste Mensch. Auch sah er voraus, dass die Geschlechter, die nach ihm kommen sollten, keine Kraft haben würden, das Buch zu tragen, denn es war gewaltig und herrlich. So verbarg er es, und es blieb verborgen, bis dann Noah, der Sohn Lemechs, kam, ein Gerechter und Unschuldiger in seinem Geschlecht.»
32Nach dem überlieferten Bericht aus dem «Buch des ersten Menschen» ist es also durchaus denkbar, dass vorsintflutliches Schrifttum von den Uranfängen der Menschheitsgeschichte über Noah an Moses gelangt ist. Unter diesen Schriften - vermutlich Keilschrifttafeln aus Ton - muß sich wohl auch der Schöpfungsbericht befunden haben, den Moses nach dem Auszug Israels aus Ägypten als «heiliges Erbe seiner Vorväter» an den Anfang seiner Aufzeichnungen gesetzt hat.
Somit verfügt die Bibel über eine ureigene Kosmologie, die weder auf die götterreichen Mythen des Altertums anwendbar ist, noch auf die moderne Weltvorstellung der naturwissenschaftlichen Materialisten. Deshalb sollten wir bei der Auslegung des Schöpfungsberichtes sorgsam darauf bedacht sein, nicht aus Voreingenommenheit das überholte Weltbild der Antike in die Genesis hineininterpretieren zu wollen. Nur wenn wir strikt dem Wortlaut der Bibel folgen, dann werden wir auch imstande sein, die ganze Tragweite des göttlichen Berichtes zu begreifen und Probleme zu lösen, die bislang unlösbar schienen (Dan.12;
4; Offb.13; 18; 17; 9).Während die Bibel klar und unmissverständlich lehrt, dass Gott der Schöpfer Himmels und der Erden ist, sind im Gegensatz dazu die naturwissenschaftlichen Materialisten der Überzeugung, der Ursprung des Lebens und die Entstehung des Universums sei lediglich einem bloßen Zufall zu verdanken. Allerdings gehen auch sie von der Annahme aus, dass alles einmal einen Anfang gehabt haben muß. Im Gegensatz zur Bibel allerdings, die ein geschlossenes «Drei-Welten-System» postuliert (1.Mos.1; 2.Petr.3; 2. Kor.12; Offb.21), vertreten sie die Auffassung, das Universum sei durch eine Explosion (Urknall) aus einem superdichten Zustand der Materie hervorgegangen. Es dehne sich ständig weiter aus. Und die Galaxien und Galaxienhaufen, die nach dem Urknall entstanden seien, würden sich um so schneller voneinander entfernen, je größer ihr gegenseitiger Abstand sei. Prof. Isaac Asimov führt in einem Magazinbeitrag dazu folgendes aus:
«Die Forschungsergebnisse, über die wir verfügen, legen uns nahe, dass vor Tausenden von Millionen Jahren die gesamte Masse und Energie des Universums in einem winzig kleinen Körper von der Größe eines Stecknadelkopfes zusammengedrängt war. Dieser Körper explodierte dann in einem unvorstellbar großen Energieausbruch bei unglaublich großer Hitze - Urknall. Die Hitze des explodierenden Universums nahm jedoch sehr schnell ab. Aus dem Meer von Energie, das zuerst da war, konnte Materie entstehen. Materie ballte sich zu Galaxien zusammen. In diesen Milchstraßensystemen wiederum konzentrierte sich die Masse zu Sternen - zu Milliarden Sternen in jeder Milchstraße. Schließlich entstand das Weltall, das wir kennen, und während es sich zu seiner heutigen Form entwickelte, kühlte es sich in all den vielen Milliarden Jahren immer mehr ab. Heute ist es sehr groß, sehr kalt - und immer noch in Ausdehnung begriffen.»
33
Den Beweis für die «Urknall-Theorie» sehen die Astrophysiker in der Rotverschiebung der Spektrallinien im Spektrum der Sterne und deuten sie als Doppler-Effekt. Danach erscheint die Wellenlänge des von einer bewegten Lichtquelle ausgesandten Lichtes einem ruhenden Beobachter größer, wenn sich die Quelle entfernt, und kleiner, wenn sie sich nähert. Deshalb nehmen sie auch an, dass die Rotverschiebung ein Maß für die Geschwindigkeit ist, mit der sich die Galaxien entfernen.
Natürlich sind sie sich im klaren darüber, dass solch ein Ereignis, wie der «Urknall», physikalisch nicht erklärbar ist; denn wenn man bedenkt, dass die unvorstellbar große Masse aller Galaxien, ja, die gesamte im Weltall vorhandene Materie auf engstem Raum konzentriert gewesen sein soll, so ist es doch vollkommen illusorisch, sich vernünftige und naturwissenschaftlich einigermaßen befriedigende Gedanken über den Zustand der Materie zum Zeitpunkt Null, also bei Explosionsbeginn, machen zu wollen. Sie würden allen bekannten und anerkannten Naturgesetzen kraß widersprechen. Der amerikanische Naturwissenschaftler und Nobelpreisträger Steven Weinberg meint:
«Ich kann nicht leugnen, dass ich einen Anflug von Unwirklichkeit empfinde, wenn ich über die ersten drei Minuten in einer Weise schreibe, als wüssten wir wirklich, wovon wir sprechen.»
34Freilich wird auch die Weltvorstellung vom expandierenden Weltall nicht unwidersprochen hingenommen, zumal alles nur rein spekulativ und praktisch gar nichts bewiesen ist. Weinberg weist in seinem Buch "Die ersten drei Minuten" ausdrücklich darauf hin und schreibt:
«Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als seien sich alle in dieser Interpretation der Rotverschiebung einig. Tatsächlich beobachten wir ja nicht, dass die Galaxien sich von uns entfernen; alles, dessen wir uns sicher sind, ist die Tatsache, dass die Linien in ihren Spektren zum Roten, also zu den längeren Wellenlängen hin, verschoben sind. Dass die Rotverschiebung irgend etwas mit Dopplerverschiebungen oder mit einer Expansion des Universums zu tun hat, wird von hervorragenden Astronomen bezweifelt. Halton Arp vom Hale-Observatorium hat nachdrücklich darauf hingewiesen, dass es Gruppen von Galaxien am Himmel gibt, in denen einige Galaxien eine sehr abweichende Rotverschiebung aufweisen; falls diese Gruppen echte physikalische Assoziationen von benachbarten Galaxien sein sollten, dürften sie kaum grob abweichende Geschwindigkeiten haben. Darüber hinaus hat Maarten Schmidt 1963 festgestellt, dass eine bestimmte Klasse von Objekten, die wie Sterne aussehen, gleichwohl enorme Rotverschiebungen ausweist, in einigen Fällen über 300 Prozent! Falls diese „quasi-stellaren Objekte" soweit entfernt sein sollten, wie man nach ihrer Rotverschiebung annehmen muß, müssten sie unglaubliche Energien emittieren, um so hell zu scheinen.»
35Das Weltall dehnt sich nicht aus.
Der sowjetische Physiker N. P. Suworoff aus Moskau hat nach einer Mitteilung in den „Naturwissenschaften" (Heft 17 - 1962), der Zeitschrift der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, den Zusammenhang der Hubble-Konstante, die die scheinbare Expansion des Weltalls beschreibt, mit der Wirkung eines Schwerefeldes auf Lichtquanten untersucht:
«…Nachdem es mit Hilfe des Mößbauer-Effektes möglich geworden ist, außerordentlich kleine Zeitintervalle oder Energieunterschiede zu messen, haben Pound und Rebka mit diesem Effekt die Veränderung der Geschwindigkeit von Lichtquanten im Schwerefeld der Erde untersucht und diese prinzipiell in Übereinstimmung mit den Forderungen der allgemeinen Relativitätstheorie gefunden.
Suworoff hat nun die Wirkung der Schwerefelder der Galaxien auf die von ihnen ausgesandten Lichtquanten berechnet. Danach ist die beobachtete Rotverschiebung allein auf die Wirkung der Gravitation zurückzuführen. Das Weltall dehnt sich also nicht aus. Damit ist auch eine Reihe von Widersprüchen aus der Welt geräumt, die das Alter des Weltalls betreffen.» (FAZ - Natur und Wissenschaft vom 25.9.1962).
Und der Physiker, Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow, der auch führend an der Entwicklung der sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt war, weist besonders auf die fehlenden Kenntnisse und mangelhaften Vorstellungen hin, die sich auf den Zustand beziehen, wie er vor dem sogenannten «Urknall» geherrscht haben mag. Er schreibt:
«Wir können das moderne Bild des Weltalls nicht erklären, wenn wir nicht über bestimmte Vorstellungen oder mindestens Hypothesen über die Anfangsbedingungen seiner Evolution verfügen. Hier werden einige Fragen aufgeführt, auf die es noch keine eindeutige Antwort gibt:
1. Was war v o r dem Zeitpunkt der maximalen Dichte?
2. Wie war der Inhomogenitätsgrad des ursprünglichen „überdichten" Stoffes?
3. Enthielt dieser Stoff in gleicher Menge Teilchen und Antiteilchen,
oder war er in dieser Beziehung asymmetrisch?4. War dieser Stoff absolut kalt oder „unendlich" heiß?
5. Gab es ein „Ur"-Magnetfeld?
6. Ist der Raum eben oder „gekrümmt" oder entspricht er
der Geometrie von Lobatschewski?
Eine eindeutige Antwort auf all diese Fragen kann, wie oben erwähnt, nicht gegeben werden. Ihre Behandlung aber ist eine dringende Notwendigkeit, denn sie berührt die aktuellen Probleme der heutigen Astrophysik.»
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Die gleichen Einwände gegen die Urknalltheorie, wie sie Sacharow im Jahre 1968 erhoben hat, finden wir im übrigen auch im PM-Magazin 3/1997. Unter der Überschrift «Neues vom Urknall: Er hat gar nicht stattgefunden!» werden folgende Fragen aufgeworfen:
Problem Nr. 1: Wohin ist die Antimaterie verschwunden?
Problem Nr. 2: Wie kommt es, dass die Welt so gleichförmig ist?
Problem Nr. 3: Die ältesten Sterne sind älter als das Universum.
Problem Nr. 4: Woher kommt die Struktur im Weltall?
Problem Nr. 5: Was war vor dem Urknall?»
Auch wird die «Urknalltheorie», die 1948 von dem in Russland geborenen Amerikaner George Gamow aufgestellt worden ist und seither als „Standardmodell˜ an den Universitäten gelehrt wird, ganz entschieden in Zweifel gezogen. Seit einigen Jahren kommen nämlich erhebliche Bedenken auf; denn Wissenschaftler entdecken in jüngster Zeit immer neue rätselhafte Phänomene, die den Urknall in Frage stellen. Ist der Knall im All möglicherweise doch nur ein Hirngespinst? Astronomen hatten beispielsweise errechnet, dass der Urknall eine Art „Echo˜ hinterlassen haben müsste, eine schwache, aber heute noch messbare Strahlung. In der Tat: 1964 wurde sie von den US-Forschern Arno Penzias und Robert Wilson zufällig entdeckt. Scheinbar ein weiterer Beweis für den Urknall. Doch der Schein trügt: Diese Strahlung, die nach der Theorie aus allen Richtungen gleichförmig sein müsste, hat winzige Unregelmäßigkeiten - der Urknall kann demnach nicht so stattgefunden haben, wie bisher geglaubt…
Und noch etwas macht es den Astronomen immer schwerer, eine einheitliche These zu finden: Die Flut der Daten von immer besseren Fernrohren und raffinierteren Methoden. Steven Weinberg, einer der berühmtesten US-Astronomen und Kritiker der Urknall-Theorie: „Je mehr Einzelheiten wir über das Universum erfahren, desto schwieriger wird es für uns, sie alle unter einen Hut zu bekommen.˜
Wie wir den Erklärungen führender Wissenschaftler entnehmen konnten, ist es ihnen trotz aller Mühen nicht möglich, etwas Konkretes über die Anfangsgeschichte des Universums auszusagen. Alles, was wir bisher erfahren haben, sind entweder wilde Spekulationen - denn nirgends wird so hemmungslos spekuliert, wie gerade in der Kosmologie - oder gewagte Hypothesen, bei denen die Anfangsbedingungen für die Entwicklung des Universums zum Teil auf Annahmen beruhen, die den Naturgesetzen der gegenwärtigen Physik widersprechen.
Für naturwissenschaftliche Materialisten ist es sicherlich nicht ermutigend, erkennen zu müssen, dass sie an die Grenze ihres durch Dogmen fixierten Wissenschaftsverständnisses gestoßen sind. Doch selbst, wenn es ihnen trotz aller offenbar unüberwindlichen Schwierigkeiten dennoch gelingen sollte, Klarheit über die Anfangsbedingungen im Universum zu gewinnen, bleibt immer noch die entscheidende Frage offen, wo denn die stecknadelkopfgroße, superdichte Materie ihren Ursprung hat? Ist sie aus einem absoluten NICHTS entstanden? Ist sie aus sich selbst hervorgegangen? War sie schon immer da? Oder aber, wie sonst wohl könnte man sich aus materialistischer Sicht ihre Existenz erklären?
Viele Wissenschaftler bestreiten allerdings, dass diese Fragen sinnvoll seien. Ihrer Meinung nach sprengen sie den Rahmen der exakten Naturwissenschaften. Um eine Antwort zu finden, so ihr Einwand, müsste man nämlich in eine Vergangenheit zurückkehren, die noch vor dem Urknall liege. Das sei aber ein Ding der Unmöglichkeit, denn mit dem Urknall hätten ja Raum und Zeit und die Gesetze der Physik, die die Raumzeit beschreiben, erst begonnen.
Professor Hoimar v. Dithfurt, der durch mehrere Fernsehsendungen populär geworden ist, äußerte sich in seinem Buch "Am Anfang war der Wasserstoff" wie folgt:
«Auf die Frage, woher denn nun der Wasserstoff des Anfangs stamme, ist naturwissenschaftlich keine Antwort mehr möglich, ebenso wenig wie auf die in diesem Buch schon erörterte Frage, was vor dem Anfang der Welt, dem Big Bang, gewesen ist, und was ihn verursachte.»
Und Steven Weinberg meint:
«Natürlich wird man fragen, wie groß das Universum ganz am Anfang war. Leider wissen wir das nicht, und wir sind noch nicht einmal sicher, ob diese Frage überhaupt einen Sinn hat. Wie in Kapitel II angedeutet wurde, ist es durchaus möglich, dass das Universum gegenwärtig unendlich ist, und wenn das stimmt, dann war es auch zur Zeit des ersten Bildes unendlich und wird immer unendlich sein. Es ist aber auch möglich, dass das Universum gegenwärtig einen endlichen Umfang hat, der zuweilen auf etwa 125 Tausend Millionen Lichtjahre geschätzt wird.»
37Dass auch die modernen Kosmologen nicht allwissend sind, das haben ihre hypothetischen Weltentstehungstheorien deutlich bewiesen. Offensichtlich sind sie mit ihrer vom Materialismus geprägten atheistischen Weltvorstellung - dem «Raum-Zeit-Kontinuum» - an die Grenzen ihrer rationalen Anschauungen gestoßen.
Die Schwierigkeit, sowohl das Geheimnis der Weltschöpfung als auch die Entstehung des Lebens zu erforschen, liegt vor allem darin begründet, dass sie zwar wie durch einen dichten Schleier über die Mauer der Endlichkeit hinüberblicken, aber ihre materialistische Weltanschauung - eine Welt ohne Gott - es nicht zulässt, die dahinter verborgen liegende und von ihnen so hartnäckig tabuisierte Grenze zur Metaphysik zu überschreiten.
Der bekannte Bio-Informatiker Hubert Yockey schreibt: «Da die Wissenschaft nicht die blasseste Ahnung hat, wie das Leben auf der Erde entstand, ... wäre es ehrlich, dies den Wissenschaftlern, den Geldgebern und der Öffentlichkeit zuzugeben. Führende Wissenschaftler, die ex cathedra sprechen, sollten aufhören, den Verstand von Studenten und jüngeren produktiven Wissenschaftlern mit Behauptungen zu polarisieren, die einzig auf Glauben beruhen.» (factum 10/83, S.23).
Selbst den engagiertesten Vertretern der atheistischen Evolutionslehre kommt das Gedankengebäude von der «Selbstorganisation der Materie» zuweilen unrealistisch vor. So sagte J. Monod: «Es ist absurd und absolut unsinnig zu glauben, dass eine lebende Zelle von selbst entsteht; aber dennoch glaube ich es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.» (factum 9/82, S.15).
Und der englische Anthropologe und Darwinist, Sir Arthur Keith (1866-1955), hat es auf den Punkt gebracht, als er erklärte: «Die Evolution ist unbewiesen und unbeweisbar. Wir glauben daran, weil die einzige Alternative dazu der Schöpfungsakt eines Gottes ist, und das ist undenkbar» (P.M. 3/1983).
Doch nicht alle führenden Wissenschaftler haben sich der Auffassung der etablierten Naturwissenschaften angeschlossen. Der deutsche Astronom Peter v.d. Osten-Sacken, der in seinem Buch "Die neue Kosmologie" - Astronomen auf der Suche nach der Wirklichkeit unserer Welt - zu diesen Fragen Stellung bezieht, kommt zu folgendem Schluss:
«Wir wollen uns jetzt der anderen Streitfrage zuwenden. Gibt es eine eigene nichtmaterielle Sphäre, oder lässt sich letztlich alles auf physikalische und chemische Vorgänge zurückführen? …Man kann sich letztlich doch nur mit Mühe einen Vorgang ohne Ursache vorstellen und sucht sie deshalb im Geistigen. Existiert aber - durch andere Kriterien begründet - eine geistige Sphäre, so ist eine Ursache in ihr nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Wir wollen das etwas konkreter betrachten: Gibt es einen Anfang der Welt und eine eigene geistige Sphäre, so könnte die Ursache dieser Schöpfung in etwas Unvorstellbarem, Andersartigem, Nichtmateriellem liegen: eben in etwas, was viele Religionen als das „Göttliche" bezeichnen. Es ist verständlich, dass sie sich dabei bemühen, diesem Göttlichen Wesenszüge beizumessen, die unserem Denkvermögen entsprechen. Nur müssen wir uns dabei darüber im klaren sein, dass das nur Bilder sein können, die das Eigentliche, das Wahre höchstens umschreiben, nie aber genau wiedergeben.
Nehmen wir eine nichtmaterielle Ursache der Urschöpfung an, dann ist natürlich der Weg frei für entsprechende Schöpfungen in der Gegenwart und damit für eine Akausalität im naturhaften Bereich nach unserer ursprünglichen engen Definition. So ließen sich auch die Materiequellen als einen gegenwärtigen Schöpfungsakt durch eine geistige Macht ansehen. Denn warum sollte sich dieses göttliche Etwas nur auf die Zeit der Urschöpfung beschränken? Dazu liegt doch kein Grund vor. Auch alle „echten Wunder" wären dann leichter zu erklären.
In der sonst einigermaßen verständlichen Evolution in der belebten und unbelebten Natur gibt es zwei Stellen, an denen ein „Sprung" vorliegt, Stellen, an denen in der Kette der Geschehnisse ein neues Glied auftaucht, dessen Zustandekommen wir nicht recht begründen können. Da ist einmal die Entstehung des Lebens, zum anderen die Entstehung des menschlichen „Geistes". Es würde viel zu weit führen, wollten wir uns auch mit diesem Problem befassen. Die Literatur zu diesem Thema füllt eine ganze Bibliothek.»
38Und Dr. Robert Millikan, Nobelpreisträger für Physik, hat sich in einem Interview zu den Grundsatzfragen unserer Zeit wie folgt geäußert:
„Ich glaube wohl, dass es für einen Naturwissenschaftler durchaus möglich ist, keinerlei Glauben zu haben. Aber ich halte es nicht für möglich, dass solch ein Mensch ein wirklich guter Wissenschaftler sein könne. Wenn er nicht an Gott glaubt, muß er schließlich annehmen, dass alles durch bloßen Zufall geschieht. Nun man weiß, dass selbst ein blutiger Anfänger, in welcher Wissenschaft auch immer, eine derartige Theorie niemals im Ernst vertreten könnte."
Die Quintessenz der von Millikan des weiteren entwickelten Anschauung ist ungefähr folgende: Wer die Problemstellung der modernen Physik kennt und während eines halben Jahrhunderts Gelegenheit hatte, immer tiefer in „die Materie" einzudringen, gelangt schließlich zu der unabweisbaren Überzeugung, dass - zumindest für unsere menschlichen Begriffe - zwei Universen bestehen.
Das erste ist die materielle Welt, über die wir in letzter Zeit eine ganze Menge erfahren haben, die Welt der Atome und die Welt der Gestirne. Die andere ist die geistige Welt, von der wir nahezu nichts wissen, auf deren Existenz jedoch aus den wenigen Dingen, die wir wissen, mit Notwendigkeit geschlossen werden muß.
Wir haben einen gewissen Begriff von der Ordnung des Messbaren. Wir messen Raum, Zeit, Gewicht und dergleichen. Wir können Energie in Hitze oder in Licht verwandeln und dies ebenfalls messen. Aber wir können Güte, Liebe oder Opfermut weder produzieren noch messen. Und doch wissen wir, dass diese Dinge in irgendeiner Weise wirklich sind, obwohl sie offensichtlich nicht dieser unserer physischen Welt ihr Dasein verdanken. Da diese sittlichen Werte also wirklich sind - alles was wirkt, ist wirklich - und da sie andererseits ihre Wirklichkeit jedoch nicht aus dieser physischen Welt haben, müssen sie aus einer metaphysischen Welt stammen, aus einem geistigen Universum. (Lippische Landes-Zeitung 187)
Auch im biblischen Schöpfungsbericht wird die Existenz eines geistigen Universums vorausgesetzt; denn wenn es in der Genesis heißt: «Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde», so bedeutet das ja nicht, dass Gott zugleich mit der Schöpfung entstanden ist. Das wäre eine ähnliche Gottesvorstellung, wie wir sie in den Mythen der Antike finden. Es kann also nur bedeuten, dass Gott da war, ehe er die Schöpfung ins Leben rief.
Damit aber kommen wir zur Kernfrage der christlichen Kosmologie: Wo war Gott, bevor er Himmel und Erde schuf und seinen Wohnsitz im Himmel nahm? (Jes. 66;
1-2).Sicherlich ist das die schwierigste Frage überhaupt. Doch wenn wir davon ausgehen, dass Gott «Geist» ist, und wir uns aus logischer Überlegung der von Millikan dargelegten Weltvorstellung anschließen, dann bleibt doch nur die einzig mögliche Antwort, dass sich Gott, bevor er mit der Schöpfung begann, und Raum und Zeit ihren Anfang nahmen, in einem andersartigen, nichtmateriellen Universum aufgehalten haben muß, in einem geistigen Universum, in dem weder Raum noch Zeit eine Rolle spielen, und von dem wir uns mit unseren «begrenzten» Möglichkeiten überhaupt keine Vorstellung machen können. Allerdings eröffnet der biblische Schöpfungsbericht, wenn wir ihn vorurteilsfrei interpretieren, durchaus die Möglichkeit, uns ein entsprechendes Bild von u n s e r e r Welt zu machen:
«Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde war aber eine Wüstenei und Öde, und Finsternis lag über der weiten Flut (= dem Urmeer), und der Geist Gottes schwebte (brütend) über der Wasserfläche. Da sprach Gott: „Es werde Licht!" und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war; da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht „Tag", der Finsternis aber gab er den Namen „Nacht". Und es wurde Abend und wurde Morgen: e r s t e r Tag.»
Wenn wir uns nun einmal die Ereignisse des ersten Schöpfungstages vor Augen führen und versuchen, sie schematisch darzustellen, so erhalten wir folgendes Bild: Auf einem leeren Blatt Papier, das hilfsweise das «geistige Universum» symbolisieren soll, zeichnen wir zwei unterschiedlich große Kreise: • einen größeren Kreis, der als Kugelschale den Himmel veranschaulichen soll und mit seiner unbegrenzten Oberfläche eine ideale Grenze zum «geistigen Universum» bildet. • Und innerhalb des größeren Kreises einen kleineren Kreis als kugelförmiges Gebilde, das ersatzweise die Erde darstellen soll.
«Dann sprach Gott: „Es entstehe ein f e s t e s G e w ö l b e inmitten der Wasser und bilde eine Scheidewand zwischen den beiderseitigen Wassern!" Und es geschah so. So machte Gott das feste Gewölbe und schied dadurch die Wasser unterhalb des Gewölbes von den Wassern oberhalb des Gewölbes. Und Gott nannte das feste Gewölbe „Himmel".
Die einzigen «Wasser», die bisher in der Genesis erwähnt werden, ist die «weite Flut» bzw. das «Urmeer», das ein Bestandteil der Ur-Erde des ersten Schöpfungstages ist.
Wenn es also heißt: „Es entstehe ein festes Gewölbe inmitten der Wasser und bilde eine Scheidewand zwischen den beiderseitigen Wassern!" so kann mit dem «Wasser» doch nur das «Urmeer» gemeint sein, in das hinein Gott am zweiten Schöpfungstage einen weiteren Himmel setzte, ein Gebilde, das er als «festes Gewölbe» bzw. «Himmelsfeste» bezeichnet hat.
Daraus ergibt sich die einzig mögliche Schlussfolgerung, dass die Schöpfung über z w e i Himmel verfügt: zum einen über den ‹Ur-Himmel› des ersten Schöpfungstages, und zum andern über die «Himmelsfeste», die am zweiten Schöpfungstage inmitten der Wasser der Ur-Erde gebildet wurde.
Doch ehe wir uns näher mit den Himmeln des ersten und zweiten Schöpfungstages befassen, sollten wir uns zunächst den Ereignissen des dritten Schöpfungstages zuwenden.
«Und Gott sprach: „Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem besonderen Ort, damit das Trockne (= das feste Land) sichtbar wird!" Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockne „Erde", dem Wasser aber, das sich gesammelt hatte, gab er den Namen Meer (d.h. Weltmeer) Und Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott: „Die Erde lasse junges Grün sprossen, samentragende Pflanzen und Bäume, die je nach ihrer Art Früchte mit Samen darin auf der Erde tragen!" Und es geschah so: die Erde ließ junges Grün hervorgehen, Kräuter, die je nach ihrer Art Samen trugen, und Bäume, die Früchte mit Samen darin je nach ihrer Art trugen. Und Gott sah, dass es gut war.
Und es wurde Abend und wurde Morgen: dritter Tag.»
Von besonderem Interesse dürfte sein, dass Gott bereits am d r i t t e n Schöpfungstage - also noch vor dem Aufleuchten der Sonne am vierten Schöpfungstage - junges Grün, Pflanzen und Bäume auf die Erde gesetzte hat. Eigentlich hätte man ja erwartet, dass die Pflanzen und Bäume n a c h der Sonne entstehen würden; denn aus Erfahrungen wissen wir, dass die Pflanzenwelt zum Gedeihen Sonnenlicht benötigt.
Andrerseits ist uns aber auch bekannt, dass die ultravioletten Strahlen der Sonne ohne die schützende Ozonschicht, die sich in der Erdatmosphäre erst aus molekularem Sauerstoff unter dem Einfluß der kurzwelligen UV-Strahlung der Sonne bildet, alles Leben auf einer ungeschützten Erden auslöschen würden.
Da auszuschließen ist, dass dem Schöpfer Himmels und der Erden bei seiner Planung ein Fehler unterlaufen sei, muß es eine andere Erklärung dafür geben, wieso sich der so lebensnotwendige Sauerstoff für die nachfolgenden Fische, Vögel, Landtiere und den Menschen auch ohne Sonnenlicht auf der Erde hatte bilden können.
Des Rätsels Lösung erhalten wir von dem Photosyntheseforscher Daniel I. Arnon, der auf elegante Weise eine überzeugende Antwort gefunden hat. Am 16. April 1963 erschien in der FAZ folgender Artikel:
«Ein überraschendes Experiment ist dem bekannten amerikanischen Photosyntheseforscher Arnon (Berkeley, Kalifornien) gelungen: Indem er sich ein zellfreies System aus Bestandteilen, die er teils aus Spinatblättern, teils aus Bakterien gewonnen hatte, zusammenfügte, konnte er die Wirkung des Lichts bei den ersten Reaktionsschritten der Photosynthese durch das Angebot von Wasserstoffgas ersetzen. (Die Photosynthese ist der Prozess, mit dem die Pflanze aus Kohlensäure und Wasser unter Mitwirkung von Chlorophyll und Licht Zucker aufbaut). Da eine wasserstoffreiche, sauerstoffarme Atmosphäre und ein geringes Lichtangebot zu den Bedingungen gehören, die einmal auf der Erde geherrscht haben müssen, wirft Arnolds Experiment zugleich Licht auf die Energiegewinnung bei den frühesten Formen des Lebens.»
Und Professor Hermann Merxmüller, Vorstand des Instituts für Systematische Botanik an der Universität München, erklärte in seinem Vortrag auf der 169. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft für Forschung in Düsseldorf u.a. folgendes:
Auf andere Weise wird freilich die Antwort zu finden sein, weshalb eine Pflanze - deren Zellen doch alle nach ein und derselben „genetischen Information" entstanden sind - so überaus unterschiedliche Zelltypen entwickelt. Für ihr Wachstum, vor allem zur Bildung des Blattgrüns (Chlorophylls), braucht die Pflanze bekanntlich das Licht. Neben dieser „Photosynthese" gibt es aber auch noch ein Wachstum, das völlig im Dunkeln vor sich gehen kann, weil es nur aus dem vorhandenen stofflichen Reservoir schöpft. Nach Professor Hans Mohr, Ordinarius für Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie in Freiburg, entstehen dabei sehr einfache, niedere Zellformen, die sich wesentlich von denen unterscheiden, die im Licht gewachsen sind. Das „höhere" Pflanzenwachstum bedarf zumindest eines „anregenden Lichtstoßes" zu seiner Entwicklung, wie interessante Versuche mit Salatsamen gezeigt haben. (Frankfurter Rundschau v.14.3.68)
Angesichts des unerwarteten Sachverhaltes, dass Gott noch vor dem Aufleuchten der Sonne auf ‹der Erde junges Grün, Kräuter und Bäume hervorgehen ließ›, stehen wir nun vor der schwierigen Frage, ob die Sonne als Zentralgestirn unseres Planetensystems tatsächlich erst nach der Erde entstanden ist; was physikalisch als unwahrscheinlich angesehen werden muß.
Doch die Antwort ist nicht so kompliziert, wie es zunächst den Anschein hat. Nach einer Weiterentwicklung der Kant-Laplaceschen Theorie zur Planetenentstehung durch C.F. von Weizsäcker (Turbulenztheorie) könnte sich beispielsweise aus einem langsam rotierenden Urnebel, der viel größer als das heutige Planetensystem war, unser Sonnensystem gebildet haben. Und als im Innern der Sonne die Kernfusion einsetzte und so die Energie für das Aufleuchten des riesigen Gasballs bereitstellte, war offenbar die Entstehung der Planeten weitgehend abgeschlossen. Allerdings wird es wohl einige Zeit gedauert haben, bis dann die Sonne nach und nach zu ihrer vollen Helligkeit aufgeleuchtet war.
Vermutlich lag die Erde, die sicherlich von Anfang an auch über eine ausreichende Eigenwärme verfügte, in einem feuchttropischen Klima unter einer dichten Wolkendecke, die am Erdboden zu einer heute nicht mehr vorhandenen Gleichmäßigkeit der Temperatur geführt hat. Man kann diese Temperatur rechnerisch abschätzen: Sie hat etwa zwischen 10 und 40 Grad Celsius betragen und zwar fast gleichmäßig von Pol zu Pol, so dass sich zunächst im Dunkeln und später dann, als die Sonne aufgeleuchtet war und ihre Strahlung stetig zunahm, auf der Erde schrittweise eine reiche Vegetation ausbreiten konnte.
Wissenschaftler, die sich der Erforschung der Photosynthese gewidmet haben, waren immer schon erstaunt darüber, in welchem Umfang die Pflanzen auch heute noch imstande sind, geringste Lichtmengen diesem Prozess dienstbar zu machen. Selbst heute sind Dschungelpflanzen, die mit den altertümlichen Gewächsen aus grauer Vorzeit am nächsten verwandt sind, Dämmerungspflanzen. Greller Sonnenschein ist für sie unerträglich, und sie gedeihen am besten im Schatten (Heinz Haber, - "Unser blauer Planet" - 1965).
«Da machte Gott die beiden großen Lichter: das größere Licht zur Herrschaft über den Tag und das kleine Licht zur Herrschaft über die Nacht, dazu auch die Sterne. Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie Licht über die Erde verbreiten.
Und es wurde Abend und wurde Morgen: vierter Tag.»
Dass es sich bei dem z w e i t e n Himmel, der inmitten des Urmeeres entstanden war, in der Tat um unseren Sternenhimmel handelt, erkennen wir schon allein daran, dass Gott an die «Himmelsfeste» - also an den zweiten Himmel - Sonne, Mond und Sterne setzte, «damit sie Licht über die Erde verbreiten».
Nun wird auch deutlich, was Paulus mit seiner Erklärung gemeint hat, als er an die Korinther schrieb:
«Es ist mir ja das Rühmen nichts nütze; doch will ich kommen auf die Gesichte und Offenbarungen des Herrn. Ich kenne einen Menschen in Christo; vor vierzig Jahren (ist er in dem Leibe gewesen, so weiß ich´s nicht; oder ist er außer dem Leib gewesen, so weiß ich´s auch nicht; Gott weiß es) ward derselbe entrückt bis in den dritten Himmel. Und ich kenne denselben Menschen (ob er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist, weiß ich nicht; Gott weiß es); er ward entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, welche kein Mensch sagen kann.» (2. Kor.12; 1-4.
Als Paulus in den «dritten Himmel, ins Paradies» entrückt worden war, hatte er im Geiste die «neue Welt» gesehen, eine «neue Schöpfung», die man sicherlich mit irdischen Maßstäben nicht messen kann, und für deren Beschreibung unser Wortschatz offenbar nicht ausreicht.
Warum Paulus von einem «dritten Himmel» spricht, das erfahren wir vom Apostel Petrus, der in der Aufzählung der Himmel den untergegangenen Sintfluthimmel mit einbezieht:
«Aus Mutwillen wollen sie nicht wissen, dass der Himmel vorzeiten auch war, dazu die Erde aus Wasser, und im Wasser bestanden durch Gottes Wort; dennoch ward zu der Zeit die Welt durch dieselben mit der Sintflut verderbt.
Also auch der gegenwärtige Himmel, und die (jetzige) Erde werden durch sein Wort gespart, dass sie zum Feuer behalten werden auf den Tag des Gerichtes und der Verdammnis der gottlosen Menschen...
Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb in der Nacht, an welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen...
Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt.»
(2.Petrus 3).Aus der Sicht der Apostel beginnt die Aufzählung der Himmel folgerichtig mit dem von Petrus erwähnten untergegangenen «Sintfluthimmel». Der zweite Himmel, der für das Feuer aufbewahrt wird, ist dagegen identisch mit unserem Himmel.
Und der « d r i t t e Himmel », in den Paulus entrückt worden war, ist identisch mit dem Ur-Himmel des ersten Schöpfungstages.
Verständlich werden nun auch die Worte Jesu an seine Jünger
, mit denen er ihnen kurz vor seiner Himmelfahrt Trost zusprach:«Euer Herz erschrecke nicht! Vertrauet auf Gott und vertrauet auf mich! In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt: denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten; und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit da wo ich bin auch ihr seid.»
Joh. 14; (1.Thess.4; 13-18; 1.Kor.15; 50-58; Hebr.8 ff).
Damit aber wird deutlich, dass Jesus in den Himmel des ersten Schöpfungstages auffuhr, und zwar in den Himmel, den Paulus als den «dritten Himmel» bezeichnet hat, und aus dem der Apostel Johannes zu Beginn der Tausendjahrherrschaft Christi das neue Jerusalem - ausgestattet wie eine für ihren Bräutigam geschmückte Braut - auf die neue Erde herabkommen sah:
«Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott her, ausgestattet wie eine für ihren Bräutigam geschmückte Braut. Da hört ich eine laute Stimme aus dem Himmel rufen: „Siehe da, die Hütte Gottes ist bei den Menschen! und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein; ja Gott selbst wird unter ihnen sein und wird alle Tränen aus ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, und keine Trauer, kein Klagegeschrei und kein Schmerz wird mehr sein; denn das erste ist vergangen."
Da sagte der auf dem Thron Sitzende: „Siehe, ich mache alles neu!" Dann fuhr er fort: „Schreibe! denn diese Worte sind zuverlässig und gewiss!" Weiter sagte er zu mir: „Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende; ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Lebenswassers umsonst geben. Wer überwindet, soll dieses erben, und ich will sein Gott sein, und er soll mein Sohn sein. Dagegen den Feigen und Ungläubigen, den Unreinen und Mördern, den Unzüchtigen und Zauberern, den Götzendienern und allen Lügnern soll ihr Teil in dem See werden, der mit Feuer und Schwefel brennt: dies ist der zweite Tod.»
- Offb.21; 2-8.Nachdem wir uns im vorhergehenden Kapitel ausführlich mit der Genesis befaßt haben, stehen wir nunmehr vor einer Reihe grundsätzlicher Fragen. Vor allem geht es dabei um die Frage nach dem Sinn des Lebens und dem Zweck der Weltschöpfung. Aber auch nicht minder um die von Zweiflern immer wieder erhobene Frage, «warum das Böse in der Welt so übermächtig ist, wenn sie doch von einem «guten Gott» erschaffen wurde? Sicherlich für einen Christen eine sehr vordergründige Frage, die aber dennoch vielen Menschen, die sich über den Sinn des Lebens ernsthaft Gedanken machen, arges Kopfzerbrechen bereiten. Und da sie keine plausible Antwort wissen, führen solche epigonenhaften Phrasen selbst in weiten Kreisen der Christenheit letztlich immer häufiger zu der Konsequenz, Gott mit der Begründung abzulehnen, dass man an einen „allmächtigen" Gott, der all das Elend in der Welt zulässt, nicht mehr glauben mag.
Natürlich sind solche Reaktionen in einer vom naturwissenschaftlichen Materialismus geprägten blendenden Scheinwelt der Großstädte und Industrien, die sich der Macht des Kapitals unterworfen hat, auch gar nicht anders zu erwarten. Doch wenn überzeugte Christen, die ihren Glauben trotz allem an Gott und Christus bewahrt haben, nun, in der Endzeit, solch trüben Gedanken nachhängen, und - aus welchen Gründen auch immer - der Versuchung erliegen, vor der Realität die Augen zu verschließen, dann werden sie wohl kaum in der Lage sein, den tieferen Sinn des Daseins zu begreifen und Probleme zu lösen, die sie angesichts schrecklicher Kriege, ethnischer Verfolgung und globaler Umwelt- und Naturkatastrophen so sehr bewegen.
Offenbar brauchen wir aber erst gar nicht lange nach einer Antwort zu suchen. Sie liegt längst im biblischen Schöpfungsbericht verborgen; denn in einigen Bibelübersetzungen, die in ihren Texten konkrete Angaben über das Geschehen am Ersten Schöpfungstage enthalten, finden wir die Erklärung dafür, warum Gott die Welt erschaffen hat, warum sie bereits von Anbeginn an dem Untergang geweiht war, und warum nur der Mensch allein - im Gegensatz zu allen übrigen Geschöpfen auf Erden - die Fähigkeit besitzt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. In der Bibelübersetzung von Dr. Hermann Menge finden wir folgenden interessanten Hinweis:
«Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde; die Erde war aber eine Wüstenei und Öde, und Finsternis lag über der weiten Flut (= dem Urmeer), und der Geist Gottes schwebte (brütend) über der Wasserfläche.»
Der Ausdruck: «brütend», der hier gebraucht wird, lässt darauf schließen, dass, nachdem der «Ur-Himmel» und die «Ur-Erde» erschaffen worden waren, Gott intensiv über etwas nachdachte und über einen Plan grübelte, der mit der Erschaffung des Lichtes offensichtlich im engen Zusammenhange steht, denn im göttlichen Bericht heißt es weiter:
«Da sprach Gott: «Es werde Licht!» und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war; da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag, der Finsternis aber gab er den Namen Nacht. Und es wurde Abend und wurde Morgen: erster Tag.»
Für uns erhebt sich nun die Frage: was war das für ein Plan, über den Gott nachdachte? Und welchen Grund gab es, «Licht und Finsternis voneinander zu scheiden»? Vor allem aber, was ist mit dem «Licht», das am ersten Tage erschaffen wurde, und das Gott ausdrücklich für «gut» befand? Um Sonne, Mond und Sterne kann es sich dabei keineswegs gehandelt haben, denn die wurden, wie wir dem biblischen Bericht entnehmen können, ja erst am vierten Schöpfungstage erschaffen und an die «Himmelsfeste» gesetzt.
Die Antwort gibt uns Jesus selbst, indem er unmissverständlich erklärte: «Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben» (Joh. 8).
Und in der Apokalypse, in der sich Jesus als den Anfang der Schöpfung Gottes bezeichnet, heißt es dann weiter:
«Und dem Engel der Gemeinde in Laodicea schreibe: So spricht der, welcher (das) Amen ist (W.: „der Amen", d.h. der Christus, in welchem alle Verheißungen Gottes sich als wahr erweisen,
(2.Kor.1; 20), der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes» (Offb. 3; 17).Beide Aussagen zusammengenommen zeigen deutlich, dass nur Jesus das «Licht» sein kann, das Gott am ersten Schöpfungstage erschaffen hat, und «das er aus der Finsternis hervorscheinen ließ». Deshalb konnte Johannes auch erklären, dass der «Logos», der im Anfang bei Gott war und Jesus darstellt, mit dem «Licht des ersten Schöpfungstages» identisch ist:
«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott (d.h. in der Gemeinschaft mit Gott; w: hingewandt zu Gott - Der Ausdruck «das Wort» (gr. der Logos) bez. hier
(wie auch V.14; und Offb 19; 13) den Gottessohn als den Offenbarer und Willensvollstrecker Gottes) und Gott (göttlichen Wesens) war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott.Alle Dinge sind durch dieses (Wort) geworden, und ohne dieses ist nichts geworden (von allem), was geworden ist.
In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht ergriffen (o: begriffen).
Es trat ein Mann auf, von Gott gesandt, sein Name war Johannes; dieser kam, um Zeugnis abzulegen, Zeugnis von dem Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kämen. Er war nicht selbst das Licht, sondern Zeugnis sollte er von dem Licht (o. für das Licht) ablegen. Das Licht war da, das wahre, das jeden Menschen erleuchtet, es kam gerade in die Welt; es war in der Welt, und die Welt war durch ihn (der das Licht war) geschaffen worden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in das Seine (= sein Eigentum), doch die Seinen nahmen ihn nicht auf; allen aber, die ihn annahmen, verlieh er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, nämlich denen, die an seinen Namen glauben, die nicht durch Geblüt oder durch den Naturtrieb des Fleisches, auch nicht durch den Willen eines Mannes, sondern aus Gott gezeugt sind.
Und das Wort wurde Fleisch (= Mensch) und nahm seine Wohnung unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, eine Herrlichkeit, wie sie dem eingeborenen Sohn vom Vater verliehen wird; eine mit Gnade und Wahrheit erfüllte.» - Joh. 1;
1-14 (Menge).Ergänzend hierzu erklärt Paulus:
«Denn Gott, der da geboten hat: «Aus der Finsternis strahle das Licht hervor!» der ist es auch, der das Licht in unsern Herzen hat aufstrahlen lassen, um die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi erglänzen zu lassen.» - 2.Kor.4;
6.Und in den Sprüchen Salomos (8;
22), in denen Jesus als «die Weisheit Gottes» gepriesen wird, heißt es in völliger Übereinstimmung mit Offb. 3; 17:«Der Herr hat mich geschaffen als den Erstling seiner Schöpfertätigkeit, als das früheste seiner Werke in der Urzeit. Von Ewigkeit her bin ich gebildet, von Anbeginn an, vor den Uranfängen der Erde.»
Natürlich passen diese Aussagen nicht in das Konzept der Dreieinigkeitslehre. Darum haben sich auch einige Bibelübersetzer nicht gescheut, ihre Übersetzung von Sprüche 8 nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, der Dreieinigeitslehre anzugleichen. In der Scofield Bibel z.B. finden wir folgenden Kommentar:
«(8;
22) Die Weisheit ist hier mehr als eine Personifikation einer Eigenschaft Gottes oder des Willens Gottes, der das Beste für den Menschen bestimmt hat; es handelt sich hier vielmehr um eine klare Vorausschau auf Christus. Der Abschnitt Sprüche 8; 22-36, verglichen mit Joh.1; 1-3; 1.Kor.1; 24; Kol.2; 3 kann sich auf niemand anders als auf den ewigen Sohn Gottes beziehen. Einige Ausleger behaupten, dass das Wort «besaß» («hat im Anfang gehabt») in V. 22 eigentlich heißen sollte «geschaffen», aber das würde bedeuten, dass Christus ein erschaffenes Wesen sei.»Im Kommentar der Jerusalemer Bibel, die Sprüche 8;
22 wie folgt übersetzt: «Mich hat Jahwe geschaffen als Erstling seines Waltens, als frühestes seiner Werke von urher», heißt es im Gegensatz zur Scofield Bibel:«8;
22 geschaffen So wird das hebräische Zeitwort (qanani) von G, S, T übersetzt,…Die Übersetzung „hat mich erworben" oder „hat mich besessen" (Aquila, Symmachus, Theodotion) wird von Hieronymus (V) übernommen, wohl um die Irrlehre des Arius zu bekämpfen, der den (mit der Weisheit identifizierten) Logos als ein Geschöpf ansah.»
Nachdem wir nun wissen, welche zentrale Bedeutung dem «Licht des ersten Schöpfungstages» zukommt, stehen wir als nächstes vor der sicherlich nicht minder schwierigen Aufgabe herauszufinden, warum Licht und Finsternis voneinander geschieden wurden. Und welche Gründe zur Schaffung von Himmel und Erde geführt haben? Worin besteht das Geheimnis der Weltschöpfung? Und warum wurde die Schöpfung überhaupt ins Leben gerufen? Denn nach menschlichem Ermessen muß Gott sich doch, ehe er eine Welt voller Leben schuf, immer und ewig allein in einem für uns unvorstellbarem geistigen Universum aufgehalten haben.
Die Bibel selbst enthält keine direkten Angaben, in denen Ziel und Zweck der Weltschöpfung näher erläutert werden. Deshalb ist es auch so schwierig, Gottes Beweggründe zu erforschen. Aber es gibt einige sehr interessante Hinweise, die es uns dennoch erlauben, den Schleier des Geheimnisses zu lüften. Denn wie wir bereits erfahren haben, wird im letzten Buch der Bibel - in der Offenbarung des Johannes - berichtet, dass es am Ende der Zeiten einerseits ein ewiges Lichtreich geben wird, und andererseits das Reich der Finsternis - den Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt, den Zweiten Tod:
«Und ich sah die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott her, ausgestattet wie eine für ihren Bräutigam geschmückte Braut…
Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet. der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein…
Der Verzagten aber und Ungläubigen und Greulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der andere Tod. …
Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden in ihrem Lichte wandeln und die Könige der Erde ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und ihre Tore sollen nicht geschlossen werden am Tage; denn dort wird keine Nacht sein.»
- Offb.21; 2-25.Diese klare und eindeutige biblische Aussage zeigt uns, dass Gottes Vorhaben vor allem darin besteht, die beiden geistigen Urelemente «Gut und Böse» für immer voneinander zu scheiden. Offensichtlich aber geschieht diese Scheidung, die schon am ersten Schöpfungstage mit der Teilung von Licht und Finsternis ihren Anfang nahm, in einem langwierigen, geistigen Prozess, der die gesamte Weltgeschichte durchläuft und am Ende einer langen Kette geschichtlicher Ereignisse in der Aufrichtung des Gottesreiches einerseits und in der Verurteilung des Bösen zum Zweiten Tod andererseits seinen sichtbaren Ausdruck findet.
Doch ehe wir uns mit der Scheidung von Licht und Finsternis näher befassen, sollten wir zunächst der Frage nachgehen, wieso die Finsternis überhaupt Eingang in die Weltschöpfung finden konnte? War sie womöglich schon vor der Schöpfung vorhanden; und ist sie als ein Element des geistigen Universums anzusehen? Die Vorkommnisse im Paradies lassen jedenfalls eine derartige Schlussfolgerung zu; denn nachdem Adam das göttliche Gebot: «nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen», leichtfertig übertreten hatte, sprach Gott die bedeutungsvollen Worte: «Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner, und weiß, was gut und böse ist».
Diese göttliche Erklärung aber führt zu der berechtigten Annahme, dass die Fähigkeit, «Gutes und Böses zu erkennen», eine Eigenschaft ist, die nicht erst mit dem ‘Sündenfall’ im Paradiese erworben wurde, sondern schon vorhanden war, ehe Gott den Vorsatz fasste, Himmel und Erde zu erschaffen. Vermutlich ist die Existenz des Bösen überhaupt die eigentliche Ursache für die Weltschöpfung, für eine Welt, in der sich die beiden universalen geistigen Ur-Kräfte «Gut» und «Böse» in einem gigantischen Machtkampf gegenüberstehen, und aus dem am Ende des Streites das Licht als strahlender Sieger über die Finsternis hervorgehen wird. Jesus selbst erläutert seine Aufgabe wie folgt:
«Zu einer Scheidung bin ich in diese Welt gekommen: die Nichtsehenden sollen sehen können und die Sehenden blind werden.» - Joh.9;
39 .Allerdings wird der «Scheidungsprozess zwischen Gut und Böse» nicht nur hier auf Erden ausgetragen, sondern, wie wir der Offenbarung des Johannes entnehmen können, findet diese alles beherrschende geistige Auseinandersetzung zwischen «Licht und Finsternis» auch im Himmel statt:
«Es erhob sich dann ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen; auch der Drache und seine Engel kämpften, doch gewannen sie den Sieg nicht, und ihres Bleibens war nicht länger im Himmel.
So wurde denn der große Drache, die alte Schlange, die da «Teufel» und «Satan» heißt, der Verführer des ganzen Erdkreises, auf die Erde hinabgestürzt, und seine Engel wurden mit ihm hinabgestürzt.
Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: «Jetzt ist das Heil, die Macht und die Königsherrschaft an unsern Gott gekommen und die Herrschergewalt an seinen Gesalbten! Denn hinabgestürzt ist der Ankläger unserer Brüder der sie vor unserem Gott verklagt hat bei Tag und bei Nacht. Diese haben ihn um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen überwunden und haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tode.
Darum freuet euch, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnt! Wehe aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist nun zu euch hinabgekommen und hegt gewaltige Wut, weil er weiß, dass seine Zeit nur noch kurz bemessen ist.»
(Offb.12; 7-12).Der Sturz Satans aus dem Himmel ist eine Voraussage, die vor fast zweitausend Jahren gemacht wurde, sich jedoch erst kurz vor dem Ertönen der «siebten Posaune» erfüllen wird; denn die gleichen Worte über den «Beginn der Königsherrschaft», die nach dem Kampf im Himmel zwischen Michael und dem Satan zu hören waren, hatte Johannes bereits vernommen, als der «siebte Engel in die Posaune stieß und sich laute Stimmen im Himmel vernehmen ließen, die riefen:
„Die Königsherrschaft über die Welt ist an unsern Herrn und seinen Gesalbten gekommen, und er wird (fortan) als König in alle Ewigkeit herrschen!"
» - Offb. 11; 15.Nach der biblischen Weissagung ist die siebte Posaune «die letzte Posaune»; denn danach wird es, wie ein Engel ausdrücklich bestätigt, hinfort keine Zeit mehr geben, «sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er hat verkündigt seinen Knechten, den Propheten.» - Offb. 10;
7.Auch der Apostel Paulus bezieht sich auf die «siebte Posaune», die er als die «letzte Posaune» bezeichnet. Bei Beantwortung der Frage, wann die Auferstehung von den Toten stattfinden werde? schrieb er an die Korinther:
«Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.»
- l. Kor. 15; 51-52.Folglich steht der Kampf im Himmel zwischen Michael und seinen Engeln und dem Satan und seinen Engeln noch aus. Und der Sturz Satans aus dem Himmel wird somit erst ganz zum Schluß erfolgen, d.h. kurz vor der Wiederkunft Christi und der damit verbundenen «Ersten Auferstehung» (1.Kor.15;
23).Natürlich sind dem Satan diese Voraussagen bekannt. Und er weiß sehr wohl, dass seine Frist bald abgelaufen ist, so dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt, die ganze Welt zu verführen. (Offb.12; 9; 1.Petr.5; 8).
Das Ende naht mit Schrecken.
Im 19. Jahrhundert schien die Welt noch in Ordnung zu sein, so dass die protestantischen Weltmächte die Zeit für gekommen hielten, das Reich Gottes als politisches Friedensreich hier auf Erden aufrichten zu können. Doch dann riß der Erste Weltkrieg die nichts Böses ahnende Menschheit jäh aus ihrer satten Beschaulichkeit und stürzte sie in den schrecklichsten Krieg aller Zeiten, in eine infernalische Weltkatastrophe, die nur noch von dem unbeschreiblichen Grauen des Zweiten Weltkrieges übertroffen wurde. Seitdem hat sich das soziale und politische Gefüge der Welt radikal verändert. Nicht mehr Kaiser und Könige von «Gottes Gnaden» bestimmen das Weltgeschehen, sondern Berufspolitiker, profitorientierte Wirtschaftsbosse, Gewaltherrscher und kommunistische Diktatoren waren und sind für die Geschicke dieser von Revolutionen, Hungersnöten, Seuchen und Krisen erschütterten Welt verantwortlich, einer Welt, in der Gott und Christus nicht mehr gefragt sind, mit einer abgestumpften, inhumanen Ellenbogengesellschaft, die das Christentum mit trügerischen Hypothesen durch den naturwissenschaftlichen Materialismus ersetzten will.
In den Wirren der russischen Oktoberrevolution entfesselten die bolschewistischen Machthaber seinerzeit eine weltweite Kampagne gegen das Christentum. Zunächst waren nur die 92 Millionen in Russland lebenden Christen von der gnadenlosen Verfolgung betroffen. Seitdem sich aber am Ende des Zweiten Weltkrieges nicht nur die politischen und sozialen, sondern auch die weltanschaulichen Verhältnisse in den übrigen Teilen der Welt grundlegend geändert haben, drängen auch dort die gottesfeindlichen Ideologien stärker in den Vordergrund und gewinnen im Kampf gegen das Christentum ständig an Boden.
In den von RussIand beherrschten OstbIockstaaten wurde vor allem der Marxismus-Leninismus als ideologische Waffe gegen das Christentum eingesetzt. Heute werden dagegen sowohl im demokratisierten Osten als auch in dem einstmals christlich abendländischen Westen vorwiegend der «Darwinismus» und die «Urknalltheorie» als der «Weisheit letzter Schluss» ‘gepredigt’.
Selbst im Kirchenblatt der Evangelischen Kirche (Nr. 2. Juni/Juli 1985) erscheinen diese Theorien als mögliche Alternative zum biblischen Schöpfungsbericht. Und nach einem Bericht im Nachrichtenmagazin "Focus" 52/1996, geht die katholische Kirche noch einen Schritt weiter. Unter der Überschrift «Gott und die Wissenschaft» heißt es:
«…seit dem 22. Oktober dieses Jahres stammt der Mensch auch nach Ansicht der katholischen Kirche vom Affen ab. Es war der Tag, an dem der Papst den letzten großen historischen Streit zwischen Kirche und Wissenschaft endgültig zu den Akten ins Vatikanische Archiv legte. Nachdem Johannes Paul II. in den vergangenen Jahren Kopernikus und Galilei rehabilitiert hatte, schloss er nun seinen Frieden mit Charles Darwin. „Neue Erkenntnisse", schrieb der Heilige Vater der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften in Rom, gäben Anlass, in der Evolutionstheorie „mehr als eine Hypothese" zu sehen».
Fraglos eine fatale Entwicklung, die deutlich zeigt, dass die religiöse Welt sich in einer geistlichen Krise befindet und unaufhaltsam in ihr Verderben steuert. Die fast zweitausend Jahre alte Sehnsucht nach der Wiederkunft Christi und der Aufrichtung seines Friedensreiches sind seitdem kein Thema mehr. Statt dessen gibt die Politik sich dem Trugschluss hin, aus eigener Machtvollkommenheit eine «neue Weltordnung» schaffen zu können, eine Welt des Friedens und der Wohlfahrt. Gewiss eine schöne Illusion, aber eben nur eine Illusion. Denn solange das Böse übermächtig herrscht und der «Fürst der Finsternis» die Fäden zieht, ist solch ein Vorhaben undurchführbar.
Offenbar strebt die alles beherrschende geistige Auseinandersetzung zwischen Licht und Finsternis bzw. Gut und Böse in unserem Jahrhundert nunmehr ihrem absoluten Höhepunkt entgegen; in einer Zeit, in der sich unter der Führung der Naturwissenschaft eine rein innerweltliche Atmosphäre und eine nie da gewesene Entfaltung seelenloser Energien entwickelt hat. Eine finstere Zeit, die durch ihren sittlichen Verfall und ihre moralische Verkommenheit gekennzeichnet ist; eine Ära, in der die Ungerechtigkeit überhand nimmt, die Liebe in vielen erkaltet, die Schwachen mitleidslos ins soziale Abseits gedrängt werden und jährlich ungezählte Millionen Menschen Hungers sterben; ein Zeitalter schrecklicher Kriege, ethnischer Verfolgungen und verheerender Naturkatastrophen, die bislang nur als Jahrhundertkatastrophen bekannt waren und nunmehr in rascher Folge ganze Landstriche verwüsten; eine Zeit, die panische Angst und Entsetzen verbreitet und in einer allgemeinen Orientierungs- und Hilflosigkeit jegliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft schwinden lässt; eine schauerliche, eine entsetzliche Zeit, in der man die unheilvolle Wirklichkeit ignoriert und einfach nicht wahrhaben will, dass sich vor aller Augen eine globale Katastrophe zusammenbraut, der wir nicht entfliehen können und die uns unaufhaltsam dem «Jüngsten Tage» entgegentreibt.
In diesem Zusammenhange dürfte sicherlich die Tatsache von entscheidender Bedeutung sein, dass hier auf Erden nur der Mensch in der Lage ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Und damit wird offenkundig, dass der Hauptzweck unseres menschlichen Daseins vornehmlich darin besteht, aktiv an der Teilung dieser beiden Ur-Elemente mitzuwirken, gewissermaßen als «geistliches Gefäß», in dem je nach Einstellung und Verhaltensweise «Licht» oder «Finsternis» gesammelt wird. Und ehe dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, kann und wird es keinen Frieden geben. Paulus ermahnte die Gemeinden, sich von der Finsternis fernzuhalten und nur das Gute zu suchen:
«Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi. Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft sei Gottes und nicht von uns.»
- 2.Kor.4; 6.Die Voraussetzung für den auf Erden stattfindenden Scheidungsprozess zwischen Gut und Böse bzw. Licht und Finsternis wurde, wie wir in der Genesis nachlesen können, im Paradies geschaffen, und zwar als Satan - in der Gestalt der Schlange - Gottes Wahrhaftigkeit in Zweifel zog und Eva mit der scheinheiligen Frage irritierte:
«Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten?».
Als Eva der Schlange arglos widersprach und ihr zur Antwort gab:
«Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon rühret's auch nicht an, dass ihr nicht sterbet».
Da bezichtigte Satan Gott der Lüge und versicherte dreist:
«Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, dass, welchen Tages ihr davon esset, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott, und wissen, was gut und böse ist.»
- l.Mos.3; 1-5.Nach dieser bösartigen Verleumdung stehen wir nun vor der Frage, welchen Grund es für Satan gab, Gott in den Augen der Menschen als Lügner darstellen zu wollen? Warum belog er Eva und verführte sie zum Ungehorsam gegen Gott und damit zur Sünde?
Über seine niederen Beweggründe und sein schändliches Treiben geben uns Jesaja und Hesekiel hinreichend Aufschluss. Jesaja schreibt:
«Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie wurdest du zu Boden geschlagen, der du alle Völker niederschlugst! Du aber gedachtest in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten. Ja, hinunter zu den Toten fuhrest du, zur tiefsten Grube!»
- Jesaja 14; 12-15.Und in der Weissagung über den König von Tyrus, in der stellvertretend für Satan dessen Schönheit hoch gepriesen wird, geht Hesekiel näher auf die Gründe ein, die zur «großen Missetat» Satans geführt haben:
«Du bist ein reinliches Siegel, voller Weisheit und aus der Maßen schön. Du bist im Lustgarten Gottes, und mit allerlei Edelsteinen geschmückt: mit Sarder, Topas, Demant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Amethyst, Smaragd und Gold.
Am Tage, da du geschaffen wurdest, mußten da bereitet sein bei dir deine Pauken und Pfeifen. Du bist wie ein Cherub, der sich weit ausbreitet und decket; und ich habe dich auf den heiligen Berg Gottes gesetzt, dass du unter den feurigen Steinen wandelst.
Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, da du geschaffen wurdest, bis sich deine Missetat gefunden hat. Denn du bist inwendig voll Frevels geworden vor deiner großen Hantierung, und hast dich versündigt. Darum will ich dich entheiligen von dem Berge Gottes, und will dich ausgebreiteten Cherub aus den feurigen Steinen verstoßen.
Und weil sich dein Herz erhebt, dass du so schön bist, und hast dich deine Klugheit lassen betrügen in deiner Pracht, darum will ich dich zu Boden stürzen, und ein Schauspiel aus dir machen vor den Königen. Denn du hast dein Heiligtum verderbt mit deiner großen Missetat und unrechtem Handel. Darum will ich ein Feuer aus dir angehen lassen, das dich soll verzehren, und will dich zu Asche machen auf der Erde, dass alle Welt zusehen soll. Alle, die dich kennen unter den Heiden, werden sich über dich entsetzen, dass du so plötzlich bist untergegangen, und nimmermehr aufkommen kannst.»
- Hes. 28; 12-19.Die große geistige Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse wurde offensichtlich nicht erst durch den Sündenfall im Paradiese ausgelöst, sondern schon vorher durch Satans Auflehnung gegen Gott. Und erst, nachdem es Satan im Paradies gelungen war, Adam und Eva zur Sünde zu verführen, wurde offensichtlich diese geistige Auseinandersetzung auf die Erde ausgedehnt. So betrachtet, sind Adam und Eva wohl eher unversehens und völlig ahnungslos von den Ereignissen, die sich im Himmel abgespielt haben, in einen Streit geraten, der zwischen Gott und Satan besteht. Aber dadurch, dass sie - trotz Androhung der Todesstrafe - Gottes Gebot leichtfertig übertreten haben, nimmt nun auch ihre gesamte Nachkommenschaft an dem universalen Scheidungsprozess zwischen Gut und Böse teil:
«Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.
Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.»
- 1.Mos.3.Die Feindschaft zwischen Satan und dem Menschen, die seit dem Gottesurteil im Paradies besteht, und die in einer immerwährenden Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse ihren sichtbaren Ausdruck findet, ist das bestimmende Element der Weltgeschichte; denn Hass, Neid, Zwietracht, ethnische Verfolgung und vor allem Menschenverachtung sind die satanischen Triebfedern für die unvorstellbaren Grausamkeiten und schrecklichen Kriege, die die Menschheit immer wieder in bitteres Leid und Elend stürzen.
Zur tödlichen Auseinandersetzung zwischen dem «Samen des Weibes» und dem «Samen Satans», und damit zur ersten Tragödie in der Menschheitsgeschichte kam es, als Kain aus blindwütigem Haß seinen Bruder Abel erschlug:
«Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes; und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer; aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr, und seine Gebärde verstellte sich. Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie.»
Doch weil böse Gedanken Kain beherrschten, hörte er nicht auf Gottes wohlgemeinten Rat und gab dem Verlangen der Sünde nach:
«Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.»
- 1.Mos.4.
Obwohl Satan gleich zu Anfang Kain zum Brudermord verführen konnte, weist der Urteilsspruch: «der Same des Weibes soll dir den Kopf zertreten», eindeutig daraufhin, dass mit dem Ende der irdischen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse auch Satans Schicksal endgültig besiegelt wird.
Beim Menschen hängt es allerdings ganz allein von seinem Verhalten ab, ob er zum Samen des Weibes - also zu Christus - oder aber zum Samen Satans gehören wird; denn bei seiner Geburt ist er ein noch völlig unbeschriebenes Blatt. Erst im Scheidungsprozess zwischen Gut und Böse werden Form und Inhalt seines Wesens geprägt; denn wie sagte Gott zu Kain: «die Sünde lauert vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie».
Und im ständigen Widerstreit zwischen diesen beiden gegensätzlichen Urkräften, denen sich der Mensch tagtäglich ausgesetzt sieht, muß er beweisen, ob letztlich das Gute in ihm siegen, oder aber das Böse die Oberhand gewinnen wird. Dem «Überwinder des Bösen» wird als Belohnung die Sohnschaft Gottes angeboten (Offb.21).
Einer, der seinen Glauben an Gott unter den schwierigsten Bedingungen unter Beweis stellte, und trotz großer körperlicher Qualen und stärkster seelischer Belastung den Anfechtungen Satans widerstanden hat, war Hiob. Wir alle kennen seine Geschichte, oder haben zumindest von seinem Schicksal und den «Hiobsbotschaften» gehört.
Sein Leidensweg, seine Anfechtungen und sein Ringen mit Gott sind für uns von besonderem Interesse, weil nämlich die Umstände, unter denen Hiobs Prüfungen zustande kamen, ein bezeichnendes Licht auf die große geistige Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse wirft. Die Bibel berichtet:
«Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, kam auch der Satan unter ihnen. Der Herr aber sprach zum Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. Der Herr sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse. Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Meinst du, dass Hiob Gott umsonst fürchtet? Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher beschützt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen!
Der Herr sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan hinaus von dem Herrn. Und Hiob verlor an einem Tage all sein Hab und Gut und alle seine Kinder».
«Da stand Hiob auf und zerriss sein Kleid und schor sein Haupt und fiel auf die Erde und neigte sich tief und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt! In diesem allen sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott.»
«Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, dass auch der Satan unter ihnen kam und vor den Herrn trat. Da sprach der Herr zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. Der Herr sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben. Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut! und alles, was ein Mann hat, läßt er für sein Leben. Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen! Der Herr sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!
Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel. Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche.
Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb! Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Weiber reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollen das Böse nicht auch annehmen? In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.» - Hiob 1 u. 2.
Offenbar hat sich die universale geistige Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, die am ersten Schöpfungstage mit der Scheidung von Licht und Finsternis ihren Anfang nahm, zum permanenten Streit zwischen Gott und Satan ausgeweitet.
In diesem Streit geht es, wie uns die Leidensgeschichte Hiobs deutlich vor Augen führt, um die Frage, ob der Mensch seinen Gottesglauben auch dann noch bewahren kann, wenn er schweren körperlichen und seelischen Qualen ausgesetzt wird?
Dieser Streit muß von so eminenter Bedeutung gewesen sein, dass Gott selbst seinen eingeborenen Sohn in diese Auseinandersetzung mit einbezogen hat:
«Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht an ihn glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. Darin besteht aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, die Menschen aber die Finsternis mehr geliebt haben als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Arges tut, haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden;»
Joh.3; 16-20.In den Evangelien wird berichtet, dass Jesus, nachdem er im Jordan getauft und vom Täufer als das Lamm Gottes erkannt worden war, vom Geist in die Wüste hinaufgeführt wurde, um dort vom Teufel versucht zu werden:
»…und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn zuletzt. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte zu ihm: «Bist du Gottes Sohn, so gebiete, dass diese Steine zu Broten werden». Er aber gab ihm zur Antwort: «Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ergeht.»
Hierauf nahm ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, stellte ihn dort auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: «Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hier hinab! denn es steht geschrieben: Er wird seine Engel für dich entbieten, und sie werden dich auf den Armen tragen, damit du mit deinem Fuß an keinen Stein stoßest». Jesus antwortete ihm: «Es steht aber auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!»
Nochmals nahm ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Königreiche der Welt samt ihrer Herrlichkeit und sagte zu ihm: «Dies alles will ich dir geben, wenn du dich niederwirfst und mich anbetest.» Da antwortete ihm Jesus: «Weg mit dir, Satan, denn es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen!» Nun ließ der Teufel von ihm ab, und siehe, Engel traten zu ihm und leisteten ihm Dienste.»
Matth.4; 1-11.Dass Jesus vom Geist in die Wüste geführt worden war, um vom Teufel versucht zu werden, wirft die Frage auf, ob der Satan nach dem Reinfall mit Hiob, nunmehr die Treue des eingeborenen Sohnes Gottes selbst in Zweifel gezogen hatte? Wie wäre es sonst wohl zu erklären, dass auch Jesus vom Teufel versucht worden ist?
Offensichtlich waren nun aber die Bedingungen für die Treue zu Gott wesentlich verschärft worden; denn nun ging es nicht mehr, wie bei Hiob, um Hab und Gut und Krankheit, sondern um den Tod selbst, den schmachvollsten aller Tode, den Tod am Kreuze. Würde Jesus sich auch dann noch als treu erweisen, wenn er diese schreckliche Marter erleiden müßte?
Natürlich kannte Jesus die Schwere seiner Aufgabe. Denn nicht umsonst hat er Gott gebeten, wenn es möglich wäre, diesen Kelch an ihm vorübergehen zu lassen:
«Da sagte er zu seinen Jüngern: «Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach mit mir!» Nachdem er dann ein wenig weitergegangen war, warf er sich auf sein Angesicht nieder und betete mit den Worten: «Mein Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!».
Wiederum ging er zum zweitenmal weg und betete mit den Worten: «Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht (an mir) vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!».
Hierauf kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: schlaft ein andermal und ruht euch aus! Doch jetzt ist die Stunde gekommen, dass der Menschensohn Sündern in die Hände geliefert wird! »- Matth.26; 38-45.
Jesus hat, wie seine Leidensgeschichte deutlich zeigt, bis zum Ende dem Satan widerstanden und ihn Lügen gestraft. Deshalb konnte er zum Schluß am Kreuze auch ausrufen: «Es ist vollbracht!» (Joh.19;
28-30).Mit seiner Leidensgeschichte und seiner Treue zu seinem Gott und Vater (Joh.20;
17) bis in den Tod hat er nicht nur das Böse überwunden, sondern auch der Menschheit die Erlösung gebracht:«Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er dessen gleichermaßen teilhaftig worden, auf dass er durch den Tod die Macht nehme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mußten, und alle diejenigen befreite, welche durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden. Denn es sind doch sicherlich nicht Engel, deren er sich anzunehmen hat, sondern der Nachkommenschaft Abrahams nimmt er sich an; und daher mußte er in allen Stücken seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester Gott gegenüber, um für die Sünden des Volkes Vergebung zu erwirken. Denn eben deshalb, weil er selbst Versuchungen erlitten hat, vermag er denen zu helfen, die versucht werden.»
(Hebr.2; 14-18).«Christus ist um der Sünden willen gestorben, als Gerechter für Ungerechte, um uns zu Gott zu führen, er, der am Fleisch zwar getötet worden ist, aber zum Leben erweckt am Geist.» (1.Petr. 3;18).
Und weil der Tod durch einen Menschen gekommen (= verursacht worden) ist, erfolgt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen. Wie nämlich in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle wieder zum Leben gebracht werden. Jeder aber in seiner eigenen Ordnung. Als Erstling Christus, hierauf die welche Christus angehören, bei seiner Ankunft (= Wiederkunft), danach das Ende, wenn er Gott (und) dem Vater das Reich übergibt, sobald er jede (andere) Herrschaft und jede Gewalt und Macht vernichtet hat; denn er muß als König herrschen, bis er ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. - 1.Kor.15 .
Ein weiteres Schwerpunktthema in der biblischen Weissagung, das mit dem Geheimnis der Weltschöpfung untrennbar verbunden ist und die Teilung von Licht und Finsternis konsequent zu Ende führt, ist die Auferstehung von den Toten. Mit ihr verbinden sich Hoffnungen und Erwartungen, die sich in der Sehnsucht des Menschen nach dem ewigen Leben widerspiegeln. Doch wie so oft in der Vergangenheit bietet auch hier die gespaltene Christenheit kein einheitliches Bild. Zu unterschiedlich sind die Auffassungen. Während nach der Apokalypse die «Erste Auferstehung» zum Weltende erwartet wird, lehrt die römisch-katholische Kirche, die Auferstehung habe bereits stattgefunden und reiche zurück bis in die ersten Jahrhunderte des Christentums:
«20
4 Diese „Auferstehung" der Märtyrer (vgl. Js.26; 19; Ez.37) ist symbolisch zu verstehen als die Erneuerung der Kirche nach der Verfolgung durch Rom; das „tausendjährige Reich" entspricht also der irdischen Phase des Reiches Christi vom Aufhören der Verfolgungen an (Sturz Roms) bis zum Jüngsten Gericht (in 20; 11f). - Für Augustinus und andere nach ihm wäre das „tausendjährige Reich" von der Auferstehung Christi an zu rechnen; die "erste Auferstehung" würde dann die Taufe bezeichnen.» (Kommentar in Jerusalemer Bibel).Nach der katholischer Einheitslehre kommt der Verstorbene entweder sogleich in den Himmel; oder nach einem sündigen Leben in die "Hölle" (= ewige Gottesferne); oder erst einmal ins "Fegfeuer", den "Reinigungsort", wie das "Fegfeuer" offiziell genannt wird.
In dem Buch "Die großen Religionen der Welt" finden wir unter der Überschrift "Die übernatürliche Einheit der Kirche: das Leben der Gnade", folgende Darstellung:
«Es gibt eine traditionelle Unterscheidung zwischen der siegenden Kirche (= die Gläubigen „im Himmel"), der kämpfenden Kirche (= die Gläubigen auf Erden) und der leidenden Kirche (= die Gläubigen am Reinigungsort). Diese drei Gruppen bilden zusammen die „Gemeinschaft der Heiligen". Aus der Einheit dieser drei Gruppen erklärt sich das Gebet der Gläubigen auf Erden zu denen „im Himmel" mit der Bitte um Fürsprache, und ihr Gebet und Opfer für die Gläubigen am Reinigungsort…» ("Der Katholizismus", S.173).
Unter der Überschrift "Der Läuterungszustand nach dem Tod" heißt es dann weiter:
«Erleuchtet vom Heiligen Geist, schöpfend aus der Heiligen Schrift und der alten Überlieferung der Väter, hat die katholische Kirche auf den heiligen Konzilien und zuletzt auf dieser allgemeinen Versammlung gelehrt: Es gibt einen Reinigungsort, und die dort befindlichen Seelen finden eine Hilfe in den Fürbitten der Gläubigen, vor allem aber in dem Gott wohlgefälligen Opfer des Altares.» ("Der Katholizismus", S.360).
In dem Buch "2000 Jahre Christentum" wird der Begriff «FEG(E)FEUER» wie folgt definiert:
«Vor allem in den indogermanischen Religionen finden sich frühe Vorstellungen über einen Ort der Reinigung, an dem die Verstorbenen ihre Vergehen abbüßen. In der katholischen Lehre ist der Zwischenzustand des Fegfeuers jener Aufenthaltsort, an dem den Seelen „durch die Fürbitte der Gläubigen", besonders durch das Messopfer, geholfen werden kann. Der Diözesankatechismus beschreibt das Fegfeuer als nicht zu bestimmenden Ort, wo jene Seelen weilen, die lässliche (wiedergutzumachende) Sünden noch abzubüßen haben, wobei sie ihre selbstverschuldete Trennung von Gott wie ein brennendes Feuer empfinden.» ("Kirchengeschichtliches Lexikon", S.924).
Die römisch-katholische Kirche, die ihre Vorstellung über die Auferstehung von den Toten offenbar aus indogermanischen Religionen und alten Überlieferungen schöpft, befindet sich mit ihrer Auferstehungslehre im eklatanten Widerspruch zur Bibel; denn nach der Offenbarung des Johannes erfolgt die Auferstehung der Toten erst am «Ende der Zeiten, wenn die Zahl der Mitknechte und Brüder, die wegen des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen den Tod erleiden werden, vollzählig ist». Johannes berichtet:
«Als (das Lamm) dann das fünfte Siegel öffnete, sah ich unten am Brandopferaltar die Seelen derer, die hingemordet waren wegen des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie besaßen. Sie riefen mit lauter Stimme: «Wie lange, o heiliger und wahrhaftiger Herr, verziehst du noch mit dem Gericht und rächst unser Blut nicht an den Bewohnern der Erde?
Da wurde einem jeden von ihnen ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, sie möchten (oder: müssten) sich noch eine kurze Zeit gedulden, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollzählig wären, die ebenso wie sie den Tod erleiden müssten». - Offb.6;
Der Apostel Paulus, der sich ausführlich mit diesem Thema befasst hat, weist zudem in seinen Briefen darauf hin, dass die Auferstehung von den Toten untrennbar «mit der Wiederkunft Christi» verbunden ist und erst «zur Zeit der letzten Posaune» erfolgen wird:
«Wir wollen euch aber, liebe Brüder, über die Entschlafenen nicht im Unklaren lassen… Denn das sagen wir euch auf Grund eines Wortes des Herrn: Wir, die wir leben, die wir bis zur Ankunft (o: Wiederkunft) des Herrn übrigbleiben, werden vor den Entschlafenen nichts voraushaben. Denn der Herr selbst wird, sobald sein Weckruf ergeht, sobald die Stimme des Engelfürsten erschallt und die Posaune Gottes ertönt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.» - 1.Thes.4;
13-17.«Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.» - 1.Kor.15; 51-52.
Die von Paulus erwähnte «letzte Posaune» ist, wie schon dargelegt, mit der «siebten Posaune» aus der Apokalypse identisch; denn mit ihr wird, wie wir dem nachfolgenden Bericht entnehmen können, nicht nur das Ende dieser zum Untergang verurteilten Welt eingeleitet, sondern gleichzeitig auch die Wiederkunft Christi, die Aufrichtung seines Friedensreiches und die Auferstehung von den Toten angekündigt:
«Nun stieß der siebte Engel in die Posaune: da ließen sich laute Stimmen im Himmel vernehmen, die riefen: «Die Königsherrschaft über die Welt ist an unsern Herrn und seinen Gesalbten gekommen, und er wird (fortan) als König in alle Ewigkeit herrschen!»…
«Die Völker sind zwar in Zorn geraten, doch dein Zorn ist gekommen und die Zeit des Gerichts für die Toten und (die Zeit) der Belohnung für deine Knechte, die Propheten, und für die Heiligen und für alle, die deinen Namen fürchten, die Kleinen wie die Großen; und (die Zeit) des Verderbens für die, welche die Erde verderben».
« Da tat sich der Tempel Gottes im Himmel auf, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel sichtbar; zugleich erfolgten Blitze und Stimmen, Donnerschläge, ein Erdbeben und gewaltiger Hagelschlag.»
- Offb.11; 15-19.Von nicht unerheblicher Bedeutung dürfte in diesem Zusammenhange sicherlich die übereinstimmende Schilderung der auftretenden Naturereignissen in einer weiteren Vision des Apostels sein; denn Blitze, Donnerschläge, Erdbeben und ein gewaltiger Hagelschlag, wie sie von Johannes nach dem «Ertönen der siebten Posaune» geschildert werden, erscheinen nämlich in noch ausführlicherer Beschreibung auch «beim Ausgießen der siebten Zornesschale»:
«Und der siebente Engel goß seine Schale aus in die Luft; da erscholl eine laute Stimme aus dem Tempel des Himmels, vom Thron her und rief: «Es ist geschehen!.
Da erfolgten Blitze, Getöse und Donnerschläge; und ein gewaltiges Erdbeben entstand, wie noch nie eins gewesen war, seit es Menschen auf der Erde gegeben hat, ein solches gewaltig starkes Erdbeben.
Da zerfiel die große Stadt in drei Teile, und die Städte der Völker stürzten ein, und der großen Stadt Babylon wurde vor Gott gedacht, um ihr den Becher mit dem Glutwein seines Zorns zu reichen.
Auch alle Inseln verschwanden, und Berge waren nicht mehr zu finden. Und ein gewaltiger Hagelschlag mit pfundschweren (o: zentnerschweren) Stücken fiel vom Himmel auf die Menschen herab; aber die Menschen lästerten Gott trotzdem wegen der Plage des Hagels; denn dessen Plage ist ganz entsetzlich.» - Offb.16;
17-21.Diese einhellige Darstellung der katastrophalen Endzeitereignisse kann freilich nicht bedeuten, dass dieselben Naturereignisse zum Weltende gleich zweimal hintereinander auftreten werden. Sie sind allem Anschein nach ein gezielter Hinweis auf den Zeitpunkt ihrer Wirksamkeit; denn zunächst werden «Blitze und Stimmen, Donnerschläge, ein gewaltiges Erdbeben und ein gewaltiger Hagelschlag» beim Ertönen der «siebten Posaune» angekündigt, um dann, beim Ausgießen der «siebten Zornesschale», zeitgleich das katastrophale Weltende einzuleiten.
Überdies wird sowohl im Matthäusevangelium, als auch im Buche Jesajas darauf hingewiesen, dass zum Weltende «die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren wird» (Matth.24;
29; Jes.13; 10); eine endzeitliche Voraussage, von der man bisher nicht so recht wusste, wie sie zu bewerten sei. Heute aber, auf Grund neuer astronomischer Erkenntnisse ist es wesentlich einfacher, hierauf eine überzeugende Antwort zu finden. In der GEO-Ausgabe vom August 1995 wird in einer Abhandlung über den Kometeneinschlag auf den Riesenplaneten Jupiter erklärt, wie es zu solch einer Verfinsterung von Sonne und Mond kommen kann:«Der nächste Treffer kommt bestimmt. Trümmer aus dem All bedrohen auch die Erde. Astronomen suchen nach einem Frühwarnsystem - und nach Möglichkeiten, die gefährlichen Flugobjekte von ihren mörderischen Kollisionskursen abzulenken…
Mehr interessieren die Forscher kleinere, dafür häufigere Katastrophen, bei denen gewaltige Staubmassen in die Atmosphäre geschleudert und rund um die Erde verteilt werden. Eine drastische Verdunkelung und Abkühlung würde die landwirtschaftliche Produktion weltweit zusammenbrechen lassen, und an den direkten und indirekten Folgen eines solchen Einschlags ginge jeweils über ein Viertel der Menschheit zugrunde. Dazu bedarf es eines Himmelskörpers zwischen 600 Meter und fünf Kilometer, je nach Geschwindigkeit und Zusammensetzung…» ("GEO - Das neue Bild der Erde" Nr.8/95).
Im P.M. Magazin (P.M.4/1996) schreibt Hagen Fritz Thorgesson:
«Die Gefahr, dass ein Komet oder ein Meteorit auf die Erde stürzt, ist größer, als wir bisher glaubten. Im schlimmsten Fall kann dadurch alles Leben ausgelöscht werden.
Unser Sonnensystem fliegt soeben in eine stürmische Zone des Weltraums, die mit anderen Himmelskörpern dicht bestückt ist. Das hat der Geologie-Professor Claude C. Albritton von der Southern Methodist University in Dallas festgestellt. Damit wächst die Gefahr einer Kollision mit kosmischen Irrläufern dramatisch. Die Folgen eines Zusammenpralls wären katastrophal; im schlimmsten Fall würde dadurch alles Leben auf der Erde mit einem Schlag ausgelöscht…
Als die Bruchstücke des Kometen Shoemaker-Levy 9 im Juni 1994 den Planeten Jupiter trafen, verfinsterte sich dessen Atmosphäre. Die Dunkelheit hat sich bis heute nicht vollständig aufgelöst. Ein Shoemaker-Einschlag auf der Erde hätte verheerend Folgen. Unsere Landwirtschaft würde zusammenbrechen, Milliarden Menschen würden verhungern oder erfrieren. Wäre eine solche Katastrophe tatsächlich denkbar? Ja, warnen die Wissenschaftler einhellig, offen sei lediglich der Zeitpunkt.»
Die drohende Gefahr aus dem All, wie sie in den o.a. Berichten beschrieben wird, deutet unverkennbar daraufhin, dass die von den Aposteln und Propheten angekündigte kosmische Katastrophe – „Sonne und Mond werden ihren Schein verlieren" - durch die befürchteten Kometen- oder Asteorideneinschläge ausgelöst werden wird.Von besonderer Bedeutung dürfte im Hinblick auf das zu erwartende katastrophale Weltende indes die bereits erwähnte Zwischenbemerkung in der Apokalypse sein (Offb.16;
15), nach der die Wiederkunft Christi für die Zeit zwischen der sechsten und siebten Zornesschale angekündigt und somit noch v o r dem Ausgießen der siebten Zornesschale erfolgen wird.Für die Endzeitgemeinde ist diese Ankündigung mit ganz erheblichen Konsequenzen verbunden; denn gleich wie die Kinder Israel alle Plagen, die Gott in seinem Zorn über Ägypten verhängt hatte, mit erleben mußten und erst nach der zehnten Plage das Land verlassen durften, ebenso wird auch die Endzeitgemeinde die Auswirkungen der ersten sechs Zornesschalen (Offb.16;
1-9) noch vor der Wiederkunft Christi hier auf Erden zu spüren bekommen. Vor allem sind es die globalen Umwelt- und Klimakatastrophen, die im Kern mit den ägyptischen Plagen vergleichbar sind und bereits seit dem Ende der 70er Jahre des 20.Jahrhunderts in einer bisher nie gekannten Anhäufung von schrecklichen «Jahrhundertkatastrophen» auftreten, so dass wir, wie es die nachfolgend beschriebenen Ereignisse im einzelnen anschaulich belegen, folglich davon ausgehen müssen, dass das Ausgießen der ersten sechs Zornesschalen bereits im vollen Gange ist:«Nun hörte ich eine laute Stimme aus dem Tempel den sieben Engeln zurufen: „Gehet hin und gießt die sieben Schalen des göttlichen Zornes auf die Erde aus!"
Da ging der erste Engel hin und goß seine Schale auf die Erde aus; da kamen schlimme und bösartige Geschwüre an die Menschen, die das Malzeichen des Tieres trugen und sein Bild anbeteten.»
Offb.16; 1-2.Das «böse und arge Geschwür» deutet in erster Linie offenbar auf die Immunschwäche «AIDS» hin, ein erstmals 1981 als eigenständiges Krankheitsbild beschriebenes erworbenes Immundefekt-Syndrom - eine Art Lustseuche, die nach der sogenannten «sexuellen Befreiung» völlig unerwartet und unvorbereitet über diese vom hemmungslosen Sittenverfall gekennzeichneten Welt hereingebrochen ist (Mt.24;
37).Durch den Zusammenbruch des Abwehrsystems führen Infektionen, die sonst recht harmlos verlaufen, zu schweren Entzündungen, Störungen des Stoffwechsels und zu Krebs, insbesondere zu dem sonst seltenen Kaposi-Sarkom, einer Hautkrebsart (= bösart. Tumor, sichtbar als entstellende Beulen und schwarze Geschwüre, Endstadium Aids).
Gefährdet waren zunächst vor allem «homo- und bisexuelle Männer» mit häufig wechselnden Partnern, sowie «Drogenabhängige» (durch verunreinigte Spritzen). Dann aber haben sich auch «normale Fremdgeher», wie z.B. Ehefrauen und Ehemänner bei risikoreichem Sex angesteckt.
In einigen US-Großstädten stammen die Hälfte der HIV-Positiven aus dem Kreis der Pärchen (Mann-Frau-Liebe = heterosexuell) (LN-Druck, Lübeck 1988).
Kaum noch zu überschauen - und noch weniger begreifbar - ist die globale Entwicklung der Aids-Epidemie. Weltweit sind vermutlich zehn Millionen Menschen, davon mehr als die Hälfte in Afrika, mit dem Virus infiziert. In 145 Ländern auf allen Kontinenten hat sich die Krankheit bereits eingenistet. Aids verschont weder nordamerikanische Indianer noch australische Ureinwohner. Es trifft Menschen in Papua-Neuguinea und auf der Insel Tonga ebenso wie in Peru oder Surinam. Auf eine Million schätzt man die Zahl der Infizierten in Brasilien, auf eine halbe Million in Mexiko und in der Karibik, auf 1,4 Millionen in den USA. Zunehmend verbreitet sich das Virus in den Slums der Dritten Welt und Amerikas (stern 16/1989).
«Aids in Süd-Afrika außer Kontrolle.
Im südlichen Afrika ist Aids UN-Experten zufolge "außer Kontrolle" geraten. Die Verbreitung der Seuche in Botswana, Namibia, Swasiland und Simbawne übertreffen selbst die "grauenerregendsten Alpträume", so der Chefepidemiologe von UNAids, Schwartländer. In diesen Staaten sind mehr als ein Viertel der Erwachsenen mit Aids infiziert.» (Sat.1 v.10.5.99)
Nach einer dpa-Meldung v.05.10.2000 heisst es: Aids ist nach Auffassung führender Forscher die schlimmste Epidemie seit der Pest. Entgegen einer weit verbreiteten Auffassung werde das Ausmaß der Immunschwäche-Krankheit im globalen Maßstab derzeit schlimmer statt besser, warnte der Mitentdecker der Aids-Viren, Prof.Robert Gallo, am Mitwoch bei einer Festveranstaltung im Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. ... "Aids ist immer noch sehr dynamisch und nicht vorhersagbar", sagte Gallo weiter. "Aids könnte sogar als die schlimmste Epidemie der Menscheitsgeschichte in die Bücher eingehen."
RKI-Direktor Prof. Reinhard Kurth rechnet in diesem Jahr mit 4,5 bis 5 Millionen Aids-Toten weltweit. "Damit ist Aids zusammen mit Malaria und Tuberkulose einer der größten Killer bei den Infektionskrankheiten überhaupt."
Die Tatsache aber, dass die «tödliche Immunschwäche AIDS» erstmals im Jahre 1979 aufgetreten ist und 1981 als eigenständiges Krankheitsbild beschrieben wurde, führt zu der unausweichlichen Schlußfolgerung, dass die Ausgießung der Zornesschalen bereits im Jahre 1979 begonnen hat, und es somit nur noch eine Frage von wenigen Jahren sein kann, bis die letzte der sieben Zornesschalen das Schicksal dieser Welt besiegeln wird.
Die Nordsee wird mit Giften aus einer der am dichtesten besiedelten und am stärksten industrialisierten Region der Erde nicht mehr fertig. Wenige Jahrzehnte haben genügt, um aus dem europäischen Meer die größte Kloake der Welt zu machen.
Appelle zur Rettung der Nordsee sind das einzige, woran es nie gemangelt hat. Den Meerestieren von einst haben sie nichts genutzt. An vielen Stellen beherrschen nur noch Quallen das verschmutzte Wasser. Die Nordsee stirbt. Die Katastrophe, vor der 21 Jahre lang gewarnt wurde, ist eingetreten. Der Artenreichtum von einst ist verschwunden, verdrängt oder erstickt. Weißer Sand vor 20 Jahren; heute überzieht ein Algenteppich den Grund (FS-Globus "Nordsee" v.26.6.88).
«Alarm aus Rom: Das Mittelmeer droht umzukippen. Niederschmetterndes Fazit eines Forschungsberichtes der Weltbank und der Europäischen Investitionsbank. Die Umweltschutzorganisation der Vereinten Nationen sagt warum: 430.000 Tonnen giftige Abwasser und Müll, 360.000 Tonnen Phosphate und 65.000 Tonnen Schwermetalle landen jährlich im Mittelmeer. Dazu kommen die Abwässer der privaten Haushalte und die Düngemittel und Pestizide der Landwirtschaft...» (ADAC-motorwelt 6/90).
Ein Drittel des Grundwassers in Deutschland ist nach Angaben der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) mit Pestizide belastet.
Die Organisation berief sich am Donnerstag in Frankreich auf den ersten gemeinsamen Pflanzenschutzbericht der Länder. Danach sind die Flüsse Rhein, Main und Weser besorgniserregend hoch belastet. Die Versorgung mit sauberen Trinkwasser sei ernsthaft bedroht.
Die Landwirtschaft erweist sich als die größte Giftschleuder - im wahrsten Sinne des Wortes.
Eine Greenpeace-Studie: „Die Industrialisierung der landwirtschaftlichen Produktion hat zu einer unvorstellbaren Verschmutzung des Bodens und des Grundwassers mit Agrargiften geführt.
Mehr als die Hälfte der Flüsse sind weltweit verschmutzt. Dies geht aus einem Bericht der Welt-Wasser-Kommision hervor.
Besonders stark verschmutzte Flüsse sind dem Bericht zufolge u.a. der Gelbe Fluß in China, der Colorado in den USA, der Nil in Ägypten und die Wolga in Russland. (3sat Text v. 30.11.99).
«Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat fünf Jahre nach dem Umweltgipfel von Rio eine düstere Bilanz gezogen. Weltweit hätten sich die Luftverschmutzung verstärkt, die Wasserqualität verschlechtert und die Verödung der Böden zugenommen, sagte WHO-Mitglied Kreisel in Genf. Jede vierte vermeidbare Krankheit geht demnach auf die weltweite Umweltzerstörung zurück. Besonders betroffen seien Kinder in den armen Ländern. Jedes fünfte von ihnen sterbe dort vor seinem fünften Lebensjahr als Folge der schlechten Umweltbedingungen.»
Jelzin: «Die bittere Wahrheit». Russland steht vor einer ökologischen Katastrophe. Ein Sechstel des Bodens ist verseucht, drei Viertel der Bevölkerung müssen stark verschmutzte Luft einatmen und die Hälfte des Leitungswassers ist stark belastet. Das ermittelten Experten für einen Bericht an Präsident Jelzin. (Sat.1 v. 9.10.1992)
„Weltweit sind drei Milliarden Menschen von Wasserknappheit bedroht. Jedes Jahr sterben 30 Millionen Menschen durch verseuchtes Wasser". (ARD v.05.05.94)
«Hierauf goß der vierte Engel seine Schale auf die Sonne aus; da wurde ihr (die Kraft) verliehen, die Menschen mit Feuer zu versengen. So wurden denn die Menschen von gewaltiger Glut versengt, lästerten aber trotzdem den Namen Gottes, der die Macht über diese Plagen hat, und bekehrten sich nicht dazu, ihm die Ehre zu geben.»
- Offb. 16; 8-9.«Seit den 70er Jahren zerfällt die Ozonschicht. 60 Jahre lang wurde das „Wundergas" Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) als Treibgas in Sprühdosen, als Kühlmittel und zum Aufschäumen von Kunststoffen benutzt. Niemand ahnte, was die ungiftige, schwer entflammbare geruch- und farblose „Superchemikalie" in der Stratosphäre anrichtet. Schon Anfang der siebziger Jahre muß es - von niemandem bemerkt - zu einer Ausdünnung der Ozonschicht über dem Südpol gekommen sein. 1985 sprach die Wissenschaft von einem Ozonloch, das mit Forschungsballons in Kiruna (Schweden) gemessen wurde. 1987 einigten sich 46 Länder in Montreal darauf, die FCKW-Produktion bis zur Jahrtausendwende zu halbieren. Das Ozonloch wuchs ungehindert weiter - ist über der Antarktis so groß wie Nordamerika (23 Millionen qkm).
…Bisher hatten Wissenschaftler das Ozonloch einzig über dem Südpol ausgemacht. Jetzt ist der Schutzschild auch über Europa zerrissen. Ein Loch von Tausenden Kilometer Durchmesser klafft über unseren Köpfen. Betroffen sind Länder wie Norwegen, Schweden, England, Dänemark - und auch Deutschland. Bis zu 45 Prozent, errechneten die Forscher, haben die Ozonwerte in diesem Bereich abgenommen. Im gleichen Maße hat das Bombardement der lebensbedrohlichen UV-B-Strahlen zugenommen.
Alarmierende Meldungen, die Wissenschaftler zu düsteren Prognosen verleiten: „Wenn der Ozonverlust im dichtbesiedelten Norden anhält und wir auf Verhältnisse zusteuern, wie sie am Südpol herrschen, dann Gnade uns Gott", sagt Professor Dr. Reinhard Zellner (51), Inhaber des Lehrstuhls für Physikaliche Chemie an der Universität Essen und Leiter des deutschen Ozon-Forschungsprogrammes. Im Klartext: Die Katastrophe fängt erst an.
Vor den Folgen warnen die Experten seit Jahren. Die tödliche UV-B-Strahlung, vor der uns die Ozonschicht schützt, trifft mit voller Wucht auf die Erde. Bei Menschen lösen die Strahlen Hautkrebs aus, schwächen das Immunsystem und schädigen die Augen. Sie zerstören Eiweißstrukturen, bei Pflanzen hemmen sie das Wachstum. „Das kann unsere Nahrungsmittelversorgung weltweit extrem verschlechtern", so Zellner. Missernten ungeahnten Ausmaßes drohen, Hungersnöte nehmen dramatisch zu. Außerdem kurbeln UV-B-Strahlen den Treibhauseffekt an, der unser Weltklima verändert. Die Strahlung tötet Meeresplankton ab. Professor Zellner: „Diese winzigen Partikel im Meer sind weltweit die größten Vernichter von Kohlendioxid (C02)." Stirbt das Meeresplankton, erhöht sich der CO2-Gehalt (Abgase von Industrie und Autos) drastisch, der Mensch wird vergiftet.
Die Folge: Der Treibhauseffekt verwandelt unseren Planeten in einen Wetter-Hexenkessel. Gewaltige Stürme werden die Erde verwüsten. Steigende Temperaturen führen zum Abschmelzen der Polkappen und zum Anstieg der Weltmeere. Länder wie die Niederlande, Pakistan und Inselstaaten sind dem Untergang geweiht. Flache Küstenregionen wie Norddeutschland werden unbewohnbar…
Über 20 Millionen Tonnen FCKW wurden bisher schon in die Luft geblasen. In 30 Kilometer Höhe, in der Stratosphäre, beginnt das aggressive Chlor (als C im FCKW gebunden) die Ozon-Moleküle zu zerstören. Ein einziges Chlor-Atom kann viele tausend Ozonmoleküle vernichten, die Schutzschicht auflösen.
Diese Schicht wird nach Meinung von Professor Zellner in den nächsten Jahren dramatisch abnehmen: „Das Ozonloch wird größer, die maximale Ausdehnung ist längst noch nicht erreicht." Der Grund ist einleuchtend: „Der Höhepunkt der Chlor-Konzentration dort oben wird von uns Wissenschaftlern etwa im Jahr 2005 erwartet", sagt Professor Zellner. „Die FCKWs lassen sich Zeit mit dem Aufstieg in die Stratosphäre, brauchen zwischen 10 und 30 Jahre, bis sie dort oben ankommen und aktiv werden." Das heißt: Die meisten Ozonkiller werden in der Stratosphäre noch erwartet.» (Bild v.1.9.96).
Einige negative Folgen der Erwärmung der Erdatmosphäre sind nach Einschätzung des Umweltforschungsinstituts Worldwatch mit keiner Gegenmaßnahmen mehr zu verhindern: «Es ist schon zu spät!», heißt es im jüngsten Worldwatch-Bericht.
Allein die bisherige Kohlendioxyd-Verschmutzung der Atmosphäre mache eine Erwärmung um 1° Celsius unausweichlich - genug, um größere biologische Störungen weltweit zu verursachen. Betroffen sind Tiere, Pflanzen, Wälder und Feuchtgebiete (Sat.1-Text v. 26.4.92).
«Gewarnt wird täglich: Killer-Hitze in Amerika und Südeuropa. Heftige Unwetter auch bei uns. Ganze Landstriche unter Wasser. Verheerende Orkane. Ein rapides Schmelzen des Polareises. Immer öfter Ozonalarm - Folge der Klimakatastrophe…
Verwüstung - Hurrikans, Taifune und Tornados: Folge der Klimaveränderung. Die Windgeschwindigkeit rund um den Globus hat sich drastisch erhöht und nimmt weiter zu. Mit über 250 Kilometer pro Stunde verwüstet der Hurrikan Andrew am 24.8.1992 Florida und die Bermudas. 20 Milliarden Dollar Schaden. Zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Tote und Verletzte.
In China ertrinken bei einer Überschwemmungskatastrophe am 7.7.1995 1200 Menschen. 26.000 werden verletzt, mehr als 900.000 Häuser zerstört.
Die Situation in Deutschland: Von 1880 bis 1977 trat der Rhein viermal über seine Ufer. Seit 1977 gibt es „Jahrhunderthochwasser" etwa alle zwei Jahre.
Dürren - In 99 Ländern der Erde entstehen Wüsten. Dadurch ist die Existenz von 900 Millionen Menschen bedroht; vor allem in den trockenen Regionen Afrikas und Asien… In 20 Jahren wird ein Drittel der Erdoberfläche Wüste sein.».
Warnsignale aus der Arktis: In weiten Teilen Alaskas, Nordwestkanadas und Sibirien heizt sich das Klima auf. Ganze Landstriche verändern ihr Gesicht: Gletscher schwinden, Wälder sterben, der Permafrostboden taut auf. Erster Akt des globalen Klimawandels durch den Treibhauseffekt?
…Ungewöhnlich hohe Temperaturen messen die Meteorologen in Alaska - wie auch im Nordwesten Kanadas und in weiten Teilen Sibiriens - nicht erst seit diesem Sommer. Seit 1960 klettert das Thermometer dort von Jahr zu Jahr um bis zu 0,75 Grad Celsius pro Dekade. Die Erwärmung der Arktis übertrifft damit den von Umweltschützern seit langem angeprangerten globalen Temperaturanstieg um das Dreifache. „Das entspricht genau den Modellrechnungen der Klimaforscher", warnt Kevin Jardine von Greenpeace Kanada, „in der Arktis beobachten wir die bislang dramatischste Auswirkung des Treibhauseffekts." (DER SPIEGEL 34/1997)
In der Antarktis kippt das Klima! Nach einer ZDF-Dokumentation (20.11.97) "Wo die Eisberge schmelzen" steigt die Temperatur auf der antarktischen Halbinsel doppelt so schnell, wie auf dem Rest unseres Planeten. Eine Eisscholle von der Größe halb Deutschlands zerfällt. Ein Zeichen für einen Klimawechsel. In den letzten 50 Jahren ist die Temperatur um 2½° angestiegen, vergleichsweise mit nur 1° weltweit im gleichen Zeitraum. 1° Unterschied entscheidet darüber, ob das Eis Eis bleibt, oder wieder Ozean wird. Seit 1945 schwand das Schelfeis etwa 1 Km pro Jahr. Jetzt plötzlich verlieren wir als Folge des Klimaanstieges 15 Km. In fünf Jahren wird die Hälfte des Schelfeises schmelzen. Forscher fürchten, dass die Weltmeere bis zu sechs Meter steigen, wenn die Eisfelder weiter schmelzen. Wenn alles Eis der Antarktis schmilzt, steigen die Meeresspiegel um 60 Meter.
Alarmsignal: Riesen-Ozonloch über Russland: Über Russland haben Wissenschaftler das "größte Ozonloch in der Geschichte der Menschheit" entdeckt, meldet die Zeitung "Obschtschaja Gasjeta". Es hat eine Größe von 15 Mio. Quadratkilometern. Zwei Drittel des größten Landes der Erde sind damit fast ungeschützt vor den Ultraviolett-Strahlen.
Das Zentrum des Ozonlochs liegt über der zentralsibirischen Eismeer-Stadt Tixi. Dort ist die Ozonschicht um 37% ausgedünnt. Im Westen reicht es bereits bis zur Kola-Halbinsel an der Grenze zu Norwegen. (Sat. 1 Text v. 29.4.1997).
Klimazonen in Gefahr? Globale Erwärmung zeigt Wirkung, Wissenschaftler des Potsdamer Institutsfür Klimaforschung stellen in neuesten Forschungsergebnissen fest, dass sich seit 1995 die Klimazonen deutlich verschoben, Temperatur und Niederschläge regional dramatisch verändert haben. Was Experten bislang für etwa 2050 vorausgesagt hatten, ist schon passiert. Besonders empfindlich trifft es die semiariden Gebiete (Halbwüsten). Hier regnet es fast nicht mehr. So breiten sich die Wüsten im Süden Afrikas täglich um etwa 100 Quadratkilometer aus. In den Tundrengebieten Nordamerikas und Rußlands taut der Permafrostboden auf. Und auch Europa ist betroffen - Gebiete des westlichen Mittelmeeres in Spanien, Italien, Griechenland. Auch in Deutschland zeigen sich Veränderungen immer drastischer. (ARD-Globus, Sendung v. 29.11.2000)
Die täglichen Schreckensmeldungen in den Medien belegen in eindrucksvoller Weise, dass bereits vier der sieben Zornesschalen auf die Erde ausgegossen wurden, dort unermesslichen Schaden angerichtet haben und auch weiterhin anrichten werden. Drei weitere folgen nun. Doch im Gegensatz zu den vier ersten Zornesschalen wirken sich diese vorwiegend auf die Weltpolitik aus. Johannes berichtet:
«Der fünfte Engel goß seine Schale aus auf den Thron des Tieres; und sein Reich wurde verfinstert, und sie zerbissen sich ihre Zungen vor der Qual, und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Qualen und wegen ihrer Geschwüre, und sie bekehrten sich nicht von ihren Werken.» -
Offb.16; 10-11.Das Tier, auf dessen «Thron die fünfte Zornesschale» ausgegossen wurde, ist uns aus der aktuellen Geschichtsanalyse bekannt. Es ist identisch mit dem «siebenköpfigen Tier, das Johannes aus dem Meere heraufkommen sah» (Offb.13).
Zunächst war es nach dem Ersten Weltkriege als «Völkerbund», aus dem ‹Völkermeer› heraufgestiegen. Nachdem aber der Völkerbund die in ihn gesetzten Erwartungen, «den Weltfrieden zu bewahren», nicht erfüllen konnte, und 20 Staaten aus der Organisation ausgeschieden waren, versank er bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im «Abgrund», um dann aber, am Ende des Krieges, als die «Vereinten Nationen» die Weltbühne wieder zu betreten.
Angesichts dieser Darlegung dürfte es wohl kaum Schwierigkeiten bereiten, in dem «Thron des Tieres» die Vollversammlung der Vereinten Nationen zu erkennen - ein Weltforum, in dem fast alle Staaten der Erde Sitz und Stimme haben; natürlich auch die osteuropäischen Völker, die sich unter der Führung der UdSSR zum ‹Warschauer-Pakt› zusammengeschlossen hatten und nun vom Zusammenbruch des Sowjetimperiums gleichermaßen betroffen sind.
Wie konkret sich inzwischen die geschichtlichen Voraussagen der Apokalypse durch die dramatischen Vorgänge der neuesten Geschichte Europas erfüllt haben, das Weltforum der UNO von der rasanten und völlig unerwarteten Entwicklung der weltpolitischen Ereignisse überrascht wurde, und wie die kommunistischen Machthaber der ehemaligen Ostblockstaaten, deren Reich plötzlich durch den Sturm der Veränderungen «verfinstert wurde, sich vor Qual ihre Zungen zerbeißen», das belegen in eindrucksvoller Weise folgende Leitartikel in der Tagespresse.
In der Frankfurter Rundschau vom 21.8.1989 lesen wir:
«Die Welt wird in diesen Tagen Zeuge eines der dramatischsten Vorgänge der neuesten Geschichte Europas. In einem vor kurzem noch für undenkbar gehaltenen Tempo zerbröckelt eine Staatenformation, die sich selbst jahrzehntelang als monolithische, in gesetzmäßigem Einklang mit der Zukunft stehenden Einheit verstand: der «Ostblock» oder das «sozialistische Lager» zerfällt. Sicher ist es nicht übertrieben zu sagen, dass diese Zerfallserscheinungen auch das Ende jener Ideologie bedeuten, die im Reich des «realen Sozialismus» als einziges Glaubensbekenntnis zugelassen war.»
In der Süddeutschen Zeitung vom 21.9.1989 «Eine Weltanschauung dankt ab» schreibt Christian Schütze:
«..Wie mag es den Mitgliedern des Zentralkomitees der polnischen kommunistischen Arbeiterpartei zumute gewesen sein, als sie zähneknirschend nach langer Debatte die Zustimmung zu Jaruzelskis Vorschlag gaben, ein katholischer Publizist und prominenter Gegner des Kommunismus solle hinfort die Regierung führen? ...in der Volksrepublik Polen weiß der kommunistische Staatspräsident keinen anderen Rat mehr, als einen überzeugten Katholiken zum Regierungschef vorzuschlagen...
Doch der Abschied der kommunistischen Parteien von ihrer selbstverliehenen Führungsrolle hat angesichts ihres Versagens in dieser Rolle dramatisch an Tempo gewonnen; er ist nicht mehr umkehrbar. Wenn später einmal darüber nachgedacht wird, was wohl das wichtigste Ereignis der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen sei, wird man nicht an die Mondlandung denken, sondern an den Niedergang einer militanten Ideologie, die einmal dicht vor der Eroberung der Welt zu stehen schien.»
Offensichtlich ist, wie es der Stern-Autor Heinrich Jaenecke in seinem Bericht vom 2.2.1992: «Bilanz eines aufregenden Jahres» klar und deutlich zum Ausdruck bringt, auch die westliche Welt von den Folgen der «fünften Zornesschale» nicht verschont geblieben:
«Der Sturm der Veränderungen, der die Welt erfasst hat, macht vor keiner Grenze halt. Nichts ist mehr, wie es gewesen war, nichts wird morgen noch so sein, wie es heute ist. Von «Krise» zu sprechen, wäre eine Beschönigung: Wir sind mitten drin in einem globalen Umbruch, und niemand kann sagen, wohin das führt und wo es endet. Sicher ist nur eines: Das Rad der Entwicklung dreht sich mit hoher Geschwindigkeit, und die Geschwindigkeit nimmt weiter zu...
Wir glaubten damals, was wir erlebten, wäre ein Ende - das Ende von Teilung, Bedrohung und Konfrontation, das Ende jedenfalls einer Abnormität. Doch in Wirklichkeit war es ein Anfang: der Anfang einer Auflösung. Der Auflösung von Strukturen und Sicherheiten, in denen wir lebten und dachten, unbequeme Sicherheiten womöglich, aber immerhin Sicherheiten. Das ist unwiderruflich dahin. Teilung, Bedrohung und Konfrontation sind geblieben, nur in anderer Form. Wir sind in eine Ära des Zerfalls eingetreten. Das Epizentrum des Bebens liegt im Osten. Vor unseren Augen spielt sich ein Drama ab, für das es in der europäischen Geschichte keine Parallele gibt: die Auflösung eines Weltreichs und seiner tragenden Ideologie, ohne äußere Gewalteinwirkung, bislang ohne innere Aufstände, nicht im Verlauf von Generationen oder Jahrzehnten, sondern in einer einzigen Weltsekunde. Wie vom Blitz getroffen stürzte zusammen, was vorgab, für die Ewigkeit, für die Menschheitszukunft geschaffen zu sein - eine Implosion, die den ganzen Erdball in Mitleidenschaft zieht...
Der Zerfall des größten Staates der Welt lässt den Sieger schaudern, weil daraus nichts anderes entstehen kann als Chaos und eine endlose Kette unbeherrschbarer Konflikte, von der Zerrüttung der Weltwirtschaft ganz abgesehen. Amerika fröstelt, denn es spürt die Symptome des Zerfalls am eigenen Leibe.»
Auf die fünfte Zornesschale, die das ‹Reich des Bösen› verfinstert und zu dramatischen Veränderungen in der Welt geführt hat, folgt nun die vorletzte der sieben Zornesschalen, «mit denen Gottes Zorn vollendet ist». Sie wurde auf den großen irakischen Strom Euphrat ausgegossen und löste die grauenvollen kriegerischen Ereignisse am Golf aus, die zuvor durch zwei Posaunen bzw Trompeten (siehe Anhang 1a) angekündigt worden waren:
• Die Invasion Kuwaits von der fünften Posaune;
• Der nachfolgende Golfkrieg von der sechsten Posaune .
Die Invasion Kuwaits, oder das erste Wehe.
«Und der fünfte Engel blies seine Posaune; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm wurde der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben. Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf, und es stieg auf ein Rauch aus dem Brunnen wie der Rauch eines großen Ofens, und wurde verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen wurde Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben.»
- Offb.9; 1-3.Um seine im lran-Krieg geleerten Kassen zu füllen, überfiel Saddam Hussein den reichen Nachbarn und Glaubensbruder Kuwait. «Fünf Monate lang» terrorisierte seine aufgeputschte Soldateska die Bevölkerung, plünderte das Scheichtum restlos aus und verwandelte ohne Rücksicht auf die katastrophalen ökologischen Folgen die Ölfelder Kuwaits in ein flammendes lnferno, so dass noch für Monate «der Rauch aus dem Schlunde des Abgrundes» die Luft verpestet, das Land verseucht und die Sonne verfinstert hat (Offb.9;
21).Johannes vergleicht die marodierende lnvasionsarmee mit einer Heuschreckenplage. Im Gegensatz zu normalen Heuschrecken aber durften die ‹irakischen Heuschrecken›:
«denen Macht gegeben war, wie sonst die Skorpione sie auf Erden besitzen, weder dem Gras der Erde, noch allem Grün, noch den Bäumen Schaden zufügen, sondern allein den Menschen, die nicht das Siegel Gottes auf ihrer Stirn tragen.
Außerdem hatten sie Weisung, die Menschen nicht zu töten, sondern sie fünf Monate lang zu quälen; und die Art der Qual, die sie verursachen, soll wie die eines Skorpions sein, wenn er einen Menschen sticht.»
- Offb.9; 4-5.
Die Zeitangabe von «fünf Monaten» entspricht im übrigen genau der Lebensdauer von normalen Heuschrecken, die in den Monaten Mai bis September in großen Schwärmen auftreten, in fruchtbare Gebiete einfallen und ganze Landstriche kahlfressen.
Es ist schon faszinierend, mit erleben zu können, wie sich die biblischen Weissagungen geschichtlich erfüllen. So gab es, wie wir dem nachfolgenden Invasionsbericht entnehmen können, bei der Besetzung Kuwaits kaum nennenswerte menschliche Verluste. Auch wurde weder dem Gras der Erde, noch allem Grün, noch den Bäumen Schaden zugefügt, sondern allein den Menschen, die «fünf Monate lang» von Saddam Hussein grausam gequält wurden:
«Als am Morgen des 2. August um zwei Uhr früh irakische Panzer die kuwaitische Grenze überquerten, waren nur zwei Bataillone davon voll bewaffnet. Diese 24 Panzer waren voll mit panzerbrechenden Geschossen, Splitterbomben, Maschinengewehrmunition, Ersatzteilen und Treibstoff ausgerüstet; der Rest fuhr unter minimaler Beladung, und einige führten nicht einmal Munition mit. So konnten die leichtbeladenen Gefährte sich mit einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern auf Kuwait City zu bewegen und den schwerer bewaffneten Panzern die Aufgabe überlassen, eventuellen Widerstand zu brechen. Es gab keinen Widerstand. Wie erwartet leisteten die kuwaitischen Streitkräfte an der Grenze überhaupt keinen Widerstand, und erst als die lraker Kuwait City erreicht hatten, versuchten ein paar tapfere Verteidiger, sie aufzuhalten. Das Ergebnis war katastrophal. Weder die kuwaitische Luftwaffe noch die Marine spielten irgendeine Rolle. Die besten Piloten der Luftwaffe (und sehr viele waren es nicht) fuhren zum Stützpunkt und starteten ihre Maschinen. Wohl von mehr Klugheit als vom Heldenmut beseelt, flogen sie nach Saudi-Arabien, um sich auf einen Gegenschlag vorzubereiten.
Die winzige Marine des Landes war überhaupt nicht beteiligt. Die etwa zwanzig Patrouillenboote, aus denen sie bestand, dienten dazu, Kuwait vor Schmugglern zu schützen (…) Also blieb die Marine im Hafen, die Luftwaffe flog fort, und die Armee leistete allenfalls symbolischen Widerstand. Alles lief, wie die lraker es geplant hatten…
Scheich Fahd war der einzige Held bei der Angelegenheit. Als die ersten lraker ankamen, stand er mit ein paar Angehörigen der Garde auf der obersten Stufe der Palasttreppe und versperrte ihnen mit gezogener Pistole den Weg. Einer der lraker erschoss ihn im Vorübergehen…
In der Stadt selbst kam es zu vereinzelten Tapferkeitsbeweisen, und einige Armee-Einheiten leisteten energischen Widerstand, bevor sie von der überlegenen Feuerkraft der lraker niedergemäht wurden. Aber nach sieben Stunden war alles vorbei. Kuwait war vollständig von den lnvasoren besetzt, die Regierung verschwunden, der bewaffnete Widerstand eingestellt und der Flughafen geschlossen.» ("Saddams Krieg" Rowohlt Verlag GmbH, Reinbeck b. Hbg. 1991, S.171-173).
Im Bericht des Johannes heißt es dann weiter:
«In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, ihn aber nicht finden: sie werden sich danach sehnen zu sterben, aber der Tod flieht vor ihnen.»
- Offb.9; 6.Wer die schrecklichen Ereignisse um Kuwait mit verfolgt hat, weiß welch brutalem Terror die Menschen dort «fünf Monate lang» ausgesetzt waren.
Vor allem sind es nordamerikanische und europäische Staatsbürger gewesen, die unter dem Psychoterror Saddam Husseins zu leiden hatten. Sie wurden als Geiseln und lebende Schutzschilde für die irakischen Chemie-, Munitions- und Militärstellungen benutzt und in einer wahren Odyssee von einer strategischen Stellung zur anderen verschleppt. Betroffene erklärten später: «Das Schlimmste ist die Unsicherheit gewesen. Wann hat dieses Warten endlich ein Ende? Du hast das Gefühl, sie haben dich vergessen. Wie lange lebst du noch? Und wozu?…». Ein junger Mann, dessen Geisel-Quartier in der alten DDR-Botschaft ist, warnt die Deutschen daheim (…) sie sollten die Belastbarkeit der Geiseln nicht Überschätzen. Egal, ob sie in einer Wohnung, in einer Hotelzelle oder - verschleppt als "Schutzschild" - an einem isolierten Ort hausen. Einige sind mit den Nerven am Ende, sagte er. Und mit jedem Tag werden es mehr. "Wenn wir Weihnachten noch hier sind, wird es Selbstmorde geben." (stern).
Dem massiven Druck der Weltöffentlichkeit und der Intervention namhafter Politiker, die sich persönlich bei Saddam Hussein für die sofortige Freilassung der Geiseln eingesetzt hatten, war es schließlich zu verdanken, dass alle Geiseln noch vor Ausbruch des Golfkrieges frei kamen und das Krisengebiet verlassen konnten.
«Das erste Wehe ist vorüber; siehe es kommen noch zwei Wehe danach.» -
Der Golfkrieg, oder das zweite Wehe:
«Nun stieß der sechste Engel in die Posaune; und ich hörte eine Stimme aus den vier Ecken des goldenen Altars vor Gott, die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Lass los die vier Engel, die gebunden sind am großen Strom Euphrat.
Und es wurden losgelassen die vier Engel, die bereit waren für die Stunde und den Tag und den Monat und das Jahr, zu töten den dritten Teil der Menschen. Und die Zahl des reitenden Heeres war vieltausendmal tausend; ich hörte ihre Zahl»
- Offb.9; 13-16.Während das erste Wehe auf fünf Monate begrenzt war, gibt es für das zweite Wehe keine entsprechenden Angaben. Allerdings werden Anfang und Ende des zweiten Wehes von zwei ganz konkreten geschichtlichen Ereignissen bestimmt: Es beginnt mit dem Ausbruch des Golfkrieges am 17.1.1991 - ein Zeitpunkt, der in der UNO-Resolution «genau auf die Stunde und den Tag und den Monat und das Jahr» festgelegt war. Und es endet mit einem «großen Erdbeben», das die Welt in ihren Grundfesten zutiefst erschüttern wird.
Die Länge des zweiten Wehes hängt allerdings nicht vom Ende des Golfkrieges bzw. der Nahostkrise ab, sondern es wird vor allem bestimmt vom Wirken «zweier Endzeitpropheten», die im göttlichen Auftrage «zwölfhundertsechzig Tage lang weissagen werden». Erst wenn sie mit ihrem Zeugnis zum Abschluss gekommen sind, und «von dem Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, im Streit überwunden und getötet wurden», dann ist die Zeit gekommen, dass auch das «zweite Wehe» vorüber geht. (Offb.11).
Die Anzahl der Soldaten, die am «zweiten Wehe» beteiligt sind, wird in der Apokalypse mit vieltausendmal tausend angegeben (Luther); eine Zahlenangabe, die Spielraum für Spekulationen von zwei Millionen an aufwärts lässt und in einigen Bibelübersetzungen sogar mit zweihundert Millionen Soldaten interpretiert wird.
Die Gesamtstärke der am Golfkrieg beteiligten Armeen lag bei etwa zwei Millionen Soldaten. Doch da das zweite Wehe mit dem Ende des Golfkrieg noch nicht beendet ist, zumal die «zwei Zeugen Gottes» noch nicht offen hervorgetreten sind, ist es kaum möglich, die Anzahl der Soldaten auch nur annähernd zu beziffern.
Dasselbe gilt natürlich auch für den dritten Teil der Menschen, die während des zweiten Wehes durch Feuer, Rauch und Schwefel, die aus dem Löwenmaul der mit feuerroten, schwefelgelben und hyazinthblauen Panzern bekleideten Rösser kommen, getötet werden (Offb.9;
18).„In Irak sind nach Darstellung der Regierung durch Golfkrieg, Embargo und militärische Strafaktionen in den letzten acht Jahren über 1,8 Mio. Menschen ums Leben gekommen, darunter fast ein Viertel Kinder unter fünf Jahren.
Etwa 430'000 Kinder seien Opfer dieser Politik geworden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur INA unter Berufung auf Gesundheitsminister Umid Midhat Mubarak. Die Kindersterblichkeit habe sich seit 1990 vervierfacht. Auf 1000 Geburten seien damals 24 Todesfälle gekommen, heute 98.
Der Minister nannte diese Zahlen aus Anlass des achten Jahrestags des Kriegsbeginns am 17. Januar 1991." (3sat Text 17.1.99)
Im weiteren Verlauf der Apokalypse sah Johannes dann noch, wie nach dem Ausgießen der sechsten Zornesschale
In biblischer Zeit war es der Perserkönig Kyros, der vom «Aufgang der Sonne» kam. Er legte den Euphrat trocken, eroberte Babylon und befreite die Juden nach 70 Jahren aus der "Babylonischen Gefangenschaft" (Esra 1; Jes.41;
25; 45; 1; Jer.25; 11-12; 29; 10).Gemäß der Nabonidus-Chronik betraten am 16. Tage des Monats Tischri (12. Oktober 539 v.Chr.) Ugbaru, der Statthalter von Gutium, und die Armee des Kyros Babylon ohne Kampf. Dazu hatten sie, wie Herodot berichtet (1.189-191), den Euphrat umgeleitet und waren in einem Überraschungsangriff durch das trockene FIußbett in die Stadt eingedrungen. Siebzehn Tage später betrat Kyros selbst die Stadt und setzte Gubaru als Statthalter von Babylon und der Region jenseits des Stromes ein.
Nach dem Exkurs in die Geschichte Persiens stehen wir nun vor dem schwierigen Problem herauszufinden, wer der gegenbildliche Kyros ist, der in der Zeit des Endes sinnbildlich den Euphrat trockengelegt und «den Königen vom Aufgang der Sonne den Weg bereitet hat»? Sicherlich keine leichte Aufgabe, zumal wir sie nur im übertragenen Sinne lösen können. Aber angesichts der dramatischen Veränderungen in der Welt, die durch den raschen Zerfall des Ostblocks eingeleitet wurden, und die für die Weltgeschichte von entscheidender Bedeutung sind, kommt als «gegenbildlicher Kyros» unverkennbar nur der ehemalige Präsident der UdSSR, Michael Gorbatschow, in Frage; denn gleichwie Kyros den Euphrat trockenlegte und das für uneinnehmbar gehaltene Babylon eroberte, ebenso hat auch Michail Gorbatschow als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU den für unüberwindlich gehaltenen "Sumpf der marxistisch-leninistischen Ideologie ausgetrocknet". In kaum sieben Amtsjahren hat er nicht nur Lenins Staat zerschlagen, der Russland samt seinen Nachbarn über Generationen terrorisierte, halb Europa eroberte und die ganze Welt bedrohte, sondern durch seine Politik von Glasnost und Perestroika und vor allem durch seine Nichteinmischungspolitik während der Kuwait-Krise und des Golfkrieges setzte er die Kettenreaktion der Befreiung in Gang, die über Osteuropa hinwegfegte. Zudem befreit er alle Bürger zwischen Elbe und Stillem Ozean aus einem monströsen Gulag. Und durch die Auflösung des Warschauer Paktes ebnete er den Ostblockstaaten den Weg, den real existierenden Sozialismus abzuschütteln und sich demokratischen Regierungsformen zuzuwenden. (Der Spiegel)
Und wie seinerzeit Kyros durch einen Erlaß den Juden nach 70 Jahren babylonischer Gefangenschaft ihre Freiheit wiedergab, ebenso hat auch Gorbatschow durch die Aufhebung des Leninschen Dekrets «vom staatlich verordneten Atheismus» nach 70 Jahren den Christen in der UdSSR - und damit auch im gesamten Ostblock - ihre Religionsfreiheit wiedergegeben. In seinem Referat auf der XlX. Unionskonferenz der KPdSU erklärte er: «Ich möchte auch ein solches prinzipielles Problem wie die Gewissensfreiheit berühren. Ihm wird heute im Zusammenhang mit dem 1000jährigen Bestehen des Christentums in Russland erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Wir machen aus unserer Einstellung zur religiösen Weltanschauung als nichtmaterialistisch und unwissenschaftlich kein Hehl. Doch dies ist kein Grund für ein geringschätziges Verhalten gegenüber der geistigen Welt der gläubigen Menschen und erst recht nicht für die Anwendung von administrativem Druck - welcher Art er auch sein mag - zur Durchsetzung materialistischer Anschauungen. Das vor siebzig Jahren angenommene Leninsche Dekret über die Trennung von Staat und Kirche sowie Schule und Kirche hat neue Grundlagen für die Beziehungen zwischen ihnen geschaffen… Alle Gläubigen, unabhängig davon, zu welcher Religion sie sich bekennen, sind vollberechtigte Bürger der UdSSR.» ("Michail Gorbatschow" Gondrom Verlag, Bindlach 1989)
13-14.«Und ich sah aus dem Munde des Drachen und aus dem Munde des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister gehen gleich den Fröschen; denn es sind Geister der Teufel, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen auf dem ganzen Kreis der Welt, sie zu versammeln in den Streit auf jenen großen Tag Gottes, des Allmächtigen.»
Offb. 16;
Nachdem nun Gorbatschow als gegenbildlicher Kyros den Völkern des Ostblocks den Weg aus dem sozialistischen Lager geebnet hatte, und selbst der Golfkrieg die Hoffnung auf ein Ende der langwährenden Rivalität zwischen Ost und West sowie auf eine bevorstehende neue Weltordnung nicht trüben konnte, waren sowohl George Bush, wie auch Michail Gorbatschow voller Zuversicht, aus eigener Machtvollkommenheit den lang ersehnten dauerhaften Frieden und eine neue Weltordnung schaffen zu können.
Um einer "neuen Weltordnung" willen, so Präsident George Bush bei der Eröffnung der Madrider Nahostkonferenz, zogen die USA für Kuwaits Ölscheichs in den Krieg gegen lraks blutrünstigen Agressor Saddam Hussein.
Und in dem Bericht zur Lage der Nationen betonte George Bush am 29. Januar 1991: "Zum erstenmal seit dem Zweiten Weltkrieg ist die internationale Gemeinschaft geeint. Die führende Rolle der Vereinten Nationen, einst nur ein erhofftes Ideal, bestätigt heute die Vision ihrer Gründer… Die Welt kann daher diese Gelegenheit nutzen, die lange versprochene neue Weltordnung zu verwirklichen."
Auf dem Gipfeltreffen in Washington erklärte im Mai 1990 Michail Gorbatschow zudem noch euphorisch: "Die Menschen der heutigen Generation auf der Erde können Zeitgenossen des Beginns einer unumkehrbar friedlichen Periode in der Geschichte der Zivilisation werden."
Weil die weltpolitische Führung aber das helle Licht des Evangeliums nicht erkennen kann, zumal der Gott dieser Welt ihren Sinn verblendet hat (2. Kor.4;
4), ist ihr vom naturwissenschaftlichen Materialismus geprägte Vorhaben, eine neue Weltordnung des Friedens und der Wohlfahrt ohne Gott und Christus zu schaffen, nach den Worten des Psalmisten schon im vorhinein zum Scheitern verurteilt:«Was soll das Toben der Völker und das eitle Sinnen der Völkerschaften? Die Könige der Erde rotten sich zusammen, und die Fürsten halten Rat miteinander gegen den Herrn und den von ihm Gesalbten: „Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Fesseln!"
Der im Himmel thront, der lacht, der Allherr spottet ihrer. Dann aber wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken in seinem lngrimm: „Habe ich doch meinen König eingesetzt auf dem Zion, meinem heiligen Berge!"
Lasst mich kundtun den Ratschluss des Herrn! Er hat zu mir gesagt: „Mein Sohn bist du; ich selbst habe heute dich gezeugt. Fordre von mir, so gebe ich dir die Völker zum Erbe und dir zum Besitz die Enden der Erde. Du sollst sie mit eiserner Keule zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschlagen!"
So nehmt denn Klugheit an, ihr Könige, laßt euch warnen, ihr Richter der Erde! Dienet dem Herrn mit Furcht und jubelt ihm zu mit Zittern! Huldigt dem Sohne, auf dass er nicht zürne und ihr zugrunde gehet auf eurem Wege! denn leicht entbrennt sein Zorn. Wohl allen, die bei ihm Zuflucht suchen!»
- Psalm 2.Dank der umfangreichen Erkenntnisse, die wir inzwischen auf Grund aller in Frage kommenden biblischen Fakten zusammengetragen haben, dürfte es nach dem Ausgießen der sechsten Zornesschale sicherlich von besonderem Interesse sein, nunmehr unser Wissen auch über den weiteren Ablauf der Endzeit zu erweitern:
• Nach der großen geistigen Auseinandersetzung zwischen dem naturwissenschaftlichen Materialismus und dem Christentum - welche besonders nach dem zweiten Weltkrieg zum unaufhaltsamen Niedergang der Weltmissionen und zum dramatischem Abfall vom christlichen Glauben geführt hat, - erwarten wir nun, nach dem Ausgießen der sechsten Zornesschale und dem Ende der größten Drangsal aller Zeiten, zunächst die Wiederkunft Christi:
«Denn gleichwie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes. Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler. Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern.» - Matth.24; 27-31.
«Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hieß Treu und Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit…und sein Name heißt das Wort Gottes…
Und ich sah das (siebenköpfige) Tier und die Könige auf Erden und Ihre Heere versammelt, Streit zu halten mit dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heer.
Und das Tier ward gegriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen und die das Bild des Tiers anbeteten; lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte.
Und die andern wurden erwürgt mit dem Schwert des, der auf dem Pferde saß, das aus seinem Munde ging » (Epheser 6;
16-17). - Offb. 19; 11-21.• Sodann wird der Satan, nach dem er und seine Engel nach verlorenem Kampf aus dem Himmel auf die Erde hinabgestürzt worden waren, für tausend Jahre gebunden und in den Abgrund geworfen, «dass er nicht mehr verführen sollte die Heiden (Völker), bis dass vollendet würden tausend Jahre»:
«Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloß ihn und versiegelte oben darauf, dass er nicht mehr verführen sollte die Heiden (Völker), bis dass vollendet würden tausend Jahre; und danach muß er los werden eine kleine Zeit.»
- Offb.20; 1-3.• Und jetzt erst, nachdem der Satan gebunden und für tausend Jahre im Abgrund verschwunden ist, findet «die Erste Auferstehung» statt:
«Und ich sah Stühle, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht; und die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand, diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre. Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass tausend Jahre vollendet wurden.
Dies ist die erste Auferstehung. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung; über solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.»
- Offb.20.Nach allem, was wir erfahren haben, nehmen offenbar an der «Ersten Auferstehung» folgende zwei Gruppen teil:
1. die Märtyrer unten am Brandopferaltar
(Offb.6; 9), die um «des Zeugnisses Jesu und des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren», denen ein weißes Gewand gegeben wurde, und die sich «noch eine kurze Zeit gedulden sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollzählig wären, die so wie sie den Tod erleiden müßten» Offb.6; 9-11; 20; 4.2. «die nicht angebetet haben das Tier und sein Bild und nicht genommen haben sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand»
- Offb.20; 4.
Bei der ersten Gruppe handelt es sich fraglos um diejenigen Toten:
a) die von Abel an bis Johannes dem Täufer wegen des Wortes Gottes willen
hingemordet worden waren;
b) die von Stephanus (Apg.7;
59) bis hin zur Gründung des VölkerbundesWährend bei der ersten Gruppe, «die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen», wohl kaum irgendwelche Unklarheiten bestehen dürften, ist es schon schwieriger, sich von denen, «die nicht angebetet haben das Tier und sein Bild» eine genaue Vorstellung zu machen. Bei ihnen handelt es sich vor allem um diejenigen Christen, die weder den trügerischen Parolen der naturwissenschaftlichen Materialisten geglaubt haben, noch den Irrlehren falscher Propheten (Offb.13;
11-18) gefolgt sind, und zum Lohn für ihr unbeirrtes Ausharren (Matth.24; 13) noch vor «der Beschädigung der Erde, des Meeres und der Bäume mit einem Siegel als Knechte Gottes auf ihren Stirnen gekennzeichnet worden waren». (Offb.7; 2-3).Eine Parallele zur «Versiegelung des geistlichen Israel, das mit dem Blute Jesu aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Völkern und Völkerschaften erkauft worden ist» (Offb.5;
8-10), finden wir im übrigen in der Hesekielweissagung. Dort wurde ein in Linnen gekleideter Mann von Gott beauftragt, «alle Leute in Jerusalem, die über die Greueltaten stöhnen und klagen, die in ihrer Mitte verübt werden, an ihren Stirnen zu kennzeichnen», damit sie vor dem nachfolgenden Strafgericht, das Gott über Jerusalem verhängt hatte, verschont blieben (Hesek.9).Auch die Kinder Israel, die vor dem Auszug aus Ägypten die Türpfosten ihrer Häuser mit dem ‹Blut des Lammes› bestrichen hatten, standen unter Gottes Schutz und wurden so vor dem Schlagen der Erstgeburt bewahrt (2.Mos.12).
Weitere aufschlußreiche Einzelheiten über Art, Umfang und Ort der Auferstehung von den Toten erhalten wir zudem noch aus verschiedenen anderen biblischen Berichten, die uns gleichfalls in der Apokalypse überliefert worden sind:
«Nun hatte ich ein Gesicht: ich sah nämlich das Lamm auf dem Berge Zion stehen und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben trugen. Und ich hörte einen Schall aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines starken Donners: zugleich aber klang der Schall, den ich hörte, wie der von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen. Sie sangen ein neues Lied vor dem Throne und vor den vier Lebewesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied (singen) lernen außer den Hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde erkauft sind. Diese sind es, die sich mit Weibern nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich rein, diese sind es, die dem Lamme nachfolgen, wohin es auch gehen mag. Diese sind aus der Menschheit als Erstlingsgabe für Gott und für das Lamm erkauft worden und in ihrem Munde ist keine Lüge gefunden worden: sie sind ohne Fehl.»
- Offb.14; 1-5.Offensichtlich sind diese «Hundertvierundvierzigtausend, «die den Namen des Lammes und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben tragen» und ein neues Lied vor dem Throne Gottes und vor den vier Lebewesen und den Ältesten singen», identisch mit den «versiegelten Hundertvierundvierzigtausend», die auf Erden mit einem Siegel auf ihren Stirnen gekennzeichnet worden waren (Offb.7;
1-8).Aber Johannes sah nicht nur die «Hundertvierundvierzigtausend, die aus der Menschheit als Erstlingsgabe für Gott und für das Lamm erkauft worden waren», vor dem Throne Gottes stehen, sondern in einem der vorhergehenden Gesichte berichtet er von einer großen Schar aus allen Völkerschaften und Stämmen, Völkern und Sprachen, «die niemand zählen konnte», und die gleichfalls vor dem «Throne Gottes» standen:
«Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Völkerschaften und Stämmen, Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, mit weißen Gewändern angetan und mit Palmzweigen in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: «Die Rettung steht bei unserm Gott, der auf dem Throne sitzt, und bei dem Lamm!»…
Da nahm einer von den Ältesten das Wort und sagte zu mir: «Wer sind wohl diese Weißgekleideten, und woher sind sie gekommen?» Ich erwiderte ihm: «Mein Herr du weißt es». Da sagte er zu mir: «Das sind die, welche aus der großen Trübsal kommen und ihre Kleider gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht haben. Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen ihm bei Tag und bei Nacht in seinem Tempel, und der auf dem Throne Sitzende wird über ihnen wohnen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr haben, und kein Sonnenbrand wird sie jemals treffen noch irgend eine Hitze; denn das Lamm dort mitten vor dem Thron wird sie weiden und sie zu Wasserquellen des Lebens führen, und Gott wird alle Tränen aus ihren Augen abwischen.» - Offb.7;
9-17.
Diese große Schar aus allen Völkerschaften und Stämmen, Völkern und Sprachen, «die mit lauter Stimme riefen: Die Rettung steht bei unserm Gott, der auf dem Throne sitzt, und bei dem Lamm!», gehört offenkundig nicht zu den «versiegelten Hundertvierundvierzigtausend». Doch da sie rechtzeitig dem Rufe Gottes folgend noch «während der Drangsalszeit das sündige Babylon verlassen und ihre Kleider im Blut des Lammes weiß gewaschen hat», wird auch sie an der «Ersten Auferstehung» teilnehmen und gleichfalls «vor dem Throne Gottes stehen», und zwar am «kristallenen (o: gläsernen) Meer», das nach der Offenbarung (4;
6) zur Thronumgebung Gottes gehört. Johannes schreibt:Und ich sah etwas wie ein kristallenes (o: gläsernes) Meer, das mit Feuer durchmengt war, und ich sah die, welche den Sieg über das Tier und sein Bild und über seine Namenszahl errungen hatten, an dem kristallenen Meer stehen, mit Harfen (zum Lobpreis) Gottes in der Hand. Sie sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes mit den Worten: «Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker! Wer sollte sich nicht (vor dir) fürchten, Herr, und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Ja, alle Völker werden kommen und vor dir anbeten; denn deine Rechttaten sind offenbar geworden.» - Offb.15;
1-4.Der Hinweis auf «das Lied Moses», das die Sänger am gläsernen Meer sangen, ist sehr aufschlussreich, da es unverkennbar eine Verbindung zum Auszug der Kinder Israel aus Ägypten herstellt und sicherlich wohl auch darauf hindeuten soll, dass die «Erste Auferstehung von den Toten» sinngemäß mit dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten vergleichbar ist; denn so wie Moses und die Israeliten nach der Durchquerung des Schilfmeeres ein Siegeslied zum Preise des Herrn sangen (2.Mos.15), ebenso werden auch sie, die den Sieg über das Tier und sein Bild erringen, «am gläsernen Meer» zum Lobpreise Gottes das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und auch das Lied des Lammes singen.
Diese auffallende Parallele zwischen den Sängern am Schilfmeer und den Sängern am gläsernen Meer offenbart überdies den Weg, auf dem «Gottes Volk» die neue Welt erreichen wird; denn wie einst Noah und seine Familie durch die Wasser der Sintflut in eine neue Welt gelangten, und die Israeliten auf dem Wege ins gelobte Land auf wunderbare Weise das Schilfmeer durchquerten, ebenso werden auch diejenigen, die an der Ersten Auferstehung teilnehmen, auf wunderbare Weise (1.Kor.15;
50ff) das «Urmeer» zur neuen Welt überwinden, und dort als Könige und Priester mit Christus tausend Jahre herrschen (Offb.20; 4):«Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Tiere und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm und hatten ein jeglicher Harfen und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen. Und sie (= die Heiligen) sangen ein neues Lied, das da lautet: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürget und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Heiden und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden.» - Offb.5;
8-10.
Die Erklärung: «wir werden Könige sein auf Erden», die uns hier auf dem etwas ungewöhnlichen Wege über «die Gebete der Heiligen» übermittelt wird, wirft die Frage auf, auf welcher Erde sie als Könige und Priester Gottes und Christi tausend Jahre lang mit Christus herrschen werden?
Offenbar bereitet diese Frage den verschiedenen Religionsgemeinschaften je nach Glaubensrichtung gewisse Schwierigkeiten. Einige vermuten fälschlich, sie würden ihre Herrschaft vom Himmel her über diese Erde ausüben. Andere wiederum nehmen irrtümlich an, dass sie als Könige und Priester hier, auf einer erneuerten Erde, herrschen würden. Dabei dürfte bei einigem Nachdenken die richtige Antwort gar nicht so schwierig sein, zumal Jesus sie indirekt selbst gegeben hat, als er seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt zum Trost erklärte:
«Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten; und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit da wo ich bin auch ihr seid»
Diese Aussage, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt, belegt in unmissverständlicher Weise, dass «die Auserwählten» keinesfalls entrückt in irgend einem Dunstkreis außerhalb der Erde auf die Wiederherstellung des Paradieses warten müssen. Denn diese kirchlicherseits vertretene Auffassung steht im Widerspruch zu den Worten Jesu, der seinen Jüngern kurz vor seiner Himmelfahrt klar und deutlich erklärt hat, dass er ihnen dort, wo er hingehe, eine Stätte bereiten und sie nach seiner Wiederkunft zu sich nehmen werde, damit da wo er ist, auch sie sein werden (Matth.24;
31). Folglich kann sich diese Stätte nicht hier auf dieser Erde befinden, sondern einzig und allein auf der neuen Erde, die - wie wir wissen - mit der «UR-Erde» des ersten Schöpfungstages identisch ist. Eine durchaus logische Folgerung; zumal Johannes im Geiste genau auf diese «neue Erde» die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen sah, ausgestattet wie eine für ihren Bräutigam geschmückte Braut, eine Stadt, die die Form eines Kubus hat, und deren riesige Kantenlänge gut 2.200 km misst (also mehr als die Entfernung von Berlin nach Moskau), wobei Länge, Breite und Höhe gleich lang sind; eine Stadt also von solch riesigen Ausmaßen, wie wir sie uns wohl kaum auf dieser Erde vorstellen können, zumal sie zu ihrer Erleuchtung weder der Sonne noch des Mondes bedarf; denn «es wird dort keine Nacht mehr geben, und man bedarf auch keines Lampenlichts»:Da kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen (gehabt) hatten, die mit den sieben letzten Plagen gefüllt waren, und richtete die Worte an mich: «Komm, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen!» Hierauf entrückte er mich im Geiste auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel herabkam von Gott her, geschmückt mit der Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war wie der kostbarste Edelstein, wie ein kristallleuchtender Jaspis. Sie hatte eine große, hohe Mauer mit zwölf Toren darin, und auf den Toren zwölf Engel (als Wächter); und Namen waren darangeschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der lsraeliten; drei Tore lagen nach Osten, drei nach Norden, drei nach Süden und drei nach Westen, Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, und auf ihnen standen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes geschrieben.
Der mit mir redende (Engel) hatte als Meßstab ein goldenes Rohr, um die Stadt, sowie ihre Tore und ihre Mauer auszumessen. Die Stadt bildet nämlich ein Viereck, und ihre Länge ist ebenso groß wie die Breite. So maß er denn die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien (= 2200 Kilometer); Länge, Breite und Höhe sind bei ihr gleich. Dann maß er ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das auch Engelmaß ist (1 EIle Ist etwa 0,5 m).-(…) Einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn Gott der Herr, der Allmächtige, ist ihr Tempel und (außerdem) das Lamm. Auch bedarf die Stadt nicht der Sonne und nicht des Mondes zu ihrer Erleuchtung; denn die Herrlichkeit Gottes spendet ihr Licht, und ihre Leuchte ist das Lamm. Die Völker werden in ihrem Lichte wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit in sie hinein. Ihre Tore werden am Tage niemals verschlossen werden, denn Nacht wird es dort nicht mehr geben; und man wird die Herrlichkeit und die Pracht der Völker in sie hineinbringen. Und niemals wird etwas Unreines in sie hineinkommen und niemand, der Greuel und Lüge übt, sondern nur die, welche im Lebensbuche des Lammes verzeichnet stehen…
Es wird dort auch nichts mehr vom Bann (= Fluch) Getroffenes geben, vielmehr wird der Thron Gottes und des Lammes in ihr stehen, und seine Knechte werden ihm dienen und werden sein Angesicht schauen, und sein Name wird auf ihren Stirnen stehen. Es wird dort auch keine Nacht mehr geben, und man bedarf keines Lampenlichts und keines Sonnenlichts; denn Gott der Herr wird ihnen leuchten, und sie werden als Könige in alle Ewigkeit herrschen.
Dann sagte er (d.h. der Engel) zu mir: „Diese Worte sind zuverlässig und wahrhaftig, und der Herr, der Gott der Prophetengeister, hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten anzuzeigen, was in Bälde geschehen muß. Und wisse wohl: ich komme bald! Selig ist, wer die Worte der Weissagung dieses Buches festhält!» Offb.21; 9-27; 22; 3-7.
Aus der Schilderung des Johannes können wir unschwer erkennen, dass es sich bei den Namen der zwölf Stämme lsraels und bei den zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes um diejenigen Könige und Priester Gottes und des Christus handelt, die das «Fundament» des neuen Jerusalem bilden und an der Ersten Auferstehung teilnehmen werden. Wobei die Namen der zwölf Stämme Israels sicherlich stellvertretend für diejenigen stehen, die in vorchristlicher Zeit, von Abel an bis Johannes den Täufer, um des Wortes Gottes willen getötet wurden. Und bei den zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes, die auf den zwölf Grundsteinen der Mauer des neuen Jerusalems geschrieben stehen, sowohl diejenigen gemeint sind, die um des Zeugnisses Jesu willen den Tod erleiden mußten, als auch diejenigen, die weder den fatalen Irrtümern und Lügen falscher Propheten gefolgt sind, noch den trügerischen Verheißungen der politischen Mächte vertraut haben, sondern ihrem Glauben an Gott und Christus trotz aller Anfechtungen bis zum Ende treu geblieben sind.
Und zu guter Letzt bleibt noch die Frage offen, wie sich der Prozess der Ersten Auferstehung im Einzelnen gestalten wird. Die Antwort darauf erhalten wir vom Apostel Paulus, der den genauen Verlauf dieses großen Ereignisses im ersten Korintherbrief ausführlich und überzeugend dargelegt hat:
«Aber, wird mancher fragen: «wie werden die Toten auferweckt, und mit was für einem Leibe erscheinen sie?» …gesät wird ein seelischer (o: natürlicher) Leib, auferweckt ein geistlicher Leib. So gut es einen seelischen (o: natürlichen) Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen.
So steht auch geschrieben: «Der erste Mensch Adam wurde zu einem lebendigen Seelenwesen», der letzte Adam zu einem lebenschaffenden Geisteswesen. Doch nicht das Geistliche kommt dabei zuerst, sondern das Seelische (o: Natürliche), danach erst das Geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde her, ist erdig (o: irdisch), Der zweite Mensch (nämlich Christus) ist himmlischen Ursprungs.
Wie der irdische Mensch (Adam) beschaffen ist, so sind auch die irdischen (Menschen) beschaffen; und wie der himmlische Mensch (Christus) beschaffen ist, so sind auch die himmlischen (Menschen) beschaffen; und wie wir das Bild des irdischen (Adam) an uns getragen haben, so werden wir auch das Bild des himmlischen (Christus) an uns tragen.
Das aber versichere ich (euch), liebe Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben; auch kann das Vergängliche nicht die Unvergänglichkeit ererben.
Seht, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wohl aber werden wir alle verwandelt werden, (und zwar) im Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß; denn die Posaune wird erschallen, und sofort werden die Toten in Unvergänglichkeit auferweckt werden, und wir werden verwandelt werden. Denn dieser vergängliche Leib muß die Unvergänglichkeit anziehen, und dieser sterbliche Leib muß die Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieser vergängliche Leib die Unvergänglichkeit angezogen hat und dieser sterbliche Leib die Unsterblichkeit, dann wird sich das Wort erfüllen, das geschrieben steht: «Verschlungen ist der Tod in Sieg: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?» Der Stachel des Todes ist aber die Sünde, und die Kraft der Sünde liegt im Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg verleiht durch unsern Herrn Jesus Christus!» - 1.Kor.15;
35-57.In der Apokalypse sind die Angaben oft sehr knapp gehalten. Deshalb muß man schon sehr genau achtgeben, um die geschilderten Ereignisse, die teilweise parallel ablaufen, in das Gesamtgeschehen einordnen zu können.
Bei der Beschreibung der Ersten Auferstehung hat Johannes nebenbei erwähnt, dass «die andern Toten nicht wieder lebendig wurden, bis dass tausend Jahre vollendet sind». Sicherlich eine sehr kurze Erklärung, aber dennoch von besonderer Bedeutung, denn durch sie erhalten wir zum ersten Male Aufschluss darüber, was mit all den übrigen Toten geschieht, die vom Anbeginn an gestorben sind und nicht an der ersten Auferstehung teilnehmen werden; Menschen, die vor und nach der Geburt Christi gelebt haben, denen aber niemals das Evangelium vom Reiche Gottes gepredigt worden ist; oder die früh verstorbenen unmündigen Kinder und die nicht entscheidungsfähigen Geisteskranken, die die Botschaft des Evangeliums nicht erfassen konnten. Es muß sich um Milliarden und Abermilliarden von Menschen handeln, die im Laufe der Jahrtausende die Erde bevölkert haben und nun, tausend Jahre nach der Ersten Auferstehung, wieder zum Leben erweckt werden. Johannes bezeichnet sie als «Völker an den vier Ecken der Erde, deren Zahl ist wie die des Sandes am Meer» und schreibt:
«Wenn dann aber die tausend Jahre zu Ende sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis freigelassen werden, und er wird sich aufmachen, um die Völker an den vier Ecken (o: Enden) der Ende zu verführen, den Gog und Magog, um sie zum Kampf zusammenzubringen; deren Zahl ist wie die des Sandes am Meer. Sie zogen dann auf die Breite (o: Hochebene) der Erde hinauf und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Da fiel Feuer vom Himmel herab und verzehrte sie; und ihr Verführer, der Teufel, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, in welchem sich auch das Tier und der Lügenprophet befinden; dort werden sie bei Tag und bei Nacht in alle Ewigkeit gepeinigt werden»
- Offb.20; 7-10.
Zum Schluß erfahren wir nun auch, was bisher immer noch ein großes Geheimnis zu sein schien: Woher kommen nach der Tausendjahrherrschaft Christi die vielen Völker, die vom Satan verführt werden, und die er zum Kampf gegen das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt zusammenbringt? Allgemein ging man bisher davon aus, dass sich alles auf einer erneuerten Erde ereignen wird. Ein Trugschluß, der nur zu unrealistischen und diffusen Deutungen geführt hat.
Nach der Schilderung des Johannes zogen die vom Satan verführten Völker auf die Breite (o: Hochebene) der Erde hinauf, umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Da aber nach unserer Erkenntnis das neue Jerusalem vom Himmel herab auf die «neue Erde» kommt, müssen wir logischerweise davon ausgehen, dass «die andern Toten, die nach tausend Jahren wieder lebendig werden», gleichfalls auf der «neuen Erde» ihre Auferstehung erfahren werden. Denn wo sonst könnten sie, «deren Zahl ist wie die des Sandes am Meer», auf der Breite (o: Hochebene) der Erde hinauf ziehen und das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt umzingeln? Sicherlich nicht auf unserer viel zu kleinen, alten, vom Feuer zerstörten Erde, sondern nur auf der «neuen Erde», deren Abmessungen wir nicht einmal annähernd erahnen können.
Aus dem Bericht des Johannes geht allerdings nicht hervor, ob die Gesamtzahl derjenigen Menschen, die nach den tausend Jahren wieder lebendig werden, sich vom Satan verführen lassen, oder aber ob es unter ihnen eine Anzahl geben wird, die angesichts des Paradieses (Matth.8;
10-12; Lk.13; 28-29) dem Satan die Gefolgschaft verweigern. Wie dem auch sei; fest steht jedenfalls, dass diejenigen, die nach den tausend Jahren wieder zum Leben erwachen und sich dem Satan anschließen, durch Feuer vom Himmel verzehrt werden.Offen bleibt auch die Frage, ob diese Verführten sich später gleichfalls unter denen befinden werden, die am jüngsten Gericht teilnehmen. Vermutlich aber werden alle Toten, von denen es heißt, dass sie nicht wieder lebendig wurden bis tausend Jahre vollendet sind, vorm jüngsten Gericht erscheinen, jedoch mit Ausnahme derer, die bereits an der Ersten Auferstehung teilgenommen haben, und über die der andere Tod keine Gewalt hat.
Und nun erst werden alle Menschen nach ihren Werken gerichtet werden. Darunter vermutlich auch die Toten, die vom Satan verführt und vom Feuer verzehrt worden waren.
Und wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet ist, wird in den Feuersee geworfen, in den zweiten Tot, in dem sich dann bereits der Teufel, der Tod und das Totenreich befinden, sowie das siebenköpfige Tier und der Lügenprophet.
Und ich sah die Toten, die Großen wie die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; dann wurde noch ein anderes Buch aufgeschlagen, nämlich das Buch des Lebens, und die Toten wurden auf Grund dessen gerichtet, was in den Büchern geschrieben stand, (nämlich) nach ihren Werken.
Und das Meer gab die Toten zurück, die es barg, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die sich in ihnen befanden, und sie wurden alle nach ihren Werken gerichtet; hierauf wurden der Tod und das Totenreich in den Feuersee geworfen.
Dies ist der zweite Tod, nämlich der Feuersee; und wenn jemand nicht im Buch des Lebens verzeichnet gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen. Offb.20;
11-15;Wer jedoch im Buche des Lebens verzeichnet steht, der wird nach dem jüngsten Gericht für immer auf der neuen Erde, im Paradiese leben:
«Einen Tempel sah Johannes in der heiligen Stadt Jerusalem nicht; denn Gott der Herr, der Allmächtige, ist ihr Tempel und (außerdem) das Lamm. Auch bedarf die Stadt nicht der Sonne und nicht des Mondes zu ihrer Erleuchtung; denn die Herrlichkeit Gottes spendet ihr Licht, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden in ihrem Lichte wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit in sie hinein. Ihre Tore werden am Tage niemals verschlossen werden, denn Nacht wird es dort nicht mehr geben; und man wird die Herrlichkeit und die Pracht der Völker in sie hineinbringen.
Und niemals wird etwas Unreines in sie hineinkommen und niemand, der Greuel und Lüge übt, sondern nur die, welche im Lebensbuche des Lammes verzeichnet stehen.
Weiter zeigte er mir einen Strom von Wasser des Lebens, klar wie Kristall, der aus dem Throne Gottes und des Lammes hervorfloss. Auf beiden Seiten des Stromes, halbwegs zwischen ihm und den Straßen der Stadt, standen Lebensbäume, die zwölfmal Früchte tragen: in jedem Monat bringen sie ihre Früchte, und die Blätter der Bäume dienen den Völkern zur Heilung.» Offb.21;
22-27; 22; 1-4.A U S K L A N G Dann sah ich einen anderen Engel hoch oben mitten am Himmel fliegen, der den Bewohnern der Erde und allen Völkerschaften und Stämmen, Sprachen und Völkern eine ewiggültige Heilsbotschaft zuverlässig zu verkündigen hatte. Er rief mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre! denn gekommen ist die Stunde seines Gerichts; und betet den an, der den Himmel und die Erde, das Meer und die Wasserquellen erschaffen hat!
1 Das Große Bibellexikon, Bd.1. S.131 R.Brockhaus Verlag Wuppertal, Ausg.: 1987
2 Das Große Bibellexikon, Bd.1. S.160 R.Brockhaus Verlag Wuppertal, Ausg.: 1987
3 Darius der Meder ist mit Gubaru, Statthalter von Babylon gleichzusetzen,
John C. Whitcomb, Darius der Meder, Bibel & Gemeinde - 1980/3, Waldbronn 2
4 Der Neue Brockhaus, 3.Auflage, Bd.3, S.464
5 Das Wissen des 20.Jahrhunderts, Bd.3, S.355, herausgegeben vom
Institut für Bildung und Wissen, Köln-Rheda-Salzburg 1959
6 Altertümer, Flavius Josephus, Fourier Verlag Wiesbaden - I.Band, Buch XI, S.4
7/8 Das Wissen des 20.Jahrhunderts, Bd.3, S.355 s.o.
9 Geschichte Israels, J.Bright, Düsseldorf 1966, S.437-443
10 Bertelsmann Bildungsbuch, S.1347
11 Das Wissen des 20.Jahrhunderts, Bd.4, S.635 s.o.
12 Der Neue Brockhaus, 3.Aufl., Bd.4, S.93
13 Großes Konversationslexikon, 1905, 6.Aufl., Bd.9, S.77
14 Enzyklopädisches Lexikon - Mannheim 1974, 9.Aufl., Band 11, S.619
15 Das Wissen des 20.Jahrhunderts, Bd.1, S.954 s.o.
16 Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd.9, S.289
17 1871 Berlin Paris, Reichshauptstadt und Hauptstadt der Welt, S.30, Pierre-Paul Sagave
17a Hubertus Prinz zu Löwenstein, DEUTSCHE GESCHICHTE;
Sonderausgabe für Gondrom Verlag GmbH & Co. KG,
Bindlach 1990 © 1976 by F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung München Berlin
18 Das Wissen des 20.Jahrhunderts, Bd.6, S.296 s.o.
19 Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd.24, S.662
20 Das Wissen des 20.Jahrhunderts, Bd.6, S.296 s.o.
21 Verlagshandlung der Anstalt Bethel, 1922
22 A HISTORY OF THE LEAGUE OF NATIONS; WALTERS; Oxford University Press,
Ely House, London W 1, 1950
23 J.F.Rutherford: "Licht" Bd.2, S.91, Internationale Bibelforscher-Vereinigung Wachtturm
Bibel- u.Traktat-Gesellschaft, (Magdeburg 1930)
24 "Gott bleibt wahrhaftig", S.272, Watchtower Bible and Tract Society, Inc.
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25 J.F.Rutherford: "Licht" Bd.1, S.208 und 210, Internationale Bibelforscher-Vereinigung Wachtturm
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26 "Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet" S.317, Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft
Deutscher Zweig, e.V. Wiesbaden 1970
27 "Die Offenbarung - Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!" S.167 und 169,
Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft Deutscher Zweig, e.V., Selters/Taunus 1988
28 "Babylon die Große ist gefallen!", S.454/455, Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft
Deutscher Zweig, e.V. Wiesbaden 1965
29 "Dein Königreich komme", Anhang S.188/189, Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft
Deutscher Zweig, e.V., Selters/Taunus 1981
30 DIE BIBEL, Copyright © 1975 bei Andreas & Andreas, Verlagsbuchhandel, Salzburg (S.418/419)
31 Die erste Schöpfung - Noah, Jakob Kroeker, © 1958 by Brunnen-Verlag, Gießen (S.45 u. 50)
32 Jüdischer Glaube, Herausgeber Kurt Wilhelm, C.A. Koch's Verlag Nachf., Darmstadt (S.233/234)
33 PM-Magazin, Heft 5/1980
34 Steven Weinberg "Die ersten drei Minuten" © R.Piper & Co. Verlag, München 1977, (S.24)
35 Steven Weinberg "Die ersten drei Minuten" © R.Piper & Co. Verlag, München 1977, (S.55/56)
36 Ideen des exakten Wissens, Heft 11/1968 (S.15)
37 Steven Weinberg "Die ersten drei Minuten" © R.Piper & Co. Verlag, München 1977, (S.152)
38 Peter v.d. Osten-Sacken "Die neue Kosmologie", 2. Auflage 1976 Copyright © 1974
by Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und Wien (S284/285)
BÜCHERVERZEICHNIS:
• Cambridge Enzyklopädie der Astronomie, Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh 1978.
• "Daniel Staatsmann und Prophet", Brunnen-Verlag, Gießen 1967, 4. Auflage, Jakob Kroeker.
• Das Bertelsmann Bildungsbuch, C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1956/58, 7. Auflage.
• Das Große Duden-Lexikon, Bibliographisches Institut AG, Mannheim 1969, 2. Auflage.
• "Das lmperium der Päpste", Werner Classen Verlag, Zürich 1977, Hans Kühner.
• "Der Katholizismus" aus: "Die großen Religionen der Welt", 10 Bände, 1973
Deutsche Übersetzung, Edito-Service S.A., Genf, George Brantl.
• Der Neue Brockhaus, 1958/59 F.A. Brockhaus, Wiesbaden, 3. Auflage. 1973/75
F.A. Brockhaus, Wiesbaden, 5. Auflage.
• "Die Erben Roms" , Econ Verlag GMBH, Düsseldorf-Wien 1967, Lizenzausgabe, Rudolf Pörtner.
• "Die Kirche lebt - Der Weg der Christen durch zwei Jahrtausende", Oncken Verlag,
Wuppertal u. Kassel 1978, 3. Auflage, Günther S. Wegener.
•
Dr. Gerhard Maier, "Der Prophet Daniel", Wuppertaler Studienbibel© 1982 R. Brockhaus Verlag Wuppertal)
• "2000 Jahre Christentum", Lizenzausgabe 1983, Manfred Pawlak
Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching,
• "Kosmos plus minus", Ehrenwirth-Verlag, München 1971, Peter von der Osten-Sacken.
• Lexikon zur Bibel , R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1960, 2. Aufl. der Volksausgabe 1973
• Meyers Enzyklopädisches Lexikon , Bibliographisches Institut AG, Mannheim 1971/79, 9. Auflage.
• Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig und Wien 1902/O9,
Bibliographisches Institut, 6. Auflage.
• Neues Grosses Volkslexikon, Fackelverlag G. Bowitz GMBH, Stuttgart 1979
• Reader's Digest Universallexikon, Verlag Das Beste GMBH, Stuttgart-Zürich-Wien.
• "Realienbuch für den Arbeitsunterricht", Ausgabe A, Nr. 101, L.Kahnmeyer u. H. Schulze.
• Die Bibel, Andreas Verlag, Salzburg 1976, Hrsg. Sr. Dr. M. Prager OSB/
Univ.-Doz. Dr. G. Stemberger.
In dem Buch "Die Kirche lebt - Der Weg der Christen durch zwei Jahrtausende" (S.66ff) - beleuchtet Günther S. Wegener den historischen Hintergrund, vor dem die zu zutiefst verabscheuungswürdige und beschämende Entwicklungsgeschichte der blasphemischen "Trinitätslehre" erst ermöglicht wurde: «…Ganz deutlich zeigt sich diese völlig veränderte Lage der Kirche in dem großen Lehrstreit um die Gottheit Christi, im so genannten arianischen Streit. ...Die Gegensätze verschärfen sich, die Fronten versteifen sich. Bis weit nach Westen hinüber schlagen die Wogen der Erregung. Die Kirche ist wieder einmal in Gefahr, gespalten zu werden. Diesmal wegen der zentralen Frage nach der Gottheit Christi. Zu allem Überfluss bildet sich zwischen den Arianern und den Anhängern des Athanasius, die man bald als „Orthodoxe" bezeichnet, noch eine dritte Partei. Sie steht etwa in der Mitte, jedoch etwas näher bei Arius und fußt im wesentlichen auf den Ansichten des Origenes. Ihr Führer ist der bereits erwähnte Eusebius, und diese Partei ist schon binnen kurzer Zeit bei weitem in der Mehrheit. Dem Kaiser bleiben diese Dinge nicht verborgen, und sie sind ihm äußerst unangenehm. Er kann keine gespaltene, in sich uneinige Kirche gebrauchen. Um seine Ziele zu erreichen, bedarf er der einigen, starken Kirche, die ihn unterstützt. So hält er die Zeit für gekommen, selbst einzugreifen. Er beruft eine Synode ein. Es ist die erste der sogenannten Kaisersynoden, wie sie in den ersten achthundert Jahren für die Geschicke der Kirche bestimmend bleiben sollen. Als Ort wählt Konstantin seinen eigenen Palast in Nicäa in Bithynien. Man schreibt das Jahr 325. Der erstaunten Welt bietet sich ein erhebendes Schauspiel: Über 250 Bischöfe reisen an, und zwar auf Staatskosten. Sie nehmen Quartier in Nicäa und versammeln sich im kaiserlichen Palast. Und dann geschieht das Erstaunlichste: Der Kaiser selbst, im prunkvollen Ornat, in all dem Glanz und der Herrlichkeit seines Regimentes, übernimmt den Vorsitz. Wem angesichts dieses strahlenden Auftrittes noch die geringsten Zweifel am Ausgang der Synode bleiben sollten, der wäre zu bedauern: Diese Synode wird so entscheiden, wie der Kaiser es wünscht. Und sie entscheidet so. Übrigens trägt Konstantin bewundernswürdige Geduld und Langmut zur Schau, denn was sich hinter den Kulissen dieser Synode ab spielt, ist alles andere als schön. Die geistlichen Herren scheuen sich nicht, dem Kaiser hintenherum allerlei Zettelchen und Brieflein zuzustecken, in denen sie ihre Gegner nach Kräften verleumden. Aber Konstantin erweist sich als großer Monarch: Er läßt die Schmähschriften verbrennen, ohne nur ein Wort darüber zu verlieren. Da die Anhänger des Eusebius, also die schon erwähnte „Mittelpartei", in der Überzahl sind, neigt sich im Verlaufe der Synode das Zünglein an der Waage bedenklich dem Arius zu. Das aber paßt dem Kaiser aus irgendwelchen Gründen nicht, und so fällt er schließlich seinen Machtspruch: Athanasius hat recht! Und dabei bleibt es… Aber ganz so einfach, wie sich Konstantin die Lösung kirchlicher Streitfragen gedacht hat, ist die Sache nun doch wieder nicht. Mit der Verbannung des Arius ist die Auseinandersetzung durchaus nicht zu Ende. Im Gegenteil, von seinen Anhängern wird der Streit um so erbitterter fortgeführt. Sie wenden alle möglichen diplomatischen Künste an und stecken sich hinter die schwerkranke Schwester des Kaisers, Konstantia. Tatsächlich erreichen sie eine Wiederaufnahme des Verfahrens und die Einberufung einer neuen Synode, diesmal nach Tyrus Und jetzt zeigt sich die ganze Fragwürdigkeit dieser Kaisersynoden: Diesmal entscheidet Konstantin in genau entgegengesetzter Weise, dasselbe Schauspiel wie in Nicäa rollt ab, nur diesmal mit umgekehrtem Vorzeichen. Diesmal wird Athanasius verbannt und Arius mit allen Ehren wieder in sein Amt eingesetzt. Freilich soll Arius diese unerwartete Gunst des Kaisers nicht mehr genießen. Er wird zwar einmal an den Hof geladen und aufs gnädigste empfangen, doch kaum ist er wieder auf der Straße, als er mit allen Anzeichen einer Vergiftung zusammenbricht und auf schmachvolle Weise in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt stirbt. Genaues über die Hintergründe dieses plötzlichen Todes wissen wir nicht. Vielleicht hat einer der kaiserlichen Beamten geglaubt, auf solche Weise kirchliche Lehrfragen am raschesten zu lösen? Kurzum, die Vorgänge um diese beiden Synoden sind ein beschämendes Beispiel für die Methoden, mit denen man nun ernsthafte theologische Fragen angeht. Während beider Konzilien arbeitet man mit den verabscheuungswürdigsten Mitteln: Verleumdung, falschem Zeugnis, ungerechter Anklage, Intrige, Absetzung, Verbannung, Mord. All dies wird zum Kampfmittel in der Hand christlicher Bischöfe, die um die Gunst ihres kaiserlichen Herrn buhlen. Arius bringt einen großen Teil seiner Amtszeit in der Verbannung zu. Auch Athanasius wird im ganzen fünfmal aus seiner Heimat vertrieben. Diese Vorgänge sind um so betrüblicher, als es bei dem arianischen Streit tatsächlich um ein Kernstück christlicher Lehre und christlichen Bekenntnisses geht. Man gewinnt den Eindruck, als hätte man hier Fragen, die man in aller Stille und in geistiger Konzentration im Hören auf das Zeugnis der Bibel hätte lösen müssen, mit höfischem Intrigenspiel und brutaler Gewalt zu Ende bringen wollen. Um die Mitte des 4.Jahrhunderts hat es den Anschein, als sollte der Arianismus endgültig die Bekenntnisform der katholischen Kirche werden. Erst im Jahre 381 fällt die letzte Entscheidung, diesmal unter Kaiser Theodosius in Konstantinopel, und diesmal unabänderlich zugunsten des Athanasius und damit des Nicänischen Glaubensbekenntnisses. Was in der Zwischenzeit an Ränken gesponnen, an nackter Gewalt ein gesetzt wird, ist so unbeschreiblich, dass man auf Einzelheiten gern verzichtet. Erwähnenswert ist lediglich. dass der Arianismus sich auch nach der Synode von Konstantinopel noch lange Zeit hält, vor allem unter den Ostgermanen.»
A N H A N G 1a
Die Ausgießung der Zornesschalen durch sieben Engel *) Offenbarung 15; 1 - 16; 21 Die Schalenreihe läuft deutlich mit der Trompetenreihe parallel. Zunächst schaut Johannes wieder ein Vorspiel im Himmel, dann nach einer Überleitung ohne Unterbrechung die ersten sechs Gerichtsvisionen und nach einer Einschaltung das siebte Gericht. Über diesen gleichförmigen Aufbau hinaus fallen auch noch die gleichen Stichworte in den Reihen auf, in der folgenden Übersicht durch Sperrdruck hervorgehoben:
Trompetengesichte 8,2 Einführung der Trompetenengel. 8,3-5 Vorspiel im Himmel: Beziehung der Trompetenengel. 8,6 Überleitung zu den Trompetenvisionen. 8,7 Erste Trompete: Hagel und Feuer werden a u f d i e E r d e geworfen. 8,8-9 Zweite Trompete: Ein Drittel des M e e r e s wird zu B l u t. 8,10-11 Dritte Trompete: Ein Drittel der F l ü s s e u n d Q u e l l e n wird zu Wermut. 8, 12 Vierte Trompete: Die S o n n e und die Gestirne werden zu einem Drittel verfinstert. 9,1-12 Fünfte Trompete: Heuschrecken v e r f i n s t e r n die Sonne und verursachen Q u a l e n der Menschen. 9,13-21 Sechste Trompete: Die vier Engel am E u p h r a t werden losgebunden. 10,1-11,14 Zwischenstück: Die Gemeinden in den Gerichten 11,15-19 Siebte Trompete: B l i t z e, S t i m m e n, D o n n e r, E r d b e b e n, H a g e l. 12,1-14, 20 Anhänge. |
15,1 Einführung der Schalenengel. 15,2-8 Vorspiel im Himmel: Beziehung der Schalenengel zum neuen Lied der Sieger. 16,1 Überleitung zu den Schalenvisionen. 16,2 Erste Schale: Sie wird a u f d i e E r d e gegossen. 16,3 Zweite Schale: Das M e e r wird zu B l u t. 16,4 Dritte Schale: F l ü s s e u n d Q u e l l e n werden zu Blut. 16,8-9 Vierte Schale: Die S o n n e versengt die Menschen mit Feuer. 16,10-11 Fünfte Schale: Das Reich des Tieres wird v e r f i n s t e r t, Q u a l e n befallen die Menschen. 16,12-14, 16 Sechste Schale: Sie wird auf den g r o ß e n F l u ß E u p h r a t ausgegossen. 16,15 Zwischenruf an die Gemeinde in den Gerichten 16,17-21 Siebte Schale: B l i t z e, S t i m m e n D o n n e r, E r d b e b e n, H a g e l. 17,1-22,5 Anhänge. |
*) Quelle: «Die Offenbarung des Johannes 2. Teil, erklärt von Adolf Pohl, Wuppertaler Studienbibel, R.Brockhaus Verlag, Wuppertal, S.170.»
© Helmut Seeger